Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch]

Es wird auch, ohne den Wollhan-
del und den Handel mit der Feistigkeit
von ungewaschener Wolle, ein starcker
Handel mit Schöpsen Unschlit geführet,
welches wir von unterschiedenen Orten
herbringen lassen, sonderlich aber aus
Holland, weil es das beste: nach die-
sem kommt das vom Platze, das ist das-
jenige, welches unsere Fleischhauer zu
[Spaltenumbruch] Paris verkauffen: allein, wir haben
damit nichts zu thun.

Das Märckische oder das Hollän-Schöpsen-
unschlitt.

dische Schöpsenunschlit muß schnee-
weiß sehen, und lauter Schöpsenun-
schlit seyn, denn wenn Rindsunschlit
drunter gemischet worden, sieht es gelb-
licht.

[Ende Spaltensatz]
Das zwölffte Capitel.
Vom Hirsche.
[Beginn Spaltensatz] Siehe Fig. 346.

DEr Hirsch ist ein in der gantzen
Welt allzubekanntes Thier, das al-
lerdings unnützlich seyn würde, wenn ich
ihn beschreiben wolte. Dannenhero
will ich nur allein vermelden, daß wir
kein eintziges Thier von so gar langem
Leben haben, welches an dem Gehörn
eines Hirschen, das in dem Schloß zu
Amboise aufbehalten wird, abzuneh-
men ist, denn dasselbige ist von einer
gantz entsetzlichen Länge, und bezeuget
ein sehr hohes Alter. Unsre Geschicht-
schreiber gedencken, daß König Carl
der
VIte in dem Walde zu Senlis ei-
nen Hirsch gefället, welcher ein gold-
nes Halsband umgehabt, auf dem die-
se Lateinische Worte gestanden, hoc Cae-
sar me donavit,
Cäsar hat mich damit
begabet.

So giebt es auch kein ander Thier
mehr, von welchem so vielerley Artzney-
mittel und andere im Leben nöthige
Dinge können genommen werden, als
wie vom Hirsche.

Das allererste, das man vom Hir-
sche nehmen kan, ist das Wasser, wel-
ches aus den Hirschkolben gezogen,
Hirschkolben-
wasser.
und insgemein Hirschkolbenwasser
genennet wird. Dasselbige ist ein un-
vergleichlich Mittel zu Beförderung
der Geburt, und wider die hitzigen Fie-
ber. Doch wer dieses Wassers benö-
thiget ist, mag ihm rathen lassen, und
es bey rechtschaffenen Leuten kauffen,
denn es ist ein gar rares Wasser, theils,
weil es nicht gar zu ofte gebrauchet
wird, theils aber, weil es gar schwer-
lich zu haben.

Geraspelt
Hirschhorn.

Das Gehörn wird geraspelt, und
die Späne, eben als wie die vom Elffen-
bein zu anhaltenden Träncken gebrau-
chet: es wird auch Gallrede davon ge-
[Spaltenumbruch] macht, mit dem Titel Hirschgallrede.
Diese Späne müssen frisch und aufrich-
tig seyn, denn es giebt Leute, welche ge-
raspelte Ochsenbeine dafür verkauffen;
solches kan jedoch ein ieder stracks ver-
mercken, wer nur ein wenig weiß, was
Hirschhorn ist. Die beste Kundschaft,
die ich davon ertheilen kan, ist diese:
man kauffe sie bey redlichen Leuten, oder
lasse sie selbst raspeln.

Aus dem Hirschhorn wird ein SpiritusSpiritus, Sal
volatile,
und
oleum vom
Hirschhorn.

und Sal volatile durch die Retorte getrie-
ben, welche zu Hertz- und Haupt-
Kranckheiten vortrefflich dienlich erach-
tet werden. Jngleichen ein schwartzes
Oel, welches rectificiret werden kan,
und ein unfehlbares Mittel wieder die
Schwinden ist. Was in der Retorte
zurücke bleibt, ist schwartz, und kan mit
Wasser abgerieben, folglich eine Art
schwartz daraus zugerichtet werden,Hirschhorn
schwartz.

welches fast so schön, als wie das vom
Elffenbein. So kan auch dieses schwar-
tze Horn wieder weiß gebrennet werden,
und giebt hernachmahls eben solchen
Nutzen, wie das gebrannte Helffen-Präparirt
Hirschhorn.

bein, und könte gleichfalls Spodium ge-
nennet, und zu kleinen trochiscis, gema-
chet werden: es hat auch eben solche
Kräfte.

