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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] wenn es aber trucken worden, sieht es
dem gemeinen Hartz fast ähnlich. Es
muß wie Scammonienhartz riechen, ab-
sonderlich, wenn es recht zugerichtet ist,
denn, wenn es nicht wohl bereitet wor-
den, alsdann ist das Extractum Jalappae
drunter gemischt, oder man hat es über
dem Feuer getrucknet. Es muß auch
braun sehen, wie Arcanson, insgemein
Colophonium genennet. Sonst soll
die recht schöne Resina Jalappae ausser nur
gemeldten Geruch und Farbe, trucken,
durchsichtig und zarte seyn, sich leicht
zerreiben lassen, und, wenn sie zwischen
den Fingern zerdruckt worden, wie Asche
oder als ein graues Pulver sehen.

Dieses Hartz wird höher geachtet, als
[Spaltenumbruch] die Jalappe selbst, weil es eine stärckere
Wirckung hat; und dann auch, weil es
besser einzunehmen. Die ordentliche
dosis sind fünff bis sechs Gran in einem
Eydotter.

Ob nun schon dieses Hartz gar treff-
liche Eigenschaften hat, dennoch soll es
nie ohne Rath rechtschaffener Medico-
rum
gebrauchet werden.

Wenn der Spiritus Vini von dem Ja-
lappenhartz abgezogen, und die Feuch-
tigkeit abgerauchet worden ist, so be-
kommt man einen braunen Extract,
wie Honig dicke, der fast gleiche Wir-
ckung hat, wie die Resina, ohne daß er
nicht so starck ist.

[Ende Spaltensatz]
Das sechste Capitel.
Von der Mechoacanna.
[Beginn Spaltensatz]

DJe Mechoacanna wird auch
weisse Rhabarber, Americani-
sche Scammonea
oder Bryonia ge-
nennet, und ist eine leichte, inn- und aus-
wendig weisse Wurtzel, die wir in Schei-
ben zerschnitten, aus der Provintz Me-
choacan
in Neuspanien, davon sie
auch den Namen bekommen, erhalten.

Die Jnsel S. Domingo soll, nach
des Herrn Frantz Rousseau Berichte,
so viel Mechoacanna bringen, daß man
in weniger Zeit ein gantzes Schiff damit
belasten könte.

Siehe Fig. 44.

Wenn diese Wurtzel noch in der Erde
steckt, stöst sie Stengel hervor, an denen
dünne, weißlichte, grüne, wie Hertzen
formirte Blätter wachsen, auf welche
die Beeren folgen, die anfangs grüne
sind, bald aber immer röther und röther
werden, ie mehr sie nemlich reiffen. Das
Kraut der Mechoacanna kriecht immer
fort, und ist von der Stickwurtz, wenn
es noch auf dem Stocke, oder auf der
Wurtzel stehet, allein am Geschmack
und Gestalt der Blätter unterschieden.
So ist auch zwischen denen zerschnitte-
nen und getreugten Wurtzeln der Me-
choacanna
und Bryonia dieser ein-
tzige Unterschied, daß jene fast gar nicht
riecht oder schmeckt, da diese hingegen
gantz unerträglich bitter ist.

Man soll die Mechoacanna erweh-
len, wenn es feine hübsche Scheiben,
innen und aussen weiß sind, dagegen die
garstige, schlechte, gering und dürre hin-
weg werffen, auch Acht haben, daß kei-
[Spaltenumbruch] ne Stickwurtz drunter sey, wiewohl öf-
ters geschicht, wenn die Machoacanna
etwa theuer ist, als wie im Jahr 1676.
wiewohl man es gar leichtlich mercken
kan, weil die Linien und Striche oder
Circkul in der Mechoacanna viel dich-
ter beysammen stehen, der Geschmack
auch gantz süsse ist; dahingegen ist die
Bryonia steinicht, und schmeckt, wie
gedacht, überaus bitter.

