Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Spezereyen und Materialien
Das drey und funfftzigste Capitel.
Vom Grünspan.
[Spaltenumbruch]

VErdet, Verd de gris, rouillure de Cuivre
Grünspan/ Kupferrost/ wird
von rothen Kupferblechen gemachet,
welche mit Weintrestern, die mit gutem
Weine angefeuchtet worden, zugleich
in grosse irdene Geschirre übereinan-
der oder schichtweise geleget und stratifi-
cir
et werden, das heißt, man legt eine
gute Handvoll Trester auf den Boden
des Geschirres, und auf diese etliche
Stücken Blech, hernach wiederum Tre-
ster und darauf Kupfer, und fähret al-
so fort, bis das Geschirre angefüllet ist,
welches man in einen Keller setzt, und
nach Verlauff etlicher Tage die Bleche
heraus nimmt, die alsdann voll grü-
nes Rostes sind, den die Lateiner AErugo
nennen; wenn sie nun den Rost davon
abgeschabt, legen sie diese Platten aber-
mahl in die Geschirre mit Weintre-
stern, und verfahren dergestalt und so
lange fort, bis das Kupfer entweder
gar verzehret, oder doch dermassen dün-
ne worden, daß es sich unter den Grün-
span mengen läßt, welches sich gar ofte
zuträgt. Die meisten unter denenje-
nigen, die vom Grünspan geschrieben,
sagen, daß er mit Weineßig bereitet
werde, welches aber nicht wahr ist, in-
dem auch der beste Wein hierzu nicht
taug; hingegen ist diß die Wahrheit,
daß schier kein anderer Wein, denn der
aus Languedoc sich zum Grün-
spanbereiten schicke. Dannenhero
wird der allermeiste Grünspan/ der in
Franckreich und auch in andern Län-
dern verthan wird, in und um Mont-
pellier
verfertiget, und ist eine Waare,
dabey es schwer herzugehen pfleget,
wenn man sie machen will, daß sie recht
gerathen soll, ob es gleich das Ansehen
hat, als sey nichts leichters. Denn wenn
man nur im geringsten fehlet, und er
wird schmutzig, so verdirbt er, und wird
schwartz, man wird ihn auch hernach
nicht wieder zusammen bringen kön-
nen. Wann ich nicht wäre bestohlen
worden, so hätte ich die rechte Art und
Weise, wie der Grünspan gemachet
wird, auch wie ich ihn zu Montpellier
machen gesehen, samt allen dazu ge-
hörigen Umständen, kund thun wollen:
[Spaltenumbruch] da ich aber zu diesem mahle solches nicht
vermag zu leisten, kan es doch, mit der
Hülffe GOttes, bey der andern Her-
ausgebung dieses Wercks geschehen, da-
fern ich nur wiederum dahinter kom-
men solte.

Es vermelden auch etliche Autores,
daß man gleichergestalt Grunspan be-
reiten könne, wenn man Kupferbleche,
Saltz, Schwefel und Weinstein in ei-
nen Schmeltztiegel zusammen thäte;
denn wenn es calciniret und kalt wor-
den, würden diese Bleche in den schön-
sten Grünspan verkehret seyn. Allein,
gesetzt, daß alle diese und dergleichen Be-
reitungen wahr wären, so sind sie doch
ietziger Zeit fast gar nicht mehr ge-
bräuchlich, weil aller Grünspan/ den
wir verkauffen, auf obbemeldte Weise
gemacht und fabriciret wird.

Wir bekommen aber zweyerley
Grunspan von Montpellier, gepül-
verten und in gantzen Stücken; der muß
dann, wenn er die gehörige Beschaf-
fenheit haben soll, trucken seyn, recht
schön dunckelgrün, und so viel nur im-
mer möglich, ohne Flecken. Allein es
ist eine Waare, daran wenig zu ge-
winnen ist, hingegen desto mehr einzu-
büssen, als sonst bey irgend einer Spe-
zerey; denn es müssen diejenigen, die
ihn bereiten, solche Sachen darunter
thun, die zu nennen eben nicht nöthig,
und müssen ihn dermassen anfeuchten,
daß die Kauffleute, die ihn bekommen,
nur gar zu viel daran verliehren, weil
ihm so viel abgehet, die Haut nicht ein-
mahl mit gerechnet, welche doch eben-
falls von den Kramern für Grünspan
angerechnet wird. Besser wäre es,
daß ihn, die ihn gebrauchen, theurer be-
zahleten, und er auch wäre, wie er seyn
soll: denn ich will wetten, daß nicht ein
eintziges Stück Grünspan von fünff
und zwantzig Pfunden, dergleichen man
uns von Montpellier übersendet, zu
finden ist, an welchen, wenn es trucken
worden, nicht mehr als der dritte Theil
abgehen solte, daß also der Grünspan/
der annoch weich nur 20. Sols gekostet
hat, auf 28. Sols zu stehen kommt,
wenn er recht trucken worden ist.

