Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite
Hauptbeschreibung ersten Theils neundtes Buch.
[Spaltenumbruch]

Es giebt noch ferner eine Gattung
Opium, welches aus den Häuptern des
Siehe Fig. 311.schwartzen Mohns, ohne daß man sie
aufgeritzet, herabläufft, und im herab-
fallen gerinnet, da es dann von der Son-
nenhitze braun gemachet wird. Die-
ser dicke Saft solte noch eher denn der
vorige, den Namen Opium führen, wel-
cher von dem Griechischen Wort opos
oder opion, welches einen Saft bedeutet,
herstammet. Und über diese ist noch
eine dritte Sorte, die aus den aufgeritz-
Siehe Fig. 312.ten weissen Mohnhäuptern gezogen
wird, welcher Saft alsdann eben, als
wie der aus den schwartzen Mohnkö-
pfen, dicke wird. Die Türcken nennen
Maslach der
Türcken.
ihn Maslach. Weil aber diese drey
Sorten nicht bis zu uns gelangen, des-
halben will ich auch nichts weiter davon
erwähnen, sondern vielmehr weisen, daß
dasjenige, was wir Opium zu nennen,
und dafür zu verkauffen pflegen, und ei-
ne schwärtzlichte Massa ist, die uns die
Türcken und die Leute aus Levante zu-
senden, nichts anders sey als ein ausge-
preßter Saft, aus den Köpfen und
Blättern des Mohns, welcher hernach
beym Feuer die Dicke eines Extracts be-
kommen: aus diesem machen sie hernach-
mahls Kuchen, von unterschiedener
Grösse, und umwickeln sie mit Mohn-
blättern, damit sie dieselben desto besser
fortbringen können. Dieses Opium
braucht keine grosse Kosten.

Oftmahls ziehen die Türcken den
Saft aus einem Kraute, Glaucium
Siehe Fig. 313.stachlichter Mohn genannt, so dem
gehörnten Mohn ziemlich gleich sie-
het; und mischen ihn unter den andern
Mohnsaft, daraus sie hernachmahls ei-
ne Massa machen. Daß aber das Opi-
um,
das wir verkauffen, nichts anders,
als ein ausgeprester Saft, ist gantz ge-
wiß, und weiset der wohlfeile Preiß, da-
rum es verkauffet wird, zur Gnüge, daß
es ein bloser Mischmasch sey, keines we-
ges aber ein Saft, der von ihm selbst,
und von Natur herab geflossen. Selbst
unsere Vorfahren, weil sie nicht ge-
zweiffelt, daß das Opium, so wie wir
es verkauffen, nichts anders als ein
ausgeprester Saft sey, haben ihm des-
Meconium.wegen den Namen Meconium gege-
ben.

Jch habe zwar allen Fleiß angewen-
det, daß ich ein weisses Opium finden
[Spaltenumbruch] möchte, dessen von einigen neuen Scri-
benten gedacht wird; allein ich kan nicht
glauben, daß sie es einmahl gesehen, oder
daß es iemahls dergleichen gegeben hät-
te: denn es ist wohl wahr, daß das Opi-
um als wie Milch aus den Mohnhäu-
ptern rinne, es wird aber nicht harte, be-
vor es die Farbe verändert. Derowe-
gen haben sie nur von hören sagen, daß
es weisses Opium gebe, oder sie
haben solches von andern vernommen,
die es gleicher gestalt nur sagen gehört,
oder sie haben sichs nur eingebildet, und
uns dennoch überreden wollen, ob gebe
es Materialien, die doch niemahls in
rerum natura
gewesen, noch iemahls
seyn werden. Wider diese und derglei-
chen Fehler und Jrrthümer zu schrei-
ben, habe ich meiner Schuldigkeit zu
seyn erachtet, damit doch iederman die
Wahrheit kund und offenbar würde,
wie auch, daß diese Scribenten nichts
nicht geschrieben, als was ihnen andere
berichtet und vorgeschwatzt. Besser
wäre es gewesen, sie hätten von nichts
anders gehandelt, als was ihres Thuns
ware, noch sich bemühet, solche Dinge
zu beschreiben, davon sie nicht die gering-
ste Wissenschafft haben: zum wenigsten
zeigen ihre Schrifften, daß sie dieselbi-
gen nicht einmahl kennen.

