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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] und tauglich, ob es auch gleich ein Stü-
cke Holtz wäre, wofern es nur mit ein
wenig Fette bestrichen ist. Er verschlin-
get alles ungekäuet, ist grausam, ver-
wegen, und schießt bisweilen ans Ge-
stade, daß er auf der Drögte liegen
bleibt, nur damit er die vorübergehen-
den verschlingen möge. Zuweilen beis-
sen sie in die Ruder, aus Verdruß, daß
sie den Leuten im Canoe nicht beykom-
men können.

Jn seinem Kopfe wird zwey oder
drey Löffel voll weisses Hirns gefunden,
welches ein gar vortrefliches Mittel
wider das Podagra ist, wenn es ge-
trucknet, zu Pulver gestossen, und in
blancken Weine eingenommen wird.
Aus seiner Leber wird Brennöl ge-
macht.

[Spaltenumbruch]

Der P. Tertre führt einen langen
Discurs von diesem Thiere, dahin ich
den Leser will gewiesen haben. Etliche
nennen diesen Fisch Tubero, und andere,
den Fisch mit zweyhundert Zähnen:
er ist so grausam, daß er einem Men-
schen auf einen Biß den Schenckel ab-
beissen kan.

Uber alle diese Thiere, und deren
Theile, die wir bisanhero beschrieben
haben, verkauffen wir auch, wiewohl
sehr selten, die Beine von den Köpfen
der Tuberonen,
der Crocodilen,
der Karpfen, Pärsche, und Plateis/
nebst den Hechtzähnen. Endlich ist
auch den Spezereyhändlern unverweh-
ret, allerhand Sorten gesaltzener Fische
bringen zu lassen, und sie ins groß oder
eintzeln zu verkauffen.

[Ende Spaltensatz]
Das sechs und viertzigste Capitel.
Von den Perlen.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 390.

DJe Perlen sind kleine runde oder
knortzichte Cörper, welche sowohl
in Orient/ als in Occident in der See
gefunden werden. Es giebt aber sehr
vielerley Arten der Perlen/ welche hö-
her oder geringer geschätzet werden,
nachdem sie nämlich groß und rund
sind, ein schönes Wasser haben, und an
diesem oder jenem Orte gefischet wer-
den: inmassen dieses aus nachfolgen-
dem Discurs wird zu vernehmen seyn.
Weil auch der Herr Tavernier auf sei-
nen Reisen gar fleißig darnach gefor-
schet, deswegen habe ich den Leser in
sein Buch nicht weisen, sondern viel lie-
ber allhier erzehlen wollen, was er fol-
gender Gestalt daon aufgezeichnet hat.

Es giebt sowohl in dem morgen-als
abendländischen Meere Perlen: Und
ob ich schon in America nicht gewesen
bin, will ich doch dem Leser zu Gefal-
len, und auch, damit von dieser Ma-
terie nichts ausgelassen werde, alle Oer-
ter erzehlen, an den es Perlenfische-
reyen
giebet, und bey den orientalischen
anheben.

Erstlich ist eine Perlenfischerey um
die Gegend der Jnsel Bahren im Per-
sischen Seebusen. Diese gehört dem
Könige in Persien, und hat eine gute
Festung, in welcher er eine Besatzung
von dreyhundert Mann unterhält.
Das Wasser, das auf dieser Jnsel und
[Spaltenumbruch] an dem Persischen Seestrande getrun-
cken wird, ist als wie gesaltzen, und
schmeckt häßlich; es könnens auch nur
allein die Jnnländischen trincken. Den
Fremden aber kostets genug, wenn sie
gutes haben wollen, denn man muß
dasselbe in der See, bey nahe ein bis
zwey Meilen vom Lande ab, schöpfen.
Die es nun hohlen, deren müssen fünff
bis sechse in einer Barcke seyn, und ei-
ner oder zwo müssen sich ins Meer hin-
ablassen, mit einer oder zwo Flaschen,
die sie am Gürtel hangen haben, und
dieselben mit Wasser anfüllen, und da-
rauf wohl verstopfen: denn ohngefehr
zwey oder drey Fuß vom Grunde des
Meeres ist das Wasser süsse und treflich
gut zum trincken. Wann dann dieje-
nigen, die sich in den Grund der See
hinabgelassen, das Wasser geschöpfet,
und an dem Seile ziehen, welches an
einen Mann, der im Schiffe geblieben,
angebunden ist, so geben sie das Zeichen,
daß sie ihre Gesellen wiederum herauf
ziehen sollen.

