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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] weilen von dem Ende des einen bis zu
dem Ende des andern, sechs bis sieben
Fuß sind: und dieses hat seine Ursach;
denn diese Flügel sind ihm höchst nöthig,
weil er sich unter weilen mehr denn
300. Meilen vom Lande entfernet. Er
hat grosse Mühe, bis er sich von den
Aesten erheben kan, wenn er aber ein-
mahl im Flug ist, so sieht man, wie
er die Luft mit gantz sanftem Flug
zerschneidet, denn er hält die Flügel aus-
gebreitet, und bewegt sie fast gar nicht,
oder beweget sich etwa. Wenn ihm
der Regen oder der ungestümme Wind
ungelegen fällt, so bravirt er den Wol-
cken, schwingt sich in die mittlere Ge-
gend der Luft, und entzeucht sich dem
Gesichte der Menschen. Allein, ob er
gleich noch so hoch gestiegen, dennoch
merckt er genau auf denjenigen Ort,
wo die Dorades die fliegenden Fische
jagen, und stürtzt sich als ein Blitz aus
der Luft herab, nicht zwar bis auf das
Wasser, sonst er Mühe haben würde
sich wiederum zu erheben; sondern,
wenn er etwa noch zehen bis zwölff
Ellen davon ist, nimmt er einen grossen
Umschweiff, und kommt gleichsam un-
vermerckt, immer tieffer herunter, bis
er der See gantz gleich flieget, da er
dann die kleinen Fische im Wasser mit
dem Schnabel oder Klauen, zuweilen
auch mit beyden zugleich, erwischet.

Das Männlein hat nicht allein ei-
nen grossen rothen Kamm auf dem
Kopfe, als wie ein Hahn, sondern auch
unter der Gurgel: wiewohl solcher nur
an den Alten zu sehen ist. Die Weib-
lein haben keine, hingegen sind ihre Fe-
dern viel weisser, sonderlich am Bau-
che.

Gleichwie aber in Europa die Rei-
ger ihre gewissen Oerter und Winckel in
den Höltzern haben, die ihnen zur Zu-
flucht dienen, woselbst sie sich versamm-
len, zur Ruhe begeben, sich aufhalten
[Spaltenumbruch] und ihr Geschlechte vermehren; eben
also haben auch diese Vögel eine kleine
Jnsel bey Guadalupa, eine geraume
Zeit zur Wohnung eingehabt, dahin
alle Fregatten daherum zusammen ge-
kommen, die Nacht über allda zu ru-
hen, oder bey bequemen Wetter zu ni-
sten. Diese kleine Jnsel wurde das
Fregatten Jnselgen genennet, führet
auch diesen Namen annoch, obgleich die
Vögel den Ort geändert: denn im Jahr
1643. und 1644. wurden sie dermassen
heftig gejaget, daß sie aus Noth diese
Jnsel verlassen musten.

Der P. Tertre ein Predigermönch,
von der Brüderschafft des Heiligen
Ludwigs, und Apostolischer Mißiona-
rius nach den Antillen Jnseln, ließ
sich durch die vortheilhaften Reden, die
man ihm von dem Oele, das aus den
Fregatten könte gezogen werden, bewe-
gen, und sie das letzte mahl jagen, be-
kam ihrer auch durch Hülffe drey oder
vier Personen, in weniger als zwey
Stunden Zeit, über hundert Stück.
Die grossen ertappten sie auf den Ae-
sten, oder auf dem Neste, denn weil sie
grosse Mühe haben, bis sie recht in Flug
kommen, hatten diese Leute Zeit sie mit
ihren Pikenlangen Stangen zwischen
die Fittige zu schmeissen, da sie dann
stracks, wie halb tod blieben. Es ent-
flohe kein eintziger, der sich nicht zuvor
gebrochen, und zwey oder drey halb
verdauete Fische, als wie Häringe, von
sich gegeben hätte: und dieses zwar, wie
er vermuthete, darum, damit sie desto
behender davon fliehen möchten.

