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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] groß. Diese Beeren haben ein weisses
saftiges Fleisch, darinne zwey harte
gelblichte Kerne, wie Linsen gestalt, be-
findlich sind.

Diese Wurtzel soll man erwehlen,
wenn sie frisch, hübsch von Farbe, nicht
leichte brüchig, und inwendig fein hartz-
icht ist, auch in der Mitten einen Ner-
ven hat: dabey muß man sich wohl in
Acht nehmen, daß keine Stengel oder
Fasen drunter gemenget, welche diejeni-
gen, die sie uns übersenden, gar gerne
dran zu lassen pflegen: desgleichen soll
sie scharff, bitter und widerlich schme-
cken. Einige meiner guten Freunde ha-
ben mich versichert, die braune Jpeca-
cuanha
sey die beste, und wachse vor-
nehmlich auf den Goldminen: die an-
dern zwey Sorten finde man unten an
den Bergen, in Wiesen und andern
feuchten Orten.

Es dienet diese Wurtzel wider die ro-
the Ruhr:
und wollen einige, daß sie
eine Giftartzney sey. Doch diesem
ohngeachtet, will ich niemanden rathen,
daß er dieselbe ohne die gröste Vorsich-
tigkeit und Rath erfahrner Leute ge-
brauche, dieweil sie gar zu heftig ist,
man mag sie gleich in substantia, die Wur-
tzel für sich selbst, oder in infuso, wenn
man Wein oder etwas anders drauf
gegossen, brauchen.

Die ordentliche dosis und soviel, als
auf einmahl gegeben wird, ist ein halbes
Quintlein, bis auf ein gantzes, und wird
früh nüchtern gepülvert, in einem oder
andern liquor, der sich dazu schicket, ein-
genommen, drauf kan man, ein Paar
Stunden hernach, eine fette Suppe
oder Milch geniessen.

Ehe sie anhält, erregt sie Erbrechen,
welches wider die Natur der andern ad-
stringentium.

Von der weissen Jpecacuanha.

Die weisse Ipecacuanha ist darinne von
denen andern unterschieden, daß ihre
Wurtzeln weiß, und der Wurtzel des
weissen Been oder weissen Diptams
in allen gleichen, die Blätter aber wie
die Blätter des rundblättrichten Sau-
erampfers sehn: wiewohl andere sagen,
sie sehen wie Poley. Jhre rechte Ge-
stalt habe ich unmöglich erfahren kön-
nen.

Die Spanier und Portugiesen zie-
hen die weisse, die sie Ipecacuanha blanca
[Spaltenumbruch] nennen, denen beyden andern vor, son-
derlich für Schwangere und Kinder zu
brauchen, dieweil sie nicht so gar starck
ist. Sie verordnen dieselbige in substan-
tia
zu einem halben Quintlein, zu einer
infusion aber nehmen sie bis auf zwey
Quintlein, und verfahren auf obgemeld-
te Weise.

Jm Jahr 1698. wurde im Jenner
zu Paris im Medicinischen Collegio ei-
ne thesis von der BrasilianischenBrasiliani-
sche Jpeca-
cuanha.

Wurtzel Jpecacuanha ventiliret, und
in selbiger angemercket, daß sie die Ame-
ricaner
sonderlich hoch hielten, weil sie,
ihrem Vorgeben nach, ein herrliches
Gegengift sey, auch andere langwieri-
ge und verdrüßliche Kranckheiten zu he-
ben vermögend, vor allen aber die ro-
the Ruhr
; nur müsse man sich hüten,
und sie diejenigen nicht gebrauchen las-
sen, die mit dem fluxu hepatico behaftet.

Huetius, ein Holländischer Medicus,
hat diese Wurtzel, nach etlicher Mei-
nung, zu erst, vor ohngefehr vier bis
fünff Jahren, in Ruff gebracht: allein
ich kan das Gegentheil behaupten, denn
ich sie vor mehr als 20. Jahren gesehen.
Zu desto grösserer Bescheinigung dienet,
daß sich eine ziemliche Quantität dersel-
ben in des Herrn Clanquenelle Apothe-
cken befunden, welche hernachmahls in
seines Eidams, des Herrn Poulain, auch
eines Apotheckers, Hände gerathen, der
sie auf Verordnung nur gedachten
Herrn Huetius in Schwung gebracht.

