Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Hauptbeschreibung ersten Theils achtes Buch.
[Spaltenumbruch] ihnen die Art und Weise, wie der Cam-
pher
zu läutern oder zu reinigen, in sei-
nem Buche aufgezeichnet: wahrschein-
lich haben sie es nicht gewust, oder mit
Fleiß nichts davon melden wollen. Wie-
wohl ich nimmermehr glauben kan, daß
sie, wofern sie etwas darum gewust hät-
ten, solches nicht solten kund gemachet
haben, vielweniger aber gemeldet, der
Campher rinne aus einem Baume, so
wie wir ihn verkauffen; welches doch
weit genug von der Wahrheit entfer-
net ist, indem der rohe Campher, wie
er aus dem Baume gedrungen, in Stü-
cken von unterschiedlicher Grösse ist, die
dem weissen Saltze gantz und gar ähn-
lich sehen, und ziemlich schmutzig sind:
da hingegen der, den wir verkauffen,
weiß, klar und durchsichtig ist, in Form
der Topfstürtzen, welches denn genug-
sam zu erkennen giebt, daß er zugerichtet
worden, und nicht sey, wie er vom
Baume gekommen. Zudem, so habe
ich selbst beyde Sorten, den rohen und
den ich selbst geläutert: bin auch bereit,
iederman, der es verlanget, die Wahr-
heit dieser Sache sehen zu lassen. Da-
mit man aber dessen noch gewisser seyn
möge, als will ich hiemit die Art und
Weise, wie der Campher zu läutern, be-
kannt machen, und offenbaren, welche
mir von keinem Menschen ist gesaget
worden, sondern ich selbst ausgearbeitet
und erfunden habe.

Man läutert demnach den Cam-
pher,
oder reiniget ihn, indem man ihn
in eine Retorte oder ein anderes Subli-
mirgefäß thut, wenn er vorher zerstos-
sen worden; füllet die Helfte desselbigen
mit diesem Pulver an, und verstopfet es
darauf nur schlecht hin. Hernach setzt
man es auf ein klein Feuer, so erhebt
sich das subtilste vom Campher alsobald,
und henckt sich oben an. Wann also die
sublimation zu Ende, findet man einen
schönen, weissen, durchsichtigen Cam-
pher/
der dicker oder dünner ist, nach-
dem nämlich viel roher Campher dazu
genommen worden. Nach der sublima-
tion
bleibt das Caput mortuum, welches
nichts mehr nütze, am Boden zurücke.
Auch findet sich bey dem geläuterten
Campher ein überaus weisser Campher
in gantz kleinen Körnern, welcher wie
es scheinet, nicht wie der andere, zusam-
men wachsen können. Dieweil nun der
[Spaltenumbruch] rohe Campher bey uns nicht seltsam,
so wäre eben nicht mehr nöthig, daß sel-
biger unumgänglich durch der Hollän-
der Hände gehen müste: auch dürften
wir uns nicht ferner genöthiget befin-
den, unsere Zuflucht zu ihnen zu neh-
men, wenn wir gereinigten Campher
verlangen, es sey zur Artzney, oder
für andere Leute, die ihn brauchen, z. E.
Feuerwerck zu machen, oder andere
Dinge, dazu er erfodert wird. Jch kan
auch nicht unterlassen zu berichten, daß
mich ein guter Freund wegen Läute-
rung des Camphers versichert, wie daß
man von den Holländern 100. Pfund
geläuterten Campher für 100. Pfund
rohen Campher bekomme, wenn man
ihnen 25. Francken zugiebet. Jch für
mein Theil gestehe, daß ich nicht wisse,
wie sie es thun können, habe auch, ohn-
geachtet ich mich sehr darum bemühet,
nichts davon erfahren können.

