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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung zweyter Theil.
[Spaltenumbruch] Schmaltz
und Oel von
Vipern.
pern, das Schmaltz, und ein röthlich-
tes Oel, vermittelst einer Retorte ge-
macht, deren Kraft und Tugend, eine
nach der andern, in dem Buche, das
Charras davon geschrieben hat, erse-
hen können werden.

Wann man verwehren will, daß die
getreugten Vipern, samt ihren Hertz
und Lebern nicht sollen von den Wür-
men gefressen werden, darff man sie
nur mit Quecksilber oder Wermuth in
wohlverwahrte Gefässe legen.

Uber alle diese obermeldte und von
den Vipern bereitete Sachen lassen
wir auch noch aus Jtalien/ absonder-
Vipernküch-
lein von Pa-
dua.
Siehe Fig. 363.
und 364.
lich von Padua, desgleichen von
Montpellier ein compositum und aus
vielen zusammen gesetztes Stücke brin-
gen, welches von Vipernpulver, oder
von Vipern gemachet worden, so man
mit Dille in Wasser gesotten, und her-
[Spaltenumbruch] nach mit Diptamwurtz oder Brod-
krume, zu Pulver gestossen. Daraus
werden mit Mußkatöle oder Jndia-
nischen oder Peruanischen Balsam
gantz dünne zarte Täflein gemacht, in
der Grösse eines XXX. Sols oder halben
Thalers, denen man den Namen tro-
chisci
oder pastilli de Viperis, Viperu-Die Vipern-
küchlein von
Padua sind
gelb, die von
Montpel-
lier
aber
schwartz, weil
jene mit Muß-
katenöle, diese
dagegen mit
Peruviani-
schem Valsam
bereitet wer-
den.

küchlein/ gegeben. Diese verkauffen
wir an die Apothecker, oder andere Leu-
te, welche Theriac machen wollen, die-
weil sie eines der vornehmsten Stücke
dazu sind. Wenn diese Küchlein der
Gebühr nach beschaffen seyn sollen,
müssen sie frisch und getreulich zuberei-
tet seyn: iedoch sollen diejenigen, wel-
che mit der Diptamwurtz bereitet sind,
denen, die mit Brodkrume gemacht
worden, von rechtswegen vorgezogen
werden, ob solches schon wider die Mei-
nung der Alten läufft.

[Ende Spaltensatz]
Das acht und zwantzigste Capitel.
Vom Theriac.
[Beginn Spaltensatz]

DEr Theriac wird von den aus-
erlesensten Spezereyen zusammen
gesetzet, welche präpariret, pulverisiret,
und mit Honig zu einem Opiat, oder
feuchten und weichen Lattwerge gema-
chet werden, allermassen aus nachfol-
genden wird zu ersehen seyn.

Der Theriac hat seinen Namen
von den Vipern bekommen, welche die
Griechen Theria, theria, zu nennen pfle-
gen, und ist vom Andromachus dem
ältern, der aus Candien gebürtig, und
des Nero Leibartzt war, zusammen ge-
setzet worden.

Die Venetianer haben seit etlich
hundert Jahren her den Ruhm erhal-
ten, daß sie alleine die rechte Art und
Weise den Theriac zu machen hätten:
iedennoch aber richten vorietzo die Apo-
thecker zu Montpellier desselben eine
so grosse Menge zu, daß man in Paris
gantze Fässer voll Theriac zu sehen be-
kommt, welcher dermassen wohlfeil hin-
gegeben wird, daß ein Pfund weisses
Honiges mehr kostet, als dieser so ge-
nannte Theriac. Wäre mir nun er-
laubet, alle die Betrügereyen, die bey
der Bereitung dieses antidoti und Gift-
artzney vorgehen, offenbar zu machen,
bin ich versichert, daß die Obrigkeit nicht
unterlassen dürffte solchem Mißbrauch
[Spaltenumbruch] zu steuern, so wohl was den Theriac
betrifft, der zu Beaucaire, Guibray
und auf andern Jahrmärckten ver-
kauffet wird, als auch, den man zu Pa-
ris
das Pfund um 18. Sols verkauffet.
Und dennoch haben die Verkauffer gros-
sen Profit dabey, indem es nichts an-
ders ist, als zerlassener gelber Honig, in
welchen sie einen Hauffen häßliche, ver-
faulte, verdorbene, und von Würmen
zerfressene Wurtzeln gerühret. Auf
daß er sich aber desto besser verkauffen
lasse, derowegen bekleiben sie die irdene
Geschirre mit einem Papier, darauf
ein Paar Vipern stehen, die einen mit
Lilien gekrönten Kreis machen, welcher
diesen Titel beschliesset und umgiebt,
feiner Venedischer Theriac, ob er
gleich zu Orleans oder zu Paris ver-
fertigt worden ist.

Den Theriac von Montpellier be-
langend, von dem kan ich versichern,
als der ihn selbst etliche mahl allda be-
reitet, daß er mit allem nur möglichen
Fleisse gemachet sey. Allein, weil die-
se Waare muß auf die Märckte gefüh-
ret werden, woselbst das Pfund um acht
oder zehen Sols gegeben wird, und der-
jenige, der ihn bereitet, ersiehet, daß
ihm das Pfund auf 38. bis 40. Sols
zu stehen kommt, die geringern Unko-

sten
N n

Hauptbeſchreibung zweyter Theil.
[Spaltenumbruch] Schmaltz
und Oel von
Vipern.
pern, das Schmaltz, und ein roͤthlich-
tes Oel, vermittelſt einer Retorte ge-
macht, deren Kraft und Tugend, eine
nach der andern, in dem Buche, das
Charras davon geſchrieben hat, erſe-
hen koͤnnen werden.