Jeden-
Der Spezereyen und Materialien
Das drey und funfftzigſte Capitel.
Vom Gruͤnſpan.
[Spaltenumbruch]

VErdet, Verd de gris, rouillure de Cuivre
Gruͤnſpan/ Kupferroſt/ wird
von rothen Kupferblechen gemachet,
welche mit Weintreſtern, die mit gutem
Weine angefeuchtet worden, zugleich
in groſſe irdene Geſchirre uͤbereinan-
der oder ſchichtweiſe geleget und ſtratifi-
cir
et werden, das heißt, man legt eine
gute Handvoll Treſter auf den Boden
des Geſchirres, und auf dieſe etliche
Stuͤcken Blech, hernach wiederum Tre-
ſter und darauf Kupfer, und faͤhret al-
ſo fort, bis das Geſchirre angefuͤllet iſt,
welches man in einen Keller ſetzt, und
nach Verlauff etlicher Tage die Bleche
heraus nimmt, die alsdann voll gruͤ-
nes Roſtes ſind, den die Lateiner Ærugo
nennen; wenn ſie nun den Roſt davon
abgeſchabt, legen ſie dieſe Platten aber-
mahl in die Geſchirre mit Weintre-
ſtern, und verfahren dergeſtalt und ſo
lange fort, bis das Kupfer entweder
gar verzehret, oder doch dermaſſen duͤn-
ne worden, daß es ſich unter den Gruͤn-
ſpan mengen laͤßt, welches ſich gar ofte
zutraͤgt. Die meiſten unter denenje-
nigen, die vom Gruͤnſpan geſchrieben,
ſagen, daß er mit Weineßig bereitet
werde, welches aber nicht wahr iſt, in-
dem auch der beſte Wein hierzu nicht
taug; hingegen iſt diß die Wahrheit,
daß ſchier kein anderer Wein, denn der
aus Languedoc ſich zum Gruͤn-
ſpanbereiten ſchicke. Dannenhero
wird der allermeiſte Gruͤnſpan/ der in
Franckreich und auch in andern Laͤn-
dern verthan wird, in und um Mont-
pellier
verfertiget, und iſt eine Waare,
dabey es ſchwer herzugehen pfleget,
wenn man ſie machen will, daß ſie recht
gerathen ſoll, ob es gleich das Anſehen
hat, als ſey nichts leichters. Denn wenn
man nur im geringſten fehlet, und er
wird ſchmutzig, ſo verdirbt er, und wird
ſchwartz, man wird ihn auch hernach
nicht wieder zuſammen bringen koͤn-
nen. Wann ich nicht waͤre beſtohlen
worden, ſo haͤtte ich die rechte Art und
Weiſe, wie der Gruͤnſpan gemachet
wird, auch wie ich ihn zu Montpellier
machen geſehen, ſamt allen dazu ge-
hoͤrigen Umſtaͤnden, kund thun wollen:
[Spaltenumbruch] da ich aber zu dieſem mahle ſolches nicht
vermag zu leiſten, kan es doch, mit der
Huͤlffe GOttes, bey der andern Her-
ausgebung dieſes Wercks geſchehen, da-
fern ich nur wiederum dahinter kom-
men ſolte.