Das Oel oder das Schmaltz von die-Fregatten-
schmaltz.

sen Vögeln ist ein vollkommen gutes
Mittel wieder das Hüftweh, und alle
andere Zufälle, die von Erkältung ent-
stehen. Es wird in gantz Jndien da-
von, als von einer unschätzbaren Sa-
che, groß Wesen gemacht.

[Ende Spaltensatz]
Das ein und zwantzigste Capitel.
Von Vogelnestern.
[Beginn Spaltensatz]

DJe Vogelnester, welche die Siam-
mer
vor etlichen Jahren mit nach
Franckreich brachten, sind der Spei-
chel oder Auswurff gewisser Vögel,
Eisvögel genannt, welche in Franck-
[Spaltenumbruch] reich/
sonderlich in der Normandie,
gantz gemeine. Die Frantzösischen
Eisvögel
halten sich fleißig an der
See und um die Moraste auf, haben
die Grösse einer Schwalbe oder Wach-

tel:

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] weilen von dem Ende des einen bis zu
dem Ende des andern, ſechs bis ſieben
Fuß ſind: und dieſes hat ſeine Urſach;
denn dieſe Fluͤgel ſind ihm hoͤchſt noͤthig,
weil er ſich unter weilen mehr denn
300. Meilen vom Lande entfernet. Er
hat groſſe Muͤhe, bis er ſich von den
Aeſten erheben kan, wenn er aber ein-
mahl im Flug iſt, ſo ſieht man, wie
er die Luft mit gantz ſanftem Flug
zerſchneidet, denn er haͤlt die Fluͤgel aus-
gebreitet, und bewegt ſie faſt gar nicht,
oder beweget ſich etwa. Wenn ihm
der Regen oder der ungeſtuͤmme Wind
ungelegen faͤllt, ſo braviꝛt er den Wol-
cken, ſchwingt ſich in die mittlere Ge-
gend der Luft, und entzeucht ſich dem
Geſichte der Menſchen. Allein, ob er
gleich noch ſo hoch geſtiegen, dennoch
merckt er genau auf denjenigen Ort,
wo die Dorades die fliegenden Fiſche
jagen, und ſtuͤrtzt ſich als ein Blitz aus
der Luft herab, nicht zwar bis auf das
Waſſer, ſonſt er Muͤhe haben wuͤrde
ſich wiederum zu erheben; ſondern,
wenn er etwa noch zehen bis zwoͤlff
Ellen davon iſt, nimmt er einen groſſen
Umſchweiff, und kommt gleichſam un-
vermerckt, immer tieffer herunter, bis
er der See gantz gleich flieget, da er
dann die kleinen Fiſche im Waſſer mit
dem Schnabel oder Klauen, zuweilen
auch mit beyden zugleich, erwiſchet.

Das Maͤnnlein hat nicht allein ei-
nen groſſen rothen Kamm auf dem
Kopfe, als wie ein Hahn, ſondern auch
unter der Gurgel: wiewohl ſolcher nur
an den Alten zu ſehen iſt. Die Weib-
lein haben keine, hingegen ſind ihre Fe-
dern viel weiſſer, ſonderlich am Bau-
che.

Gleichwie aber in Europa die Rei-
ger ihre gewiſſen Oerter und Winckel in
den Hoͤltzern haben, die ihnen zur Zu-
flucht dienen, woſelbſt ſie ſich verſamm-
len, zur Ruhe begeben, ſich aufhalten
[Spaltenumbruch] und ihr Geſchlechte vermehren; eben
alſo haben auch dieſe Voͤgel eine kleine
Jnſel bey Guadalupa, eine geraume
Zeit zur Wohnung eingehabt, dahin
alle Fregatten daherum zuſammen ge-
kommen, die Nacht uͤber allda zu ru-
hen, oder bey bequemen Wetter zu ni-
ſten. Dieſe kleine Jnſel wurde das
Fregatten Jnſelgen genennet, fuͤhret
auch dieſen Namen annoch, obgleich die
Voͤgel den Ort geaͤndert: denn im Jahr
1643. und 1644. wurden ſie dermaſſen
heftig gejaget, daß ſie aus Noth dieſe
Jnſel verlaſſen muſten.

