Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Spezereien und Materialien
[Spaltenumbruch]

Der Samen soll frisch seyn, so viel als
nur möglich, und einen heissen beissenden
Geschmack haben, dabey aber wohl
riechen.

Jhm wird die Kraft den Stein zu
zermalmen beygeleget, wenn er nämlich
früh nüchtern mit dem aus seinem Krau-
te distillirten, oder einem andern harn-
treibenden Wasser, eines halben Qvint-
leins schwer, gepülvert, eingegeben
wird.

Es werden wohl noch mehr Arten des
Steinbrechs von den Scribenten be-
[Spaltenumbruch] schrieben: weil aber allein obbeschrie-
benen Krautes Samen bey uns ge-
brauchet wird, wir auch keinen andern
in unsern Läden haben, deshalben will ich
nichts von denenselbigen vermelden, da-
zumahl ihrer ohnediß in vielen Kräuter-
büchern gedacht wird, sonderlich beym
Dodonaeo und Dalechampio, welche die
Saxifragias weitläufftig genug beschrei-
ben. Ja es wollen etliche lieber allen
Kräutern, welche zwischen Steinen und
Klippen hervor wachsen, den Namen
Steinbrech beylegen.

[Ende Spaltensatz]
Das zehnde Capitel.
Vom Kramkümmel.
[Beginn Spaltensatz] Siehe Fig. 10.

CUminum, Kramkümmel, oder sau-
rer Anis,
ist der Same eines Krau-
tes, welches dem Fenchel nicht unähn-
lich sieht, und gantz häuffig in der Jn-
sel Maltha wächset, allwo es, wie das
Korn, gesäet wird.

Man suche solchen Kümmel, welcher
frisch und grün, auch ziemlich starck und
widerlich rieche: nehme dabey wohl in
Acht, daß er nicht wurmstichicht sey,
denn diesem Unfall ist er gar sehr unter-
worffen. Doch kan man dieses stracks
daran vermercken, wenn er sehr stau-
bicht ist, und an einander behangen
bleibt, wenn man eine Handvoll in die
Höhe hebt, als ob er an Fäden, welches
die Zäserlein der Körner sind, behienge.

Dieser Samen wird zu weilen in der
Windwassersucht, Tympanites, ge-
braucht, denn er denen carminativis,
[Spaltenumbruch] windtreibenden Artzneymitteln zuge-
rechnet wird. Er wird ingleichen zum
öftern den Pferden, Ochsen und andern
Viehe gegeben. Es kan auch daraus,
wie aus dem Anis, ein Oel gepresset wer-
den, welches trefflich gut zum Schnup-
pen
ist, allein man bekommt gar wenig.

Die Tauben sind darauf sehr begierig,
deswegen wird er gar oft von denenje-
nigen gebrauchet, die ihre Taubenhäuser
und Schläge gerne voll Tauben hät-
ten: sie müssen ihn aber mit einer gewis-
sen Art saltzigter Erde, welche die Tau-
ben selbst auf denen Aeckern entdecken,
vermischen, oder aber andere Erde, die
vorher mit Urin, Häringslacke, und der-
gleichen angemachet ist, vermengen.
Dieserwegen dürffen auch an unterschie-
denen Orten die Kramer keinen nicht
verkauffen.

[Ende Spaltensatz]
Das eilffte Capitel.
Vom Fenchel.
[Beginn Spaltensatz] Siehe Fig. 11.

DAs Kraut, das diesen Samen trägt,
ist so bekannt, daß ich nicht nöthig
habe, viel davon zu schreiben: will also
nur dieses gedencken, daß der Fenchel,
den wir zu verkauffen haben, aus Lan-
guedoc
gebracht, und sonderlich um
Nimes herum mit grossem Fleiß gebauet
werde, dieweil er in sehr grosser Menge
durch gantz Franckreich, vornehmlich
aber nach Paris, verführet wird.

Der Fenchelsamen muß frisch, fein völ-
lig, lang und grünlicht seyn, angenehme u.
als wie zuckersüsse schmecken, daneben von
allem Wust u. Unrath, welcher nicht selten
darunter befindlich, wohl gesaubert seyn.

