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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] der Benzoe verkaufft werde, alldieweil
er ihr dermassen gleich siehet, daß, wo
nicht der Geruch thäte, es Mühe genug
geben dürffte, wenn man ihn davon
unterscheiden solte.

Der weisse Galipot wird geschmol-
tzen und darnach in gantze und halbe
Bariques gethan, welches Stücken
sind, die 350. bis 700. Pfund wiegen.
Nach diesem wird es uns, unter dem
Schlechter
oder gemei-
ner Terpen-
tin.
Titel, schlechter oder gemeiner Ter-
pentin
zugesendet, und muß so klar als
möglich, auch nicht voll Wasser seyn.

Gleichwie aber der Terpentin ein
Hartz ist, welches bald mehr, bald we-
niger klar und lauter ist, also findet sich
iezuweilen in den Tonnen, darinne die-
se Waare gebracht wird, bis zu 50.
Pfund Terpentin, der so klar ist wie
Wasser, und oben auf schwimmt: den-
selben verkauffen etliche für Venedischen
Terpentin, mag aber an der röthlichten
Farbe gar bald erkennet werden.

Der gemeine Terpentin wird gar
sehr von den Buchdruckern zu ihrer
Farbe gebraucht: desgleichen von den
Schmieden, und zur Bereitung des
Schlechter
Verniß.
schlechten Vernisses, welcher also verfer-
tiget wird: man läst den gemeinen Ter-
pentin in Terpentinöle zergehen; doch
soll es an abgelegenen Orten, wegen
Feuersgefahr, geschehen.

Der Terpentin wird in grossen Kol-
ben distilliret, so gehet zu erst ein Wasser,
hernach ein weisses, und denn ein rothes
Oel herüber, welches letztere ein rechter
natürlicher Balsam ist, sowohl zu Wun-
den, als zu erfrornen Gliedern dienlich.
Weil aber dieses weisse und rothe Oel
gar wenig im Brauch ist, dahero pfle-
gen wir auch nicht damit zu handeln.
Jm Gegentheil und gleichsam zum Ver-
gelt vertreiben wir eine bedenckliche
Menge Oels, das aus dem Galipot,
der nur erstlich aus dem Baume ge-
lauffen, über den Helm getrieben, und
in dem Walde bey Cuges, vier Meilen
von Marseille, und in den Einöden bey
Bourdeaux sehr häuffig bereitet wird.
Wir nennen und verkauffen es mit und
Essentia, spiri-
tus
und oleum
terebinthinae.
unter dem Titel oleum aethereum, spiri-
tus
und essentia terebinthinae. Aus dem
in Kolben hinterstelligen wird ein tru-
cken Pech bereitet, welches wir Arcan-
son
und schwartzes Pech zu nennen
pflegen.

[Spaltenumbruch]

Das Terpentinöl, welches gut zu
verkauffen, und zu allerhand Sachen
dienlich seyn soll, muß klar seyn, und
weiß, wie Wasser, eines starcken durch-
tringenden Geruchs. Es ist aber auch
eine Waare, die sich übel aufbehalten
läßt, weil ihr so gar viel abgehet, und
grosse Gefahr, Feuers halber, dabey ist:
daß demnach wenig Profit davon zu ge-
warten, sonderlich wer es in gantzen
verkaufft; daher es auch ihrer viele
nicht einmahl führen mögen. Es wird
ingleichen von vielen andern Leuten, z.
E. von Mahlern, Schmieden und so
fort, gebraucht. Auch ist es ein natür-
licher Balsam zu allen frischen Wun-
den dienlich.

Mich haben etliche versichern wollen,
das Terpentinöl, welches von Mar-
seille
in weissen blechernen Flaschen ge-
bracht wird, sey mit denen wie Gewür-
tze riechenden Kräutern, als da ist, Thy-
mian, Rosmarin, Lavendel, und der-
gleichen, abgezogen worden, und werde
deshalben huile des herbes, Kräuteröl,Kräuteröl.
genennet. Alleine dieses ist mir nie-
mahls, ohnerachtet ich gar viel Briefe
von Marseille erhalten, nicht bekräfti-
get worden; vielmehr hat man mich
vergewissert, es werde von Galipot ge-
macht.