Das Bein oder der im Hertzen be-
findliche Knorpel, deme der Name
Hirschhertzbein, oder HirschcreutzHirschereutz.
gegeben worden, ist eine treffliche Hertz-
verwahrende Artzney, und kommt des-
wegen auch unter die confection de hya-
cintho.
Sie müssen aber nicht gar zu
dicke und weiß, und gewiß aus dem Her-
tzen des Hirsches genommen seyn, denn
etliche verkauffen die Beine aus dem
Hertzen des Ochsens dafür, ist auch kein
Unterschied dazwischen, als daß die vom

Ochsen
Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch]

Es wird auch, ohne den Wollhan-
del und den Handel mit der Feiſtigkeit
von ungewaſchener Wolle, ein ſtarcker
Handel mit Schoͤpſen Unſchlit gefuͤhret,
welches wir von unterſchiedenen Orten
herbringen laſſen, ſonderlich aber aus
Holland, weil es das beſte: nach die-
ſem kommt das vom Platze, das iſt das-
jenige, welches unſere Fleiſchhauer zu
[Spaltenumbruch] Paris verkauffen: allein, wir haben
damit nichts zu thun.

Das Maͤrckiſche oder das Hollaͤn-Schoͤpſen-
unſchlitt.

diſche Schoͤpſenunſchlit muß ſchnee-
weiß ſehen, und lauter Schoͤpſenun-
ſchlit ſeyn, denn wenn Rindsunſchlit
drunter gemiſchet worden, ſieht es gelb-
licht.

[Ende Spaltensatz]
Das zwoͤlffte Capitel.
Vom Hirſche.
[Beginn Spaltensatz] Siehe Fig. 346.

DEr Hirſch iſt ein in der gantzen
Welt allzubekanntes Thier, das al-
lerdings unnuͤtzlich ſeyn wuͤꝛde, wenn ich
ihn beſchreiben wolte. Dannenhero
will ich nur allein vermelden, daß wir
kein eintziges Thier von ſo gar langem
Leben haben, welches an dem Gehoͤrn
eines Hirſchen, das in dem Schloß zu
Amboiſe aufbehalten wird, abzuneh-
men iſt, denn daſſelbige iſt von einer
gantz entſetzlichen Laͤnge, und bezeuget
ein ſehr hohes Alter. Unſre Geſchicht-
ſchreiber gedencken, daß Koͤnig Carl
der
VIte in dem Walde zu Senlis ei-
nen Hirſch gefaͤllet, welcher ein gold-
nes Halsband umgehabt, auf dem die-
ſe Lateiniſche Worte geſtanden, hoc Cæ-
ſar me donavit,
Caͤſar hat mich damit
begabet.

So giebt es auch kein ander Thier
mehr, von welchem ſo vielerley Artzney-
mittel und andere im Leben noͤthige
Dinge koͤnnen genommen werden, als
wie vom Hirſche.

Das allererſte, das man vom Hir-
ſche nehmen kan, iſt das Waſſer, wel-
ches aus den Hirſchkolben gezogen,
Hirſchkolben-
waſſer.
und insgemein Hirſchkolbenwaſſer
genennet wird. Daſſelbige iſt ein un-
vergleichlich Mittel zu Befoͤrderung
der Geburt, und wider die hitzigen Fie-
ber. Doch wer dieſes Waſſers benoͤ-
thiget iſt, mag ihm rathen laſſen, und
es bey rechtſchaffenen Leuten kauffen,
denn es iſt ein gar rares Waſſer, theils,
weil es nicht gar zu ofte gebrauchet
wird, theils aber, weil es gar ſchwer-
lich zu haben.

Geraſpelt
Hirſchhorn.

Das Gehoͤrn wird geraſpelt, und
die Spaͤne, eben als wie die vom Elffen-
bein zu anhaltenden Traͤncken gebrau-
chet: es wird auch Gallrede davon ge-
[Spaltenumbruch] macht, mit dem Titel Hirſchgallrede.
Dieſe Spaͤne muͤſſen friſch und aufrich-
tig ſeyn, denn es giebt Leute, welche ge-
raſpelte Ochſenbeine dafuͤr verkauffen;
ſolches kan jedoch ein ieder ſtracks ver-
mercken, wer nur ein wenig weiß, was
Hirſchhorn iſt. Die beſte Kundſchaft,
die ich davon ertheilen kan, iſt dieſe:
man kauffe ſie bey redlichen Leuten, oder
laſſe ſie ſelbſt raſpeln.