Jch habe gleichfalls für dienlich er-
achtet, dasjenige hierbey anzufügen,
was mir der Herr Tournefort von der
Jpecacuanha communiciret.

"Man bringt uns dreyerley Sorten
"Jpecacuanhana aus America/ die
"gelblichte/ die schwärtzlichte, und
"die weisse. Die gelblichte kommt aus
"Peru/ wir aber empfangen sie von
"Cadix. Die Spanier nennen sie
"Bexugillo, welches wir in Frantzösischen
"Becouguille aussprechen. Die dicksten
"Wurtzeln sind ohngefehr drey Linien
"dicke; krumm, voll Runtzeln und Rin-
"ge, gelblicht, und mitten durchhin geht
"ein langer, blaßgelber Nerve, mit ei-
"ner Haut, nur eine Linie dick, überzo-
"gen, bricht leichtlich, wenn er trucken,
"ist bitter und hartzicht, und in ihm steckt
"die gröste Kraft. Die Wurtzeln, wel-
"che insgemein verkaufft werden, sind

andert

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] groß. Dieſe Beeren haben ein weiſſes
ſaftiges Fleiſch, darinne zwey harte
gelblichte Kerne, wie Linſen geſtalt, be-
findlich ſind.

Dieſe Wurtzel ſoll man erwehlen,
wenn ſie friſch, huͤbſch von Farbe, nicht
leichte bruͤchig, und inwendig fein hartz-
icht iſt, auch in der Mitten einen Ner-
ven hat: dabey muß man ſich wohl in
Acht nehmen, daß keine Stengel oder
Faſen drunter gemenget, welche diejeni-
gen, die ſie uns uͤberſenden, gar gerne
dran zu laſſen pflegen: desgleichen ſoll
ſie ſcharff, bitter und widerlich ſchme-
cken. Einige meiner guten Freunde ha-
ben mich verſichert, die braune Jpeca-
cuanha
ſey die beſte, und wachſe vor-
nehmlich auf den Goldminen: die an-
dern zwey Sorten finde man unten an
den Bergen, in Wieſen und andern
feuchten Orten.

Es dienet dieſe Wurtzel wider die ro-
the Ruhr:
und wollen einige, daß ſie
eine Giftartzney ſey. Doch dieſem
ohngeachtet, will ich niemanden rathen,
daß er dieſelbe ohne die groͤſte Vorſich-
tigkeit und Rath erfahrner Leute ge-
brauche, dieweil ſie gar zu heftig iſt,
man mag ſie gleich in ſubſtantia, die Wur-
tzel fuͤr ſich ſelbſt, oder in infuſo, wenn
man Wein oder etwas anders drauf
gegoſſen, brauchen.

Die ordentliche doſis und ſoviel, als
auf einmahl gegeben wird, iſt ein halbes
Quintlein, bis auf ein gantzes, und wird
fruͤh nuͤchtern gepuͤlvert, in einem oder
andern liquor, der ſich dazu ſchicket, ein-
genommen, drauf kan man, ein Paar
Stunden hernach, eine fette Suppe
oder Milch genieſſen.

Ehe ſie anhaͤlt, erregt ſie Erbrechen,
welches wider die Natur der andern ad-
ſtringentium.

Von der weiſſen Jpecacuanha.

Die weiſſe Ipecacuanha iſt darinne von
denen andern unterſchieden, daß ihre
Wurtzeln weiß, und der Wurtzel des
weiſſen Been oder weiſſen Diptams
in allen gleichen, die Blaͤtter aber wie
die Blaͤtter des rundblaͤttrichten Sau-
erampfers ſehn: wiewohl andere ſagen,
ſie ſehen wie Poley. Jhre rechte Ge-
ſtalt habe ich unmoͤglich erfahren koͤn-
nen.

Die Spanier und Portugieſen zie-
hen die weiſſe, die ſie Ipecacuanha blanca
[Spaltenumbruch] nennen, denen beyden andern vor, ſon-
derlich fuͤr Schwangere und Kinder zu
brauchen, dieweil ſie nicht ſo gar ſtarck
iſt. Sie verordnen dieſelbige in ſubſtan-
tia
zu einem halben Quintlein, zu einer
infuſion aber nehmen ſie bis auf zwey
Quintlein, und verfahren auf obgemeld-
te Weiſe.

