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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Hauptbeschreibung ersten Theils zweytes Buch.
[Spaltenumbruch]
[Ende Spaltensatz]
Das achte Capitel.
Vom Costo Arabico.
Siehe Fig. 46.

DEr Arabische Costus ist die Wur-
tzel einer dem Hollunder nicht un-
ähnlichen Staude, wächst häuffig in dem
glückseligen Arabien, daher ihm auch
sein Zuname entstanden.

Man muß die schönsten Wurtzeln
aussuchen, welche schwer sind, auswen-
dig aschfarben, inwendig röthlicht grau
sehen, die sich nicht gerne zerbrechen las-
sen, starck riechen, und einen aromati-
schen, mit einiger Bitterkeit vermisch-
ten Geschmack haben.

Die Wurtzel des Costus wird mei-
stentheils zum Theriac verbraucht, und
bedarsf keiner fernern Zubereitung,
wenn sie nur frisch, dicke, vollkommen,
und von dem Schilffe, welcher oftmahls
an den Wurtzeln hänget, wie auch von
der Erde und anderm dran befindlichen
Unrathe wohl gesaubert ist.

Costus dulcis.

Der süsse Costus ist eine kleine Wur-
tzel, kommt der Terra merita, was an-
langet die Gestalt, Farbe und Grösse,
ziemlich nahe. Allein, diese Wurtzel
ist ietziger Zeit so gar rar, daß sie fast
nicht mehr zu haben. Weil uns nun
dieses Gewächs eben so unbekannt, als
wie der Costus amarus, darum mochte ich
auch nichts mehr davon melden.

[Ende Spaltensatz]
Costus amarus.

Der bittere Costus wird von etli-
chen Costus Indicus, der Jndianische ge-
nannt, und ist eine grosse, harte dicht- und
gläntzende Wurtzel, die viel eher einem
Stücke Holtz, als einer Wurtzel gleichet.

So seltsam ist er nicht, als wie der
vorige, denn er annoch in etlichen alten
Kramläden anzutreffen. Wie aber die
Seltsamkeit einer Wahre diesem oder
jenem Anlaß giebet, genau nach selbiger
zu forschen, andere aber daher Gelegen-
heit bekommen, etwas anderes dafür
auszugeben, eben also ists auch hier er-
gangen: denn es haben etliche Gebirger
die Wurtzel Agriocynera, die sie aus Jta-
lien,
sonderlich von Monte S. Angelo,
gebracht, für den bittern Costus ange-
geben, obgleich ein grosser Unterschied
[Spaltenumbruch] zwischen beyden, indem die Agriocynera
fast gar keinen Geschmack hat, da hin-
gegen der Costus, wie sein Name weiset,
bitter ist. Andere, die sich nicht gerne
wollen betrügen lassen, oder auch ihres
Beutels zu schonen pflegen, nehmen an
statt des bittern Costus, den Corticem
Winteri,
welchen sie auch Costum album,
den weissen Costus nennen, oder den
Zittwer, oder die Wurtzel von demjeni-
gen Kraute, welches die Botanici Men-
tham hortensem corymbiferam
auf Fran-
tzösisch Coq de jardin, auf Teutsch Gar-
tenmüntze
heissen, oder auch wohl die
Alantwurtzel, u. s. w. Solchem Miß-
brauch und Unterschleiff vorzukommen,
kan man sich nur schlechter dinges des
bittern Costus bedienen, denn dieser der
beste ist, und den Namen Costus alleine
verdienet. Wiewohl man auch sicher-
lich glauben mag, daß alle diese unter-
schiedenen Gattungen des Costus, wel-
che in vorigen Zeiten zu sehen gewesen,
blos von den unterschiedlichen Oertern,
da sie gewachsen, entstanden sind, wie
solches Charras im Tractat vom The-
riac articul. de Costo pag.
125. sehr wohl
angemercket, woselbst er saget, diß sey
seine Meinung, wie daß aller Costus
insgesammt die Wurtzel einer eintzigen
Pflantze sey, die doch an unterschiedli-
chen Orten in der Welt wachse: könte
dannenhero wohl seyn, daß der Costus,
der an verschiedenen Orten eines Lan-
des wachse, von der unterschiedlichen
Erde, daraus er seine Nahrung ziehet,
auch eine gantz andere Gestalt, Farbe
und Geschmack bekomme. Wir sehen
dieses an Korn, Wein und allerhand
Gewächsen, welche ebener massen nicht
nur ihre Gestalt, sondern auch den Ge-
schmack und Kraft verändern, ie nach-
dem sie in feucht- oder trucknen, fett- oder
sandichten Boden, oder in einem mehr
oder weniger steinichten Lande gestan-
den. Derowegen soll man den Arabi-
schen Costus durchgehends eintzig und
allein zu allen Compositionen gebrau-
chen.

[Ende Spaltensatz]
Das
E 3
Hauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch.
[Spaltenumbruch]
[Ende Spaltensatz]
Das achte Capitel.
Vom Coſto Arabico.
Siehe Fig. 46.