Aus dem Hirſchhorn wird ein SpiritusSpiritus, Sal
volatile,
und
oleum vom
Hirſchhorn.

und Sal volatile durch die Retorte getrie-
ben, welche zu Hertz- und Haupt-
Kranckheiten vortrefflich dienlich erach-
tet werden. Jngleichen ein ſchwartzes
Oel, welches rectificiret werden kan,
und ein unfehlbares Mittel wieder die
Schwinden iſt. Was in der Retorte
zuruͤcke bleibt, iſt ſchwartz, und kan mit
Waſſer abgerieben, folglich eine Art
ſchwartz daraus zugerichtet werden,Hirſchhorn
ſchwartz.

welches faſt ſo ſchoͤn, als wie das vom
Elffenbein. So kan auch dieſes ſchwar-
tze Horn wieder weiß gebrennet werden,
und giebt hernachmahls eben ſolchen
Nutzen, wie das gebrannte Helffen-Praͤparirt
Hirſchhorn.

bein, und koͤnte gleichfalls Spodium ge-
nennet, und zu kleinen trochiſcis, gema-
chet werden: es hat auch eben ſolche
Kraͤfte.

Das Bein oder der im Hertzen be-
findliche Knorpel, deme der Name
Hirſchhertzbein, oder HirſchcreutzHirſchereutz.
gegeben worden, iſt eine treffliche Hertz-
verwahrende Artzney, und kommt des-
wegen auch unter die confection de hya-
cintho.
Sie muͤſſen aber nicht gar zu
dicke und weiß, und gewiß aus dem Her-
tzen des Hirſches genommen ſeyn, denn
etliche verkauffen die Beine aus dem
Hertzen des Ochſens dafuͤr, iſt auch kein
Unterſchied dazwiſchen, als daß die vom