Die Mechoacanna/ gepülvert, und
davon zweymahl soviel als von der Ja-
lappa eingenommen, ist das herrlichste
Remedium die schleimichten und wässe-
richten Feuchtigkeiten abzuführen, des-
gleichen bis dato nicht vor den Tag ge-
kommen. Weil aber ihre Wirckung
nicht so schnelle, auch nicht so heftig ist,
als wie der Jalappe, dieserwegen wird
sie fast gar nicht mehr gebraucht, weil
sich die Patienten einbilden, sie hätten
nicht recht purgiret, wenn das remedium
das seinige nicht bald und heftig thut.
Ob es nun wohl ein viel gelinder Mit-
tel, weder die Jalappa ist, dennoch möch-
te man es dieser immer vorziehen, alldie-
weil weniger Gefahr dabey, auch aller-
hand Leuten, jungen und alten, kan ge-
geben werden. Man nimmts, wie das
vorhergehende, früh nüchtern, in Wein,
oder etwas anders ein.

Lac oder Fecula Mechoacannae.

Wenn wir die Mechoacanna frisch
haben könten, so möchten wir wohl fecu-
lam,
oder wie es andere nennen, lac Me-
choacannae,
ein weisses gantz zartes Pul-

ver

Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch] wenn es aber trucken worden, ſieht es
dem gemeinen Hartz faſt aͤhnlich. Es
muß wie Scammonienhartz riechen, ab-
ſonderlich, wenn es recht zugerichtet iſt,
denn, wenn es nicht wohl bereitet wor-
den, alsdann iſt das Extractum Jalappæ
drunter gemiſcht, oder man hat es uͤber
dem Feuer getrucknet. Es muß auch
braun ſehen, wie Arcanſon, insgemein
Colophonium genennet. Sonſt ſoll
die recht ſchoͤne Reſina Jalappæ auſſer nur
gemeldten Geruch und Farbe, trucken,
durchſichtig und zarte ſeyn, ſich leicht
zerreiben laſſen, und, wenn ſie zwiſchen
den Fingern zerdruckt woꝛden, wie Aſche
oder als ein graues Pulver ſehen.

Dieſes Hartz wird hoͤher geachtet, als
[Spaltenumbruch] die Jalappe ſelbſt, weil es eine ſtaͤrckere
Wirckung hat; und dann auch, weil es
beſſer einzunehmen. Die ordentliche
doſis ſind fuͤnff bis ſechs Gran in einem
Eydotter.

Ob nun ſchon dieſes Hartz gar treff-
liche Eigenſchaften hat, dennoch ſoll es
nie ohne Rath rechtſchaffener Medico-
rum
gebrauchet werden.

Wenn der Spiritus Vini von dem Ja-
lappenhartz abgezogen, und die Feuch-
tigkeit abgerauchet worden iſt, ſo be-
kommt man einen braunen Extract,
wie Honig dicke, der faſt gleiche Wir-
ckung hat, wie die Reſina, ohne daß er
nicht ſo ſtarck iſt.

[Ende Spaltensatz]
Das ſechſte Capitel.
Von der Mechoacanna.
[Beginn Spaltensatz]

DJe Mechoacanna wird auch
weiſſe Rhabarber, Americani-
ſche Scammonea
oder Bryonia ge-
nennet, und iſt eine leichte, inn- und aus-
wendig weiſſe Wurtzel, die wir in Schei-
ben zerſchnitten, aus der Provintz Me-
choacan
in Neuſpanien, davon ſie
auch den Namen bekommen, erhalten.

Die Jnſel S. Domingo ſoll, nach
des Herrn Frantz Rouſſeau Berichte,
ſo viel Mechoacanna bringen, daß man
in weniger Zeit ein gantzes Schiff damit
belaſten koͤnte.

Siehe Fig. 44.