Dem aber sey wie ihm wolle, ich sa-
ge, daß man den Campher erwehlen
solle, welcher am weissesten und klärsten,
der auch, so wenig immer seyn kan,
fleckigt oder zerbröckelt sey: obgleich die
kleinen Stücken eben so schön und gut zu
gebrauchen sind, als die grossen. Dem
Autor des Dictionarii Pharmacevtici darff
niemand glauben, wenn er angemer-
cket, daß der Campher, weil er so gar rar
und theuer, verfälschet werde. Allein,
ich frage ihn, was es doch wohl für Ma-
terialien seyen, die einer so reinen Sa-
che, als der Campher ist, könten zuge-
setzet werden? Mag demnach dieser zu-
gleich mit denen andern hinstreichen;
denn dieser ist es nicht alleine, sondern es
sind bey nahe alle Capitel desselbigen
Buches, welche von Materialien han-
deln, falsch. Derohalben darff man
ihm auch keinen Glauben zustellen,
wann er spricht, der Campher über-
komme seine weisse Farbe, wenn er ge-
kocht, und an der Sonne, oder durch des
Feuers Hitze gereiniget würde. Recht
aber hat er, wenn er gemeldet, es käme
der auf solche Weise gereinigte Cam-
pher gar selten zu uns, denn ich gäntzlich
glaube, daß weder er, noch iemahls ein
einiger Mensch dergleichen beym Feuer
oder an der Sonnen gekochten Cam-
pher gesehen. Noch weniger aber ist
ihm Glauben zu geben, wenn er geden-
cket, man erkenne den Campher, wenn

man
A a 2

Hauptbeſchreibung erſten Theils achtes Buch.
[Spaltenumbruch] ihnen die Art und Weiſe, wie der Cam-
pher
zu laͤutern oder zu reinigen, in ſei-
nem Buche aufgezeichnet: wahrſchein-
lich haben ſie es nicht gewuſt, oder mit
Fleiß nichts davon melden wollen. Wie-
wohl ich nimmermehr glauben kan, daß
ſie, wofern ſie etwas darum gewuſt haͤt-
ten, ſolches nicht ſolten kund gemachet
haben, vielweniger aber gemeldet, der
Campher rinne aus einem Baume, ſo
wie wir ihn verkauffen; welches doch
weit genug von der Wahrheit entfer-
net iſt, indem der rohe Campher, wie
er aus dem Baume gedrungen, in Stuͤ-
cken von unterſchiedlicher Groͤſſe iſt, die
dem weiſſen Saltze gantz und gar aͤhn-
lich ſehen, und ziemlich ſchmutzig ſind:
da hingegen der, den wir verkauffen,
weiß, klar und durchſichtig iſt, in Form
der Topfſtuͤrtzen, welches denn genug-
ſam zu erkennen giebt, daß er zugerichtet
worden, und nicht ſey, wie er vom
Baume gekommen. Zudem, ſo habe
ich ſelbſt beyde Sorten, den rohen und
den ich ſelbſt gelaͤutert: bin auch bereit,
iederman, der es verlanget, die Wahr-
heit dieſer Sache ſehen zu laſſen. Da-
mit man aber deſſen noch gewiſſer ſeyn
moͤge, als will ich hiemit die Art und
Weiſe, wie der Campher zu laͤutern, be-
kannt machen, und offenbaren, welche
mir von keinem Menſchen iſt geſaget
worden, ſondern ich ſelbſt ausgearbeitet
und erfunden habe.

Man laͤutert demnach den Cam-
pher,
oder reiniget ihn, indem man ihn
in eine Retorte oder ein anderes Subli-
mirgefaͤß thut, wenn er vorher zerſtoſ-
ſen worden; fuͤllet die Helfte deſſelbigen
mit dieſem Pulver an, und verſtopfet es
darauf nur ſchlecht hin. Hernach ſetzt
man es auf ein klein Feuer, ſo erhebt
ſich das ſubtilſte vom Campher alſobald,
und henckt ſich oben an. Wann alſo die
ſublimation zu Ende, findet man einen
ſchoͤnen, weiſſen, durchſichtigen Cam-
pher/
der dicker oder duͤnner iſt, nach-
dem naͤmlich viel roher Campher dazu
genommen worden. Nach der ſublima-
tion
bleibt das Caput mortuum, welches
nichts mehr nuͤtze, am Boden zuruͤcke.
Auch findet ſich bey dem gelaͤuterten
Campher ein uͤberaus weiſſer Campher
in gantz kleinen Koͤrnern, welcher wie
es ſcheinet, nicht wie der andere, zuſam-
men wachſen koͤnnen. Dieweil nun der
[Spaltenumbruch] rohe Campher bey uns nicht ſeltſam,
ſo waͤre eben nicht mehr noͤthig, daß ſel-
biger unumgaͤnglich durch der Hollaͤn-
der Haͤnde gehen muͤſte: auch duͤrften
wir uns nicht ferner genoͤthiget befin-
den, unſere Zuflucht zu ihnen zu neh-
men, wenn wir gereinigten Campher
verlangen, es ſey zur Artzney, oder
fuͤr andere Leute, die ihn brauchen, z. E.
