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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] chem Saltze gebauet würden, dazu sie
an statt des Kalches nur Wasser ge-
braucheten: kan auch nicht glauben,
wie etliche vorgeben, daß das Sal Gem-
mae
dasjenige sey, welches das See-
wasser saltzicht machet, und andere der-
gleichen Dinge mehr, deren ich versi-
chert bin, und die auch wider die Ver-
nunft zu lauffen scheinen.

Doch kan ich nicht umhin allhier zu
[Spaltenumbruch] erinnern, daß dieses Saltz auf solche
Weise in den Gruben wachse, gleichwie
des Herrn Tourneforts gewachsenes
Stücke gegraben Saltz, welches fast so
weiß wie Zucker, über zwey Fuß hoch,
und in Gestalt eines Bäumleins auf ei-
nem Strunck von Marsilischen Sesel
gewaschen, auch ohne Wiederrede, ei-
nes der curieusesten Stücke in Europa
ist.

[Ende Spaltensatz]
Das zwey und dreyßigste Capitel.
Vom Meersaltze.
[Spaltenumbruch]

DAs See- oder Meersaltz sind Cry-
stallen, die aus dem Seewasser,
durch Hülffe der Sonnenhitze als wie
viereckte Körner gemachet worden sind,
wie solches der Herr Cartesius ange-
zeiget. Was seinen Ursprung anbe-
langet, da wollen einige, daß es von dem
gegrabenen Saltze oder dem Sal gemmae
entspriesse; allein ich kan dieses nicht
entscheiden, will dannenhero nur sagen,
daß das Meer- oder Seesaltz/ dessen
wir uns bedienen, und aus dem ein und
andere Chymische Sachen bereitet wer-
den, von Brouage und anderwerts
herkomme, habe auch dienlich erachtet,
hieselbst anzuführen, was der Herr Le-
mery
pag. 345. davon berichtet hat.

Das Meersaltz wird in den Saltz-
pfülen bey Rochelle gemacht, wel-
ches solche Oerter sind, die viel niedri-
ger als die See seyn müssen, und wer-
den von Thonerde zugerichtet; sonst
könten sie das Saltzwasser, das man
drein lauffen läßt, nicht halten: und da-
rum sind nicht alle Gegenden an der
See zu solchen Pfülen tauglich.

Wann man nun verspüret, daß es
beginnet heiß zu werden, welches ins-
gemein gegen den May geschicht, so
schöpft man das Wasser, welches zu
dem Ende den Winter über drein gelas-
sen worden, damit man sie erhalten kön-
nen, heraus, öffnet die Schleusen, und
läßt soviel Wasser, als man nur will, hin-
einlauffen. Dieses wird durch ein hauf-
fen und unterschiedene Canäle geleitet,
in denen es sich reiniget und erhitzet:
drauf bringt man es in die platten und
ebengemachten Plätze, darinne gestehet
oder gerinnet es. Doch wird es nur
bey grosser Hitze bereitet, denn die Son-
[Spaltenumbruch] ne muß zuvor ein Theil der Feuchtig-
keit vertreiben, hernach folgt mehren-
theils auf die gröste Hitze ein kleines
Lüftlein, sonderlich um die See herum,
durch dessen Kühlung wird das Saltz
dicke und zu Crystallen gemacht.

Wenn es aber in dieser Zeit nur ein
Paar Stunden regnet, so können sie in
vierzehn Tagen kein Saltz bereiten,
weil sie die Pfüle rein machen, und al-
les Wasser daraus bringen müssen, da-
mit sie anderes drein lassen können:
wenn es also nur ein eintziges mahl in
vierzehn Tagen regnete, so könten sie
auf diese Weise keinmahl Saltz ma-
chen.

Uber obbeschriebenes Meersaltz hatWeisses Saltz
aus der Nor-
mandie.

man auch noch das weisse Saltz aus
Normandie/
welches sie mit Wasser
aus einer gewissen Gattung Leimen
oder Sand, den die See im Sommer
auswirfft, und auf den die Sonne ge-
schienen, bereiten. Wenn denn das
Wasser Saltz genug hält, welches sie
daran erkennen, wenn ein Ey darein
geworffen wird, und dasselbe schwim-
met: denn dieses ein Zeichen, daß das
Wasser Saltz genug halte, nnd keines
mehr zu solviren vermöge; wie denn
auch iederman bekannt, daß das Was-
ser nicht mehr Saltz oder Zucker an-
nimmt, als es vertragen kan: alsdann
lassen sie das Wasser durch Stroh lauf-
fen, und wenn es helle genug worden,
über dem Feuer so lange kochen, bis es
ein Häutlein überkommt, hernach wird
es in Körbe geschüttet, damit es also
werde, wie wir es zu sehen bekommen.
Je besser das Saltz gearbeitet wird, ie
weisser und gelinder ist es, auch sonst
gar fein beschaffen. Dieses aber hat

es von

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] chem Saltze gebauet wuͤrden, dazu ſie
an ſtatt des Kalches nur Waſſer ge-
braucheten: kan auch nicht glauben,
wie etliche vorgeben, daß das Sal Gem-
dasjenige ſey, welches das See-
waſſer ſaltzicht machet, und andere der-
gleichen Dinge mehr, deren ich verſi-
chert bin, und die auch wider die Ver-
nunft zu lauffen ſcheinen.

