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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung ersten Theils neundtes Buch.
[Spaltenumbruch] set, daß er nicht gemischet worden.

Auch lasse man sich eines bessern be-
richten, und glaube nicht, daß der
Achiotl auf solche Weise bereitet wer-
de, wie Blegny pag. 222. meldet, daß
nämlich der Achiotl ein dicker Saft sey,
den man aus der Frucht des Americani-
schen fruchtbaren Baumes Achiotl
ziehe. Denn, wann dieses Korn aus
der Hülse genommen, würde es gestossen
und der Saft heraus gepreßt, den man
darauf an einen warmen Ort setze und
die Feuchtigkeit verrauchen lasse: wenn
er nun als ein Teig dicke worden, wür-
den kleine Klumpen in unterschiedener
Form daraus gemacht, die dann, wann
sie gantz und gar ausgetrocknet, eigent-
lich das so genannte Achiotl wären.
Allein, es ist nichts gewissers, als daß
der Roucou oder Achiotl, gleichwie
die Stärcke bereitet wird; denn un-
möglich kan der Saft herausgepresset
werden, weil die Materie, daraus der
Roucou gemacht wird, ein röthlicht
fasichtes Wesen ist, so an den Körnern
in der Hülse hanget, und sich nicht davon
absondern läßt, als mit Wasser, wenn
man auf solche Weise damit verfähret,
als wie die Stärckmacher, die das Mehl,
das noch in denen Kleyen, welche auf
Frantzösisch Recoupe heissen, davon ab-
zusondern, und Stärcke daraus zu ma-
chen wissen. Und darum ist es kein Saft,
der aus den Kernen gepresset worden,
wie obgemeldter Autor vorgiebt.

Dem sey aber wie ihm sey, man muß
den Roucou aussuchen, der wie Violen
oder Veilgenwurtzel riecht, und gewiß
aus Cayenne gebracht ist: denn dieses
die eintzige unter allen Americani-
schen Jnseln,
woselbst der beste und
truckenste Roucou gemacht wird; der
muß auch an Farbe so hoch als möglich
seyn. Der also bereitete Roucou soll
Achiotl.den Namen Achiotl führen: denn der-
jenige, den wir verkauffen, ist insgemein
und meistentheils feuchte und garstig,
schimmlicht, und riecht nach dem Keller:
in Summa, er taug durchgehends nicht
zum Einnehmen, und soll weder zur
Chocolate, noch für Krancke gebrauchet
werden, ob ihn gleich Blegny dazu re-
commendiret, ich ihm auch eben nicht
widersprechen will, indem ichs nicht
versucht habe.

Den Roucou brauchen die Färber
[Spaltenumbruch] sehr viel. Auch wird das Wachs gelb
damit gemachet, wenn man ihn in ein
wenig Nußöl zerlassen, unter das ge-
schmoltzene Wachs geschüttet hat. Das
übelste aber ist, daß diese Farbe nicht
lange dauert, sondern an der Luft ver-
schiesset.

Vor etlichen Jahren sendeten sie uns
aus den Jnseln, und auch aus Holland,
Roucou
in kleinen Klumpen, in Ge-
stalt und Grösse eines Thalers, welcher
alle gehörige Beschaffenheiten hatte,
und gar gut innerlich zu brauchen war;
dagegen ist der, den wir anietzo haben,
in grossen viereckten Stücken, wie die
Maßilische Seiffe, oder als wie runde
Kuchen, und bisweilen so häßlich und
stinckend, daß man ihn kaum anrühren
kan.

Die Americanischen Cannibalen
warten des Baumes, der den Roucou
trägt, mit der grösten Sorgfalt, in An-
sehung des grossen Nutzens, den sie da-
von ziehen. Denn erstlich zieren sie ih-
re Gärten damit aus, und setzen ihn
vor ihre Hütten und Wohnungen. Vors
andere, ist dieses Holtz dermassen harte,
daß sie Feuer damit aufschlagen können,
als wie wir mit den Feuer- und Flinten-
steinen. Zum dritten machen sie Seile
und Tuch aus der Schale. Viertens
thun sie die Wurtzel und Blätter in ihre
Suppen, davon bekommen sie einen gu-
ten Geschmack, und eine Farbe wie
Saffran. Der fünffte Nutzen bestehet
in den Körnern, daraus sie den Roucou
bereiten, mit dem sie sich nicht allein
und sonderlich an ihren Festtagen zu
mahlen pflegen, nachdem sie ihn vorher
in Carapaöl zergehen lassen, sondern
sie tauschen auch andere Waaren, deren
sie bedürfftig, dafür ein.