Es ist mir leid, daß meine Feder also
spitzig seyn soll: allein, es ist doch die
lautere Wahrheit, daß ihre Schrifften
an alle diesem Unheil Schuld und Ursa-
che sind, und weit dienlicher gewesen
wäre, wenn dieselben niemahls an das
Taglicht gekommen, verstehe, in so weit
sie die Materialien angehen.

Was das schwartze und harte,
gelblicht
und weiche Opium anbe-
trifft, da haben sie recht: doch ist es nichts
neues: denn man wird keine Kiste oder
Baril Opium finden, darinne man
nicht auch schwartzes oder gelbes, hart
und weiches Opium antreffen solte. Da-
zu ist ja bekannt genug, daß ein solcher
dicker Saft, ie älter er wird, ie truckner
und schwärtzer werde. Findet sich dem-
nach gelber drunter, so ist diß die Schuld,
daß er nicht genugsam gekocht und ge-
trocknet worden. Wann sie aber sa-
gen, der weisse käme von Gros Cairo,
allein die Türcken behielten ihn für sich;
so habe mich deswegen mit Leuten be-
fraget/ welche sich lange daselbst aufge-

hal-
E e 3
Hauptbeſchreibung erſten Theils neundtes Buch.
[Spaltenumbruch]

Es giebt noch ferner eine Gattung
Opium, welches aus den Haͤuptern des
Siehe Fig. 311.ſchwartzen Mohns, ohne daß man ſie
aufgeritzet, herablaͤufft, und im herab-
fallen gerinnet, da es dann von der Son-
nenhitze braun gemachet wird. Die-
ſer dicke Saft ſolte noch eher denn der
vorige, den Namen Opium fuͤhren, wel-
cher von dem Griechiſchen Wort ὀπὸς
oder ὄπιον, welches einen Saft bedeutet,
herſtammet. Und uͤber dieſe iſt noch
eine dritte Sorte, die aus den aufgeritz-
Siehe Fig. 312.ten weiſſen Mohnhaͤuptern gezogen
wird, welcher Saft alsdann eben, als
wie der aus den ſchwartzen Mohnkoͤ-
pfen, dicke wird. Die Tuͤrcken nennen
Maslach der
Tuͤrcken.
ihn Maslach. Weil aber dieſe drey
Sorten nicht bis zu uns gelangen, des-
halben will ich auch nichts weiter davon
erwaͤhnen, ſondern vielmehr weiſen, daß
dasjenige, was wir Opium zu nennen,
und dafuͤr zu verkauffen pflegen, und ei-
ne ſchwaͤrtzlichte Maſſa iſt, die uns die
Tuͤrcken und die Leute aus Levante zu-
ſenden, nichts anders ſey als ein ausge-
preßter Saft, aus den Koͤpfen und
Blaͤttern des Mohns, welcher hernach
beym Feuer die Dicke eines Extracts be-
kommen: aus dieſem machen ſie heꝛnach-
mahls Kuchen, von unterſchiedener
Groͤſſe, und umwickeln ſie mit Mohn-
blaͤttern, damit ſie dieſelben deſto beſſer
fortbringen koͤnnen. Dieſes Opium
braucht keine groſſe Koſten.

