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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] hell und weiß, gestehet in weniger Zeit,
und wird hart und körnicht. Die an-
dere Sorte wird aus allerley Gewürcke
oder Roos gemacht, das man in einen
Sack von Bindfaden stecket, wenn es
vorher wohl abgeputzet worden, und
vermittelst einer Presse ein weisses Ho-
nig heraus treibet, welches aber von
dem erstern gantz und gar unterschieden
ist, weil es nicht allein nicht so weiß ist,
sondern auch nicht so lieblich schmecket.
Das dritte ist gelb, und wird aus alle
dem übrigen Noos gezogen, welches
man mit ein wenig Wasser in einem
Kessel übers Feuer gestellet hat: drauf
schüttet man es in einen Sack, und
presset es aus; was heraus laufft, ist ein
gelbes Honig, welches schöner oder ge-
ringer ist, nachdem es wenig Hitze be-
kommen, denn wo es zu heiß worden,
sieht es nicht so schön gelb, sondern
braungelb, und riecht häßlich. Auch
sagt man, der Honig sey nicht so gar gut
und schön, wann zu viel Wasser drun-
ter gegossen worden.

Der schönste Honig, und der am
meisten geachtet wird, kommt aus
Languedoc, und ist weiß, insonderheit
der von Corbiere/ einem kleinen Dorf-
fe, drey Meilen disseits Narbonne/
welches der Ort ist, da der schönste Ho-
Weisser Ho-
nig von Nar-
bonne.
nig herkommt, der insgemein Honig
von Narbonne
genennet wird, so aber
falsch ist, indem man in Narbonne
nicht einmahl weiß, was Honig von
Narbonne seyn soll, wohl aber von
Corbiere: doch dieser Zuname ist ihm
deswegen gegeben worden, weil Nar-
bonne eine grosse Stadt und besser be-
kannt ist, als Corbiere, welches nur ein
Dörfflein.

Der gerechte Honig von Corbiere
oder Narbonne, wann er seyn soll, wie
sichs gebühret, muß frisch und neu seyn,
dicke, körnicht, und dem Royal-Zucker
gantz und gar gleich, eines süssen und et-
was beissenden Geschmacks, und eines
lieblichen gewürtzhaften Geruchs.
Nach diesem kommt der von andern Or-
Weisser Ho-
nig aus Pro-
vence.
ten in Languedoc und Provence, ist
aber gar sehr von dem von Corbiere
unterschieden, sowohl, weil er niemahls
so sehr weiß ist, als auch, weil er nie so
lieblich schmeckt, auch nicht den Ros-
maringeruch hat, er müste ihn denn
[Spaltenumbruch] durch Kunst bekommen haben, welches
gar ofte zu geschehen pflegt, und an der
Menge der Rosmarinblüten mag er-
kennet werden, welche in dem weissen
Honig aus Provence und Langue-
doc
gemischet worden sind: wie ich
dann selbsten solche Tonnen gesehen, in
denen, am Boden, ein Klumpen sol-
cher Blumen, wie ein Ey dicke gelegen,
welche ausdrücklich deswegen darein
geleget waren, damit der Honig diesen
Geruch und Geschmack überkommen,
und für rechten Honig von Corbiere
oder Narbonne durchgehen möchte.

Der dritte und letzte ist der weisse Ho-
nig/
der innerhalb 20. bis 30. Meilen
um Paris herum fällt, und den Na-
men Landhonig bekommen hat. Zu-Weisser Land-
Honig.

weilen trifft man ihn so vollkommen
gut an, daß er dem von Corbier, ausser
dem Geruch und Geschmack, nicht im
geringsten weichet: welches auch gar
wohl zu glauben ist, alldieweil der Ge-
schmack und Geruch des Honiges blos
von der Güte der Blumen, davon sich
die Biene ernähret, herrühret. Da nun
Languedoc und Provence warme
Landschafften sind, und folglich voller
würtzhafter Blumen und Kräuter, als
da ist, Thymian, Rosmarin, Stöchas
und andere, so muß nothwendig auch
der Honig viel besser seyn, und einen
angenehmen Geruch haben: dahero
wird er auch weit mehr gesucht, und
vornehmlich zu Brustträncken genom-
men. Wiewohl der Landhonig eben
auch dazu gebrauchet wird, desgleichen
zu andern Sachen und Confituren, an
statt des Zuckers, oder wird in der Fa-
stenzeit verspeiset.