Wenn dieſe Wurtzel noch in der Erde
ſteckt, ſtoͤſt ſie Stengel hervor, an denen
duͤnne, weißlichte, gruͤne, wie Hertzen
formirte Blaͤtter wachſen, auf welche
die Beeren folgen, die anfangs gruͤne
ſind, bald aber immer roͤther und roͤther
werden, ie mehr ſie nemlich reiffen. Das
Kraut der Mechoacanna kriecht immer
fort, und iſt von der Stickwurtz, wenn
es noch auf dem Stocke, oder auf der
Wurtzel ſtehet, allein am Geſchmack
und Geſtalt der Blaͤtter unterſchieden.
So iſt auch zwiſchen denen zerſchnitte-
nen und getreugten Wurtzeln der Me-
choacanna
und Bryonia dieſer ein-
tzige Unterſchied, daß jene faſt gar nicht
riecht oder ſchmeckt, da dieſe hingegen
gantz unertraͤglich bitter iſt.

Man ſoll die Mechoacanna erweh-
len, wenn es feine huͤbſche Scheiben,
innen und auſſen weiß ſind, dagegen die
garſtige, ſchlechte, gering und duͤrre hin-
weg werffen, auch Acht haben, daß kei-
[Spaltenumbruch] ne Stickwurtz drunter ſey, wiewohl oͤf-
ters geſchicht, wenn die Machoacanna
etwa theuer iſt, als wie im Jahr 1676.
wiewohl man es gar leichtlich mercken
kan, weil die Linien und Striche oder
Circkul in der Mechoacanna viel dich-
ter beyſammen ſtehen, der Geſchmack
auch gantz ſuͤſſe iſt; dahingegen iſt die
Bryonia ſteinicht, und ſchmeckt, wie
gedacht, uͤberaus bitter.

Die Mechoacanna/ gepuͤlvert, und
davon zweymahl ſoviel als von der Ja-
lappa eingenommen, iſt das herrlichſte
Remedium die ſchleimichten und waͤſſe-
richten Feuchtigkeiten abzufuͤhren, des-
gleichen bis dato nicht vor den Tag ge-
kommen. Weil aber ihre Wirckung
nicht ſo ſchnelle, auch nicht ſo heftig iſt,
als wie der Jalappe, dieſerwegen wird
ſie faſt gar nicht mehr gebraucht, weil
ſich die Patienten einbilden, ſie haͤtten
nicht recht purgiret, wenn das remedium
das ſeinige nicht bald und heftig thut.
Ob es nun wohl ein viel gelinder Mit-
tel, weder die Jalappa iſt, dennoch moͤch-
te man es dieſer immer vorziehen, alldie-
weil weniger Gefahr dabey, auch aller-
hand Leuten, jungen und alten, kan ge-
geben werden. Man nimmts, wie das
vorhergehende, fruͤh nuͤchtern, in Wein,
oder etwas anders ein.

Lac oder Fecula Mechoacannæ.

Wenn wir die Mechoacanna friſch
haben koͤnten, ſo moͤchten wir wohl fecu-
lam,
oder wie es andere nennen, lac Me-
choacannæ,
ein weiſſes gantz zartes Pul-