Oftmahls ziehen die Tuͤrcken den
Saft aus einem Kraute, Glaucium
Siehe Fig. 313.ſtachlichter Mohn genannt, ſo dem
gehoͤrnten Mohn ziemlich gleich ſie-
het; und miſchen ihn unter den andern
Mohnſaft, daraus ſie hernachmahls ei-
ne Maſſa machen. Daß aber das Opi-
um,
das wir verkauffen, nichts anders,
als ein ausgepreſter Saft, iſt gantz ge-
wiß, und weiſet der wohlfeile Preiß, da-
rum es verkauffet wird, zur Gnuͤge, daß
es ein bloſer Miſchmaſch ſey, keines we-
ges aber ein Saft, der von ihm ſelbſt,
und von Natur herab gefloſſen. Selbſt
unſere Vorfahren, weil ſie nicht ge-
zweiffelt, daß das Opium, ſo wie wir
es verkauffen, nichts anders als ein
ausgepreſter Saft ſey, haben ihm des-
Meconium.wegen den Namen Meconium gege-
ben.

Jch habe zwar allen Fleiß angewen-
det, daß ich ein weiſſes Opium finden
[Spaltenumbruch] moͤchte, deſſen von einigen neuen Scri-
benten gedacht wird; allein ich kan nicht
glauben, daß ſie es einmahl geſehen, oder
daß es iemahls dergleichen gegeben haͤt-
te: denn es iſt wohl wahr, daß das Opi-
um als wie Milch aus den Mohnhaͤu-
ptern rinne, es wird aber nicht harte, be-
vor es die Farbe veraͤndert. Derowe-
gen haben ſie nur von hoͤren ſagen, daß
es weiſſes Opium gebe, oder ſie
haben ſolches von andern vernommen,
die es gleicher geſtalt nur ſagen gehoͤrt,
oder ſie haben ſichs nur eingebildet, und
uns dennoch uͤberreden wollen, ob gebe
es Materialien, die doch niemahls in
rerum natura
geweſen, noch iemahls
ſeyn werden. Wider dieſe und derglei-
chen Fehler und Jrrthuͤmer zu ſchrei-
ben, habe ich meiner Schuldigkeit zu
ſeyn erachtet, damit doch iederman die
Wahrheit kund und offenbar wuͤrde,
wie auch, daß dieſe Scribenten nichts
nicht geſchrieben, als was ihnen andere
berichtet und vorgeſchwatzt. Beſſer
waͤre es geweſen, ſie haͤtten von nichts
anders gehandelt, als was ihres Thuns
ware, noch ſich bemuͤhet, ſolche Dinge
zu beſchreiben, davon ſie nicht die gering-
ſte Wiſſenſchafft haben: zum wenigſten
zeigen ihre Schrifften, daß ſie dieſelbi-
gen nicht einmahl kennen.

Es iſt mir leid, daß meine Feder alſo
ſpitzig ſeyn ſoll: allein, es iſt doch die
lautere Wahrheit, daß ihre Schrifften
an alle dieſem Unheil Schuld und Urſa-
che ſind, und weit dienlicher geweſen
waͤre, wenn dieſelben niemahls an das
Taglicht gekommen, verſtehe, in ſo weit
ſie die Materialien angehen.

Was das ſchwartze und harte,
gelblicht
und weiche Opium anbe-
trifft, da haben ſie recht: doch iſt es nichts
neues: denn man wird keine Kiſte oder
Baril Opium finden, darinne man
nicht auch ſchwartzes oder gelbes, hart
und weiches Opium antreffen ſolte. Da-
zu iſt ja bekannt genug, daß ein ſolcher
dicker Saft, ie aͤlter er wird, ie truckner
und ſchwaͤrtzer werde. Findet ſich dem-
nach gelber drunter, ſo iſt diß die Schuld,
daß er nicht genugſam gekocht und ge-
trocknet worden. Wann ſie aber ſa-
gen, der weiſſe kaͤme von Gros Cairo,
allein die Tuͤrcken behielten ihn fuͤr ſich;
ſo habe mich deswegen mit Leuten be-
fraget/ welche ſich lange daſelbſt aufge-

hal-