Feuerwerck zu machen, oder andere
Dinge, dazu er erfodert wird. Jch kan
auch nicht unterlaſſen zu berichten, daß
mich ein guter Freund wegen Laͤute-
rung des Camphers verſichert, wie daß
man von den Hollaͤndern 100. Pfund
gelaͤuterten Campher fuͤr 100. Pfund
rohen Campher bekomme, wenn man
ihnen 25. Francken zugiebet. Jch fuͤr
mein Theil geſtehe, daß ich nicht wiſſe,
wie ſie es thun koͤnnen, habe auch, ohn-
geachtet ich mich ſehr darum bemuͤhet,
nichts davon erfahren koͤnnen.

Dem aber ſey wie ihm wolle, ich ſa-
ge, daß man den Campher erwehlen
ſolle, welcher am weiſſeſten und klaͤrſten,
der auch, ſo wenig immer ſeyn kan,
fleckigt oder zerbroͤckelt ſey: obgleich die
kleinen Stuͤcken eben ſo ſchoͤn und gut zu
gebrauchen ſind, als die groſſen. Dem
Autor des Dictionarii Pharmacevtici darff
niemand glauben, wenn er angemer-
cket, daß der Campher, weil er ſo gar rar
und theuer, verfaͤlſchet werde. Allein,
ich frage ihn, was es doch wohl fuͤr Ma-
terialien ſeyen, die einer ſo reinen Sa-
che, als der Campher iſt, koͤnten zuge-
ſetzet werden? Mag demnach dieſer zu-
gleich mit denen andern hinſtreichen;
denn dieſer iſt es nicht alleine, ſondern es
ſind bey nahe alle Capitel deſſelbigen
Buches, welche von Materialien han-
deln, falſch. Derohalben darff man
ihm auch keinen Glauben zuſtellen,
wann er ſpricht, der Campher uͤber-
komme ſeine weiſſe Farbe, wenn er ge-
kocht, und an der Sonne, oder durch des
Feuers Hitze gereiniget wuͤrde. Recht
aber hat er, wenn er gemeldet, es kaͤme
der auf ſolche Weiſe gereinigte Cam-
pher gar ſelten zu uns, denn ich gaͤntzlich
glaube, daß weder er, noch iemahls ein
einiger Menſch dergleichen beym Feuer
oder an der Sonnen gekochten Cam-
pher geſehen. Noch weniger aber iſt
ihm Glauben zu geben, wenn er geden-
cket, man erkenne den Campher, wenn

man
A a 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0297"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hauptbe&#x017F;chreibung er&#x017F;ten Theils achtes Buch.</hi></fw><lb/><cb n="373"/>
ihnen die Art und Wei&#x017F;e, wie der <hi rendition="#fr">Cam-<lb/>
pher</hi> zu la&#x0364;utern oder zu reinigen, in &#x017F;ei-<lb/>
nem Buche aufgezeichnet: wahr&#x017F;chein-<lb/>
lich haben &#x017F;ie es nicht gewu&#x017F;t, oder mit<lb/>
Fleiß nichts davon melden wollen. Wie-<lb/>
wohl ich nimmermehr glauben kan, daß<lb/>
&#x017F;ie, wofern &#x017F;ie etwas darum gewu&#x017F;t ha&#x0364;t-<lb/>
ten, &#x017F;olches nicht &#x017F;olten kund gemachet<lb/>
haben, vielweniger aber gemeldet, der<lb/><hi rendition="#fr">Campher</hi> rinne aus einem Baume, &#x017F;o<lb/>
wie wir ihn verkauffen; welches doch<lb/>
weit genug von der Wahrheit entfer-<lb/>
net i&#x017F;t, indem der <hi rendition="#fr">rohe Campher,</hi> wie<lb/>
er aus dem Baume gedrungen, in Stu&#x0364;-<lb/>
cken von unter&#x017F;chiedlicher Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e i&#x017F;t, die<lb/>
dem wei&#x017F;&#x017F;en Saltze gantz und gar a&#x0364;hn-<lb/>
lich &#x017F;ehen, und ziemlich &#x017F;chmutzig &#x017F;ind:<lb/>
da hingegen der, den wir verkauffen,<lb/>
weiß, klar und durch&#x017F;ichtig i&#x017F;t, in Form<lb/>
der Topf&#x017F;tu&#x0364;rtzen, welches denn genug-<lb/>
&#x017F;am zu erkennen giebt, daß er zugerichtet<lb/>
worden, und nicht &#x017F;ey, wie er vom<lb/>
Baume gekommen. Zudem, &#x017F;o habe<lb/>