ver
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[0070] Der Spezereyen und Materialien wenn es aber trucken worden, ſieht es dem gemeinen Hartz faſt aͤhnlich. Es muß wie Scammonienhartz riechen, ab- ſonderlich, wenn es recht zugerichtet iſt, denn, wenn es nicht wohl bereitet wor- den, alsdann iſt das Extractum Jalappæ drunter gemiſcht, oder man hat es uͤber dem Feuer getrucknet. Es muß auch braun ſehen, wie Arcanſon, insgemein Colophonium genennet. Sonſt ſoll die recht ſchoͤne Reſina Jalappæ auſſer nur gemeldten Geruch und Farbe, trucken, durchſichtig und zarte ſeyn, ſich leicht zerreiben laſſen, und, wenn ſie zwiſchen den Fingern zerdruckt woꝛden, wie Aſche oder als ein graues Pulver ſehen. Dieſes Hartz wird hoͤher geachtet, als die Jalappe ſelbſt, weil es eine ſtaͤrckere Wirckung hat; und dann auch, weil es beſſer einzunehmen. Die ordentliche doſis ſind fuͤnff bis ſechs Gran in einem Eydotter. Ob nun ſchon dieſes Hartz gar treff- liche Eigenſchaften hat, dennoch ſoll es nie ohne Rath rechtſchaffener Medico- rum gebrauchet werden. Wenn der Spiritus Vini von dem Ja- lappenhartz abgezogen, und die Feuch- tigkeit abgerauchet worden iſt, ſo be- kommt man einen braunen Extract, wie Honig dicke, der faſt gleiche Wir- ckung hat, wie die Reſina, ohne daß er nicht ſo ſtarck iſt. Das ſechſte Capitel. Von der Mechoacanna. DJe Mechoacanna wird auch weiſſe Rhabarber, Americani- ſche Scammonea oder Bryonia ge- nennet, und iſt eine leichte, inn- und aus- wendig weiſſe Wurtzel, die wir in Schei- ben zerſchnitten, aus der Provintz Me- choacan in Neuſpanien, davon ſie auch den Namen bekommen, erhalten. Die Jnſel S. Domingo ſoll, nach des Herrn Frantz Rouſſeau Berichte, ſo viel Mechoacanna bringen, daß man in weniger Zeit ein gantzes Schiff damit belaſten koͤnte. Wenn dieſe Wurtzel noch in der Erde ſteckt, ſtoͤſt ſie Stengel hervor, an denen duͤnne, weißlichte, gruͤne, wie Hertzen formirte Blaͤtter wachſen, auf welche die Beeren folgen, die anfangs gruͤne ſind, bald aber immer roͤther und roͤther werden, ie mehr ſie nemlich reiffen. Das Kraut der Mechoacanna kriecht immer fort, und iſt von der Stickwurtz, wenn es noch auf dem Stocke, oder auf der Wurtzel ſtehet, allein am Geſchmack und Geſtalt der Blaͤtter unterſchieden. So iſt auch zwiſchen denen zerſchnitte- nen und getreugten Wurtzeln der Me- choacanna und Bryonia dieſer ein- tzige Unterſchied, daß jene faſt gar nicht riecht oder ſchmeckt, da dieſe hingegen gantz unertraͤglich bitter iſt. Man ſoll die Mechoacanna erweh- len, wenn es feine huͤbſche Scheiben, innen und auſſen weiß ſind, dagegen die garſtige, ſchlechte, gering und duͤrre hin- weg werffen, auch Acht haben, daß kei- ne Stickwurtz drunter ſey, wiewohl oͤf- ters geſchicht, wenn die Machoacanna etwa theuer iſt, als wie im Jahr 1676. wiewohl man es gar leichtlich mercken kan, weil die Linien und Striche oder Circkul in der Mechoacanna viel dich- ter beyſammen ſtehen, der Geſchmack auch gantz ſuͤſſe iſt; dahingegen iſt die Bryonia ſteinicht, und ſchmeckt, wie gedacht, uͤberaus bitter. Die Mechoacanna/ gepuͤlvert, und davon zweymahl ſoviel als von der Ja- lappa eingenommen, iſt das herrlichſte Remedium die ſchleimichten und waͤſſe- richten Feuchtigkeiten abzufuͤhren, des- gleichen bis dato nicht vor den Tag ge- kommen. Weil aber ihre Wirckung nicht ſo ſchnelle, auch nicht ſo heftig iſt, als wie der Jalappe, dieſerwegen wird ſie faſt gar nicht mehr gebraucht, weil ſich die Patienten einbilden, ſie haͤtten nicht recht purgiret, wenn das remedium das ſeinige nicht bald und heftig thut. Ob es nun wohl ein viel gelinder Mit- tel, weder die Jalappa iſt, dennoch moͤch- te man es dieſer immer vorziehen, alldie- weil weniger Gefahr dabey, auch aller- hand Leuten, jungen und alten, kan ge- geben werden. Man nimmts, wie das vorhergehende, fruͤh nuͤchtern, in Wein, oder etwas anders ein. Lac oder Fecula Mechoacannæ. Wenn wir die Mechoacanna friſch haben koͤnten, ſo moͤchten wir wohl fecu- lam, oder wie es andere nennen, lac Me- choacannæ, ein weiſſes gantz zartes Pul- ver

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/70>, abgerufen am 28.03.2024.