Ochſen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <div n="4">
                <pb facs="#f0392"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Spezereyen und Materialien</hi> </fw><lb/>
                <cb n="515"/>
                <p>Es wird auch, ohne den Wollhan-<lb/>
del und den Handel mit der Fei&#x017F;tigkeit<lb/>
von ungewa&#x017F;chener Wolle, ein &#x017F;tarcker<lb/>
Handel mit Scho&#x0364;p&#x017F;en Un&#x017F;chlit gefu&#x0364;hret,<lb/>
welches wir von unter&#x017F;chiedenen Orten<lb/>
herbringen la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;onderlich aber aus<lb/><hi rendition="#fr">Holland,</hi> weil es das be&#x017F;te: nach die-<lb/>
&#x017F;em kommt das vom Platze, das i&#x017F;t das-<lb/>
jenige, welches un&#x017F;ere Flei&#x017F;chhauer zu<lb/><cb n="516"/> <hi rendition="#fr">Paris</hi> verkauffen: allein, wir haben<lb/>
damit nichts zu thun.</p><lb/>
                <p>Das <hi rendition="#fr">Ma&#x0364;rcki&#x017F;che</hi> oder das <hi rendition="#fr">Holla&#x0364;n-</hi><note place="right">Scho&#x0364;p&#x017F;en-<lb/>
un&#x017F;chlitt.</note><lb/><hi rendition="#fr">di&#x017F;che</hi> Scho&#x0364;p&#x017F;enun&#x017F;chlit muß &#x017F;chnee-<lb/>
weiß &#x017F;ehen, und lauter Scho&#x0364;p&#x017F;enun-<lb/>
&#x017F;chlit &#x017F;eyn, denn wenn Rindsun&#x017F;chlit<lb/>
drunter gemi&#x017F;chet worden, &#x017F;ieht es gelb-<lb/>
licht.</p>
              </div>
              <cb type="end"/>
            </div><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das zwo&#x0364;lffte Capitel.<lb/>
Vom Hir&#x017F;che.</hi> </head><lb/>
              <cb type="start"/>
              <note place="left">Siehe <hi rendition="#aq">Fig.</hi> 346.</note>
              <p><hi rendition="#in">D</hi>Er <hi rendition="#fr">Hir&#x017F;ch</hi> i&#x017F;t ein in der gantzen<lb/>
Welt allzubekanntes Thier, das al-<lb/>
lerdings unnu&#x0364;tzlich &#x017F;eyn wu&#x0364;&#xA75B;de, wenn ich<lb/>
ihn be&#x017F;chreiben wolte. Dannenhero<lb/>
will ich nur allein vermelden, daß wir<lb/>
kein eintziges Thier von &#x017F;o gar langem<lb/>
Leben haben, welches an dem Geho&#x0364;rn<lb/>
eines Hir&#x017F;chen, das in dem Schloß zu<lb/><hi rendition="#fr">Amboi&#x017F;e</hi> aufbehalten wird, abzuneh-<lb/>
men i&#x017F;t, denn da&#x017F;&#x017F;elbige i&#x017F;t von einer<lb/>
gantz ent&#x017F;etzlichen La&#x0364;nge, und bezeuget<lb/>
ein &#x017F;ehr hohes Alter. Un&#x017F;re Ge&#x017F;chicht-<lb/>
&#x017F;chreiber gedencken, daß <hi rendition="#fr">Ko&#x0364;nig Carl<lb/>
der</hi> <hi rendition="#aq">VI</hi><hi rendition="#fr">te</hi> in dem Walde zu <hi rendition="#fr">Senlis</hi> ei-<lb/>
nen Hir&#x017F;ch gefa&#x0364;llet, welcher ein gold-<lb/>
nes Halsband umgehabt, auf dem die-<lb/>
&#x017F;e Lateini&#x017F;che Worte ge&#x017F;tanden, <hi rendition="#aq">hoc Cæ-<lb/>
&#x017F;ar me donavit,</hi> Ca&#x0364;&#x017F;ar hat mich damit<lb/>
begabet.</p><lb/>
              <p>So giebt es auch kein ander Thier<lb/>
mehr, von welchem &#x017F;o vielerley Artzney-<lb/>
mittel und andere im Leben no&#x0364;thige<lb/>
Dinge ko&#x0364;nnen genommen werden, als<lb/>
wie vom Hir&#x017F;che.</p><lb/>
              <p>Das allerer&#x017F;te, das man vom Hir-<lb/>
&#x017F;che nehmen kan, i&#x017F;t das Wa&#x017F;&#x017F;er, wel-<lb/>
ches aus den Hir&#x017F;chkolben gezogen,<lb/><note place="left">Hir&#x017F;chkolben-<lb/>
wa&#x017F;&#x017F;er.</note>und insgemein <hi rendition="#fr">Hir&#x017F;chkolbenwa&#x017F;&#x017F;er</hi><lb/>
genennet wird. Da&#x017F;&#x017F;elbige i&#x017F;t ein un-<lb/>
vergleichlich Mittel zu Befo&#x0364;rderung<lb/>
der Geburt, und wider die hitzigen Fie-<lb/>
ber. Doch wer die&#x017F;es Wa&#x017F;&#x017F;ers beno&#x0364;-<lb/>
thiget i&#x017F;t, mag ihm rathen la&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