ich &#x017F;elb&#x017F;t beyde Sorten, den rohen und<lb/>
den ich &#x017F;elb&#x017F;t gela&#x0364;utert: bin auch bereit,<lb/>
iederman, der es verlanget, die Wahr-<lb/>
heit die&#x017F;er Sache &#x017F;ehen zu la&#x017F;&#x017F;en. Da-<lb/>
mit man aber de&#x017F;&#x017F;en noch gewi&#x017F;&#x017F;er &#x017F;eyn<lb/>
mo&#x0364;ge, als will ich hiemit die Art und<lb/>
Wei&#x017F;e, wie der Campher zu la&#x0364;utern, be-<lb/>
kannt machen, und offenbaren, welche<lb/>
mir von keinem Men&#x017F;chen i&#x017F;t ge&#x017F;aget<lb/>
worden, &#x017F;ondern ich &#x017F;elb&#x017F;t ausgearbeitet<lb/>
und erfunden habe.</p><lb/>
              <p>Man la&#x0364;utert demnach den <hi rendition="#fr">Cam-<lb/>
pher,</hi> oder reiniget ihn, indem man ihn<lb/>
in eine Retorte oder ein anderes Subli-<lb/>
mirgefa&#x0364;ß thut, wenn er vorher zer&#x017F;to&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en worden; fu&#x0364;llet die Helfte de&#x017F;&#x017F;elbigen<lb/>
mit die&#x017F;em Pulver an, und ver&#x017F;topfet es<lb/>
darauf nur &#x017F;chlecht hin. Hernach &#x017F;etzt<lb/>
man es auf ein klein Feuer, &#x017F;o erhebt<lb/>
&#x017F;ich das &#x017F;ubtil&#x017F;te vom Campher al&#x017F;obald,<lb/>
und henckt &#x017F;ich oben an. Wann al&#x017F;o die<lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;ublimation</hi> zu Ende, findet man einen<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;nen, wei&#x017F;&#x017F;en, durch&#x017F;ichtigen <hi rendition="#fr">Cam-<lb/>
pher/</hi> der dicker oder du&#x0364;nner i&#x017F;t, nach-<lb/>
dem na&#x0364;mlich viel roher Campher dazu<lb/>
genommen worden. Nach der <hi rendition="#aq">&#x017F;ublima-<lb/>
tion</hi> bleibt das <hi rendition="#aq">Caput mortuum,</hi> welches<lb/>
nichts mehr nu&#x0364;tze, am Boden zuru&#x0364;cke.<lb/>
Auch findet &#x017F;ich bey dem gela&#x0364;uterten<lb/>
Campher ein u&#x0364;beraus wei&#x017F;&#x017F;er Campher<lb/>
in gantz kleinen Ko&#x0364;rnern, welcher wie<lb/>
es &#x017F;cheinet, nicht wie der andere, zu&#x017F;am-<lb/>
men wach&#x017F;en ko&#x0364;nnen. Dieweil nun der<lb/><cb n="374"/> <hi rendition="#fr">rohe Campher</hi> bey uns nicht &#x017F;elt&#x017F;am,<lb/>
&#x017F;o wa&#x0364;re eben nicht mehr no&#x0364;thig, daß &#x017F;el-<lb/>
biger unumga&#x0364;nglich durch der Holla&#x0364;n-<lb/>
der Ha&#x0364;nde gehen mu&#x0364;&#x017F;te: auch du&#x0364;rften<lb/>
wir uns nicht ferner geno&#x0364;thiget befin-<lb/>
den, un&#x017F;ere Zuflucht zu ihnen zu neh-<lb/>
men, wenn wir gereinigten Campher<lb/>
verlangen, es &#x017F;ey zur Artzney, oder<lb/>
fu&#x0364;r andere Leute, die ihn brauchen, z. E.<lb/>
Feuerwerck zu machen, oder andere<lb/>
Dinge, dazu er erfodert wird. Jch kan<lb/>
auch nicht unterla&#x017F;&#x017F;en zu berichten, daß<lb/>
mich ein guter Freund wegen La&#x0364;ute-<lb/>
rung des Camphers ver&#x017F;ichert, wie daß<lb/>
man von den <hi rendition="#fr">Holla&#x0364;ndern</hi> 100. Pfund<lb/>
gela&#x0364;uterten Campher fu&#x0364;r 100. Pfund<lb/>
rohen Campher bekomme, wenn man<lb/>
ihnen 25. Francken zugiebet. Jch fu&#x0364;r<lb/>
mein Theil ge&#x017F;tehe, daß ich nicht wi&#x017F;&#x017F;e,<lb/>
wie &#x017F;ie es thun ko&#x0364;nnen, habe auch, ohn-<lb/>
geachtet ich mich &#x017F;ehr darum bemu&#x0364;het,<lb/>
nichts davon erfahren ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
