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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] Wahrheit falsch, und diese Leute haben
es nur von hören sagen, indem die Ce-
russa aus Holland/ die Minie aber
[Spaltenumbruch] aus England gebracht wird: dazu ist
jene allzeit theurer als dieses.

[Ende Spaltensatz]
Das sechs und siebentzigste Capitel.
MASSICOT.
[Spaltenumbruch]

WJr lassen dreyerley Massicot aus
Holland bringen; weissen, gel-
ben und goldgelben. Diese so unter-
schiedene Farben entstehen von dem
Grad des Feuers, welches man dem zer-
bröckelten Bleyweiß, das zur Berei-
tung des Maßicots gebrauchet wird,
gegeben hat. Ob man nun gleich der
ersten Gattung des Maßicots/ das ist,
dem, der das wenigste Feuer ausgestan-
den, den Namen weisser Maßicot
beygeleget, so folgt doch darum noch
nicht, daß er weiß seyn müsse, sondern
er muß gelblicht seyn. Der andere ist
gelb, und hat mehr Hitze ausgestanden,
denn der erste. Der dritte aber, der
[Spaltenumbruch] goldgelbe/ hat noch mehr als dieser
vertragen müssen. Man könte auch ei-
ne vierte Art zurichten, wenn man den
Maßicot so lange calciniren liesse, bis
er roth würde, welches denn ein wahr-
hafter Sandyx, oder rothe Cerussa, oder
gemeiner Vermillion wäre. Was ih-
re Wahl und auslesen betrifft, so müs-
sen sie gewichtig seyn, als ein unbegreiff-
lich Pulver, und hoch an der Farbe, zu
folge des Namens, den sie führen, und
aufrecht. Deshalben mag man sich zu
rechtschaffenen Leuten halten.

Sie sind sonst zu nichts nütze, als zur
Mahlerey.

[Ende Spaltensatz]
Das sieben und siebentzigste Capitel.
Von der natürlichen Glöte.
[Spaltenumbruch]

DJe natürliche Glöte, welcher die
Alten den Namen Molybdaena er-
theilet, ist eine Gattung eines metalli-
schen Minerals, wie Schuppen formi-
ret und so dicke und gestalt als wie das
Schieferweiß, röthlicht von Farbe, und
leichtlich zu zerbrechen. Es wird in
[Spaltenumbruch] den Bleygängen gefunden. Weil aber
diese Glöte nur wenigen bekannt, dazu
auch gar selten gefunden wird, dannen-
hero gebraucht man nur die durch Kunst
verfertigte Glöte, davon in folgendem
Capitel.

[Ende Spaltensatz]
Das acht und siebentzigste Capitel.
Von der durch Kunst zubereiteten Glöte.
[Spaltenumbruch]

DJe Glöte, die wir verkauffen, heißt
man gantz unrecht, Gold- und Sil-
ber-Glöt, dieweil die Alten, und auch
wohl neuere Scribenten vorgeben, es
werde diese Glöt zur Reinigung des
Goldes und Silbers gebrauchet: wel-
ches iedoch wieder alle Vernunfft, in-
dem die Glöt, die wir aus Polen/
England
und andern Orten, z. E. aus
Teutschland, Schweden und Däne-
marck
bekommen, das Bley ist, wel-
ches sie gebrauchet, das Kupfer, das
aus den Stollen gekommen, fein und
zu Garkupfer zu machen. Wiewohl
ich doch darum nicht läugnen will, daß
diejenigen, welche Gold und Silber
scheiden, solches nicht auch mit der Glö-
te verrichten könten. Allein dieselbe
[Spaltenumbruch] Glöt wird nirgend verkaufft, sondern
die Müntzer schmeltzen sie wieder um,
und machen sie wieder zu Bley, damit
sie es ein andermahl mehr gebrauchen
können, auch das wenige Gold und
Silber, das noch darinne stecken dürff-
te, heraus bekommen mögen. Dan-
nenhero lasse man ihm dienen, und
glaube nicht ferner, daß unsere Glöte
zum Gold- und Silberscheiden gedienet
habe: und eben deshalben soll sie auch
forthin nicht mehr Gold- und Silber-
glöt heissen, sondern blos den Namen
Glöte führen. Auch darffman nicht
vermeinen, wie etwa einige Scriben-
ten geschrieben haben, die Glöte sey der
Rauch vom Bley, welchen es bey der
Scheidung des Gold und Silbers von

sich

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] Wahrheit falſch, und dieſe Leute haben
es nur von hoͤren ſagen, indem die Ce-
ruſſa aus Holland/ die Minie aber
[Spaltenumbruch] aus England gebracht wird: dazu iſt
jene allzeit theurer als dieſes.