Dieser Samen wird auch etwa zur
[Spaltenumbruch] Artzney gebrauchet, denn er so wohl zu
Zertheilung der Winde und Blähun-
gen
dienlich ist, und auch an statt des Ani-
ses kan gebrauchet werden. Am aller-
meisten aber brauchen ihn die Zucker-
becker, von denen er mit Zucker überzo-
gen, und hernach unter gewissen Num-
mern verkauffet wird, nachdem sie näm-
lich mehr oder weniger Zucker darzu ge-
nommen haben. Sie nehmen auch die
Dolden oder Umbellen vom grünen Fen-
chel, und überziehen sie gleicher gestalt
mit Zucker, welche alsdenn einen liebli-
chen Athem
machen, dazu auch weit
kräftiger seyn sollen, weil der Fenchel
noch gantz grüne dazu genommen worden.

Aus
Der Spezereien und Materialien
[Spaltenumbruch]

Der Samen ſoll friſch ſeyn, ſo viel als
nur moͤglich, und einen heiſſen beiſſenden
Geſchmack haben, dabey aber wohl
riechen.

Jhm wird die Kraft den Stein zu
zermalmen beygeleget, wenn er naͤmlich
fruͤh nuͤchtern mit dem aus ſeinem Krau-
te diſtillirten, oder einem andern harn-
treibenden Waſſer, eines halben Qvint-
leins ſchwer, gepuͤlvert, eingegeben
wird.

Es werden wohl noch mehr Arten des
Steinbrechs von den Scribenten be-
[Spaltenumbruch] ſchrieben: weil aber allein obbeſchrie-
benen Krautes Samen bey uns ge-
brauchet wird, wir auch keinen andern
in unſern Laͤden haben, deshalben will ich
nichts von denenſelbigen vermelden, da-
zumahl ihrer ohnediß in vielen Kraͤuter-
buͤchern gedacht wird, ſonderlich beym
Dodonæo und Dalechampio, welche die
Saxifragias weitlaͤufftig genug beſchrei-
ben. Ja es wollen etliche lieber allen
Kraͤutern, welche zwiſchen Steinen und
Klippen hervor wachſen, den Namen
Steinbrech beylegen.

[Ende Spaltensatz]
Das zehnde Capitel.
Vom Kramkuͤmmel.
[Beginn Spaltensatz] Siehe Fig. 10.

CUminum, Kramkuͤmmel, oder ſau-
rer Anis,
iſt der Same eines Krau-
tes, welches dem Fenchel nicht unaͤhn-
lich ſieht, und gantz haͤuffig in der Jn-
ſel Maltha waͤchſet, allwo es, wie das
Korn, geſaͤet wird.

Man ſuche ſolchen Kuͤmmel, welcher
friſch und gruͤn, auch ziemlich ſtarck und
widerlich rieche: nehme dabey wohl in
Acht, daß er nicht wurmſtichicht ſey,
denn dieſem Unfall iſt er gar ſehr unter-
worffen. Doch kan man dieſes ſtracks
daran vermercken, wenn er ſehr ſtau-
bicht iſt, und an einander behangen
bleibt, wenn man eine Handvoll in die
Hoͤhe hebt, als ob er an Faͤden, welches
die Zaͤſerlein der Koͤrner ſind, behienge.

Dieſer Samen wird zu weilen in der
Windwaſſerſucht, Tympanites, ge-
braucht, denn er denen carminativis,
[Spaltenumbruch] windtreibenden Artzneymitteln zuge-
rechnet wird. Er wird ingleichen zum
oͤftern den Pferden, Ochſen und andern
Viehe gegeben. Es kan auch daraus,
wie aus dem Anis, ein Oel gepreſſet wer-
den, welches trefflich gut zum Schnup-
pen
iſt, allein man bekommt gar wenig.

