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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung ersten Theils achtes Buch.
[Spaltenumbruch] pentinöl aus Provence gebracht. Die-
ser Asa und anderer Waaren giebt es in
Londen unterweilen so viel, daß man
gantze grosse, überaus lange Packhäuser
damit voll angepfropfet siehet. Allein,
sie, die Engländer/ senden uns keine
Asa in solchen Geschirren, sondern thun
sie in Tonnen, welche unterschiedliches
Gewichte haben, und mit eisernen Reif-
fen beleget sind, dergleichen wir zu Pa-
ris
gar oft zu sehen bekommen; hinge-
gen, was über Marseille kommt, wird
in Körben von Palmblättern über-
sendet.

Dieweil die Asa foetida in Tropfen so
[Spaltenumbruch] wenig gebrauchet wird, deshalben lohnt
es nicht die Mühe, daß ich viel davon
melde: denn die Schmiede, welche sie
fast eintzig und allein gebrauchen, blei-
ben dermassen veste auf ihrem Wahn
bestehen, daß, ob man ihnen auch gleich
die tropfichte Asa um die Helffte wohl-
feiler geben wolte, sie dennoch dieselbe
nicht begehren, blos und alleine darum,
sagen sie, weil sie nicht gewohnet wären
diese Gattung zu gebrauchen. Was
aber den Gebrauch zur Artzney betrifft,
da rathe ich iedweden, der sie nöthig hat,
daß er die in Tropfen der andern vorzie-
he, denn sie ist weit schöner und reiner.

[Ende Spaltensatz]
Das drey und zwantzigste Capitel.
Galbanum.
[Spaltenumbruch]

DJß ist ein Gummi, welches aus der
Wurtzel eines Gewächses fliesset, so
von den Kräuterverständigen Ferula
Galbanifera,
die das Galbanum brin-
gende Ferula
genennet wird. Seine
Siehe Fig. 284.Blätter sehen, wie die Figur weiset, als
welche ich nach dem Original, das in
meinen Händen, und mir von dem
Herrn Tournefort verehret worden,
gezeichnet ist. Zu oberst auf dem Sten-
gel wachsen die platten Samen, so groß
und dicke, wie die Linsen, wie man in
dem gemeinen Galbanum, darinne sie
[Spaltenumbruch] gar oft befindlich, sehen kan. Das Ge-
wächs wächst häuffig in Syrien, dem
glücklichen Arabien und Jndien.

Von Marseille wird zweyerley
Galbanum zu uns gebracht, in
Tropfen und in Stücken. Das er-
stere soll man erlesen, wenn es lauter
schöne Tropfen sind, die inwendig gelb-
licht, auswendig goldgelb sehen, und ei-
nen bittern starcken Geruch haben. Das
in Stücken muß trucken seyn, fein rei-
ne, voll weisser Tropfen, und so wenig
stinckend, als möglich.

[Ende Spaltensatz]
Das vier und zwantzigste Capitel.
Sagapenum.
[Spaltenumbruch]

SAgapenum oder Serapinum, auf Fran-
tzösisch Gomme Seraphin genannt, weil
es bey nahe wie Tannen riecht, rinnet
Siehe Fig. 285.aus dem Stengel eines Gewächses, des-
sen Blätter sehr klein sind, und die Sa-
men dem Samen des Galbani sehr nahe
kommen, ausser, daß sie um ein gutes
kleiner sind. Es wächst in Persien in
Menge, und wird von daher zu uns ge-
bracht.

Man erwehle aber dasjenige, welches
feine schöne Tropfen hat, welche helle
und durchscheinend sind, die einen star-
cken Geruch, fast als wie Tannen, ha-
ben, auch fein weiß, und so viel nur mög-
lich, ohne Unrath sind.

Es wird gleichfalls ziemlich starck von
den Apotheckern zu vielen Galenischen
Artzneyen gebraucht.

Charras hat in seinem Buche ge-
[Spaltenumbruch] meldet, und mich dessen persönlich ver-
sichert, daß er im Jahr 1650. auf dem
Marckte zu Beaucaire ein Kistlein
Sagapanum gesehen, welches inwen-
dig so weiß als Milch gewesen: gestehet
auch, daß er es nicht würde dafür er-
kannt haben, dafern es nicht der starcke
Geruch verrathen.

Der Dänische Medicus, Wormius,
sagt in seinem Buche, daß es wider die
schwere Noth und Schlag ein gantz
unvergleichlich Mittel wäre. Jch aber
habe aus der Erfahrung, daß es eng-
brüstigen
Leuten vortrefflich dienlich
sey, wenn es einer Erbse groß in eine
eingemachte Kirsche, an statt des Kerns,
gethan, Abends vorm schlaffengehen,
ingleichen des Morgens beym aufste-
hen, genommen wird.