Den Galipot läßt man mit ein klein
wenig Terpentinöl und gemeinem Ter-Weisses oder
Burgundi-
sches Pech.

pentin zergehen; das nennen wir her-
nach poix grasse, und poix blanche de Bour-
gogne
,
schmierichtes und weisses
Burgundisches Pech,
dieweil, der
sage nach, das beste zu S. Nicolaus
in Lothringen gemachet wird. Heut
zu Tage aber kommt das beste aus Hol-
land
und von Straßburg/ daher las-
sen wir es bringen. Wobey zu mercken,
daß es nur incognito und verstohlner
Weise komme, denn wo man diejenigen,
die es bringen, ertappet, werden sie so
fort gestraft, dieweil es eine contreban-
de und verbotene Waare: und dennoch
thun die Holländer, als ob man ihrer
in Franckreich nicht entrathen könte.
Wahr ists, daß es viel vollkommener:
iedennoch aber wird es auch hier und da
in Franckreich bereitet, welches dem
Holländischen dermassen beykommt,
daß man es mit genauer Noth davon
unterscheiden kan.

Jch vermeine, diß sey die Ursache,

warum

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] der Benzoe verkaufft werde, alldieweil
er ihr dermaſſen gleich ſiehet, daß, wo
nicht der Geruch thaͤte, es Muͤhe genug
geben duͤrffte, wenn man ihn davon
unterſcheiden ſolte.

Der weiſſe Galipot wird geſchmol-
tzen und darnach in gantze und halbe
Bariques gethan, welches Stuͤcken
ſind, die 350. bis 700. Pfund wiegen.
Nach dieſem wird es uns, unter dem
Schlechter
oder gemei-
ner Terpen-
tin.
Titel, ſchlechter oder gemeiner Ter-
pentin
zugeſendet, und muß ſo klar als
moͤglich, auch nicht voll Waſſer ſeyn.

Gleichwie aber der Terpentin ein
Hartz iſt, welches bald mehr, bald we-
niger klar und lauter iſt, alſo findet ſich
iezuweilen in den Tonnen, darinne die-
ſe Waare gebracht wird, bis zu 50.
Pfund Terpentin, der ſo klar iſt wie
Waſſer, und oben auf ſchwimmt: den-
ſelben verkauffen etliche fuͤr Venediſchen
Terpentin, mag aber an der roͤthlichten
Farbe gar bald erkennet werden.

Der gemeine Terpentin wird gar
ſehr von den Buchdruckern zu ihrer
Farbe gebraucht: desgleichen von den
Schmieden, und zur Bereitung des
Schlechter
Verniß.
ſchlechten Verniſſes, welcher alſo verfer-
tiget wird: man laͤſt den gemeinen Ter-
pentin in Terpentinoͤle zergehen; doch
ſoll es an abgelegenen Orten, wegen
Feuersgefahr, geſchehen.

Der Terpentin wird in groſſen Kol-
ben diſtilliret, ſo gehet zu erſt ein Waſſer,
hernach ein weiſſes, und denn ein rothes
Oel heruͤber, welches letztere ein rechter
natuͤrlicher Balſam iſt, ſowohl zu Wun-
den, als zu erfrornen Gliedern dienlich.
Weil aber dieſes weiſſe und rothe Oel
gar wenig im Brauch iſt, dahero pfle-
gen wir auch nicht damit zu handeln.
Jm Gegentheil und gleichſam zum Ver-
gelt vertreiben wir eine bedenckliche
Menge Oels, das aus dem Galipot,
der nur erſtlich aus dem Baume ge-
lauffen, uͤber den Helm getrieben, und
in dem Walde bey Cuges, vier Meilen
von Marſeille, und in den Einoͤden bey
Bourdeaux ſehr haͤuffig bereitet wird.
Wir nennen und verkauffen es mit und
Eſſentia, ſpiri-
tus
und oleum
terebinthinæ.
unter dem Titel oleum æthereum, ſpiri-
tus
und eſſentia terebinthinæ. Aus dem
in Kolben hinterſtelligen wird ein tru-
cken Pech bereitet, welches wir Arcan-
ſon
und ſchwartzes Pech zu nennen
pflegen.