es bey recht&#x017F;chaffenen Leuten kauffen,<lb/>
denn es i&#x017F;t ein gar rares Wa&#x017F;&#x017F;er, theils,<lb/>
weil es nicht gar zu ofte gebrauchet<lb/>
wird, theils aber, weil es gar &#x017F;chwer-<lb/>
lich zu haben.</p><lb/>
              <note place="left">Gera&#x017F;pelt<lb/>
Hir&#x017F;chhorn.</note>
              <p>Das <hi rendition="#fr">Geho&#x0364;rn</hi> wird gera&#x017F;pelt, und<lb/>
die Spa&#x0364;ne, eben als wie die vom Elffen-<lb/>
bein zu anhaltenden Tra&#x0364;ncken gebrau-<lb/>
chet: es wird auch <hi rendition="#fr">Gallrede</hi> davon ge-<lb/><cb/>
macht, mit dem Titel Hir&#x017F;chgallrede.<lb/>
Die&#x017F;e Spa&#x0364;ne mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en fri&#x017F;ch und aufrich-<lb/>
tig &#x017F;eyn, denn es giebt Leute, welche ge-<lb/>
ra&#x017F;pelte Och&#x017F;enbeine dafu&#x0364;r verkauffen;<lb/>
&#x017F;olches kan jedoch ein ieder &#x017F;tracks ver-<lb/>
mercken, wer nur ein wenig weiß, was<lb/>
Hir&#x017F;chhorn i&#x017F;t. Die be&#x017F;te Kund&#x017F;chaft,<lb/>
die ich davon ertheilen kan, i&#x017F;t die&#x017F;e:<lb/>
man kauffe &#x017F;ie bey redlichen Leuten, oder<lb/>
la&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t ra&#x017F;peln.</p><lb/>
              <p>Aus dem Hir&#x017F;chhorn wird ein <hi rendition="#aq">Spiritus</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">Spiritus, Sal<lb/>
volatile,</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">oleum</hi> vom<lb/>
Hir&#x017F;chhorn.</note><lb/>
und <hi rendition="#aq">Sal volatile</hi> durch die Retorte getrie-<lb/>
ben, welche zu Hertz- und Haupt-<lb/>
Kranckheiten vortrefflich dienlich erach-<lb/>
tet werden. Jngleichen ein &#x017F;chwartzes<lb/>
Oel, welches <hi rendition="#aq">rectificir</hi>et werden kan,<lb/>
und ein unfehlbares Mittel wieder die<lb/>
Schwinden i&#x017F;t. Was in der Retorte<lb/>
zuru&#x0364;cke bleibt, i&#x017F;t &#x017F;chwartz, und kan mit<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er abgerieben, folglich eine Art<lb/>
&#x017F;chwartz daraus zugerichtet werden,<note place="right">Hir&#x017F;chhorn<lb/>
&#x017F;chwartz.</note><lb/>
welches fa&#x017F;t &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;n, als wie das vom<lb/>
Elffenbein. So kan auch die&#x017F;es &#x017F;chwar-<lb/>
tze Horn wieder weiß gebrennet werden,<lb/>
und giebt hernachmahls eben &#x017F;olchen<lb/>
Nutzen, wie das gebrannte Helffen-<note place="right">Pra&#x0364;parirt<lb/>
Hir&#x017F;chhorn.</note><lb/>
bein, und ko&#x0364;nte gleichfalls <hi rendition="#aq">Spodium</hi> ge-<lb/>
nennet, und zu kleinen <hi rendition="#aq">trochi&#x017F;cis,</hi> gema-<lb/>
chet werden: es hat auch eben &#x017F;olche<lb/>
Kra&#x0364;fte.</p><lb/>
              <p>Das Bein oder der im Hertzen be-<lb/>
findliche Knorpel, deme der Name<lb/><hi rendition="#fr">Hir&#x017F;chhertzbein,</hi> oder <hi rendition="#fr">Hir&#x017F;chcreutz</hi><note place="right">Hir&#x017F;chereutz.</note><lb/>
gegeben worden, i&#x017F;t eine treffliche Hertz-<lb/>
verwahrende Artzney, und kommt des-<lb/>
wegen auch unter die <hi rendition="#aq">confection de hya-<lb/>
cintho.</hi> Sie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en aber nicht gar zu<lb/>
dicke und weiß, und gewiß aus dem Her-<lb/>
tzen des Hir&#x017F;ches genommen &#x017F;eyn, denn<lb/>
etliche verkauffen die Beine aus dem<lb/>
Hertzen des Och&#x017F;ens dafu&#x0364;r, i&#x017F;t auch kein<lb/>