Die Tauben ſind darauf ſehr begierig,
deswegen wird er gar oft von denenje-
nigen gebrauchet, die ihre Taubenhaͤuſer
und Schlaͤge gerne voll Tauben haͤt-
ten: ſie muͤſſen ihn aber mit einer gewiſ-
ſen Art ſaltzigter Erde, welche die Tau-
ben ſelbſt auf denen Aeckern entdecken,
vermiſchen, oder aber andere Erde, die
vorher mit Urin, Haͤringslacke, und der-
gleichen angemachet iſt, vermengen.
Dieſerwegen duͤrffen auch an unterſchie-
denen Orten die Kramer keinen nicht
verkauffen.

[Ende Spaltensatz]
Das eilffte Capitel.
Vom Fenchel.
[Beginn Spaltensatz] Siehe Fig. 11.

DAs Kraut, das dieſen Samen traͤgt,
iſt ſo bekannt, daß ich nicht noͤthig
habe, viel davon zu ſchreiben: will alſo
nur dieſes gedencken, daß der Fenchel,
den wir zu verkauffen haben, aus Lan-
guedoc
gebracht, und ſonderlich um
Nimes herum mit groſſem Fleiß gebauet
werde, dieweil er in ſehr groſſer Menge
durch gantz Franckreich, vornehmlich
aber nach Paris, verfuͤhret wird.

Der Fenchelſamen muß friſch, fein voͤl-
lig, lang und gꝛuͤnlicht ſeyn, angenehme u.
als wie zuckeꝛſuͤſſe ſchmecken, daneben von
allem Wuſt u. Unꝛath, welcher nicht ſelten
darunter befindlich, wohl geſaubert ſeyn.

Dieſer Samen wird auch etwa zur
[Spaltenumbruch] Artzney gebrauchet, denn er ſo wohl zu
Zertheilung der Winde und Blaͤhun-
gen
dienlich iſt, und auch an ſtatt des Ani-
ſes kan gebrauchet werden. Am aller-
meiſten aber brauchen ihn die Zucker-
becker, von denen er mit Zucker uͤberzo-
gen, und hernach unter gewiſſen Num-
mern verkauffet wird, nachdem ſie naͤm-
lich mehr oder weniger Zucker darzu ge-
nommen haben. Sie nehmen auch die
Dolden oder Umbellen vom gruͤnen Fen-
chel, und uͤberziehen ſie gleicher geſtalt
mit Zucker, welche alsdenn einen liebli-
chen Athem
machen, dazu auch weit
kraͤftiger ſeyn ſollen, weil der Fenchel
noch gantz gruͤne dazu genom̃en worden.