Als die Portugiesen Ormus und
Maskata annoch besassen, muste ein
iedes Fischerschifflein einen Paß von ih-
nen nehmen, welcher fünff Abaßis ko-
stete, sie aber hielten iederzeit viel Bri-
gantinen, diejenigen in Grund zu boh-
ren, die keinen Paß von ihnen nehmen
wolten. Seit dem aber die Portugi-

sen

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] und tauglich, ob es auch gleich ein Stuͤ-
cke Holtz waͤre, wofern es nur mit ein
wenig Fette beſtrichen iſt. Er verſchlin-
get alles ungekaͤuet, iſt grauſam, ver-
wegen, und ſchießt bisweilen ans Ge-
ſtade, daß er auf der Droͤgte liegen
bleibt, nur damit er die voruͤbergehen-
den verſchlingen moͤge. Zuweilen beiſ-
ſen ſie in die Ruder, aus Verdruß, daß
ſie den Leuten im Canoe nicht beykom-
men koͤnnen.

Jn ſeinem Kopfe wird zwey oder
drey Loͤffel voll weiſſes Hirns gefunden,
welches ein gar vortrefliches Mittel
wider das Podagra iſt, wenn es ge-
trucknet, zu Pulver geſtoſſen, und in
blancken Weine eingenommen wird.
Aus ſeiner Leber wird Brennoͤl ge-
macht.

[Spaltenumbruch]

Der P. Tertre fuͤhrt einen langen
Diſcurs von dieſem Thiere, dahin ich
den Leſer will gewieſen haben. Etliche
nennen dieſen Fiſch Tubero, und andere,
den Fiſch mit zweyhundert Zaͤhnen:
er iſt ſo grauſam, daß er einem Men-
ſchen auf einen Biß den Schenckel ab-
beiſſen kan.

Uber alle dieſe Thiere, und deren
Theile, die wir bisanhero beſchrieben
haben, verkauffen wir auch, wiewohl
ſehr ſelten, die Beine von den Koͤpfen
der Tuberonen,
der Crocodilen,
der Karpfen, Paͤrſche, und Plateis/
nebſt den Hechtzaͤhnen. Endlich iſt
auch den Spezereyhaͤndlern unverweh-
ret, allerhand Sorten geſaltzener Fiſche
bringen zu laſſen, und ſie ins groß oder
eintzeln zu verkauffen.

[Ende Spaltensatz]
Das ſechs und viertzigſte Capitel.
Von den Perlen.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 390.

DJe Perlen ſind kleine runde oder
knortzichte Coͤrper, welche ſowohl
in Orient/ als in Occident in der See
gefunden werden. Es giebt aber ſehr
vielerley Arten der Perlen/ welche hoͤ-
her oder geringer geſchaͤtzet werden,
nachdem ſie naͤmlich groß und rund
ſind, ein ſchoͤnes Waſſer haben, und an
dieſem oder jenem Orte gefiſchet wer-
den: inmaſſen dieſes aus nachfolgen-
dem Diſcurs wird zu vernehmen ſeyn.
Weil auch der Herr Tavernier auf ſei-
nen Reiſen gar fleißig darnach gefor-
ſchet, deswegen habe ich den Leſer in
ſein Buch nicht weiſen, ſondern viel lie-
ber allhier erzehlen wollen, was er fol-
gender Geſtalt daon aufgezeichnet hat.