[Spaltenumbruch]

Das Terpentinoͤl, welches gut zu
verkauffen, und zu allerhand Sachen
dienlich ſeyn ſoll, muß klar ſeyn, und
weiß, wie Waſſer, eines ſtarcken durch-
tringenden Geruchs. Es iſt aber auch
eine Waare, die ſich uͤbel aufbehalten
laͤßt, weil ihr ſo gar viel abgehet, und
groſſe Gefahr, Feuers halber, dabey iſt:
daß demnach wenig Profit davon zu ge-
warten, ſonderlich wer es in gantzen
verkaufft; daher es auch ihrer viele
nicht einmahl fuͤhren moͤgen. Es wird
ingleichen von vielen andern Leuten, z.
E. von Mahlern, Schmieden und ſo
fort, gebraucht. Auch iſt es ein natuͤr-
licher Balſam zu allen friſchen Wun-
den dienlich.

Mich haben etliche verſicheꝛn wollen,
das Terpentinoͤl, welches von Mar-
ſeille
in weiſſen blechernen Flaſchen ge-
bracht wird, ſey mit denen wie Gewuͤr-
tze riechenden Kraͤutern, als da iſt, Thy-
mian, Rosmarin, Lavendel, und der-
gleichen, abgezogen worden, und werde
deshalben huile des herbes, Kraͤuteroͤl,Kraͤuteroͤl.
genennet. Alleine dieſes iſt mir nie-
mahls, ohnerachtet ich gar viel Briefe
von Marſeille erhalten, nicht bekraͤfti-
get worden; vielmehr hat man mich
vergewiſſert, es werde von Galipot ge-
macht.

Den Galipot laͤßt man mit ein klein
wenig Terpentinoͤl und gemeinem Ter-Weiſſes oder
Burgundi-
ſches Pech.

pentin zergehen; das nennen wir her-
nach poix graſſe, und poix blanche de Bour-
gogne
,
ſchmierichtes und weiſſes
Burgundiſches Pech,
dieweil, der
ſage nach, das beſte zu S. Nicolaus
in Lothringen gemachet wird. Heut
zu Tage aber kommt das beſte aus Hol-
land
und von Straßburg/ daher laſ-
ſen wir es bringen. Wobey zu mercken,
daß es nur incognito und verſtohlner
Weiſe komme, denn wo man diejenigen,
die es bringen, ertappet, werden ſie ſo
fort geſtraft, dieweil es eine contreban-
de und verbotene Waare: und dennoch
thun die Hollaͤnder, als ob man ihrer
in Franckreich nicht entrathen koͤnte.
Wahr iſts, daß es viel vollkommener:
iedennoch aber wird es auch hier und da
in Franckreich bereitet, welches dem
Hollaͤndiſchen dermaſſen beykommt,
daß man es mit genauer Noth davon
unterſcheiden kan.