Der Roucou giebt mir auch Anlaß
und Gelegenheit von dem Creutzbee-
ren-Extract
oder Safte zu handeln,
den wir recht ungeschickt, Blasengrün
zu nennen gewohnet sind. Es ist aber
dieser Extract der Saft, der aus den
Creutzbeeren, die in den Höltzern gantz
gemeine sind, gezogen worden. Wann
nun dieser Saft aus den Beeren gezo-
gen ist, wird er mit blancken Weine und
etwas Alaune vermischet, in Schweins-
blasen geschüttet und aufgehänget, da-
mit die Feuchtigkeit durch die Luft da-
von getrieben, und er zu einem Extracte

werde,
F f 2

Hauptbeſchreibung erſten Theils neundtes Buch.
[Spaltenumbruch] ſet, daß er nicht gemiſchet worden.

Auch laſſe man ſich eines beſſern be-
richten, und glaube nicht, daß der
Achiotl auf ſolche Weiſe bereitet wer-
de, wie Blegny pag. 222. meldet, daß
naͤmlich der Achiotl ein dicker Saft ſey,
den man aus der Frucht des Americani-
ſchen fruchtbaren Baumes Achiotl
ziehe. Denn, wann dieſes Korn aus
der Huͤlſe genommen, wuͤrde es geſtoſſen
und der Saft heraus gepreßt, den man
darauf an einen warmen Ort ſetze und
die Feuchtigkeit verrauchen laſſe: wenn
er nun als ein Teig dicke worden, wuͤr-
den kleine Klumpen in unterſchiedener
Form daraus gemacht, die dann, wann
ſie gantz und gar ausgetrocknet, eigent-
lich das ſo genannte Achiotl waͤren.
Allein, es iſt nichts gewiſſers, als daß
der Roucou oder Achiotl, gleichwie
die Staͤrcke bereitet wird; denn un-
moͤglich kan der Saft herausgepreſſet
werden, weil die Materie, daraus der
Roucou gemacht wird, ein roͤthlicht
faſichtes Weſen iſt, ſo an den Koͤrnern
in der Huͤlſe hanget, und ſich nicht davon
abſondern laͤßt, als mit Waſſer, wenn
man auf ſolche Weiſe damit verfaͤhret,
als wie die Staͤrckmacher, die das Mehl,
das noch in denen Kleyen, welche auf
Frantzoͤſiſch Recoupe heiſſen, davon ab-
zuſondern, und Staͤrcke daraus zu ma-
chen wiſſen. Und darum iſt es kein Saft,
der aus den Kernen gepreſſet worden,
wie obgemeldter Autor vorgiebt.

Dem ſey aber wie ihm ſey, man muß
den Roucou ausſuchen, der wie Violen
oder Veilgenwurtzel riecht, und gewiß
aus Cayenne gebracht iſt: denn dieſes
die eintzige unter allen Americani-
ſchen Jnſeln,
woſelbſt der beſte und
truckenſte Roucou gemacht wird; der
muß auch an Farbe ſo hoch als moͤglich
ſeyn. Der alſo bereitete Roucou ſoll
Achiotl.den Namen Achiotl fuͤhren: denn der-
jenige, den wir verkauffen, iſt insgemein
und meiſtentheils feuchte und garſtig,
ſchimmlicht, und riecht nach dem Keller:
in Summa, er taug durchgehends nicht
zum Einnehmen, und ſoll weder zur
Chocolate, noch fuͤr Krancke gebrauchet
werden, ob ihn gleich Blegny dazu re-
commendiret, ich ihm auch eben nicht
widerſprechen will, indem ichs nicht
verſucht habe.

Den Roucou brauchen die Faͤrber
[Spaltenumbruch] ſehr viel. Auch wird das Wachs gelb
damit gemachet, wenn man ihn in ein
wenig Nußoͤl zerlaſſen, unter das ge-
ſchmoltzene Wachs geſchuͤttet hat. Das
uͤbelſte aber iſt, daß dieſe Farbe nicht
lange dauert, ſondern an der Luft ver-
ſchieſſet.