Unter&#x017F;chied dazwi&#x017F;chen, als daß die vom<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Och&#x017F;en</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0392] Der Spezereyen und Materialien Es wird auch, ohne den Wollhan- del und den Handel mit der Feiſtigkeit von ungewaſchener Wolle, ein ſtarcker Handel mit Schoͤpſen Unſchlit gefuͤhret, welches wir von unterſchiedenen Orten herbringen laſſen, ſonderlich aber aus Holland, weil es das beſte: nach die- ſem kommt das vom Platze, das iſt das- jenige, welches unſere Fleiſchhauer zu Paris verkauffen: allein, wir haben damit nichts zu thun. Das Maͤrckiſche oder das Hollaͤn- diſche Schoͤpſenunſchlit muß ſchnee- weiß ſehen, und lauter Schoͤpſenun- ſchlit ſeyn, denn wenn Rindsunſchlit drunter gemiſchet worden, ſieht es gelb- licht. Schoͤpſen- unſchlitt. Das zwoͤlffte Capitel. Vom Hirſche. DEr Hirſch iſt ein in der gantzen Welt allzubekanntes Thier, das al- lerdings unnuͤtzlich ſeyn wuͤꝛde, wenn ich ihn beſchreiben wolte. Dannenhero will ich nur allein vermelden, daß wir kein eintziges Thier von ſo gar langem Leben haben, welches an dem Gehoͤrn eines Hirſchen, das in dem Schloß zu Amboiſe aufbehalten wird, abzuneh- men iſt, denn daſſelbige iſt von einer gantz entſetzlichen Laͤnge, und bezeuget ein ſehr hohes Alter. Unſre Geſchicht- ſchreiber gedencken, daß Koͤnig Carl der VIte in dem Walde zu Senlis ei- nen Hirſch gefaͤllet, welcher ein gold- nes Halsband umgehabt, auf dem die- ſe Lateiniſche Worte geſtanden, hoc Cæ- ſar me donavit, Caͤſar hat mich damit begabet. So giebt es auch kein ander Thier mehr, von welchem ſo vielerley Artzney- mittel und andere im Leben noͤthige Dinge koͤnnen genommen werden, als wie vom Hirſche. Das allererſte, das man vom Hir- ſche nehmen kan, iſt das Waſſer, wel- ches aus den Hirſchkolben gezogen, und insgemein Hirſchkolbenwaſſer genennet wird. Daſſelbige iſt ein un- vergleichlich Mittel zu Befoͤrderung der Geburt, und wider die hitzigen Fie- ber. Doch wer dieſes Waſſers benoͤ- thiget iſt, mag ihm rathen laſſen, und es bey rechtſchaffenen Leuten kauffen, denn es iſt ein gar rares Waſſer, theils, weil es nicht gar zu ofte gebrauchet wird, theils aber, weil es gar ſchwer- lich zu haben. Hirſchkolben- waſſer. Das Gehoͤrn wird geraſpelt, und die Spaͤne, eben als wie die vom Elffen- bein zu anhaltenden Traͤncken gebrau- chet: es wird auch Gallrede davon ge- macht, mit dem Titel Hirſchgallrede. Dieſe Spaͤne muͤſſen friſch und aufrich- tig ſeyn, denn es giebt Leute, welche ge- raſpelte Ochſenbeine dafuͤr verkauffen; ſolches kan jedoch ein ieder ſtracks ver- mercken, wer nur ein wenig weiß, was Hirſchhorn iſt. Die beſte Kundſchaft, die ich davon ertheilen kan, iſt dieſe: man kauffe ſie bey redlichen Leuten, oder laſſe ſie ſelbſt raſpeln. Aus dem Hirſchhorn wird ein Spiritus und Sal volatile durch die Retorte getrie- ben, welche zu Hertz- und Haupt- Kranckheiten vortrefflich dienlich erach- tet werden. Jngleichen ein ſchwartzes Oel, welches rectificiret werden kan, und ein unfehlbares Mittel wieder die Schwinden iſt. Was in der Retorte zuruͤcke bleibt, iſt ſchwartz, und kan mit Waſſer abgerieben, folglich eine Art ſchwartz daraus zugerichtet werden, welches faſt ſo ſchoͤn, als wie das vom Elffenbein. So kan auch dieſes ſchwar- tze Horn wieder weiß gebrennet werden, und giebt hernachmahls eben ſolchen Nutzen, wie das gebrannte Helffen- bein, und koͤnte gleichfalls Spodium ge- nennet, und zu kleinen trochiſcis, gema- chet werden: es hat auch eben ſolche Kraͤfte. Spiritus, Sal volatile, und oleum vom Hirſchhorn. Hirſchhorn ſchwartz. Praͤparirt Hirſchhorn. Das Bein oder der im Hertzen be- findliche Knorpel, deme der Name Hirſchhertzbein, oder Hirſchcreutz gegeben worden, iſt eine treffliche Hertz- verwahrende Artzney, und kommt des- wegen auch unter die confection de hya- cintho. Sie muͤſſen aber nicht gar zu dicke und weiß, und gewiß aus dem Her- tzen des Hirſches genommen ſeyn, denn etliche verkauffen die Beine aus dem Hertzen des Ochſens dafuͤr, iſt auch kein Unterſchied dazwiſchen, als daß die vom Ochſen Hirſchereutz.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/392
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/392>, abgerufen am 20.04.2024.