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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] als wie die Tauben ihre Jungen füt-
tern. Wenn sie nun ein Löchlein mit
dem Thaue angefüllet, verstopfen und
versiegeln sie es gleichsam mit einem
gantz zarten wächsenen Häutlein, auf-
daß nichts herauslauffe und verderbe.

Zu dem Ende des Junius und Ju-
lius, wenn der Thau nicht mehr so häuf-
fig fällt, als wie im April und May,
fällt doch noch bisweilen des Morgens
etwas Thau, den diese Bienen eben als
wie den andern einzusammlen nicht we-
niger bemühet sind. Es geschiehet
aber auch oftmahls (wiewohl zum
Schaden des Korns und anderer Feld-
früchte) daß gewisse kleine Reiffe und
Regen fallen, welche sich an die Nuß-
bäume und das Getraide legen, und
dieselben verderben, denen Bienen ie-
dennoch zu ihrem sammlen und Honig-
machen gar dienlich sind. Wann auch
gleich ihre Erndtezeit vorbey ist, lassen
sie doch nicht ab zu arbeiten, indem sie
Wachs eintragen, welches sie von aller-
hand Blumen, davon aber obgemeldete
ausgeschlossen sind, einsammlen.

Merckwürdig ists, daß wenn sie
schwärmen, und die Jungen, aus wel-
chen der Schwarm bestehet, nur aus
dem Stocke sind, dieselben gleichsam ei-
ne schwartze Wolcke von Fliegen vor-
stellen, welche dann diese oder jene Ge-
stalt bekommt, nachdem nämlich die
Bienen auf einen Hauffen, wie ein
streitendes Kriegsheer herausziehen.
Sie hencken sich zusammen, und folgen
der vornehmsten unter ihnen, welche
länger ist, als die andern, und iederzeit
gar kurtze, nicht so gar lange Flügel hat,
wie die andern, und röthlicht siehet.
Wann sie diese verliehren, werden sie
irre, und dieser Zufall bringet den Ei-
genthumsherrn kurtz drauf in Verlust.
Sobald der Schwarm herausgeflogen,
hencken sie sich insgemein in den Schat-
ten eines Astes, als anderswo an: da
muß man sie dann, alsbald sie sich nur
gesetzet/ aufs behendeste zurück bringen,
und in einen Stock fassen, auf daß sie
nicht durchgehen; denn wo man sie un-
eingefasset läßt, bis die Sonne auf sie
scheinet, werden sie munter und fliegen
davon: wann sie aber in dem Stocke
sind, ist es besser, daß man ihn aus der
Sonne setze, damit das frische Wachs
[Spaltenumbruch] von der Sonnenhitze nicht zerschmel-
tze.

Es dienet ferner zu mercken, daß ihr
Wachs gantzer drey Jahr, zu Erzie-
lung der jungen Bienen gut und taug-
lich bleibe. So kan man auch das Al-
ter des Wachses an der Farbe stracks
erkennen, im ersten Jahre ist es weiß-
licht, im andern wird es gelb, und im
dritten braun. Wird es älter, so wird
es schwartz, unfruchtbar und untaug-
lich; die Bienen legen auch weder Brut
noch Honig drein.

Auch ist nichts ungereimtes, wenn
man unter den Stock, der geschwärmet
hat, andere Stöcke stellet, und weisse
Taffeln, von Gyps, denn diese Farbe
für andern mercklich. Jch habe mich
doch nicht so wohl dabey befunden, als
wenn ich Breter drunter gelegt.

Jch habe Bienen gehabt, die ich vom
Ende des Winters, bis es wiederum
schön Wetterworden, füttern müssen,
weil sie nicht genug Honig zu ihrer Zeh-
rung eingetragen: Dieselben aber fun-
den sich hernachmahls besser, denn die
andern. Je dicker der Schwarm, ie
eher wird der Stock voll Wachs und
Honig, ist auch um ein gut Theil besser,
und giebt im folgenden Jahre frühzei-
tig.

Weil es auch faule Bienen giebet,
so werden dieselben von den stärckern
und arbeitsamern, gegen den Winter
ausgetrieben oder getödtet.

Jm October hören sie auf Brut zu
setzen, und heben nicht ehe wieder an,
als bis auch die Erde aufs neue beginnt
zu treiben, und Laub und Gras hervor-
bringt, welches im Februar zu gesche-
hen pflegt.

Oben habe ich gedacht, daß ich Stö-
cke hätte von zwey Stücken zusammen-
gesetzt: diese sind wie ein Väßlein oder
Zuckerhut formiret, und in der Mitten
entzwey geschnitten; damit nun die
Bienen nicht sterben, muß man sie alle
Jahr zeideln, und dieses Jahr den einen
Theil hinweg nehmen, im folgenden
den andern, nachdem sie voll sind, und
an statt der vollen ledige hinstellen, da-
mit die Bienen darinne arbeiten kön-
nen: und dieses heißt man zeideln oder
schneiden. Bisweilen triffts zu: wie
ich sie dann unterschiedene mahl zwey-

mahl

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] als wie die Tauben ihre Jungen fuͤt-
tern. Wenn ſie nun ein Loͤchlein mit
dem Thaue angefuͤllet, verſtopfen und
verſiegeln ſie es gleichſam mit einem
gantz zarten waͤchſenen Haͤutlein, auf-
daß nichts herauslauffe und verderbe.