Aus
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0032"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Spezereien und Materialien</hi> </fw><lb/>
              <cb n="11"/>
              <p>Der Samen &#x017F;oll fri&#x017F;ch &#x017F;eyn, &#x017F;o viel als<lb/>
nur mo&#x0364;glich, und einen hei&#x017F;&#x017F;en bei&#x017F;&#x017F;enden<lb/>
Ge&#x017F;chmack haben, dabey aber wohl<lb/>
riechen.</p><lb/>
              <p>Jhm wird die Kraft den <hi rendition="#fr">Stein</hi> zu<lb/>
zermalmen beygeleget, wenn er na&#x0364;mlich<lb/>
fru&#x0364;h nu&#x0364;chtern mit dem aus &#x017F;einem Krau-<lb/>
te di&#x017F;tillirten, oder einem andern harn-<lb/>
treibenden Wa&#x017F;&#x017F;er, eines halben Qvint-<lb/>
leins &#x017F;chwer, gepu&#x0364;lvert, eingegeben<lb/>
wird.</p><lb/>
              <p>Es werden wohl noch mehr Arten des<lb/>
Steinbrechs von den Scribenten be-<lb/><cb n="12"/>
&#x017F;chrieben: weil aber allein obbe&#x017F;chrie-<lb/>
benen Krautes Samen bey uns ge-<lb/>
brauchet wird, wir auch keinen andern<lb/>
in un&#x017F;ern La&#x0364;den haben, deshalben will ich<lb/>
nichts von denen&#x017F;elbigen vermelden, da-<lb/>
zumahl ihrer ohnediß in vielen Kra&#x0364;uter-<lb/>
bu&#x0364;chern gedacht wird, &#x017F;onderlich beym<lb/><hi rendition="#aq">Dodonæo</hi> und <hi rendition="#aq">Dalechampio,</hi> welche die<lb/><hi rendition="#aq">Saxifragias</hi> weitla&#x0364;ufftig genug be&#x017F;chrei-<lb/>
ben. Ja es wollen etliche lieber allen<lb/>
Kra&#x0364;utern, welche zwi&#x017F;chen Steinen und<lb/>
Klippen hervor wach&#x017F;en, den Namen<lb/>
Steinbrech beylegen.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das zehnde Capitel.<lb/>
Vom Kramku&#x0364;mmel.</hi> </head><lb/>
              <cb type="start"/>
              <note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 10.</note>
              <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">C</hi>Uminum,</hi><hi rendition="#fr">Kramku&#x0364;mmel,</hi> oder <hi rendition="#fr">&#x017F;au-<lb/>
rer Anis,</hi> i&#x017F;t der Same eines Krau-<lb/>
tes, welches dem Fenchel nicht una&#x0364;hn-<lb/>
lich &#x017F;ieht, und gantz ha&#x0364;uffig in der Jn-<lb/>
&#x017F;el <hi rendition="#fr">Maltha</hi> wa&#x0364;ch&#x017F;et, allwo es, wie das<lb/>
Korn, ge&#x017F;a&#x0364;et wird.</p><lb/>
              <p>Man &#x017F;uche &#x017F;olchen Ku&#x0364;mmel, welcher<lb/>
fri&#x017F;ch und gru&#x0364;n, auch ziemlich &#x017F;tarck und<lb/>
widerlich rieche: nehme dabey wohl in<lb/>
Acht, daß er nicht wurm&#x017F;tichicht &#x017F;ey,<lb/>
denn die&#x017F;em Unfall i&#x017F;t er gar &#x017F;ehr unter-<lb/>
worffen. Doch kan man die&#x017F;es &#x017F;tracks<lb/>
daran vermercken, wenn er &#x017F;ehr &#x017F;tau-<lb/>
bicht i&#x017F;t, und an einander behangen<lb/>
bleibt, wenn man eine Handvoll in die<lb/>
Ho&#x0364;he hebt, als ob er an Fa&#x0364;den, welches<lb/>
die Za&#x0364;&#x017F;erlein der Ko&#x0364;rner &#x017F;ind, behienge.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;er Samen wird zu weilen in der<lb/><hi rendition="#fr">Windwa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ucht,</hi> <hi rendition="#aq">Tympanites,</hi> ge-<lb/>
braucht, denn er denen <hi rendition="#aq">carminativis,</hi><lb/><cb/>
windtreibenden Artzneymitteln zuge-<lb/>
rechnet wird. Er wird ingleichen zum<lb/>
o&#x0364;ftern den Pferden, Och&#x017F;en und andern<lb/>
Viehe gegeben. Es kan auch daraus,<lb/>
wie aus dem Anis, ein Oel gepre&#x017F;&#x017F;et wer-<lb/>
den, welches trefflich gut zum <hi rendition="#fr">Schnup-<lb/>