DEr Arabiſche Coſtus iſt die Wur-
tzel einer dem Hollunder nicht un-
aͤhnlichen Staude, waͤchſt haͤuffig in dem
gluͤckſeligen Arabien, daher ihm auch
ſein Zuname entſtanden.

Man muß die ſchoͤnſten Wurtzeln
ausſuchen, welche ſchwer ſind, auswen-
dig aſchfarben, inwendig roͤthlicht grau
ſehen, die ſich nicht gerne zerbrechen laſ-
ſen, ſtarck riechen, und einen aromati-
ſchen, mit einiger Bitterkeit vermiſch-
ten Geſchmack haben.

Die Wurtzel des Coſtus wird mei-
ſtentheils zum Theriac verbraucht, und
bedarſf keiner fernern Zubereitung,
wenn ſie nur friſch, dicke, vollkommen,
und von dem Schilffe, welcher oftmahls
an den Wurtzeln haͤnget, wie auch von
der Erde und anderm dran befindlichen
Unrathe wohl geſaubert iſt.

Coſtus dulcis.

Der ſuͤſſe Coſtus iſt eine kleine Wur-
tzel, kommt der Terra merita, was an-
langet die Geſtalt, Farbe und Groͤſſe,
ziemlich nahe. Allein, dieſe Wurtzel
iſt ietziger Zeit ſo gar rar, daß ſie faſt
nicht mehr zu haben. Weil uns nun
dieſes Gewaͤchs eben ſo unbekannt, als
wie der Coſtus amarus, darum mochte ich
auch nichts mehr davon melden.

[Ende Spaltensatz]
Coſtus amarus.

Der bittere Coſtus wird von etli-
chen Coſtus Indicus, der Jndianiſche ge-
nannt, und iſt eine groſſe, harte dicht- und
glaͤntzende Wurtzel, die viel eher einem
Stuͤcke Holtz, als einer Wurtzel gleichet.

So ſeltſam iſt er nicht, als wie der
vorige, denn er annoch in etlichen alten
Kramlaͤden anzutreffen. Wie aber die
Seltſamkeit einer Wahre dieſem oder
jenem Anlaß giebet, genau nach ſelbiger
zu forſchen, andere aber daher Gelegen-
heit bekommen, etwas anderes dafuͤr
auszugeben, eben alſo iſts auch hier er-
gangen: denn es haben etliche Gebirger
die Wurtzel Agriocynera, die ſie aus Jta-
lien,
ſonderlich von Monte S. Angelo,
gebracht, fuͤr den bittern Coſtus ange-
geben, obgleich ein groſſer Unterſchied
[Spaltenumbruch] zwiſchen beyden, indem die Agriocynera
faſt gar keinen Geſchmack hat, da hin-
gegen der Coſtus, wie ſein Name weiſet,
bitter iſt. Andere, die ſich nicht gerne
wollen betruͤgen laſſen, oder auch ihres
Beutels zu ſchonen pflegen, nehmen an
ſtatt des bittern Coſtus, den Corticem
Winteri,
welchen ſie auch Coſtum album,
den weiſſen Coſtus nennen, oder den
Zittwer, oder die Wurtzel von demjeni-
gen Kraute, welches die Botanici Men-
tham hortenſem corymbiferam
auf Fran-
tzoͤſiſch Coq de jardin, auf Teutſch Gar-
tenmuͤntze
heiſſen, oder auch wohl die
Alantwurtzel, u. ſ. w. Solchem Miß-
brauch und Unterſchleiff vorzukommen,
kan man ſich nur ſchlechter dinges des
bittern Coſtus bedienen, denn dieſer der
beſte iſt, und den Namen Coſtus alleine
verdienet. Wiewohl man auch ſicher-
lich glauben mag, daß alle dieſe unter-
ſchiedenen Gattungen des Coſtus, wel-
che in vorigen Zeiten zu ſehen geweſen,
blos von den unterſchiedlichen Oertern,
da ſie gewachſen, entſtanden ſind, wie
ſolches Charras im Tractat vom The-
riac articul. de Coſto pag.
125. ſehr wohl
angemercket, woſelbſt er ſaget, diß ſey
ſeine Meinung, wie daß aller Coſtus
insgeſammt die Wurtzel einer eintzigen
Pflantze ſey, die doch an unterſchiedli-
chen Orten in der Welt wachſe: koͤnte
dannenhero wohl ſeyn, daß der Coſtus,
der an verſchiedenen Orten eines Lan-
des wachſe, von der unterſchiedlichen
Erde, daraus er ſeine Nahrung ziehet,
auch eine gantz andere Geſtalt, Farbe
und Geſchmack bekomme. Wir ſehen
dieſes an Korn, Wein und allerhand
Gewaͤchſen, welche ebener maſſen nicht
nur ihre Geſtalt, ſondern auch den Ge-
ſchmack und Kraft veraͤndern, ie nach-
dem ſie in feucht- oder trucknen, fett- oder
ſandichten Boden, oder in einem mehr
oder weniger ſteinichten Lande geſtan-
den. Derowegen ſoll man den Arabi-
ſchen Coſtus durchgehends eintzig und
allein zu allen Compoſitionen gebrau-
chen.