E e 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0343"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Hauptbe&#x017F;chreibung er&#x017F;ten Theils neundtes Buch.</hi> </fw><lb/>
              <cb n="441"/>
              <p>Es giebt noch ferner eine Gattung<lb/><hi rendition="#fr">Opium,</hi> welches aus den Ha&#x0364;uptern des<lb/><note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 311.</note><hi rendition="#fr">&#x017F;chwartzen Mohns,</hi> ohne daß man &#x017F;ie<lb/>
aufgeritzet, herabla&#x0364;ufft, und im herab-<lb/>
fallen gerinnet, da es dann von der Son-<lb/>
nenhitze braun gemachet wird. Die-<lb/>
&#x017F;er dicke Saft &#x017F;olte noch eher denn der<lb/>
vorige, den Namen Opium fu&#x0364;hren, wel-<lb/>
cher von dem Griechi&#x017F;chen Wort &#x1F40;&#x03C0;&#x1F78;&#x03C2;<lb/>
oder &#x1F44;&#x03C0;&#x03B9;&#x03BF;&#x03BD;, welches einen Saft bedeutet,<lb/>
her&#x017F;tammet. Und u&#x0364;ber die&#x017F;e i&#x017F;t noch<lb/>
eine dritte Sorte, die aus den aufgeritz-<lb/><note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 312.</note>ten <hi rendition="#fr">wei&#x017F;&#x017F;en Mohnha&#x0364;uptern</hi> gezogen<lb/>
wird, welcher Saft alsdann eben, als<lb/>
wie der aus den &#x017F;chwartzen Mohnko&#x0364;-<lb/>
pfen, dicke wird. Die Tu&#x0364;rcken nennen<lb/><note place="left">Maslach der<lb/>
Tu&#x0364;rcken.</note>ihn <hi rendition="#fr">Maslach.</hi> Weil aber die&#x017F;e drey<lb/>
Sorten nicht bis zu uns gelangen, des-<lb/>
halben will ich auch nichts weiter davon<lb/>
erwa&#x0364;hnen, &#x017F;ondern vielmehr wei&#x017F;en, daß<lb/>
dasjenige, was wir Opium zu nennen,<lb/>
und dafu&#x0364;r zu verkauffen pflegen, und ei-<lb/>
ne &#x017F;chwa&#x0364;rtzlichte Ma&#x017F;&#x017F;a i&#x017F;t, die uns die<lb/>
Tu&#x0364;rcken und die Leute aus <hi rendition="#fr">Levante</hi> zu-<lb/>
&#x017F;enden, nichts anders &#x017F;ey als ein ausge-<lb/>
preßter Saft, aus den Ko&#x0364;pfen und<lb/>
Bla&#x0364;ttern des Mohns, welcher hernach<lb/>
beym Feuer die Dicke eines Extracts be-<lb/>
kommen: aus die&#x017F;em machen &#x017F;ie he&#xA75B;nach-<lb/>
mahls Kuchen, von unter&#x017F;chiedener<lb/>
Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, und umwickeln &#x017F;ie mit Mohn-<lb/>
bla&#x0364;ttern, damit &#x017F;ie die&#x017F;elben de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
fortbringen ko&#x0364;nnen. Die&#x017F;es <hi rendition="#fr">Opium</hi><lb/>
braucht keine gro&#x017F;&#x017F;e Ko&#x017F;ten.</p><lb/>
              <p>Oftmahls ziehen die Tu&#x0364;rcken den<lb/>
Saft aus einem Kraute, <hi rendition="#aq">Glaucium</hi><lb/><note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 313.</note><hi rendition="#fr">&#x017F;tachlichter Mohn</hi> genannt, &#x017F;o dem<lb/><hi rendition="#fr">geho&#x0364;rnten Mohn</hi> ziemlich gleich &#x017F;ie-<lb/>
het; und mi&#x017F;chen ihn unter den andern<lb/>
Mohn&#x017F;aft, daraus &#x017F;ie hernachmahls ei-<lb/>
ne Ma&#x017F;&#x017F;a machen. Daß aber das <hi rendition="#fr">Opi-<lb/>