Es vermelden auch etliche Autores,
daß man gleichergeſtalt Grunſpan be-
reiten koͤnne, wenn man Kupferbleche,
Saltz, Schwefel und Weinſtein in ei-
nen Schmeltztiegel zuſammen thaͤte;
denn wenn es calciniret und kalt wor-
den, wuͤrden dieſe Bleche in den ſchoͤn-
ſten Gruͤnſpan verkehret ſeyn. Allein,
geſetzt, daß alle dieſe und dergleichen Be-
reitungen wahr waͤren, ſo ſind ſie doch
ietziger Zeit faſt gar nicht mehr ge-
braͤuchlich, weil aller Gruͤnſpan/ den
wir verkauffen, auf obbemeldte Weiſe
gemacht und fabriciret wird.

Wir bekommen aber zweyerley
Grunſpan von Montpellier, gepuͤl-
verten und in gantzen Stuͤcken; der muß
dann, wenn er die gehoͤrige Beſchaf-
fenheit haben ſoll, trucken ſeyn, recht
ſchoͤn dunckelgruͤn, und ſo viel nur im-
mer moͤglich, ohne Flecken. Allein es
iſt eine Waare, daran wenig zu ge-
winnen iſt, hingegen deſto mehr einzu-
buͤſſen, als ſonſt bey irgend einer Spe-
zerey; denn es muͤſſen diejenigen, die
ihn bereiten, ſolche Sachen darunter
thun, die zu nennen eben nicht noͤthig,
und muͤſſen ihn dermaſſen anfeuchten,
daß die Kauffleute, die ihn bekommen,
nur gar zu viel daran verliehren, weil
ihm ſo viel abgehet, die Haut nicht ein-
mahl mit gerechnet, welche doch eben-
falls von den Kramern fuͤr Gruͤnſpan
angerechnet wird. Beſſer waͤre es,
daß ihn, die ihn gebrauchen, theurer be-
zahleten, und er auch waͤre, wie er ſeyn
ſoll: denn ich will wetten, daß nicht ein
eintziges Stuͤck Gruͤnſpan von fuͤnff
und zwantzig Pfunden, dergleichen man
uns von Montpellier uͤberſendet, zu
finden iſt, an welchen, wenn es trucken
worden, nicht mehr als der dritte Theil
abgehen ſolte, daß alſo der Gruͤnſpan/
der annoch weich nur 20. Sols gekoſtet
hat, auf 28. Sols zu ſtehen kommt,
wenn er recht trucken worden iſt.

Jeden-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0496"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Spezereyen und Materialien</hi> </fw><lb/>
            <div n="3">
              <head> <hi rendition="#b">Das drey und funfftzig&#x017F;te Capitel.<lb/>
Vom Gru&#x0364;n&#x017F;pan.</hi> </head><lb/>
              <cb n="689"/>
              <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">V</hi><hi rendition="#i">Erdet, Verd de gris, rouillure de Cuivre</hi></hi><lb/><hi rendition="#fr">Gru&#x0364;n&#x017F;pan/ Kupferro&#x017F;t/</hi> wird<lb/>
von rothen Kupferblechen gemachet,<lb/>
welche mit Weintre&#x017F;tern, die mit gutem<lb/>
Weine angefeuchtet worden, zugleich<lb/>
in gro&#x017F;&#x017F;e irdene Ge&#x017F;chirre u&#x0364;bereinan-<lb/>
der oder &#x017F;chichtwei&#x017F;e geleget und <hi rendition="#aq">&#x017F;tratifi-<lb/>
cir</hi>et werden, das heißt, man legt eine<lb/>
gute Handvoll Tre&#x017F;ter auf den Boden<lb/>
des Ge&#x017F;chirres, und auf die&#x017F;e etliche<lb/>
Stu&#x0364;cken Blech, hernach wiederum Tre-<lb/>
&#x017F;ter und darauf Kupfer, und fa&#x0364;hret al-<lb/>
&#x017F;o fort, bis das Ge&#x017F;chirre angefu&#x0364;llet i&#x017F;t,<lb/>
welches man in einen Keller &#x017F;etzt, und<lb/>
nach Verlauff etlicher Tage die Bleche<lb/>
heraus nimmt, die alsdann voll gru&#x0364;-<lb/>
nes Ro&#x017F;tes &#x017F;ind, den die Lateiner <hi rendition="#aq">Ærugo</hi><lb/>