Doch kan ich nicht umhin allhier zu
[Spaltenumbruch] erinnern, daß dieſes Saltz auf ſolche
Weiſe in den Gruben wachſe, gleichwie
des Herrn Tourneforts gewachſenes
Stuͤcke gegraben Saltz, welches faſt ſo
weiß wie Zucker, uͤber zwey Fuß hoch,
und in Geſtalt eines Baͤumleins auf ei-
nem Strunck von Marſiliſchen Seſel
gewaſchen, auch ohne Wiederrede, ei-
nes der curieuſeſten Stuͤcke in Europa
iſt.

[Ende Spaltensatz]
Das zwey und dreyßigſte Capitel.
Vom Meerſaltze.
[Spaltenumbruch]

DAs See- oder Meerſaltz ſind Cry-
ſtallen, die aus dem Seewaſſer,
durch Huͤlffe der Sonnenhitze als wie
viereckte Koͤrner gemachet worden ſind,
wie ſolches der Herr Carteſius ange-
zeiget. Was ſeinen Urſprung anbe-
langet, da wollen einige, daß es von dem
gegrabenen Saltze oder dem Sal gemmæ
entſprieſſe; allein ich kan dieſes nicht
entſcheiden, will dannenhero nur ſagen,
daß das Meer- oder Seeſaltz/ deſſen
wir uns bedienen, und aus dem ein und
andere Chymiſche Sachen bereitet wer-
den, von Brouage und anderwerts
herkomme, habe auch dienlich erachtet,
hieſelbſt anzufuͤhren, was der Herr Le-
mery
pag. 345. davon berichtet hat.

Das Meerſaltz wird in den Saltz-
pfuͤlen bey Rochelle gemacht, wel-
ches ſolche Oerter ſind, die viel niedri-
ger als die See ſeyn muͤſſen, und wer-
den von Thonerde zugerichtet; ſonſt
koͤnten ſie das Saltzwaſſer, das man
drein lauffen laͤßt, nicht halten: und da-
rum ſind nicht alle Gegenden an der
See zu ſolchen Pfuͤlen tauglich.

Wann man nun verſpuͤret, daß es
beginnet heiß zu werden, welches ins-
gemein gegen den May geſchicht, ſo
ſchoͤpft man das Waſſer, welches zu
dem Ende den Winter uͤber drein gelaſ-
ſen worden, damit man ſie erhalten koͤn-
nen, heraus, oͤffnet die Schleuſen, und
laͤßt ſoviel Waſſer, als man nur will, hin-
einlauffen. Dieſes wird durch ein hauf-
fen und unterſchiedene Canaͤle geleitet,
in denen es ſich reiniget und erhitzet:
drauf bringt man es in die platten und
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oder gerinnet es. Doch wird es nur
bey groſſer Hitze bereitet, denn die Son-
[Spaltenumbruch] ne muß zuvor ein Theil der Feuchtig-
keit vertreiben, hernach folgt mehren-
theils auf die groͤſte Hitze ein kleines
Luͤftlein, ſonderlich um die See herum,
durch deſſen Kuͤhlung wird das Saltz
dicke und zu Cryſtallen gemacht.

Wenn es aber in dieſer Zeit nur ein
Paar Stunden regnet, ſo koͤnnen ſie in
vierzehn Tagen kein Saltz bereiten,
weil ſie die Pfuͤle rein machen, und al-
les Waſſer daraus bringen muͤſſen, da-
mit ſie anderes drein laſſen koͤnnen:
wenn es alſo nur ein eintziges mahl in
vierzehn Tagen regnete, ſo koͤnten ſie
auf dieſe Weiſe keinmahl Saltz ma-
chen.

Uber obbeſchriebenes Meerſaltz hatWeiſſes Saltz
aus der Nor-
mandie.