pen</hi> i&#x017F;t, allein man bekommt gar wenig.</p><lb/>
              <p>Die Tauben &#x017F;ind darauf &#x017F;ehr begierig,<lb/>
deswegen wird er gar oft von denenje-<lb/>
nigen gebrauchet, die ihre Taubenha&#x0364;u&#x017F;er<lb/>
und <hi rendition="#fr">Schla&#x0364;ge</hi> gerne voll Tauben ha&#x0364;t-<lb/>
ten: &#x017F;ie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ihn aber mit einer gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Art &#x017F;altzigter Erde, welche die Tau-<lb/>
ben &#x017F;elb&#x017F;t auf denen Aeckern entdecken,<lb/>
vermi&#x017F;chen, oder aber andere Erde, die<lb/>
vorher mit Urin, Ha&#x0364;ringslacke, und der-<lb/>
gleichen angemachet i&#x017F;t, vermengen.<lb/>
Die&#x017F;erwegen du&#x0364;rffen auch an unter&#x017F;chie-<lb/>
denen Orten die Kramer keinen nicht<lb/>
verkauffen.</p>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das eilffte Capitel.<lb/>
Vom Fenchel.</hi> </head><lb/>
              <cb type="start"/>
              <note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 11.</note>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>As Kraut, das die&#x017F;en Samen tra&#x0364;gt,<lb/>
i&#x017F;t &#x017F;o bekannt, daß ich nicht no&#x0364;thig<lb/>
habe, viel davon zu &#x017F;chreiben: will al&#x017F;o<lb/>
nur die&#x017F;es gedencken, daß der <hi rendition="#fr">Fenchel,</hi><lb/>
den wir zu verkauffen haben, aus <hi rendition="#fr">Lan-<lb/>
guedoc</hi> gebracht, und &#x017F;onderlich um<lb/><hi rendition="#fr">Nimes</hi> herum mit gro&#x017F;&#x017F;em Fleiß gebauet<lb/>
werde, dieweil er in &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;er Menge<lb/>
durch gantz <hi rendition="#fr">Franckreich,</hi> vornehmlich<lb/>
aber nach <hi rendition="#fr">Paris,</hi> verfu&#x0364;hret wird.</p><lb/>
              <p>Der <hi rendition="#fr">Fenchel&#x017F;amen</hi> muß fri&#x017F;ch, fein vo&#x0364;l-<lb/>
lig, lang und g&#xA75B;u&#x0364;nlicht &#x017F;eyn, angenehme u.<lb/>
als wie zucke&#xA75B;&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;chmecken, daneben von<lb/>
allem Wu&#x017F;t u. Un&#xA75B;ath, welcher nicht &#x017F;elten<lb/>
darunter befindlich, wohl ge&#x017F;aubert &#x017F;eyn.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;er Samen wird auch etwa zur<lb/><cb/>
Artzney gebrauchet, denn er &#x017F;o wohl zu<lb/>
Zertheilung der <hi rendition="#fr">Winde</hi> und <hi rendition="#fr">Bla&#x0364;hun-<lb/>
gen</hi> dienlich i&#x017F;t, und auch an &#x017F;tatt des Ani-<lb/>
&#x017F;es kan gebrauchet werden. Am aller-<lb/>
mei&#x017F;ten aber brauchen ihn die Zucker-<lb/>
becker, von denen er mit Zucker u&#x0364;berzo-<lb/>
gen, und hernach unter gewi&#x017F;&#x017F;en Num-<lb/>
mern verkauffet wird, nachdem &#x017F;ie na&#x0364;m-<lb/>
lich mehr oder weniger Zucker darzu ge-<lb/>
nommen haben. Sie nehmen auch die<lb/>
Dolden oder Umbellen vom gru&#x0364;nen Fen-<lb/>
chel, und u&#x0364;berziehen &#x017F;ie gleicher ge&#x017F;talt<lb/>
mit Zucker, welche alsdenn einen <hi rendition="#fr">liebli-<lb/>
chen Athem</hi> machen, dazu auch weit<lb/>
kra&#x0364;ftiger &#x017F;eyn &#x017F;ollen, weil der Fenchel<lb/>