Was den gelben Honig betrifft, daGelber Honig
aus Cham-
pagne.

ist der beste, den man zu Paris siehet,
und der am meisten verlanget wird, der
aus Champagne kommt, und muß,
wenn er recht gut seyn soll, frisch, und
weder zu dicke noch zu dünne seyn, gold-
gelbe, fein körnicht, und nicht voll
Wachs, welcher Fehler von der übeln
Zubereitung entstehet: wenn im übri-
gen der Geruch gut ist, und der Honig
gewiß aus Champagne, wird er viel
eher verkaufft, und ist weit besser, als
alle die andern Sorten, die wir hier
und daher kommen lassen, z. E. aus
Touraine/ Picardie, und sonderlich

aus

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] hell und weiß, geſtehet in weniger Zeit,
und wird hart und koͤrnicht. Die an-
dere Sorte wird aus allerley Gewuͤrcke
oder Roos gemacht, das man in einen
Sack von Bindfaden ſtecket, wenn es
vorher wohl abgeputzet worden, und
vermittelſt einer Preſſe ein weiſſes Ho-
nig heraus treibet, welches aber von
dem erſtern gantz und gar unterſchieden
iſt, weil es nicht allein nicht ſo weiß iſt,
ſondern auch nicht ſo lieblich ſchmecket.
Das dritte iſt gelb, und wird aus alle
dem uͤbrigen Noos gezogen, welches
man mit ein wenig Waſſer in einem
Keſſel uͤbers Feuer geſtellet hat: drauf
ſchuͤttet man es in einen Sack, und
preſſet es aus; was heraus laufft, iſt ein
gelbes Honig, welches ſchoͤner oder ge-
ringer iſt, nachdem es wenig Hitze be-
kommen, denn wo es zu heiß worden,
ſieht es nicht ſo ſchoͤn gelb, ſondern
braungelb, und riecht haͤßlich. Auch
ſagt man, der Honig ſey nicht ſo gar gut
und ſchoͤn, wann zu viel Waſſer drun-
ter gegoſſen worden.

Der ſchoͤnſte Honig, und der am
meiſten geachtet wird, kommt aus
Languedoc, und iſt weiß, inſonderheit
der von Corbiere/ einem kleinen Dorf-
fe, drey Meilen diſſeits Narbonne/
welches der Ort iſt, da der ſchoͤnſte Ho-
Weiſſer Ho-
nig von Nar-
bonne.
nig herkommt, der insgemein Honig
von Narbonne
genennet wird, ſo aber
falſch iſt, indem man in Narbonne
nicht einmahl weiß, was Honig von
Narbonne ſeyn ſoll, wohl aber von
Corbiere: doch dieſer Zuname iſt ihm
deswegen gegeben worden, weil Nar-
bonne eine groſſe Stadt und beſſer be-
kannt iſt, als Corbiere, welches nur ein
Doͤrfflein.

Der gerechte Honig von Corbiere
oder Narbonne, wann er ſeyn ſoll, wie
ſichs gebuͤhret, muß friſch und neu ſeyn,
dicke, koͤrnicht, und dem Royal-Zucker
gantz und gar gleich, eines ſuͤſſen und et-
was beiſſenden Geſchmacks, und eines
lieblichen gewuͤrtzhaften Geruchs.
Nach dieſem kommt der von andern Or-
Weiſſer Ho-
nig aus Pro-
vence.
ten in Languedoc und Provence, iſt
aber gar ſehr von dem von Corbiere
unterſchieden, ſowohl, weil er niemahls
ſo ſehr weiß iſt, als auch, weil er nie ſo
lieblich ſchmeckt, auch nicht den Ros-
maringeruch hat, er muͤſte ihn denn
[Spaltenumbruch] durch Kunſt bekommen haben, welches
gar ofte zu geſchehen pflegt, und an der
Menge der Rosmarinbluͤten mag er-
kennet werden, welche in dem weiſſen
Honig aus Provence und Langue-
doc
gemiſchet worden ſind: wie ich
dann ſelbſten ſolche Tonnen geſehen, in
denen, am Boden, ein Klumpen ſol-
cher Blumen, wie ein Ey dicke gelegen,
welche ausdruͤcklich deswegen darein
geleget waren, damit der Honig dieſen
Geruch und Geſchmack uͤberkommen,
und fuͤr rechten Honig von Corbiere
oder Narbonne durchgehen moͤchte.