Zu dem Ende des Junius und Ju-
lius, wenn der Thau nicht mehr ſo haͤuf-
fig faͤllt, als wie im April und May,
faͤllt doch noch bisweilen des Morgens
etwas Thau, den dieſe Bienen eben als
wie den andern einzuſammlen nicht we-
niger bemuͤhet ſind. Es geſchiehet
aber auch oftmahls (wiewohl zum
Schaden des Korns und anderer Feld-
fruͤchte) daß gewiſſe kleine Reiffe und
Regen fallen, welche ſich an die Nuß-
baͤume und das Getraide legen, und
dieſelben verderben, denen Bienen ie-
dennoch zu ihrem ſammlen und Honig-
machen gar dienlich ſind. Wann auch
gleich ihre Erndtezeit vorbey iſt, laſſen
ſie doch nicht ab zu arbeiten, indem ſie
Wachs eintragen, welches ſie von aller-
hand Blumen, davon aber obgemeldete
ausgeſchloſſen ſind, einſammlen.

Merckwuͤrdig iſts, daß wenn ſie
ſchwaͤrmen, und die Jungen, aus wel-
chen der Schwarm beſtehet, nur aus
dem Stocke ſind, dieſelben gleichſam ei-
ne ſchwartze Wolcke von Fliegen vor-
ſtellen, welche dann dieſe oder jene Ge-
ſtalt bekommt, nachdem naͤmlich die
Bienen auf einen Hauffen, wie ein
ſtreitendes Kriegsheer herausziehen.
Sie hencken ſich zuſammen, und folgen
der vornehmſten unter ihnen, welche
laͤnger iſt, als die andern, und iederzeit
gar kurtze, nicht ſo gar lange Fluͤgel hat,
wie die andern, und roͤthlicht ſiehet.
Wann ſie dieſe verliehren, werden ſie
irre, und dieſer Zufall bringet den Ei-
genthumsherrn kurtz drauf in Verluſt.
Sobald der Schwarm herausgeflogen,
hencken ſie ſich insgemein in den Schat-
ten eines Aſtes, als anderswo an: da
muß man ſie dann, alsbald ſie ſich nur
geſetzet/ aufs behendeſte zuruͤck bringen,
und in einen Stock faſſen, auf daß ſie
nicht durchgehen; denn wo man ſie un-
eingefaſſet laͤßt, bis die Sonne auf ſie
ſcheinet, werden ſie munter und fliegen
davon: wann ſie aber in dem Stocke
ſind, iſt es beſſer, daß man ihn aus der
Sonne ſetze, damit das friſche Wachs
[Spaltenumbruch] von der Sonnenhitze nicht zerſchmel-
tze.

Es dienet ferner zu mercken, daß ihr
Wachs gantzer drey Jahr, zu Erzie-
lung der jungen Bienen gut und taug-
lich bleibe. So kan man auch das Al-
ter des Wachſes an der Farbe ſtracks
erkennen, im erſten Jahre iſt es weiß-
licht, im andern wird es gelb, und im
dritten braun. Wird es aͤlter, ſo wird
es ſchwartz, unfruchtbar und untaug-
lich; die Bienen legen auch weder Brut
noch Honig drein.

Auch iſt nichts ungereimtes, wenn
man unter den Stock, der geſchwaͤrmet
hat, andere Stoͤcke ſtellet, und weiſſe
Taffeln, von Gyps, denn dieſe Farbe
fuͤr andern mercklich. Jch habe mich
doch nicht ſo wohl dabey befunden, als
wenn ich Breter drunter gelegt.

Jch habe Bienen gehabt, die ich vom
Ende des Winters, bis es wiederum
ſchoͤn Wetterworden, fuͤttern muͤſſen,
weil ſie nicht genug Honig zu ihrer Zeh-
rung eingetragen: Dieſelben aber fun-
den ſich hernachmahls beſſer, denn die
andern. Je dicker der Schwarm, ie
eher wird der Stock voll Wachs und
Honig, iſt auch um ein gut Theil beſſer,
und giebt im folgenden Jahre fruͤhzei-
tig.

Weil es auch faule Bienen giebet,
ſo werden dieſelben von den ſtaͤrckern
und arbeitſamern, gegen den Winter
ausgetrieben oder getoͤdtet.

Jm October hoͤren ſie auf Brut zu
ſetzen, und heben nicht ehe wieder an,
als bis auch die Erde aufs neue beginnt
zu treiben, und Laub und Gras hervor-
bringt, welches im Februar zu geſche-
hen pflegt.

Oben habe ich gedacht, daß ich Stoͤ-
cke haͤtte von zwey Stuͤcken zuſammen-
geſetzt: dieſe ſind wie ein Vaͤßlein oder
Zuckerhut formiret, und in der Mitten
entzwey geſchnitten; damit nun die
Bienen nicht ſterben, muß man ſie alle
Jahr zeideln, und dieſes Jahr den einen
Theil hinweg nehmen, im folgenden
den andern, nachdem ſie voll ſind, und
an ſtatt der vollen ledige hinſtellen, da-
mit die Bienen darinne arbeiten koͤn-
nen: und dieſes heißt man zeideln oder
ſchneiden. Bisweilen triffts zu: wie
ich ſie dann unterſchiedene mahl zwey-

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/408>, abgerufen am 25.04.2024.