Jm Jahr 1698. wurde im Jenner
zu Paris im Mediciniſchen Collegio ei-
ne theſis von der BraſilianiſchenBraſiliani-
ſche Jpeca-
cuanha.

Wurtzel Jpecacuanha ventiliret, und
in ſelbiger angemercket, daß ſie die Ame-
ricaner
ſonderlich hoch hielten, weil ſie,
ihrem Vorgeben nach, ein herrliches
Gegengift ſey, auch andere langwieri-
ge und verdruͤßliche Kranckheiten zu he-
ben vermoͤgend, vor allen aber die ro-
the Ruhr
; nur muͤſſe man ſich huͤten,
und ſie diejenigen nicht gebrauchen laſ-
ſen, die mit dem fluxu hepatico behaftet.

Huetius, ein Hollaͤndiſcher Medicus,
hat dieſe Wurtzel, nach etlicher Mei-
nung, zu erſt, vor ohngefehr vier bis
fuͤnff Jahren, in Ruff gebracht: allein
ich kan das Gegentheil behaupten, denn
ich ſie vor mehr als 20. Jahren geſehen.
Zu deſto groͤſſerer Beſcheinigung dienet,
daß ſich eine ziemliche Quantitaͤt derſel-
ben in des Herrn Clanquenelle Apothe-
cken befunden, welche hernachmahls in
ſeines Eidams, des Herrn Poulain, auch
eines Apotheckers, Haͤnde gerathen, der
ſie auf Verordnung nur gedachten
Herrn Huetius in Schwung gebracht.

Jch habe gleichfalls fuͤr dienlich er-
achtet, dasjenige hierbey anzufuͤgen,
was mir der Herr Tournefort von der
Jpecacuanha communiciret.

„Man bringt uns dreyerley Sorten
Jpecacuanhana aus America/ die
gelblichte/ die ſchwaͤrtzlichte, und
„die weiſſe. Die gelblichte kommt aus
Peru/ wir aber empfangen ſie von
Cadix. Die Spanier nennen ſie
Bexugillo, welches wir in Frantzoͤſiſchen
Becouguille ausſprechen. Die dickſten
„Wurtzeln ſind ohngefehr drey Linien
„dicke; krumm, voll Runtzeln und Rin-
„ge, gelblicht, und mitten durchhin geht
„ein langer, blaßgelber Nerve, mit ei-
„ner Haut, nur eine Linie dick, uͤberzo-
„gen, bricht leichtlich, wenn er trucken,
„iſt bitter und hartzicht, und in ihm ſteckt
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„che insgemein verkaufft werden, ſind