Der P. Tertre ein Predigermoͤnch,
von der Bruͤderſchafft des Heiligen
Ludwigs, und Apoſtoliſcher Mißiona-
rius nach den Antillen Jnſeln, ließ
ſich durch die vortheilhaften Reden, die
man ihm von dem Oele, das aus den
Fregatten koͤnte gezogen werden, bewe-
gen, und ſie das letzte mahl jagen, be-
kam ihrer auch durch Huͤlffe drey oder
vier Perſonen, in weniger als zwey
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Die groſſen ertappten ſie auf den Ae-
ſten, oder auf dem Neſte, denn weil ſie
groſſe Muͤhe haben, bis ſie recht in Flug
kommen, hatten dieſe Leute Zeit ſie mit
ihren Pikenlangen Stangen zwiſchen
die Fittige zu ſchmeiſſen, da ſie dann
ſtracks, wie halb tod blieben. Es ent-
flohe kein eintziger, der ſich nicht zuvor
gebrochen, und zwey oder drey halb
verdauete Fiſche, als wie Haͤringe, von
ſich gegeben haͤtte: und dieſes zwar, wie
er vermuthete, darum, damit ſie deſto
behender davon fliehen moͤchten.

Das Oel oder das Schmaltz von die-Fregatten-
ſchmaltz.

ſen Voͤgeln iſt ein vollkommen gutes
Mittel wieder das Huͤftweh, und alle
andere Zufaͤlle, die von Erkaͤltung ent-
ſtehen. Es wird in gantz Jndien da-
von, als von einer unſchaͤtzbaren Sa-
che, groß Weſen gemacht.

[Ende Spaltensatz]
Das ein und zwantzigſte Capitel.
Von Vogelneſtern.
[Beginn Spaltensatz]

DJe Vogelneſter, welche die Siam-
mer
vor etlichen Jahren mit nach
Franckreich brachten, ſind der Spei-
chel oder Auswurff gewiſſer Voͤgel,
Eisvoͤgel genannt, welche in Franck-
[Spaltenumbruch] reich/
ſonderlich in der Normandie,
gantz gemeine. Die Frantzoͤſiſchen
Eisvoͤgel
halten ſich fleißig an der
See und um die Moraſte auf, haben
die Groͤſſe einer Schwalbe oder Wach-