um,</hi> das wir verkauffen, nichts anders,<lb/>
als ein ausgepre&#x017F;ter Saft, i&#x017F;t gantz ge-<lb/>
wiß, und wei&#x017F;et der wohlfeile Preiß, da-<lb/>
rum es verkauffet wird, zur Gnu&#x0364;ge, daß<lb/>
es ein blo&#x017F;er Mi&#x017F;chma&#x017F;ch &#x017F;ey, keines we-<lb/>
ges aber ein Saft, der von ihm &#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
und von Natur herab geflo&#x017F;&#x017F;en. Selb&#x017F;t<lb/>
un&#x017F;ere Vorfahren, weil &#x017F;ie nicht ge-<lb/>
zweiffelt, daß das <hi rendition="#fr">Opium,</hi> &#x017F;o wie wir<lb/>
es verkauffen, nichts anders als ein<lb/>
ausgepre&#x017F;ter Saft &#x017F;ey, haben ihm des-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Meconium.</hi></note>wegen den Namen <hi rendition="#fr">Meconium</hi> gege-<lb/>
ben.</p><lb/>
              <p>Jch habe zwar allen Fleiß angewen-<lb/>
det, daß ich ein <hi rendition="#fr">wei&#x017F;&#x017F;es Opium</hi> finden<lb/><cb n="442"/>
mo&#x0364;chte, de&#x017F;&#x017F;en von einigen neuen Scri-<lb/>
benten gedacht wird; allein ich kan nicht<lb/>
glauben, daß &#x017F;ie es einmahl ge&#x017F;ehen, oder<lb/>
daß es iemahls dergleichen gegeben ha&#x0364;t-<lb/>
te: denn es i&#x017F;t wohl wahr, daß das <hi rendition="#fr">Opi-</hi><lb/>
um als wie Milch aus den Mohnha&#x0364;u-<lb/>
ptern rinne, es wird aber nicht harte, be-<lb/>
vor es die Farbe vera&#x0364;ndert. Derowe-<lb/>
gen haben &#x017F;ie nur von ho&#x0364;ren &#x017F;agen, daß<lb/>
es wei&#x017F;&#x017F;es Opium gebe, oder &#x017F;ie<lb/>
haben &#x017F;olches von andern vernommen,<lb/>
die es gleicher ge&#x017F;talt nur &#x017F;agen geho&#x0364;rt,<lb/>
oder &#x017F;ie haben &#x017F;ichs nur eingebildet, und<lb/>
uns dennoch u&#x0364;berreden wollen, ob gebe<lb/>
es Materialien, die doch niemahls <hi rendition="#aq">in<lb/>
rerum natura</hi> gewe&#x017F;en, noch iemahls<lb/>
&#x017F;eyn werden. Wider die&#x017F;e und derglei-<lb/>
chen Fehler und Jrrthu&#x0364;mer zu &#x017F;chrei-<lb/>
ben, habe ich meiner Schuldigkeit zu<lb/>
&#x017F;eyn erachtet, damit doch iederman die<lb/>
Wahrheit kund und offenbar wu&#x0364;rde,<lb/>
wie auch, daß die&#x017F;e Scribenten nichts<lb/>
nicht ge&#x017F;chrieben, als was ihnen andere<lb/>
berichtet und vorge&#x017F;chwatzt. Be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
wa&#x0364;re es gewe&#x017F;en, &#x017F;ie ha&#x0364;tten von nichts<lb/>
anders gehandelt, als was ihres Thuns<lb/>
ware, noch &#x017F;ich bemu&#x0364;het, &#x017F;olche Dinge<lb/>
zu be&#x017F;chreiben, davon &#x017F;ie nicht die gering-<lb/>
&#x017F;te Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft haben: zum wenig&#x017F;ten<lb/>
zeigen ihre Schrifften, daß &#x017F;ie die&#x017F;elbi-<lb/>
gen nicht einmahl kennen.</p><lb/>
              <p>Es i&#x017F;t mir leid, daß meine Feder al&#x017F;o<lb/>
&#x017F;pitzig &#x017F;eyn &#x017F;oll: allein, es i&#x017F;t doch die<lb/>
lautere Wahrheit, daß ihre Schrifften<lb/>