nennen; wenn &#x017F;ie nun den Ro&#x017F;t davon<lb/>
abge&#x017F;chabt, legen &#x017F;ie die&#x017F;e Platten aber-<lb/>
mahl in die Ge&#x017F;chirre mit Weintre-<lb/>
&#x017F;tern, und verfahren derge&#x017F;talt und &#x017F;o<lb/>
lange fort, bis das Kupfer entweder<lb/>
gar verzehret, oder doch derma&#x017F;&#x017F;en du&#x0364;n-<lb/>
ne worden, daß es &#x017F;ich unter den Gru&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;pan mengen la&#x0364;ßt, welches &#x017F;ich gar ofte<lb/>
zutra&#x0364;gt. Die mei&#x017F;ten unter denenje-<lb/>
nigen, die vom Gru&#x0364;n&#x017F;pan ge&#x017F;chrieben,<lb/>
&#x017F;agen, daß er mit Weineßig bereitet<lb/>
werde, welches aber nicht wahr i&#x017F;t, in-<lb/>
dem auch der be&#x017F;te Wein hierzu nicht<lb/>
taug; hingegen i&#x017F;t diß die Wahrheit,<lb/>
daß &#x017F;chier kein anderer Wein, denn der<lb/>
aus <hi rendition="#fr">Languedoc</hi> &#x017F;ich zum Gru&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;panbereiten &#x017F;chicke. Dannenhero<lb/>
wird der allermei&#x017F;te <hi rendition="#fr">Gru&#x0364;n&#x017F;pan/</hi> der in<lb/><hi rendition="#fr">Franckreich</hi> und auch in andern La&#x0364;n-<lb/>
dern verthan wird, in und um <hi rendition="#fr">Mont-<lb/>
pellier</hi> verfertiget, und i&#x017F;t eine Waare,<lb/>
dabey es &#x017F;chwer herzugehen pfleget,<lb/>
wenn man &#x017F;ie machen will, daß &#x017F;ie recht<lb/>
gerathen &#x017F;oll, ob es gleich das An&#x017F;ehen<lb/>
hat, als &#x017F;ey nichts leichters. Denn wenn<lb/>
man nur im gering&#x017F;ten fehlet, und er<lb/>
wird &#x017F;chmutzig, &#x017F;o verdirbt er, und wird<lb/>
&#x017F;chwartz, man wird ihn auch hernach<lb/>
nicht wieder zu&#x017F;ammen bringen ko&#x0364;n-<lb/>
nen. Wann ich nicht wa&#x0364;re be&#x017F;tohlen<lb/>
worden, &#x017F;o ha&#x0364;tte ich die rechte Art und<lb/>
Wei&#x017F;e, wie der <hi rendition="#fr">Gru&#x0364;n&#x017F;pan</hi> gemachet<lb/>
wird, auch wie ich ihn zu <hi rendition="#fr">Montpellier</hi><lb/>
machen ge&#x017F;ehen, &#x017F;amt allen dazu ge-<lb/>
ho&#x0364;rigen Um&#x017F;ta&#x0364;nden, kund thun wollen:<lb/><cb n="690"/>
da ich aber zu die&#x017F;em mahle &#x017F;olches nicht<lb/>
vermag zu lei&#x017F;ten, kan es doch, mit der<lb/>
Hu&#x0364;lffe GOttes, bey der andern Her-<lb/>
ausgebung die&#x017F;es Wercks ge&#x017F;chehen, da-<lb/>
fern ich nur wiederum dahinter kom-<lb/>
men &#x017F;olte.</p><lb/>
              <p>Es vermelden auch etliche Autores,<lb/>
daß man gleicherge&#x017F;talt <hi rendition="#fr">Grun&#x017F;pan</hi> be-<lb/>
reiten ko&#x0364;nne, wenn man Kupferbleche,<lb/>
Saltz, Schwefel und Wein&#x017F;tein in ei-<lb/>
nen Schmeltztiegel zu&#x017F;ammen tha&#x0364;te;<lb/>
denn wenn es <hi rendition="#aq">calcini</hi>ret und kalt wor-<lb/>
den, wu&#x0364;rden die&#x017F;e Bleche in den &#x017F;cho&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;ten Gru&#x0364;n&#x017F;pan verkehret &#x017F;eyn. Allein,<lb/>
ge&#x017F;etzt, daß alle die&#x017F;e und dergleichen Be-<lb/>
reitungen wahr wa&#x0364;ren, &#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;ie doch<lb/>
ietziger Zeit fa&#x017F;t gar nicht mehr ge-<lb/>