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[0402] Der Spezereyen und Materialien weilen von dem Ende des einen bis zu dem Ende des andern, ſechs bis ſieben Fuß ſind: und dieſes hat ſeine Urſach; denn dieſe Fluͤgel ſind ihm hoͤchſt noͤthig, weil er ſich unter weilen mehr denn 300. Meilen vom Lande entfernet. Er hat groſſe Muͤhe, bis er ſich von den Aeſten erheben kan, wenn er aber ein- mahl im Flug iſt, ſo ſieht man, wie er die Luft mit gantz ſanftem Flug zerſchneidet, denn er haͤlt die Fluͤgel aus- gebreitet, und bewegt ſie faſt gar nicht, oder beweget ſich etwa. Wenn ihm der Regen oder der ungeſtuͤmme Wind ungelegen faͤllt, ſo braviꝛt er den Wol- cken, ſchwingt ſich in die mittlere Ge- gend der Luft, und entzeucht ſich dem Geſichte der Menſchen. Allein, ob er gleich noch ſo hoch geſtiegen, dennoch merckt er genau auf denjenigen Ort, wo die Dorades die fliegenden Fiſche jagen, und ſtuͤrtzt ſich als ein Blitz aus der Luft herab, nicht zwar bis auf das Waſſer, ſonſt er Muͤhe haben wuͤrde ſich wiederum zu erheben; ſondern, wenn er etwa noch zehen bis zwoͤlff Ellen davon iſt, nimmt er einen groſſen Umſchweiff, und kommt gleichſam un- vermerckt, immer tieffer herunter, bis er der See gantz gleich flieget, da er dann die kleinen Fiſche im Waſſer mit dem Schnabel oder Klauen, zuweilen auch mit beyden zugleich, erwiſchet. Das Maͤnnlein hat nicht allein ei- nen groſſen rothen Kamm auf dem Kopfe, als wie ein Hahn, ſondern auch unter der Gurgel: wiewohl ſolcher nur an den Alten zu ſehen iſt. Die Weib- lein haben keine, hingegen ſind ihre Fe- dern viel weiſſer, ſonderlich am Bau- che. Gleichwie aber in Europa die Rei- ger ihre gewiſſen Oerter und Winckel in den Hoͤltzern haben, die ihnen zur Zu- flucht dienen, woſelbſt ſie ſich verſamm- len, zur Ruhe begeben, ſich aufhalten und ihr Geſchlechte vermehren; eben alſo haben auch dieſe Voͤgel eine kleine Jnſel bey Guadalupa, eine geraume Zeit zur Wohnung eingehabt, dahin alle Fregatten daherum zuſammen ge- kommen, die Nacht uͤber allda zu ru- hen, oder bey bequemen Wetter zu ni- ſten. Dieſe kleine Jnſel wurde das Fregatten Jnſelgen genennet, fuͤhret auch dieſen Namen annoch, obgleich die Voͤgel den Ort geaͤndert: denn im Jahr 1643. und 1644. wurden ſie dermaſſen heftig gejaget, daß ſie aus Noth dieſe Jnſel verlaſſen muſten. Der P. Tertre ein Predigermoͤnch, von der Bruͤderſchafft des Heiligen Ludwigs, und Apoſtoliſcher Mißiona- rius nach den Antillen Jnſeln, ließ ſich durch die vortheilhaften Reden, die man ihm von dem Oele, das aus den Fregatten koͤnte gezogen werden, bewe- gen, und ſie das letzte mahl jagen, be- kam ihrer auch durch Huͤlffe drey oder vier Perſonen, in weniger als zwey Stunden Zeit, uͤber hundert Stuͤck. Die groſſen ertappten ſie auf den Ae- ſten, oder auf dem Neſte, denn weil ſie groſſe Muͤhe haben, bis ſie recht in Flug kommen, hatten dieſe Leute Zeit ſie mit ihren Pikenlangen Stangen zwiſchen die Fittige zu ſchmeiſſen, da ſie dann ſtracks, wie halb tod blieben. Es ent- flohe kein eintziger, der ſich nicht zuvor gebrochen, und zwey oder drey halb verdauete Fiſche, als wie Haͤringe, von ſich gegeben haͤtte: und dieſes zwar, wie er vermuthete, darum, damit ſie deſto behender davon fliehen moͤchten. Das Oel oder das Schmaltz von die- ſen Voͤgeln iſt ein vollkommen gutes Mittel wieder das Huͤftweh, und alle andere Zufaͤlle, die von Erkaͤltung ent- ſtehen. Es wird in gantz Jndien da- von, als von einer unſchaͤtzbaren Sa- che, groß Weſen gemacht. Fregatten- ſchmaltz. Das ein und zwantzigſte Capitel. Von Vogelneſtern. DJe Vogelneſter, welche die Siam- mer vor etlichen Jahren mit nach Franckreich brachten, ſind der Spei- chel oder Auswurff gewiſſer Voͤgel, Eisvoͤgel genannt, welche in Franck- reich/ ſonderlich in der Normandie, gantz gemeine. Die Frantzoͤſiſchen Eisvoͤgel halten ſich fleißig an der See und um die Moraſte auf, haben die Groͤſſe einer Schwalbe oder Wach- tel:

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/402>, abgerufen am 24.04.2024.