an alle die&#x017F;em Unheil Schuld und Ur&#x017F;a-<lb/>
che &#x017F;ind, und weit dienlicher gewe&#x017F;en<lb/>
wa&#x0364;re, wenn die&#x017F;elben niemahls an das<lb/>
Taglicht gekommen, ver&#x017F;tehe, in &#x017F;o weit<lb/>
&#x017F;ie die Materialien angehen.</p><lb/>
              <p>Was das <hi rendition="#fr">&#x017F;chwartze</hi> und <hi rendition="#fr">harte,<lb/>
gelblicht</hi> und <hi rendition="#fr">weiche Opium</hi> anbe-<lb/>
trifft, da haben &#x017F;ie recht: doch i&#x017F;t es nichts<lb/>
neues: denn man wird keine Ki&#x017F;te oder<lb/>
Baril Opium finden, darinne man<lb/>
nicht auch &#x017F;chwartzes oder gelbes, hart<lb/>
und weiches Opium antreffen &#x017F;olte. Da-<lb/>
zu i&#x017F;t ja bekannt genug, daß ein &#x017F;olcher<lb/>
dicker Saft, ie a&#x0364;lter er wird, ie truckner<lb/>
und &#x017F;chwa&#x0364;rtzer werde. Findet &#x017F;ich dem-<lb/>
nach gelber drunter, &#x017F;o i&#x017F;t diß die Schuld,<lb/>
daß er nicht genug&#x017F;am gekocht und ge-<lb/>
trocknet worden. Wann &#x017F;ie aber &#x017F;a-<lb/>
gen, der wei&#x017F;&#x017F;e ka&#x0364;me von <hi rendition="#fr">Gros Cairo,</hi><lb/>
allein die <hi rendition="#fr">Tu&#x0364;rcken</hi> behielten ihn fu&#x0364;r &#x017F;ich;<lb/>
&#x017F;o habe mich deswegen mit Leuten be-<lb/>
fraget/ welche &#x017F;ich lange da&#x017F;elb&#x017F;t aufge-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E e 3</fw><fw place="bottom" type="catch">hal-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0343] Hauptbeſchreibung erſten Theils neundtes Buch. Es giebt noch ferner eine Gattung Opium, welches aus den Haͤuptern des ſchwartzen Mohns, ohne daß man ſie aufgeritzet, herablaͤufft, und im herab- fallen gerinnet, da es dann von der Son- nenhitze braun gemachet wird. Die- ſer dicke Saft ſolte noch eher denn der vorige, den Namen Opium fuͤhren, wel- cher von dem Griechiſchen Wort ὀπὸς oder ὄπιον, welches einen Saft bedeutet, herſtammet. Und uͤber dieſe iſt noch eine dritte Sorte, die aus den aufgeritz- ten weiſſen Mohnhaͤuptern gezogen wird, welcher Saft alsdann eben, als wie der aus den ſchwartzen Mohnkoͤ- pfen, dicke wird. Die Tuͤrcken nennen ihn Maslach. Weil aber dieſe drey Sorten nicht bis zu uns gelangen, des- halben will ich auch nichts weiter davon erwaͤhnen, ſondern vielmehr weiſen, daß dasjenige, was wir Opium zu nennen, und dafuͤr zu verkauffen pflegen, und ei- ne ſchwaͤrtzlichte Maſſa iſt, die uns die Tuͤrcken und die Leute aus Levante zu- ſenden, nichts anders ſey als ein ausge- preßter Saft, aus den Koͤpfen und Blaͤttern des Mohns, welcher hernach beym Feuer die Dicke eines Extracts be- kommen: aus dieſem machen ſie heꝛnach- mahls Kuchen, von unterſchiedener Groͤſſe, und umwickeln ſie mit Mohn- blaͤttern, damit ſie dieſelben deſto beſſer fortbringen koͤnnen. Dieſes Opium braucht keine groſſe Koſten. Siehe Fig. 311. Siehe Fig. 312. Maslach der Tuͤrcken. Oftmahls ziehen die Tuͤrcken den Saft aus einem Kraute, Glaucium ſtachlichter Mohn genannt, ſo dem gehoͤrnten Mohn