Jch vermeine, diß ſey die Urſache,

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[0334] Der Spezereyen und Materialien der Benzoe verkaufft werde, alldieweil er ihr dermaſſen gleich ſiehet, daß, wo nicht der Geruch thaͤte, es Muͤhe genug geben duͤrffte, wenn man ihn davon unterſcheiden ſolte. Der weiſſe Galipot wird geſchmol- tzen und darnach in gantze und halbe Bariques gethan, welches Stuͤcken ſind, die 350. bis 700. Pfund wiegen. Nach dieſem wird es uns, unter dem Titel, ſchlechter oder gemeiner Ter- pentin zugeſendet, und muß ſo klar als moͤglich, auch nicht voll Waſſer ſeyn. Schlechter oder gemei- ner Terpen- tin. Gleichwie aber der Terpentin ein Hartz iſt, welches bald mehr, bald we- niger klar und lauter iſt, alſo findet ſich iezuweilen in den Tonnen, darinne die- ſe Waare gebracht wird, bis zu 50. Pfund Terpentin, der ſo klar iſt wie Waſſer, und oben auf ſchwimmt: den- ſelben verkauffen etliche fuͤr Venediſchen Terpentin, mag aber an der roͤthlichten Farbe gar bald erkennet werden. Der gemeine Terpentin wird gar ſehr von den Buchdruckern zu ihrer Farbe gebraucht: desgleichen von den Schmieden, und zur Bereitung des ſchlechten Verniſſes, welcher alſo verfer- tiget wird: man laͤſt den gemeinen Ter- pentin in Terpentinoͤle zergehen; doch ſoll es an abgelegenen Orten, wegen Feuersgefahr, geſchehen. Schlechter Verniß. Der Terpentin wird in groſſen Kol- ben diſtilliret, ſo gehet zu erſt ein Waſſer, hernach ein weiſſes, und denn ein rothes Oel heruͤber, welches letztere ein rechter natuͤrlicher Balſam iſt, ſowohl zu Wun- den, als zu erfrornen Gliedern dienlich. Weil aber dieſes weiſſe und rothe Oel gar wenig im Brauch iſt, dahero pfle- gen wir auch nicht damit zu handeln. Jm Gegentheil und gleichſam zum Ver- gelt vertreiben wir eine bedenckliche Menge Oels, das aus dem Galipot, der nur erſtlich aus dem Baume ge- lauffen, uͤber den Helm getrieben, und in dem Walde bey Cuges, vier Meilen von Marſeille, und in den Einoͤden bey Bourdeaux ſehr haͤuffig bereitet wird. Wir nennen und verkauffen es mit und unter dem Titel oleum æthereum, ſpiri- tus und eſſentia terebinthinæ. Aus dem in Kolben hinterſtelligen wird ein tru- cken Pech bereitet, welches wir Arcan- ſon und ſchwartzes Pech zu nennen pflegen. Eſſentia, ſpiri- tus und oleum terebinthinæ. Das Terpentinoͤl, welches gut zu verkauffen, und zu allerhand Sachen dienlich ſeyn ſoll, muß klar ſeyn, und weiß, wie Waſſer, eines ſtarcken durch- tringenden Geruchs. Es iſt aber auch eine Waare, die ſich uͤbel aufbehalten laͤßt, weil ihr ſo gar viel abgehet, und groſſe Gefahr, Feuers halber, dabey iſt: daß demnach wenig Profit davon zu ge- warten, ſonderlich wer es in gantzen verkaufft; daher es auch ihrer viele nicht einmahl fuͤhren moͤgen. Es wird ingleichen von vielen andern Leuten, z. E. von Mahlern, Schmieden und ſo fort, gebraucht. Auch iſt es ein natuͤr- licher Balſam zu allen friſchen Wun- den dienlich. Mich haben etliche verſicheꝛn wollen, das Terpentinoͤl, welches von Mar- ſeille in weiſſen blechernen Flaſchen ge- bracht wird, ſey mit denen wie Gewuͤr- tze riechenden Kraͤutern, als da iſt, Thy- mian, Rosmarin, Lavendel, und der- gleichen, abgezogen worden, und werde deshalben huile des herbes, Kraͤuteroͤl, genennet. Alleine dieſes iſt mir nie- mahls, ohnerachtet ich gar viel Briefe von Marſeille erhalten, nicht bekraͤfti- get worden; vielmehr hat man mich vergewiſſert, es werde von Galipot ge- macht. Kraͤuteroͤl. Den Galipot laͤßt man mit ein klein wenig Terpentinoͤl und gemeinem Ter- pentin zergehen; das nennen wir her- nach poix graſſe, und poix blanche de Bour- gogne, ſchmierichtes und weiſſes Burgundiſches Pech, dieweil, der ſage nach, das beſte zu S. Nicolaus in Lothringen gemachet wird. Heut zu Tage aber kommt das beſte aus Hol- land und von Straßburg/ daher laſ- ſen wir es bringen. Wobey zu mercken, daß es nur incognito und verſtohlner Weiſe komme, denn wo man diejenigen, die es bringen, ertappet, werden ſie ſo fort geſtraft, dieweil es eine contreban- de und verbotene Waare: und dennoch thun die Hollaͤnder, als ob man ihrer in Franckreich nicht entrathen koͤnte. Wahr iſts, daß es viel vollkommener: iedennoch aber wird es auch hier und da in Franckreich bereitet, welches dem Hollaͤndiſchen dermaſſen beykommt, daß man es mit genauer Noth davon unterſcheiden kan. Weiſſes oder Burgundi- ſches Pech. Jch vermeine, diß ſey die Urſache, warum

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/334>, abgerufen am 28.03.2024.