              <p>Dem aber &#x017F;ey wie ihm wolle, ich &#x017F;a-<lb/>
ge, daß man den <hi rendition="#fr">Campher</hi> erwehlen<lb/>
&#x017F;olle, welcher am wei&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten und kla&#x0364;r&#x017F;ten,<lb/>
der auch, &#x017F;o wenig immer &#x017F;eyn kan,<lb/>
fleckigt oder zerbro&#x0364;ckelt &#x017F;ey: obgleich die<lb/>
kleinen Stu&#x0364;cken eben &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n und gut zu<lb/>
gebrauchen &#x017F;ind, als die gro&#x017F;&#x017F;en. Dem<lb/>
Autor des <hi rendition="#aq">Dictionarii Pharmacevtici</hi> darff<lb/>
niemand glauben, wenn er angemer-<lb/>
cket, daß der Campher, weil er &#x017F;o gar rar<lb/>
und theuer, verfa&#x0364;l&#x017F;chet werde. Allein,<lb/>
ich frage ihn, was es doch wohl fu&#x0364;r Ma-<lb/>
terialien &#x017F;eyen, die einer &#x017F;o reinen Sa-<lb/>
che, als der <hi rendition="#fr">Campher</hi> i&#x017F;t, ko&#x0364;nten zuge-<lb/>
&#x017F;etzet werden? Mag demnach die&#x017F;er zu-<lb/>
gleich mit denen andern hin&#x017F;treichen;<lb/>
denn die&#x017F;er i&#x017F;t es nicht alleine, &#x017F;ondern es<lb/>
&#x017F;ind bey nahe alle Capitel de&#x017F;&#x017F;elbigen<lb/>
Buches, welche von Materialien han-<lb/>
deln, fal&#x017F;ch. Derohalben darff man<lb/>
ihm auch keinen Glauben zu&#x017F;tellen,<lb/>
wann er &#x017F;pricht, der Campher u&#x0364;ber-<lb/>
komme &#x017F;eine wei&#x017F;&#x017F;e Farbe, wenn er ge-<lb/>
kocht, und an der Sonne, oder durch des<lb/>
Feuers Hitze gereiniget wu&#x0364;rde. Recht<lb/>
aber hat er, wenn er gemeldet, es ka&#x0364;me<lb/>
der auf &#x017F;olche Wei&#x017F;e gereinigte Cam-<lb/>
pher gar &#x017F;elten zu uns, denn ich ga&#x0364;ntzlich<lb/>
glaube, daß weder er, noch iemahls ein<lb/>
einiger Men&#x017F;ch dergleichen beym Feuer<lb/>
oder an der Sonnen gekochten Cam-<lb/>
pher ge&#x017F;ehen. Noch weniger aber i&#x017F;t<lb/>
ihm Glauben zu geben, wenn er geden-<lb/>
cket, man erkenne den Campher, wenn<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a 2</fw><fw place="bottom" type="catch">man</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0297] Hauptbeſchreibung erſten Theils achtes Buch. ihnen die Art und Weiſe, wie der Cam- pher zu laͤutern oder zu reinigen, in ſei- nem Buche aufgezeichnet: wahrſchein- lich haben ſie es nicht gewuſt, oder mit Fleiß nichts davon melden wollen. Wie- wohl ich nimmermehr glauben kan, daß ſie, wofern ſie etwas darum gewuſt haͤt- ten, ſolches nicht ſolten kund gemachet haben, vielweniger aber gemeldet, der Campher rinne aus einem Baume, ſo wie wir ihn verkauffen; welches doch weit genug von der Wahrheit entfer- net iſt, indem der rohe Campher, wie er aus dem Baume gedrungen, in Stuͤ- cken von unterſchiedlicher Groͤſſe iſt, die dem weiſſen Saltze gantz und gar aͤhn- lich ſehen, und ziemlich ſchmutzig ſind: da hingegen der, den wir verkauffen, weiß, klar und durchſichtig iſt, in Form der Topfſtuͤrtzen, welches denn genug- ſam zu erkennen giebt, daß er zugerichtet worden, und nicht ſey, wie er vom Baume gekommen. Zudem, ſo habe ich ſelbſt beyde Sorten, den rohen und den ich ſelbſt gelaͤutert: bin auch bereit, iederman, der es verlanget, die Wahr- heit dieſer Sache ſehen zu laſſen. Da- mit man aber deſſen noch gewiſſer ſeyn moͤge, als will ich hiemit