Vor etlichen Jahren ſendeten ſie uns
aus den Jnſeln, und auch aus Holland,
Roucou
in kleinen Klumpen, in Ge-
ſtalt und Groͤſſe eines Thalers, welcher
alle gehoͤrige Beſchaffenheiten hatte,
und gar gut innerlich zu brauchen war;
dagegen iſt der, den wir anietzo haben,
in groſſen viereckten Stuͤcken, wie die
Maßiliſche Seiffe, oder als wie runde
Kuchen, und bisweilen ſo haͤßlich und
ſtinckend, daß man ihn kaum anruͤhren
kan.

Die Americaniſchen Cannibalen
warten des Baumes, der den Roucou
traͤgt, mit der groͤſten Sorgfalt, in An-
ſehung des groſſen Nutzens, den ſie da-
von ziehen. Denn erſtlich zieren ſie ih-
re Gaͤrten damit aus, und ſetzen ihn
vor ihre Huͤtten und Wohnungen. Vors
andere, iſt dieſes Holtz dermaſſen harte,
daß ſie Feuer damit aufſchlagen koͤnnen,
als wie wir mit den Feuer- und Flinten-
ſteinen. Zum dritten machen ſie Seile
und Tuch aus der Schale. Viertens
thun ſie die Wurtzel und Blaͤtter in ihre
Suppen, davon bekommen ſie einen gu-
ten Geſchmack, und eine Farbe wie
Saffran. Der fuͤnffte Nutzen beſtehet
in den Koͤrnern, daraus ſie den Roucou
bereiten, mit dem ſie ſich nicht allein
und ſonderlich an ihren Feſttagen zu
mahlen pflegen, nachdem ſie ihn vorher
in Carapaoͤl zergehen laſſen, ſondern
ſie tauſchen auch andere Waaren, deren
ſie beduͤrfftig, dafuͤr ein.

Der Roucou giebt mir auch Anlaß
und Gelegenheit von dem Creutzbee-
ren-Extract
oder Safte zu handeln,
den wir recht ungeſchickt, Blaſengruͤn
zu nennen gewohnet ſind. Es iſt aber
dieſer Extract der Saft, der aus den
Creutzbeeren, die in den Hoͤltzern gantz
gemeine ſind, gezogen worden. Wann
nun dieſer Saft aus den Beeren gezo-
gen iſt, wird er mit blancken Weine und
etwas Alaune vermiſchet, in Schweins-
blaſen geſchuͤttet und aufgehaͤnget, da-
mit die Feuchtigkeit durch die Luft da-
von getrieben, und er zu einem Extracte