Es giebt ſowohl in dem morgen-als
abendlaͤndiſchen Meere Perlen: Und
ob ich ſchon in America nicht geweſen
bin, will ich doch dem Leſer zu Gefal-
len, und auch, damit von dieſer Ma-
terie nichts ausgelaſſen werde, alle Oer-
ter erzehlen, an den es Perlenfiſche-
reyen
giebet, und bey den orientaliſchen
anheben.

Erſtlich iſt eine Perlenfiſcherey um
die Gegend der Jnſel Bahren im Per-
ſiſchen Seebuſen. Dieſe gehoͤrt dem
Koͤnige in Perſien, und hat eine gute
Feſtung, in welcher er eine Beſatzung
von dreyhundert Mann unterhaͤlt.
Das Waſſer, das auf dieſer Jnſel und
[Spaltenumbruch] an dem Perſiſchen Seeſtrande getrun-
cken wird, iſt als wie geſaltzen, und
ſchmeckt haͤßlich; es koͤnnens auch nur
allein die Jnnlaͤndiſchen trincken. Den
Fremden aber koſtets genug, wenn ſie
gutes haben wollen, denn man muß
daſſelbe in der See, bey nahe ein bis
zwey Meilen vom Lande ab, ſchoͤpfen.
Die es nun hohlen, deren muͤſſen fuͤnff
bis ſechſe in einer Barcke ſeyn, und ei-
ner oder zwo muͤſſen ſich ins Meer hin-
ablaſſen, mit einer oder zwo Flaſchen,
die ſie am Guͤrtel hangen haben, und
dieſelben mit Waſſer anfuͤllen, und da-
rauf wohl verſtopfen: denn ohngefehr
zwey oder drey Fuß vom Grunde des
Meeres iſt das Waſſer ſuͤſſe und treflich
gut zum trincken. Wann dann dieje-
nigen, die ſich in den Grund der See
hinabgelaſſen, das Waſſer geſchoͤpfet,
und an dem Seile ziehen, welches an
einen Mann, der im Schiffe geblieben,
angebunden iſt, ſo geben ſie das Zeichen,
daß ſie ihre Geſellen wiederum herauf
ziehen ſollen.

Als die Portugieſen Ormus und
Maskata annoch beſaſſen, muſte ein
iedes Fiſcherſchifflein einen Paß von ih-
nen nehmen, welcher fuͤnff Abaßis ko-
ſtete, ſie aber hielten iederzeit viel Bri-
gantinen, diejenigen in Grund zu boh-
ren, die keinen Paß von ihnen nehmen
wolten. Seit dem aber die Portugi-