ziemlich gleich ſie- het; und miſchen ihn unter den andern Mohnſaft, daraus ſie hernachmahls ei- ne Maſſa machen. Daß aber das Opi- um, das wir verkauffen, nichts anders, als ein ausgepreſter Saft, iſt gantz ge- wiß, und weiſet der wohlfeile Preiß, da- rum es verkauffet wird, zur Gnuͤge, daß es ein bloſer Miſchmaſch ſey, keines we- ges aber ein Saft, der von ihm ſelbſt, und von Natur herab gefloſſen. Selbſt unſere Vorfahren, weil ſie nicht ge- zweiffelt, daß das Opium, ſo wie wir es verkauffen, nichts anders als ein ausgepreſter Saft ſey, haben ihm des- wegen den Namen Meconium gege- ben. Siehe Fig. 313. Meconium. Jch habe zwar allen Fleiß angewen- det, daß ich ein weiſſes Opium finden moͤchte, deſſen von einigen neuen Scri- benten gedacht wird; allein ich kan nicht glauben, daß ſie es einmahl geſehen, oder daß es iemahls dergleichen gegeben haͤt- te: denn es iſt wohl wahr, daß das Opi- um als wie Milch aus den Mohnhaͤu- ptern rinne, es wird aber nicht harte, be- vor es die Farbe veraͤndert. Derowe- gen haben ſie nur von hoͤren ſagen, daß es weiſſes Opium gebe, oder ſie haben ſolches von andern vernommen, die es gleicher geſtalt nur ſagen gehoͤrt, oder ſie haben ſichs nur eingebildet, und uns dennoch uͤberreden wollen, ob gebe es Materialien, die doch niemahls in rerum natura geweſen, noch iemahls ſeyn werden. Wider dieſe und derglei- chen Fehler und Jrrthuͤmer zu ſchrei- ben, habe ich meiner Schuldigkeit zu ſeyn erachtet, damit doch iederman die Wahrheit kund und offenbar wuͤrde, wie auch, daß dieſe Scribenten nichts nicht geſchrieben, als was ihnen andere berichtet und vorgeſchwatzt. Beſſer waͤre es geweſen, ſie haͤtten von nichts anders gehandelt, als was ihres Thuns ware, noch ſich bemuͤhet, ſolche Dinge zu beſchreiben, davon ſie nicht die gering- ſte Wiſſenſchafft haben: zum wenigſten zeigen ihre Schrifften, daß ſie dieſelbi- gen nicht einmahl kennen. Es iſt mir leid, daß meine Feder alſo ſpitzig ſeyn ſoll: allein, es iſt doch die lautere Wahrheit, daß ihre Schrifften an alle dieſem Unheil Schuld und Urſa- che ſind, und weit dienlicher geweſen waͤre, wenn dieſelben niemahls an das Taglicht gekommen, verſtehe, in ſo weit ſie die Materialien angehen. Was das ſchwartze und harte, gelblicht und weiche Opium anbe- trifft, da haben ſie recht: doch iſt es nichts neues: denn man wird keine Kiſte oder Baril Opium finden, darinne man nicht auch ſchwartzes oder gelbes, hart und weiches Opium antreffen ſolte. Da- zu iſt ja bekannt genug, daß ein ſolcher dicker Saft, ie aͤlter er wird, ie truckner und ſchwaͤrtzer werde. Findet ſich dem- nach gelber drunter, ſo iſt diß die Schuld, daß er nicht genugſam gekocht und ge- trocknet worden. Wann ſie aber ſa- gen, der weiſſe kaͤme von Gros Cairo, allein die Tuͤrcken behielten ihn fuͤr ſich; ſo habe mich deswegen mit Leuten be- fraget/ welche ſich lange daſelbſt aufge- hal- E e 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/343
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/343>, abgerufen am 28.03.2024.