Der dritte und letzte iſt der weiſſe Ho-
nig/
der innerhalb 20. bis 30. Meilen
um Paris herum faͤllt, und den Na-
men Landhonig bekommen hat. Zu-Weiſſer Land-
Honig.

weilen trifft man ihn ſo vollkommen
gut an, daß er dem von Corbier, auſſer
dem Geruch und Geſchmack, nicht im
geringſten weichet: welches auch gar
wohl zu glauben iſt, alldieweil der Ge-
ſchmack und Geruch des Honiges blos
von der Guͤte der Blumen, davon ſich
die Biene ernaͤhret, herruͤhret. Da nun
Languedoc und Provence warme
Landſchafften ſind, und folglich voller
wuͤrtzhafter Blumen und Kraͤuter, als
da iſt, Thymian, Rosmarin, Stoͤchas
und andere, ſo muß nothwendig auch
der Honig viel beſſer ſeyn, und einen
angenehmen Geruch haben: dahero
wird er auch weit mehr geſucht, und
vornehmlich zu Bruſttraͤncken genom-
men. Wiewohl der Landhonig eben
auch dazu gebrauchet wird, desgleichen
zu andern Sachen und Confituren, an
ſtatt des Zuckers, oder wird in der Fa-
ſtenzeit verſpeiſet.

Was den gelben Honig betrifft, daGelber Honig
aus Cham-
pagne.

iſt der beſte, den man zu Paris ſiehet,
und der am meiſten verlanget wird, der
aus Champagne kommt, und muß,
wenn er recht gut ſeyn ſoll, friſch, und
weder zu dicke noch zu duͤnne ſeyn, gold-
gelbe, fein koͤrnicht, und nicht voll
Wachs, welcher Fehler von der uͤbeln
Zubereitung entſtehet: wenn im uͤbri-
gen der Geruch gut iſt, und der Honig
gewiß aus Champagne, wird er viel
eher verkaufft, und iſt weit beſſer, als
alle die andern Sorten, die wir hier
und daher kommen laſſen, z. E. aus
Touraine/ Picardie, und ſonderlich