[Ende Spaltensatz]
Das ſechs und ſiebentzigſte Capitel.
MASSICOT.
[Spaltenumbruch]

WJr laſſen dreyerley Maſſicot aus
Holland bringen; weiſſen, gel-
ben und goldgelben. Dieſe ſo unter-
ſchiedene Farben entſtehen von dem
Grad des Feuers, welches man dem zer-
broͤckelten Bleyweiß, das zur Berei-
tung des Maßicots gebrauchet wird,
gegeben hat. Ob man nun gleich der
erſten Gattung des Maßicots/ das iſt,
dem, der das wenigſte Feuer ausgeſtan-
den, den Namen weiſſer Maßicot
beygeleget, ſo folgt doch darum noch
nicht, daß er weiß ſeyn muͤſſe, ſondern
er muß gelblicht ſeyn. Der andere iſt
gelb, und hat mehr Hitze ausgeſtanden,
denn der erſte. Der dritte aber, der
[Spaltenumbruch] goldgelbe/ hat noch mehr als dieſer
vertragen muͤſſen. Man koͤnte auch ei-
ne vierte Art zurichten, wenn man den
Maßicot ſo lange calciniren lieſſe, bis
er roth wuͤrde, welches denn ein wahr-
hafter Sandyx, oder rothe Ceruſſa, oder
gemeiner Vermillion waͤre. Was ih-
re Wahl und ausleſen betrifft, ſo muͤſ-
ſen ſie gewichtig ſeyn, als ein unbegreiff-
lich Pulver, und hoch an der Farbe, zu
folge des Namens, den ſie fuͤhren, und
aufrecht. Deshalben mag man ſich zu
rechtſchaffenen Leuten halten.

Sie ſind ſonſt zu nichts nuͤtze, als zur
Mahlerey.

[Ende Spaltensatz]
Das ſieben und ſiebentzigſte Capitel.
Von der natuͤrlichen Gloͤte.
[Spaltenumbruch]

DJe natuͤrliche Gloͤte, welcher die
Alten den Namen Molybdæna er-
theilet, iſt eine Gattung eines metalli-
ſchen Minerals, wie Schuppen formi-
ret und ſo dicke und geſtalt als wie das
Schieferweiß, roͤthlicht von Farbe, und
leichtlich zu zerbrechen. Es wird in
[Spaltenumbruch] den Bleygaͤngen gefunden. Weil aber
dieſe Gloͤte nur wenigen bekannt, dazu
auch gar ſelten gefunden wird, dannen-
hero gebraucht man nur die durch Kunſt
verfertigte Gloͤte, davon in folgendem
Capitel.

[Ende Spaltensatz]
Das acht und ſiebentzigſte Capitel.
Von der durch Kunſt zubereiteten Gloͤte.
[Spaltenumbruch]

DJe Gloͤte, die wir verkauffen, heißt
man gantz unrecht, Gold- und Sil-
ber-Gloͤt, dieweil die Alten, und auch
wohl neuere Scribenten vorgeben, es
werde dieſe Gloͤt zur Reinigung des
Goldes und Silbers gebrauchet: wel-
ches iedoch wieder alle Vernunfft, in-
dem die Gloͤt, die wir aus Polen/
England
und andern Orten, z. E. aus
Teutſchland, Schweden und Daͤne-
marck
bekommen, das Bley iſt, wel-
ches ſie gebrauchet, das Kupfer, das
aus den Stollen gekommen, fein und
zu Garkupfer zu machen. Wiewohl
ich doch darum nicht laͤugnen will, daß
diejenigen, welche Gold und Silber
ſcheiden, ſolches nicht auch mit der Gloͤ-
te verrichten koͤnten. Allein dieſelbe
[Spaltenumbruch] Gloͤt wird nirgend verkaufft, ſondern
die Muͤntzer ſchmeltzen ſie wieder um,
und machen ſie wieder zu Bley, damit
ſie es ein andermahl mehr gebrauchen
koͤnnen, auch das wenige Gold und
Silber, das noch darinne ſtecken duͤrff-
te, heraus bekommen moͤgen. Dan-
nenhero laſſe man ihm dienen, und
glaube nicht ferner, daß unſere Gloͤte
zum Gold- und Silberſcheiden gedienet
habe: und eben deshalben ſoll ſie auch
forthin nicht mehr Gold- und Silber-
gloͤt heiſſen, ſondern blos den Namen
Gloͤte fuͤhren. Auch darffman nicht
vermeinen, wie etwa einige Scriben-
ten geſchrieben haben, die Gloͤte ſey der
Rauch vom Bley, welchen es bey der
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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/510>, abgerufen am 28.03.2024.