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[0064] Der Spezereyen und Materialien groß. Dieſe Beeren haben ein weiſſes ſaftiges Fleiſch, darinne zwey harte gelblichte Kerne, wie Linſen geſtalt, be- findlich ſind. Dieſe Wurtzel ſoll man erwehlen, wenn ſie friſch, huͤbſch von Farbe, nicht leichte bruͤchig, und inwendig fein hartz- icht iſt, auch in der Mitten einen Ner- ven hat: dabey muß man ſich wohl in Acht nehmen, daß keine Stengel oder Faſen drunter gemenget, welche diejeni- gen, die ſie uns uͤberſenden, gar gerne dran zu laſſen pflegen: desgleichen ſoll ſie ſcharff, bitter und widerlich ſchme- cken. Einige meiner guten Freunde ha- ben mich verſichert, die braune Jpeca- cuanha ſey die beſte, und wachſe vor- nehmlich auf den Goldminen: die an- dern zwey Sorten finde man unten an den Bergen, in Wieſen und andern feuchten Orten. Es dienet dieſe Wurtzel wider die ro- the Ruhr: und wollen einige, daß ſie eine Giftartzney ſey. Doch dieſem ohngeachtet, will ich niemanden rathen, daß er dieſelbe ohne die groͤſte Vorſich- tigkeit und Rath erfahrner Leute ge- brauche, dieweil ſie gar zu heftig iſt, man mag ſie gleich in ſubſtantia, die Wur- tzel fuͤr ſich ſelbſt, oder in infuſo, wenn man Wein oder etwas anders drauf gegoſſen, brauchen. Die ordentliche doſis und ſoviel, als auf einmahl gegeben wird, iſt ein halbes Quintlein, bis auf ein gantzes, und wird fruͤh nuͤchtern gepuͤlvert, in einem oder andern liquor, der ſich dazu ſchicket, ein- genommen, drauf kan man, ein Paar Stunden hernach, eine fette Suppe oder Milch genieſſen. Ehe ſie anhaͤlt, erregt ſie Erbrechen, welches wider die Natur der andern ad- ſtringentium. Von der weiſſen Jpecacuanha. Die weiſſe Ipecacuanha iſt darinne von denen andern unterſchieden, daß ihre Wurtzeln weiß, und der Wurtzel des weiſſen Been oder weiſſen Diptams in allen gleichen, die Blaͤtter aber wie die Blaͤtter des rundblaͤttrichten Sau- erampfers ſehn: wiewohl andere ſagen, ſie ſehen wie Poley. Jhre rechte Ge- ſtalt habe ich unmoͤglich erfahren koͤn- nen. Die Spanier und Portugieſen zie- hen die weiſſe, die ſie Ipecacuanha blanca nennen, denen beyden andern vor, ſon- derlich fuͤr Schwangere und Kinder zu brauchen, dieweil ſie nicht ſo gar ſtarck iſt. Sie verordnen dieſelbige in ſubſtan- tia zu einem halben Quintlein, zu einer infuſion aber nehmen ſie bis auf zwey Quintlein, und verfahren auf obgemeld- te Weiſe. Jm Jahr 1698. wurde im Jenner zu Paris im Mediciniſchen Collegio ei- ne theſis von der Braſilianiſchen Wurtzel Jpecacuanha ventiliret, und in ſelbiger angemercket, daß ſie die Ame- ricaner ſonderlich hoch hielten, weil ſie, ihrem Vorgeben nach, ein herrliches Gegengift ſey, auch andere langwieri- ge und verdruͤßliche Kranckheiten zu he- ben vermoͤgend, vor allen aber die ro- the Ruhr; nur muͤſſe man ſich huͤten, und ſie diejenigen nicht gebrauchen laſ- ſen, die mit dem fluxu hepatico behaftet. Braſiliani- ſche Jpeca- cuanha. Huetius, ein Hollaͤndiſcher Medicus, hat dieſe Wurtzel, nach etlicher Mei- nung, zu erſt, vor ohngefehr vier bis fuͤnff Jahren, in Ruff gebracht: allein ich kan das Gegentheil behaupten, denn ich ſie vor mehr als 20. Jahren geſehen. Zu deſto groͤſſerer Beſcheinigung dienet, daß ſich eine ziemliche Quantitaͤt derſel- ben in des Herrn Clanquenelle Apothe- cken befunden, welche hernachmahls in ſeines Eidams, des Herrn Poulain, auch eines Apotheckers, Haͤnde gerathen, der ſie auf Verordnung nur gedachten Herrn Huetius in Schwung gebracht. Jch habe gleichfalls fuͤr dienlich er- achtet, dasjenige hierbey anzufuͤgen, was mir der Herr Tournefort von der Jpecacuanha communiciret. „Man bringt uns dreyerley Sorten „Jpecacuanhana aus America/ die „gelblichte/ die ſchwaͤrtzlichte, und „die weiſſe. Die gelblichte kommt aus „Peru/ wir aber empfangen ſie von „Cadix. Die Spanier nennen ſie „Bexugillo, welches wir in Frantzoͤſiſchen „Becouguille ausſprechen. Die dickſten „Wurtzeln ſind ohngefehr drey Linien „dicke; krumm, voll Runtzeln und Rin- „ge, gelblicht, und mitten durchhin geht „ein langer, blaßgelber Nerve, mit ei- „ner Haut, nur eine Linie dick, uͤberzo- „gen, bricht leichtlich, wenn er trucken, „iſt bitter und hartzicht, und in ihm ſteckt „die groͤſte Kraft. Die Wurtzeln, wel- „che insgemein verkaufft werden, ſind andert

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/64>, abgerufen am 28.03.2024.