Wann man verwehren will, daß die
getreugten Vipern, ſamt ihren Hertz
und Lebern nicht ſollen von den Wuͤr-
men gefreſſen werden, darff man ſie
nur mit Queckſilber oder Wermuth in
wohlverwahrte Gefaͤſſe legen.

Uber alle dieſe obermeldte und von
den Vipern bereitete Sachen laſſen
wir auch noch aus Jtalien/ abſonder-
Vipernkuͤch-
lein von Pa-
dua.
Siehe Fig. 363.
und 364.
lich von Padua, desgleichen von
Montpellier ein compoſitum und aus
vielen zuſammen geſetztes Stuͤcke brin-
gen, welches von Vipernpulver, oder
von Vipern gemachet worden, ſo man
mit Dille in Waſſer geſotten, und her-
[Spaltenumbruch] nach mit Diptamwurtz oder Brod-
krume, zu Pulver geſtoſſen. Daraus
werden mit Mußkatoͤle oder Jndia-
niſchen oder Peruaniſchen Balſam
gantz duͤnne zarte Taͤflein gemacht, in
der Groͤſſe eines XXX. Sols oder halben
Thalers, denen man den Namen tro-
chiſci
oder paſtilli de Viperis, Viperu-Die Vipern-
kuͤchlein von
Padua ſind
gelb, die von
Montpel-
lier
aber
ſchwartz, weil
jene mit Muß-
katenoͤle, dieſe
dagegen mit
Peruviani-
ſchem Valſam
bereitet wer-
den.

kuͤchlein/ gegeben. Dieſe verkauffen
wir an die Apothecker, oder andere Leu-
te, welche Theriac machen wollen, die-
weil ſie eines der vornehmſten Stuͤcke
dazu ſind. Wenn dieſe Kuͤchlein der
Gebuͤhr nach beſchaffen ſeyn ſollen,
muͤſſen ſie friſch und getreulich zuberei-
tet ſeyn: iedoch ſollen diejenigen, wel-
che mit der Diptamwurtz bereitet ſind,
denen, die mit Brodkrume gemacht
worden, von rechtswegen vorgezogen
werden, ob ſolches ſchon wider die Mei-
nung der Alten laͤufft.

[Ende Spaltensatz]
Das acht und zwantzigſte Capitel.
Vom Theriac.
[Beginn Spaltensatz]

DEr Theriac wird von den aus-
erleſenſten Spezereyen zuſammen
geſetzet, welche praͤpariret, pulveriſiret,
und mit Honig zu einem Opiat, oder
feuchten und weichen Lattwerge gema-
chet werden, allermaſſen aus nachfol-
genden wird zu erſehen ſeyn.

Der Theriac hat ſeinen Namen
von den Vipern bekommen, welche die
Griechen Θήρια, theria, zu nennen pfle-
gen, und iſt vom Andromachus dem
aͤltern, der aus Candien gebuͤrtig, und
des Nero Leibartzt war, zuſammen ge-
ſetzet worden.

Die Venetianer haben ſeit etlich
hundert Jahren her den Ruhm erhal-
ten, daß ſie alleine die rechte Art und
Weiſe den Theriac zu machen haͤtten:
iedennoch aber richten vorietzo die Apo-
thecker zu Montpellier deſſelben eine
ſo groſſe Menge zu, daß man in Paris
gantze Faͤſſer voll Theriac zu ſehen be-
kommt, welcher dermaſſen wohlfeil hin-
gegeben wird, daß ein Pfund weiſſes
Honiges mehr koſtet, als dieſer ſo ge-
nannte Theriac. Waͤre mir nun er-
laubet, alle die Betruͤgereyen, die bey
der Bereitung dieſes antidoti und Gift-
artzney vorgehen, offenbar zu machen,
bin ich verſichert, daß die Obrigkeit nicht
unterlaſſen duͤrffte ſolchem Mißbrauch
[Spaltenumbruch] zu ſteuern, ſo wohl was den Theriac
betrifft, der zu Beaucaire, Guibray
und auf andern Jahrmaͤrckten ver-
kauffet wird, als auch, den man zu Pa-
ris
das Pfund um 18. Sols verkauffet.
Und dennoch haben die Veꝛkauffer groſ-
ſen Profit dabey, indem es nichts an-
ders iſt, als zerlaſſener gelber Honig, in
welchen ſie einen Hauffen haͤßliche, ver-
faulte, verdorbene, und von Wuͤrmen
zerfreſſene Wurtzeln geruͤhret. Auf
daß er ſich aber deſto beſſer verkauffen
laſſe, derowegen bekleiben ſie die irdene
Geſchirre mit einem Papier, darauf
ein Paar Vipern ſtehen, die einen mit
Lilien gekroͤnten Kreis machen, welcher
dieſen Titel beſchlieſſet und umgiebt,
feiner Venediſcher Theriac, ob er
gleich zu Orleans oder zu Paris ver-
fertigt worden iſt.

Den Theriac von Montpellier be-
langend, von dem kan ich verſichern,
als der ihn ſelbſt etliche mahl allda be-
reitet, daß er mit allem nur moͤglichen
Fleiſſe gemachet ſey. Allein, weil die-
ſe Waare muß auf die Maͤrckte gefuͤh-
ret werden, woſelbſt das Pfund um acht
oder zehen Sols gegeben wird, und der-
jenige, der ihn bereitet, erſiehet, daß
ihm das Pfund auf 38. bis 40. Sols
zu ſtehen kommt, die geringern Unko-

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/419>, abgerufen am 29.03.2024.