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F f 2
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[0351] Hauptbeſchreibung erſten Theils neundtes Buch. ſet, daß er nicht gemiſchet worden. Auch laſſe man ſich eines beſſern be- richten, und glaube nicht, daß der Achiotl auf ſolche Weiſe bereitet wer- de, wie Blegny pag. 222. meldet, daß naͤmlich der Achiotl ein dicker Saft ſey, den man aus der Frucht des Americani- ſchen fruchtbaren Baumes Achiotl ziehe. Denn, wann dieſes Korn aus der Huͤlſe genommen, wuͤrde es geſtoſſen und der Saft heraus gepreßt, den man darauf an einen warmen Ort ſetze und die Feuchtigkeit verrauchen laſſe: wenn er nun als ein Teig dicke worden, wuͤr- den kleine Klumpen in unterſchiedener Form daraus gemacht, die dann, wann ſie gantz und gar ausgetrocknet, eigent- lich das ſo genannte Achiotl waͤren. Allein, es iſt nichts gewiſſers, als daß der Roucou oder Achiotl, gleichwie die Staͤrcke bereitet wird; denn un- moͤglich kan der Saft herausgepreſſet werden, weil die Materie, daraus der Roucou gemacht wird, ein roͤthlicht faſichtes Weſen iſt, ſo an den Koͤrnern in der Huͤlſe hanget, und ſich nicht davon abſondern laͤßt, als mit Waſſer, wenn man auf ſolche Weiſe damit verfaͤhret, als wie die Staͤrckmacher, die das Mehl, das noch in denen Kleyen, welche auf Frantzoͤſiſch Recoupe heiſſen, davon ab- zuſondern, und Staͤrcke daraus zu ma- chen wiſſen. Und darum iſt es kein Saft, der aus den Kernen gepreſſet worden, wie obgemeldter Autor vorgiebt. Dem ſey aber wie ihm ſey, man muß den Roucou ausſuchen, der wie Violen oder Veilgenwurtzel riecht, und gewiß aus Cayenne gebracht iſt: denn dieſes die eintzige unter allen Americani- ſchen Jnſeln, woſelbſt der beſte und truckenſte Roucou gemacht wird; der muß auch an Farbe ſo hoch als moͤglich ſeyn. Der alſo bereitete Roucou ſoll den Namen Achiotl fuͤhren: denn der- jenige, den wir verkauffen, iſt insgemein und meiſtentheils feuchte und garſtig, ſchimmlicht, und riecht nach dem Keller: in Summa, er taug durchgehends nicht zum Einnehmen, und ſoll weder zur Chocolate, noch fuͤr Krancke gebrauchet werden, ob ihn gleich Blegny dazu re- commendiret, ich ihm auch eben nicht widerſprechen will, indem ichs nicht verſucht habe. Achiotl. Den Roucou brauchen die Faͤrber ſehr viel. Auch wird das Wachs gelb damit gemachet, wenn man ihn in ein wenig Nußoͤl zerlaſſen, unter das ge- ſchmoltzene Wachs geſchuͤttet hat. Das uͤbelſte aber iſt, daß dieſe Farbe nicht lange dauert, ſondern an der Luft ver- ſchieſſet. Vor etlichen Jahren ſendeten ſie uns aus den Jnſeln, und auch aus Holland, Roucou in kleinen Klumpen, in Ge- ſtalt und Groͤſſe eines Thalers, welcher alle gehoͤrige Beſchaffenheiten hatte, und gar gut innerlich zu brauchen war; dagegen iſt der, den wir anietzo haben, in groſſen viereckten Stuͤcken, wie die Maßiliſche Seiffe, oder als wie runde Kuchen, und bisweilen ſo haͤßlich und ſtinckend, daß man ihn kaum anruͤhren kan. Die Americaniſchen Cannibalen warten des Baumes, der den Roucou traͤgt, mit der groͤſten Sorgfalt, in An- ſehung des groſſen Nutzens, den ſie da- von ziehen. Denn erſtlich zieren ſie ih- re Gaͤrten damit aus, und ſetzen ihn vor ihre Huͤtten und Wohnungen. Vors andere, iſt dieſes Holtz dermaſſen harte, daß ſie Feuer damit aufſchlagen koͤnnen, als wie wir mit den Feuer- und Flinten- ſteinen. Zum dritten machen ſie Seile und Tuch aus der Schale. Viertens thun ſie die Wurtzel und Blaͤtter in ihre Suppen, davon bekommen ſie einen gu- ten Geſchmack, und eine Farbe wie Saffran. Der fuͤnffte Nutzen beſtehet in den Koͤrnern, daraus ſie den Roucou bereiten, mit dem ſie ſich nicht allein und ſonderlich an ihren Feſttagen zu mahlen pflegen, nachdem ſie ihn vorher in Carapaoͤl zergehen laſſen, ſondern ſie tauſchen auch andere Waaren, deren ſie beduͤrfftig, dafuͤr ein. Der Roucou giebt mir auch Anlaß und Gelegenheit von dem Creutzbee- ren-Extract oder Safte zu handeln, den wir recht ungeſchickt, Blaſengruͤn zu nennen gewohnet ſind. Es iſt aber dieſer Extract der Saft, der aus den Creutzbeeren, die in den Hoͤltzern gantz gemeine ſind, gezogen worden. Wann nun dieſer Saft aus den Beeren gezo- gen iſt, wird er mit blancken Weine und etwas Alaune vermiſchet, in Schweins- blaſen geſchuͤttet und aufgehaͤnget, da- mit die Feuchtigkeit durch die Luft da- von getrieben, und er zu einem Extracte werde, F f 2

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/351>, abgerufen am 28.03.2024.