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[0410] Der Spezereyen und Materialien hell und weiß, geſtehet in weniger Zeit, und wird hart und koͤrnicht. Die an- dere Sorte wird aus allerley Gewuͤrcke oder Roos gemacht, das man in einen Sack von Bindfaden ſtecket, wenn es vorher wohl abgeputzet worden, und vermittelſt einer Preſſe ein weiſſes Ho- nig heraus treibet, welches aber von dem erſtern gantz und gar unterſchieden iſt, weil es nicht allein nicht ſo weiß iſt, ſondern auch nicht ſo lieblich ſchmecket. Das dritte iſt gelb, und wird aus alle dem uͤbrigen Noos gezogen, welches man mit ein wenig Waſſer in einem Keſſel uͤbers Feuer geſtellet hat: drauf ſchuͤttet man es in einen Sack, und preſſet es aus; was heraus laufft, iſt ein gelbes Honig, welches ſchoͤner oder ge- ringer iſt, nachdem es wenig Hitze be- kommen, denn wo es zu heiß worden, ſieht es nicht ſo ſchoͤn gelb, ſondern braungelb, und riecht haͤßlich. Auch ſagt man, der Honig ſey nicht ſo gar gut und ſchoͤn, wann zu viel Waſſer drun- ter gegoſſen worden. Der ſchoͤnſte Honig, und der am meiſten geachtet wird, kommt aus Languedoc, und iſt weiß, inſonderheit der von Corbiere/ einem kleinen Dorf- fe, drey Meilen diſſeits Narbonne/ welches der Ort iſt, da der ſchoͤnſte Ho- nig herkommt, der insgemein Honig von Narbonne genennet wird, ſo aber falſch iſt, indem man in Narbonne nicht einmahl weiß, was Honig von Narbonne ſeyn ſoll, wohl aber von Corbiere: doch dieſer Zuname iſt ihm deswegen gegeben worden, weil Nar- bonne eine groſſe Stadt und beſſer be- kannt iſt, als Corbiere, welches nur ein Doͤrfflein. Weiſſer Ho- nig von Nar- bonne. Der gerechte Honig von Corbiere oder Narbonne, wann er ſeyn ſoll, wie ſichs gebuͤhret, muß friſch und neu ſeyn, dicke, koͤrnicht, und dem Royal-Zucker gantz und gar gleich, eines ſuͤſſen und et- was beiſſenden Geſchmacks, und eines lieblichen gewuͤrtzhaften Geruchs. Nach dieſem kommt der von andern Or- ten in Languedoc und Provence, iſt aber gar ſehr von dem von Corbiere unterſchieden, ſowohl, weil er niemahls ſo ſehr weiß iſt, als auch, weil er nie ſo lieblich ſchmeckt, auch nicht den Ros- maringeruch hat, er muͤſte ihn denn durch Kunſt bekommen haben, welches gar ofte zu geſchehen pflegt, und an der Menge der Rosmarinbluͤten mag er- kennet werden, welche in dem weiſſen Honig aus Provence und Langue- doc gemiſchet worden ſind: wie ich dann ſelbſten ſolche Tonnen geſehen, in denen, am Boden, ein Klumpen ſol- cher Blumen, wie ein Ey dicke gelegen, welche ausdruͤcklich deswegen darein geleget waren, damit der Honig dieſen Geruch und Geſchmack uͤberkommen, und fuͤr rechten Honig von Corbiere oder Narbonne durchgehen moͤchte. Weiſſer Ho- nig aus Pro- vence. Der dritte und letzte iſt der weiſſe Ho- nig/ der innerhalb 20. bis 30. Meilen um Paris herum faͤllt, und den Na- men Landhonig bekommen hat. Zu- weilen trifft man ihn ſo vollkommen gut an, daß er dem von Corbier, auſſer dem Geruch und Geſchmack, nicht im geringſten weichet: welches auch gar wohl zu glauben iſt, alldieweil der Ge- ſchmack und Geruch des Honiges blos von der Guͤte der Blumen, davon ſich die Biene ernaͤhret, herruͤhret. Da nun Languedoc und Provence warme Landſchafften ſind, und folglich voller wuͤrtzhafter Blumen und Kraͤuter, als da iſt, Thymian, Rosmarin, Stoͤchas und andere, ſo muß nothwendig auch der Honig viel beſſer ſeyn, und einen angenehmen Geruch haben: dahero wird er auch weit mehr geſucht, und vornehmlich zu Bruſttraͤncken genom- men. Wiewohl der Landhonig eben auch dazu gebrauchet wird, desgleichen zu andern Sachen und Confituren, an ſtatt des Zuckers, oder wird in der Fa- ſtenzeit verſpeiſet. Weiſſer Land- Honig. Was den gelben Honig betrifft, da iſt der beſte, den man zu Paris ſiehet, und der am meiſten verlanget wird, der aus Champagne kommt, und muß, wenn er recht gut ſeyn ſoll, friſch, und weder zu dicke noch zu duͤnne ſeyn, gold- gelbe, fein koͤrnicht, und nicht voll Wachs, welcher Fehler von der uͤbeln Zubereitung entſtehet: wenn im uͤbri- gen der Geruch gut iſt, und der Honig gewiß aus Champagne, wird er viel eher verkaufft, und iſt weit beſſer, als alle die andern Sorten, die wir hier und daher kommen laſſen, z. E. aus Touraine/ Picardie, und ſonderlich aus Gelber Honig aus Cham- pagne.

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/410>, abgerufen am 25.04.2024.