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[0456] Der Spezereyen und Materialien und tauglich, ob es auch gleich ein Stuͤ- cke Holtz waͤre, wofern es nur mit ein wenig Fette beſtrichen iſt. Er verſchlin- get alles ungekaͤuet, iſt grauſam, ver- wegen, und ſchießt bisweilen ans Ge- ſtade, daß er auf der Droͤgte liegen bleibt, nur damit er die voruͤbergehen- den verſchlingen moͤge. Zuweilen beiſ- ſen ſie in die Ruder, aus Verdruß, daß ſie den Leuten im Canoe nicht beykom- men koͤnnen. Jn ſeinem Kopfe wird zwey oder drey Loͤffel voll weiſſes Hirns gefunden, welches ein gar vortrefliches Mittel wider das Podagra iſt, wenn es ge- trucknet, zu Pulver geſtoſſen, und in blancken Weine eingenommen wird. Aus ſeiner Leber wird Brennoͤl ge- macht. Der P. Tertre fuͤhrt einen langen Diſcurs von dieſem Thiere, dahin ich den Leſer will gewieſen haben. Etliche nennen dieſen Fiſch Tubero, und andere, den Fiſch mit zweyhundert Zaͤhnen: er iſt ſo grauſam, daß er einem Men- ſchen auf einen Biß den Schenckel ab- beiſſen kan. Uber alle dieſe Thiere, und deren Theile, die wir bisanhero beſchrieben haben, verkauffen wir auch, wiewohl ſehr ſelten, die Beine von den Koͤpfen der Tuberonen, der Crocodilen, der Karpfen, Paͤrſche, und Plateis/ nebſt den Hechtzaͤhnen. Endlich iſt auch den Spezereyhaͤndlern unverweh- ret, allerhand Sorten geſaltzener Fiſche bringen zu laſſen, und ſie ins groß oder eintzeln zu verkauffen. Das ſechs und viertzigſte Capitel. Von den Perlen. DJe Perlen ſind kleine runde oder knortzichte Coͤrper, welche ſowohl in Orient/ als in Occident in der See gefunden werden. Es giebt aber ſehr vielerley Arten der Perlen/ welche hoͤ- her oder geringer geſchaͤtzet werden, nachdem ſie naͤmlich groß und rund ſind, ein ſchoͤnes Waſſer haben, und an dieſem oder jenem Orte gefiſchet wer- den: inmaſſen dieſes aus nachfolgen- dem Diſcurs wird zu vernehmen ſeyn. Weil auch der Herr Tavernier auf ſei- nen Reiſen gar fleißig darnach gefor- ſchet, deswegen habe ich den Leſer in ſein Buch nicht weiſen, ſondern viel lie- ber allhier erzehlen wollen, was er fol- gender Geſtalt daon aufgezeichnet hat. Es giebt ſowohl in dem morgen-als abendlaͤndiſchen Meere Perlen: Und ob ich ſchon in America nicht geweſen bin, will ich doch dem Leſer zu Gefal- len, und auch, damit von dieſer Ma- terie nichts ausgelaſſen werde, alle Oer- ter erzehlen, an den es Perlenfiſche- reyen giebet, und bey den orientaliſchen anheben. Erſtlich iſt eine Perlenfiſcherey um die Gegend der Jnſel Bahren im Per- ſiſchen Seebuſen. Dieſe gehoͤrt dem Koͤnige in Perſien, und hat eine gute Feſtung, in welcher er eine Beſatzung von dreyhundert Mann unterhaͤlt. Das Waſſer, das auf dieſer Jnſel und an dem Perſiſchen Seeſtrande getrun- cken wird, iſt als wie geſaltzen, und ſchmeckt haͤßlich; es koͤnnens auch nur allein die Jnnlaͤndiſchen trincken. Den Fremden aber koſtets genug, wenn ſie gutes haben wollen, denn man muß daſſelbe in der See, bey nahe ein bis zwey Meilen vom Lande ab, ſchoͤpfen. Die es nun hohlen, deren muͤſſen fuͤnff bis ſechſe in einer Barcke ſeyn, und ei- ner oder zwo muͤſſen ſich ins Meer hin- ablaſſen, mit einer oder zwo Flaſchen, die ſie am Guͤrtel hangen haben, und dieſelben mit Waſſer anfuͤllen, und da- rauf wohl verſtopfen: denn ohngefehr zwey oder drey Fuß vom Grunde des Meeres iſt das Waſſer ſuͤſſe und treflich gut zum trincken. Wann dann dieje- nigen, die ſich in den Grund der See hinabgelaſſen, das Waſſer geſchoͤpfet, und an dem Seile ziehen, welches an einen Mann, der im Schiffe geblieben, angebunden iſt, ſo geben ſie das Zeichen, daß ſie ihre Geſellen wiederum herauf ziehen ſollen. Als die Portugieſen Ormus und Maskata annoch beſaſſen, muſte ein iedes Fiſcherſchifflein einen Paß von ih- nen nehmen, welcher fuͤnff Abaßis ko- ſtete, ſie aber hielten iederzeit viel Bri- gantinen, diejenigen in Grund zu boh- ren, die keinen Paß von ihnen nehmen wolten. Seit dem aber die Portugi- ſen

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/456>, abgerufen am 29.03.2024.