[Ende Spaltensatz]
Das
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[0075] Hauptbeſchreibung erſten Theils zweytes Buch. Das achte Capitel. Vom Coſto Arabico. DEr Arabiſche Coſtus iſt die Wur- tzel einer dem Hollunder nicht un- aͤhnlichen Staude, waͤchſt haͤuffig in dem gluͤckſeligen Arabien, daher ihm auch ſein Zuname entſtanden. Man muß die ſchoͤnſten Wurtzeln ausſuchen, welche ſchwer ſind, auswen- dig aſchfarben, inwendig roͤthlicht grau ſehen, die ſich nicht gerne zerbrechen laſ- ſen, ſtarck riechen, und einen aromati- ſchen, mit einiger Bitterkeit vermiſch- ten Geſchmack haben. Die Wurtzel des Coſtus wird mei- ſtentheils zum Theriac verbraucht, und bedarſf keiner fernern Zubereitung, wenn ſie nur friſch, dicke, vollkommen, und von dem Schilffe, welcher oftmahls an den Wurtzeln haͤnget, wie auch von der Erde und anderm dran befindlichen Unrathe wohl geſaubert iſt. Coſtus dulcis. Der ſuͤſſe Coſtus iſt eine kleine Wur- tzel, kommt der Terra merita, was an- langet die Geſtalt, Farbe und Groͤſſe, ziemlich nahe. Allein, dieſe Wurtzel iſt ietziger Zeit ſo gar rar, daß ſie faſt nicht mehr zu haben. Weil uns nun dieſes Gewaͤchs eben ſo unbekannt, als wie der Coſtus amarus, darum mochte ich auch nichts mehr davon melden. Coſtus amarus. Der bittere Coſtus wird von etli- chen Coſtus Indicus, der Jndianiſche ge- nannt, und iſt eine groſſe, harte dicht- und glaͤntzende Wurtzel, die viel eher einem Stuͤcke Holtz, als einer Wurtzel gleichet. So ſeltſam iſt er nicht, als wie der vorige, denn er annoch in etlichen alten Kramlaͤden anzutreffen. Wie aber die Seltſamkeit einer Wahre dieſem oder jenem Anlaß giebet, genau nach ſelbiger zu forſchen, andere aber daher Gelegen- heit bekommen, etwas anderes dafuͤr auszugeben, eben alſo iſts auch hier er- gangen: denn es haben etliche Gebirger die Wurtzel Agriocynera, die ſie aus Jta- lien, ſonderlich von Monte S. Angelo, gebracht, fuͤr den bittern Coſtus ange- geben, obgleich ein groſſer Unterſchied zwiſchen beyden, indem die Agriocynera faſt gar keinen Geſchmack hat, da hin- gegen der Coſtus, wie ſein Name weiſet, bitter iſt. Andere, die ſich nicht gerne wollen betruͤgen laſſen, oder auch ihres Beutels zu ſchonen pflegen, nehmen an ſtatt des bittern Coſtus, den Corticem Winteri, welchen ſie auch Coſtum album, den weiſſen Coſtus nennen, oder den Zittwer, oder die Wurtzel von demjeni- gen Kraute, welches die Botanici Men- tham hortenſem corymbiferam auf Fran- tzoͤſiſch Coq de jardin, auf Teutſch Gar- tenmuͤntze heiſſen, oder auch wohl die Alantwurtzel, u. ſ. w. Solchem Miß- brauch und Unterſchleiff vorzukommen, kan man ſich nur ſchlechter dinges des bittern Coſtus bedienen, denn dieſer der beſte iſt, und den Namen Coſtus alleine verdienet. Wiewohl man auch ſicher- lich glauben mag, daß alle dieſe unter- ſchiedenen Gattungen des Coſtus, wel- che in vorigen Zeiten zu ſehen geweſen, blos von den unterſchiedlichen Oertern, da ſie gewachſen, entſtanden ſind, wie ſolches Charras im Tractat vom The- riac articul. de Coſto pag. 125. ſehr wohl angemercket, woſelbſt er ſaget, diß ſey ſeine Meinung, wie daß aller Coſtus insgeſammt die Wurtzel einer eintzigen Pflantze ſey, die doch an unterſchiedli- chen Orten in der Welt wachſe: koͤnte dannenhero wohl ſeyn, daß der Coſtus, der an verſchiedenen Orten eines Lan- des wachſe, von der unterſchiedlichen Erde, daraus er ſeine Nahrung ziehet, auch eine gantz andere Geſtalt, Farbe und Geſchmack bekomme. Wir ſehen dieſes an Korn, Wein und allerhand Gewaͤchſen, welche ebener maſſen nicht nur ihre Geſtalt, ſondern auch den Ge- ſchmack und Kraft veraͤndern, ie nach- dem ſie in feucht- oder trucknen, fett- oder ſandichten Boden, oder in einem mehr oder weniger ſteinichten Lande geſtan- den. Derowegen ſoll man den Arabi- ſchen Coſtus durchgehends eintzig und allein zu allen Compoſitionen gebrau- chen. Das E 3

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/75>, abgerufen am 23.04.2024.