man auch noch das weiſſe Saltz aus
Normandie/
welches ſie mit Waſſer
aus einer gewiſſen Gattung Leimen
oder Sand, den die See im Sommer
auswirfft, und auf den die Sonne ge-
ſchienen, bereiten. Wenn denn das
Waſſer Saltz genug haͤlt, welches ſie
daran erkennen, wenn ein Ey darein
geworffen wird, und daſſelbe ſchwim-
met: denn dieſes ein Zeichen, daß das
Waſſer Saltz genug halte, nnd keines
mehr zu ſolviren vermoͤge; wie denn
auch iederman bekannt, daß das Waſ-
ſer nicht mehr Saltz oder Zucker an-
nimmt, als es vertragen kan: alsdann
laſſen ſie das Waſſer durch Stroh lauf-
fen, und wenn es helle genug worden,
uͤber dem Feuer ſo lange kochen, bis es
ein Haͤutlein uͤberkommt, hernach wird
es in Koͤrbe geſchuͤttet, damit es alſo
werde, wie wir es zu ſehen bekommen.
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[0532] Der Spezereyen und Materialien chem Saltze gebauet wuͤrden, dazu ſie an ſtatt des Kalches nur Waſſer ge- braucheten: kan auch nicht glauben, wie etliche vorgeben, daß das Sal Gem- mæ dasjenige ſey, welches das See- waſſer ſaltzicht machet, und andere der- gleichen Dinge mehr, deren ich verſi- chert bin, und die auch wider die Ver- nunft zu lauffen ſcheinen. Doch kan ich nicht umhin allhier zu erinnern, daß dieſes Saltz auf ſolche Weiſe in den Gruben wachſe, gleichwie des Herrn Tourneforts gewachſenes Stuͤcke gegraben Saltz, welches faſt ſo weiß wie Zucker, uͤber zwey Fuß hoch, und in Geſtalt eines Baͤumleins auf ei- nem Strunck von Marſiliſchen Seſel gewaſchen, auch ohne Wiederrede, ei- nes der curieuſeſten Stuͤcke in Europa iſt. Das zwey und dreyßigſte Capitel. Vom Meerſaltze. DAs See- oder Meerſaltz ſind Cry- ſtallen, die aus dem Seewaſſer, durch Huͤlffe der Sonnenhitze als wie viereckte Koͤrner gemachet worden ſind, wie ſolches der Herr Carteſius ange- zeiget. Was ſeinen Urſprung anbe- langet, da wollen einige, daß es von dem gegrabenen Saltze oder dem Sal gemmæ entſprieſſe; allein ich kan dieſes nicht entſcheiden, will dannenhero nur ſagen, daß das Meer- oder Seeſaltz/ deſſen wir uns bedienen, und aus dem ein und andere Chymiſche Sachen bereitet wer- den, von Brouage und anderwerts herkomme, habe auch dienlich erachtet, hieſelbſt anzufuͤhren, was der Herr Le- mery pag. 345. davon berichtet hat. Das Meerſaltz wird in den Saltz- pfuͤlen bey Rochelle gemacht, wel- ches ſolche Oerter ſind, die viel niedri- ger als die See ſeyn muͤſſen, und wer- den von Thonerde zugerichtet; ſonſt koͤnten ſie das Saltzwaſſer, das man drein lauffen laͤßt, nicht halten: und da- rum ſind nicht alle Gegenden an der See zu ſolchen Pfuͤlen tauglich. Wann man nun verſpuͤret, daß es beginnet heiß zu werden, welches ins- gemein gegen den May geſchicht, ſo ſchoͤpft man das Waſſer, welches zu dem Ende den Winter uͤber drein gelaſ- ſen worden, damit man ſie erhalten koͤn- nen, heraus, oͤffnet die Schleuſen, und laͤßt ſoviel Waſſer, als man nur will, hin- einlauffen. Dieſes wird durch ein hauf- fen und unterſchiedene Canaͤle geleitet, in denen es ſich reiniget und erhitzet: drauf bringt man es in die platten und ebengemachten Plaͤtze, darinne geſtehet oder gerinnet es. Doch wird es nur bey groſſer Hitze bereitet, denn die Son- ne muß zuvor ein Theil der Feuchtig- keit vertreiben, hernach folgt mehren- theils auf die groͤſte Hitze ein kleines Luͤftlein, ſonderlich um die See herum, durch deſſen Kuͤhlung wird das Saltz dicke und zu Cryſtallen gemacht. Wenn es aber in dieſer Zeit nur ein Paar Stunden regnet, ſo koͤnnen ſie in vierzehn Tagen kein Saltz bereiten, weil ſie die Pfuͤle rein machen, und al- les Waſſer daraus bringen muͤſſen, da- mit ſie anderes drein laſſen koͤnnen: wenn es alſo nur ein eintziges mahl in vierzehn Tagen regnete, ſo koͤnten ſie auf dieſe Weiſe keinmahl Saltz ma- chen. Uber obbeſchriebenes Meerſaltz hat man auch noch das weiſſe Saltz aus Normandie/ welches ſie mit Waſſer aus einer gewiſſen Gattung Leimen oder Sand, den die See im Sommer auswirfft, und auf den die Sonne ge- ſchienen, bereiten. Wenn denn das Waſſer Saltz genug haͤlt, welches ſie daran erkennen, wenn ein Ey darein geworffen wird, und daſſelbe ſchwim- met: denn dieſes ein Zeichen, daß das Waſſer Saltz genug halte, nnd keines mehr zu ſolviren vermoͤge; wie denn auch iederman bekannt, daß das Waſ- ſer nicht mehr Saltz oder Zucker an- nimmt, als es vertragen kan: alsdann laſſen ſie das Waſſer durch Stroh lauf- fen, und wenn es helle genug worden, uͤber dem Feuer ſo lange kochen, bis es ein Haͤutlein uͤberkommt, hernach wird es in Koͤrbe geſchuͤttet, damit es alſo werde, wie wir es zu ſehen bekommen. Je beſſer das Saltz gearbeitet wird, ie weiſſer und gelinder iſt es, auch ſonſt gar fein beſchaffen. Dieſes aber hat es von Weiſſes Saltz aus der Nor- mandie.

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/532>, abgerufen am 29.03.2024.