[Ende Spaltensatz]
Das
B b

Hauptbeſchreibung erſten Theils achtes Buch.
[Spaltenumbruch] pentinoͤl aus Provence gebracht. Die-
ſer Aſa und anderer Waaren giebt es in
Londen unterweilen ſo viel, daß man
gantze groſſe, uͤberaus lange Packhaͤuſer
damit voll angepfropfet ſiehet. Allein,
ſie, die Englaͤnder/ ſenden uns keine
Aſa in ſolchen Geſchirren, ſondern thun
ſie in Tonnen, welche unterſchiedliches
Gewichte haben, und mit eiſernen Reif-
fen beleget ſind, dergleichen wir zu Pa-
ris
gar oft zu ſehen bekommen; hinge-
gen, was uͤber Marſeille kommt, wird
in Koͤrben von Palmblaͤttern uͤber-
ſendet.

Dieweil die Aſa fœtida in Tropfen ſo
[Spaltenumbruch] wenig gebrauchet wird, deshalben lohnt
es nicht die Muͤhe, daß ich viel davon
melde: denn die Schmiede, welche ſie
faſt eintzig und allein gebrauchen, blei-
ben dermaſſen veſte auf ihrem Wahn
beſtehen, daß, ob man ihnen auch gleich
die tropfichte Aſa um die Helffte wohl-
feiler geben wolte, ſie dennoch dieſelbe
nicht begehren, blos und alleine darum,
ſagen ſie, weil ſie nicht gewohnet waͤren
dieſe Gattung zu gebrauchen. Was
aber den Gebrauch zur Artzney betrifft,
da rathe ich iedweden, der ſie noͤthig hat,
daß er die in Tropfen der andern vorzie-
he, denn ſie iſt weit ſchoͤner und reiner.

[Ende Spaltensatz]
Das drey und zwantzigſte Capitel.
Galbanum.
[Spaltenumbruch]

DJß iſt ein Gummi, welches aus der
Wurtzel eines Gewaͤchſes flieſſet, ſo
von den Kraͤuterverſtaͤndigen Ferula
Galbanifera,
die das Galbanum brin-
gende Ferula
genennet wird. Seine
Siehe Fig. 284.Blaͤtter ſehen, wie die Figur weiſet, als
welche ich nach dem Original, das in
meinen Haͤnden, und mir von dem
Herrn Tournefort verehret worden,
gezeichnet iſt. Zu oberſt auf dem Sten-
gel wachſen die platten Samen, ſo groß
und dicke, wie die Linſen, wie man in
dem gemeinen Galbanum, darinne ſie
[Spaltenumbruch] gar oft befindlich, ſehen kan. Das Ge-
waͤchs waͤchſt haͤuffig in Syrien, dem
gluͤcklichen Arabien und Jndien.

Von Marſeille wird zweyerley
Galbanum zu uns gebracht, in
Tropfen und in Stuͤcken. Das er-
ſtere ſoll man erleſen, wenn es lauter
ſchoͤne Tropfen ſind, die inwendig gelb-
licht, auswendig goldgelb ſehen, und ei-
nen bittern ſtarcken Geruch haben. Das
in Stuͤcken muß trucken ſeyn, fein rei-
ne, voll weiſſer Tropfen, und ſo wenig
ſtinckend, als moͤglich.

[Ende Spaltensatz]
Das vier und zwantzigſte Capitel.
Sagapenum.
[Spaltenumbruch]

SAgapenum oder Serapinum, auf Fran-
tzoͤſiſch Gomme Seraphin genannt, weil
es bey nahe wie Tannen riecht, rinnet
Siehe Fig. 285.aus dem Stengel eines Gewaͤchſes, deſ-
ſen Blaͤtter ſehr klein ſind, und die Sa-
men dem Samen des Galbani ſehr nahe
kommen, auſſer, daß ſie um ein gutes
kleiner ſind. Es waͤchſt in Perſien in
Menge, und wird von daher zu uns ge-
bracht.

Man erwehle aber dasjenige, welches
feine ſchoͤne Tropfen hat, welche helle
und durchſcheinend ſind, die einen ſtar-
cken Geruch, faſt als wie Tannen, ha-
ben, auch fein weiß, und ſo viel nur moͤg-
lich, ohne Unrath ſind.

Es wird gleichfalls ziemlich ſtarck von
den Apotheckern zu vielen Galeniſchen
Artzneyen gebraucht.

Charras hat in ſeinem Buche ge-
[Spaltenumbruch] meldet, und mich deſſen perſoͤnlich ver-
ſichert, daß er im Jahr 1650. auf dem
Marckte zu Beaucaire ein Kiſtlein
Sagapanum geſehen, welches inwen-
dig ſo weiß als Milch geweſen: geſtehet
auch, daß er es nicht wuͤrde dafuͤr er-
kannt haben, dafern es nicht der ſtarcke
Geruch verrathen.

Der Daͤniſche Medicus, Wormius,
ſagt in ſeinem Buche, daß es wider die
ſchwere Noth und Schlag ein gantz
unvergleichlich Mittel waͤre. Jch aber
habe aus der Erfahrung, daß es eng-
bruͤſtigen
Leuten vortrefflich dienlich
ſey, wenn es einer Erbſe groß in eine
eingemachte Kirſche, an ſtatt des Kerns,
gethan, Abends vorm ſchlaffengehen,
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hen, genommen wird.

[Ende Spaltensatz]
Das
B b
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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/307>, abgerufen am 28.03.2024.