bra&#x0364;uchlich, weil aller <hi rendition="#fr">Gru&#x0364;n&#x017F;pan/</hi> den<lb/>
wir verkauffen, auf obbemeldte Wei&#x017F;e<lb/>
gemacht und fabriciret wird.</p><lb/>
              <p>Wir bekommen aber zweyerley<lb/><hi rendition="#fr">Grun&#x017F;pan</hi> von <hi rendition="#fr">Montpellier,</hi> gepu&#x0364;l-<lb/>
verten und in gantzen Stu&#x0364;cken; der muß<lb/>
dann, wenn er die geho&#x0364;rige Be&#x017F;chaf-<lb/>
fenheit haben &#x017F;oll, trucken &#x017F;eyn, recht<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;n dunckelgru&#x0364;n, und &#x017F;o viel nur im-<lb/>
mer mo&#x0364;glich, ohne Flecken. Allein es<lb/>
i&#x017F;t eine Waare, daran wenig zu ge-<lb/>
winnen i&#x017F;t, hingegen de&#x017F;to mehr einzu-<lb/>
bu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, als &#x017F;on&#x017F;t bey irgend einer Spe-<lb/>
zerey; denn es mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en diejenigen, die<lb/>
ihn bereiten, &#x017F;olche Sachen darunter<lb/>
thun, die zu nennen eben nicht no&#x0364;thig,<lb/>
und mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ihn derma&#x017F;&#x017F;en anfeuchten,<lb/>
daß die Kauffleute, die ihn bekommen,<lb/>
nur gar zu viel daran verliehren, weil<lb/>
ihm &#x017F;o viel abgehet, die Haut nicht ein-<lb/>
mahl mit gerechnet, welche doch eben-<lb/>
falls von den Kramern fu&#x0364;r Gru&#x0364;n&#x017F;pan<lb/>
angerechnet wird. Be&#x017F;&#x017F;er wa&#x0364;re es,<lb/>
daß ihn, die ihn gebrauchen, theurer be-<lb/>
zahleten, und er auch wa&#x0364;re, wie er &#x017F;eyn<lb/>
&#x017F;oll: denn ich will wetten, daß nicht ein<lb/>
eintziges Stu&#x0364;ck <hi rendition="#fr">Gru&#x0364;n&#x017F;pan</hi> von fu&#x0364;nff<lb/>
und zwantzig Pfunden, dergleichen man<lb/>
uns von <hi rendition="#fr">Montpellier</hi> u&#x0364;ber&#x017F;endet, zu<lb/>
finden i&#x017F;t, an welchen, wenn es trucken<lb/>
worden, nicht mehr als der dritte Theil<lb/>
abgehen &#x017F;olte, daß al&#x017F;o der <hi rendition="#fr">Gru&#x0364;n&#x017F;pan/</hi><lb/>
der annoch weich nur 20. Sols geko&#x017F;tet<lb/>
hat, auf 28. Sols zu &#x017F;tehen kommt,<lb/>
wenn er recht trucken worden i&#x017F;t.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Jeden-</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0496] Der Spezereyen und Materialien Das drey und funfftzigſte Capitel. Vom Gruͤnſpan. VErdet, Verd de gris, rouillure de Cuivre Gruͤnſpan/ Kupferroſt/ wird von rothen Kupferblechen gemachet, welche mit Weintreſtern, die mit gutem Weine angefeuchtet worden, zugleich in groſſe irdene Geſchirre uͤbereinan- der oder ſchichtweiſe geleget und ſtratifi- ciret werden, das heißt, man legt eine gute Handvoll Treſter auf den Boden des Geſchirres, und auf dieſe etliche Stuͤcken Blech, hernach wiederum Tre- ſter und darauf Kupfer, und faͤhret al- ſo fort, bis das Geſchirre angefuͤllet iſt, welches man in einen Keller ſetzt, und nach Verlauff etlicher Tage die Bleche heraus nimmt, die alsdann voll gruͤ- nes Roſtes ſind, den die Lateiner Ærugo nennen; wenn ſie nun den Roſt davon abgeſchabt, legen ſie dieſe Platten aber- mahl in die Geſchirre mit Weintre- ſtern, und verfahren dergeſtalt und ſo lange fort, bis das Kupfer entweder gar verzehret, oder doch