noch gantz gru&#x0364;ne dazu genom&#x0303;en worden.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Aus</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0032] Der Spezereien und Materialien Der Samen ſoll friſch ſeyn, ſo viel als nur moͤglich, und einen heiſſen beiſſenden Geſchmack haben, dabey aber wohl riechen. Jhm wird die Kraft den Stein zu zermalmen beygeleget, wenn er naͤmlich fruͤh nuͤchtern mit dem aus ſeinem Krau- te diſtillirten, oder einem andern harn- treibenden Waſſer, eines halben Qvint- leins ſchwer, gepuͤlvert, eingegeben wird. Es werden wohl noch mehr Arten des Steinbrechs von den Scribenten be- ſchrieben: weil aber allein obbeſchrie- benen Krautes Samen bey uns ge- brauchet wird, wir auch keinen andern in unſern Laͤden haben, deshalben will ich nichts von denenſelbigen vermelden, da- zumahl ihrer ohnediß in vielen Kraͤuter- buͤchern gedacht wird, ſonderlich beym Dodonæo und Dalechampio, welche die Saxifragias weitlaͤufftig genug beſchrei- ben. Ja es wollen etliche lieber allen Kraͤutern, welche zwiſchen Steinen und Klippen hervor wachſen, den Namen Steinbrech beylegen. Das zehnde Capitel. Vom Kramkuͤmmel. CUminum, Kramkuͤmmel, oder ſau- rer Anis, iſt der Same eines Krau- tes, welches dem Fenchel nicht unaͤhn- lich ſieht, und gantz haͤuffig in der Jn- ſel Maltha waͤchſet, allwo es, wie das Korn, geſaͤet wird. Man ſuche ſolchen Kuͤmmel, welcher friſch und gruͤn, auch ziemlich ſtarck und widerlich rieche: nehme dabey wohl in Acht, daß er nicht wurmſtichicht ſey, denn dieſem Unfall iſt er gar ſehr unter- worffen. Doch kan man dieſes ſtracks daran vermercken, wenn er ſehr ſtau- bicht iſt, und an einander behangen bleibt, wenn man eine Handvoll in die Hoͤhe hebt, als ob er an Faͤden, welches die Zaͤſerlein der Koͤrner ſind, behienge. Dieſer Samen wird zu weilen in der Windwaſſerſucht, Tympanites, ge- braucht, denn er denen carminativis, windtreibenden Artzneymitteln zuge- rechnet wird. Er wird ingleichen zum oͤftern den Pferden, Ochſen und andern Viehe gegeben. Es kan auch daraus, wie aus dem Anis, ein Oel gepreſſet wer- den, welches trefflich gut zum Schnup- pen iſt, allein man bekommt gar wenig. Die Tauben ſind darauf ſehr begierig, deswegen wird er gar oft von denenje- nigen gebrauchet, die ihre Taubenhaͤuſer und Schlaͤge gerne voll Tauben haͤt- ten: ſie muͤſſen ihn aber mit einer gewiſ- ſen Art ſaltzigter Erde, welche die Tau- ben ſelbſt auf denen Aeckern entdecken, vermiſchen, oder aber andere Erde, die vorher mit Urin, Haͤringslacke, und der- gleichen angemachet iſt, vermengen. Dieſerwegen duͤrffen auch an unterſchie- denen Orten die Kramer keinen nicht verkauffen. Das eilffte Capitel. Vom Fenchel. DAs Kraut, das dieſen Samen traͤgt, iſt ſo bekannt, daß ich nicht noͤthig habe, viel davon zu ſchreiben: will alſo nur dieſes gedencken, daß der Fenchel, den wir zu verkauffen haben, aus Lan- guedoc gebracht, und ſonderlich um Nimes herum mit groſſem Fleiß gebauet werde, dieweil er in ſehr groſſer Menge durch gantz Franckreich, vornehmlich aber nach Paris, verfuͤhret wird. Der Fenchelſamen muß friſch, fein voͤl- lig, lang und gꝛuͤnlicht ſeyn, angenehme u. als wie zuckeꝛſuͤſſe ſchmecken, daneben von allem Wuſt u. Unꝛath, welcher nicht ſelten darunter befindlich, wohl geſaubert ſeyn. Dieſer Samen wird auch etwa zur Artzney gebrauchet, denn er ſo wohl zu Zertheilung der Winde und Blaͤhun- gen dienlich iſt, und auch an ſtatt des Ani- ſes kan gebrauchet werden. Am aller- meiſten aber brauchen ihn die Zucker- becker, von denen er mit Zucker uͤberzo- gen, und hernach unter gewiſſen Num- mern verkauffet wird, nachdem ſie naͤm- lich mehr oder weniger Zucker darzu ge- nommen haben. Sie nehmen auch die Dolden oder Umbellen vom gruͤnen Fen- chel, und uͤberziehen ſie gleicher geſtalt mit Zucker, welche alsdenn einen liebli- chen Athem machen, dazu auch weit kraͤftiger ſeyn ſollen, weil der Fenchel noch gantz gruͤne dazu genom̃en worden. Aus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/32
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/32>, abgerufen am 20.04.2024.