die Art und Weiſe, wie der Campher zu laͤutern, be- kannt machen, und offenbaren, welche mir von keinem Menſchen iſt geſaget worden, ſondern ich ſelbſt ausgearbeitet und erfunden habe. Man laͤutert demnach den Cam- pher, oder reiniget ihn, indem man ihn in eine Retorte oder ein anderes Subli- mirgefaͤß thut, wenn er vorher zerſtoſ- ſen worden; fuͤllet die Helfte deſſelbigen mit dieſem Pulver an, und verſtopfet es darauf nur ſchlecht hin. Hernach ſetzt man es auf ein klein Feuer, ſo erhebt ſich das ſubtilſte vom Campher alſobald, und henckt ſich oben an. Wann alſo die ſublimation zu Ende, findet man einen ſchoͤnen, weiſſen, durchſichtigen Cam- pher/ der dicker oder duͤnner iſt, nach- dem naͤmlich viel roher Campher dazu genommen worden. Nach der ſublima- tion bleibt das Caput mortuum, welches nichts mehr nuͤtze, am Boden zuruͤcke. Auch findet ſich bey dem gelaͤuterten Campher ein uͤberaus weiſſer Campher in gantz kleinen Koͤrnern, welcher wie es ſcheinet, nicht wie der andere, zuſam- men wachſen koͤnnen. Dieweil nun der rohe Campher bey uns nicht ſeltſam, ſo waͤre eben nicht mehr noͤthig, daß ſel- biger unumgaͤnglich durch der Hollaͤn- der Haͤnde gehen muͤſte: auch duͤrften wir uns nicht ferner genoͤthiget befin- den, unſere Zuflucht zu ihnen zu neh- men, wenn wir gereinigten Campher verlangen, es ſey zur Artzney, oder fuͤr andere Leute, die ihn brauchen, z. E. Feuerwerck zu machen, oder andere Dinge, dazu er erfodert wird. Jch kan auch nicht unterlaſſen zu berichten, daß mich ein guter Freund wegen Laͤute- rung des Camphers verſichert, wie daß man von den Hollaͤndern 100. Pfund gelaͤuterten Campher fuͤr 100. Pfund rohen Campher bekomme, wenn man ihnen 25. Francken zugiebet. Jch fuͤr mein Theil geſtehe, daß ich nicht wiſſe, wie ſie es thun koͤnnen, habe auch, ohn- geachtet ich mich ſehr darum bemuͤhet, nichts davon erfahren koͤnnen. Dem aber ſey wie ihm wolle, ich ſa- ge, daß man den Campher erwehlen ſolle, welcher am weiſſeſten und klaͤrſten, der auch, ſo wenig immer ſeyn kan, fleckigt oder zerbroͤckelt ſey: obgleich die kleinen Stuͤcken eben ſo ſchoͤn und gut zu gebrauchen ſind, als die groſſen. Dem Autor des Dictionarii Pharmacevtici darff niemand glauben, wenn er angemer- cket, daß der Campher, weil er ſo gar rar und theuer, verfaͤlſchet werde. Allein, ich frage ihn, was es doch wohl fuͤr Ma- terialien ſeyen, die einer ſo reinen Sa- che, als der Campher iſt, koͤnten zuge- ſetzet werden? Mag demnach dieſer zu- gleich mit denen andern hinſtreichen; denn dieſer iſt es nicht alleine, ſondern es ſind bey nahe alle Capitel deſſelbigen Buches, welche von Materialien han- deln, falſch. Derohalben darff man ihm auch keinen Glauben zuſtellen, wann er ſpricht, der Campher uͤber- komme ſeine weiſſe Farbe, wenn er ge- kocht, und an der Sonne, oder durch des Feuers Hitze gereiniget wuͤrde. Recht aber hat er, wenn er gemeldet, es kaͤme der auf ſolche Weiſe gereinigte Cam- pher gar ſelten zu uns, denn ich gaͤntzlich glaube, daß weder er, noch iemahls ein einiger Menſch dergleichen beym Feuer oder an der Sonnen gekochten Cam- pher geſehen. Noch weniger aber iſt ihm Glauben zu geben, wenn er geden- cket, man erkenne den Campher, wenn man A a 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/297
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/297>, abgerufen am 29.03.2024.