dermaſſen duͤn- ne worden, daß es ſich unter den Gruͤn- ſpan mengen laͤßt, welches ſich gar ofte zutraͤgt. Die meiſten unter denenje- nigen, die vom Gruͤnſpan geſchrieben, ſagen, daß er mit Weineßig bereitet werde, welches aber nicht wahr iſt, in- dem auch der beſte Wein hierzu nicht taug; hingegen iſt diß die Wahrheit, daß ſchier kein anderer Wein, denn der aus Languedoc ſich zum Gruͤn- ſpanbereiten ſchicke. Dannenhero wird der allermeiſte Gruͤnſpan/ der in Franckreich und auch in andern Laͤn- dern verthan wird, in und um Mont- pellier verfertiget, und iſt eine Waare, dabey es ſchwer herzugehen pfleget, wenn man ſie machen will, daß ſie recht gerathen ſoll, ob es gleich das Anſehen hat, als ſey nichts leichters. Denn wenn man nur im geringſten fehlet, und er wird ſchmutzig, ſo verdirbt er, und wird ſchwartz, man wird ihn auch hernach nicht wieder zuſammen bringen koͤn- nen. Wann ich nicht waͤre beſtohlen worden, ſo haͤtte ich die rechte Art und Weiſe, wie der Gruͤnſpan gemachet wird, auch wie ich ihn zu Montpellier machen geſehen, ſamt allen dazu ge- hoͤrigen Umſtaͤnden, kund thun wollen: da ich aber zu dieſem mahle ſolches nicht vermag zu leiſten, kan es doch, mit der Huͤlffe GOttes, bey der andern Her- ausgebung dieſes Wercks geſchehen, da- fern ich nur wiederum dahinter kom- men ſolte. Es vermelden auch etliche Autores, daß man gleichergeſtalt Grunſpan be- reiten koͤnne, wenn man Kupferbleche, Saltz, Schwefel und Weinſtein in ei- nen Schmeltztiegel zuſammen thaͤte; denn wenn es calciniret und kalt wor- den, wuͤrden dieſe Bleche in den ſchoͤn- ſten Gruͤnſpan verkehret ſeyn. Allein, geſetzt, daß alle dieſe und dergleichen Be- reitungen wahr waͤren, ſo ſind ſie doch ietziger Zeit faſt gar nicht mehr ge- braͤuchlich, weil aller Gruͤnſpan/ den wir verkauffen, auf obbemeldte Weiſe gemacht und fabriciret wird. Wir bekommen aber zweyerley Grunſpan von Montpellier, gepuͤl- verten und in gantzen Stuͤcken; der muß dann, wenn er die gehoͤrige Beſchaf- fenheit haben ſoll, trucken ſeyn, recht ſchoͤn dunckelgruͤn, und ſo viel nur im- mer moͤglich, ohne Flecken. Allein es iſt eine Waare, daran wenig zu ge- winnen iſt, hingegen deſto mehr einzu- buͤſſen, als ſonſt bey irgend einer Spe- zerey; denn es muͤſſen diejenigen, die ihn bereiten, ſolche Sachen darunter thun, die zu nennen eben nicht noͤthig, und muͤſſen ihn dermaſſen anfeuchten, daß die Kauffleute, die ihn bekommen, nur gar zu viel daran verliehren, weil ihm ſo viel abgehet, die Haut nicht ein- mahl mit gerechnet, welche doch eben- falls von den Kramern fuͤr Gruͤnſpan angerechnet wird. Beſſer waͤre es, daß ihn, die ihn gebrauchen, theurer be- zahleten, und er auch waͤre, wie er ſeyn ſoll: denn ich will wetten, daß nicht ein eintziges Stuͤck Gruͤnſpan von fuͤnff und zwantzig Pfunden, dergleichen man uns von Montpellier uͤberſendet, zu finden iſt, an welchen, wenn es trucken worden, nicht mehr als der dritte Theil abgehen ſolte, daß alſo der Gruͤnſpan/ der annoch weich nur 20. Sols gekoſtet hat, auf 28. Sols zu ſtehen kommt, wenn er recht trucken worden iſt. Jeden-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/496
Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/496>, abgerufen am 29.03.2024.