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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717.

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Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch]

Die herrlichen Tugenden dieses Krau-
tes, sonderlich der Wurtzel, haben ihr
den so schönen Namen zu wege gebracht.
Sie wird für ein gewisses Mittel wieder
[Spaltenumbruch] den Gift und die Pest gehalten, und früh
nüchtern, wie und auf was Weise es ei-
nem nur beliebet, eingenommen, auch
sonst gar viel zur Artzeney gebraucht.

[Ende Spaltensatz]
Das achtzehende Capitel.
Von der Meisterwurtz.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 65.

IMperatoria, die Meisterwurtz, ist die
Wurtzel eines Krautes, dessen Blät-
ter grün, rauh und zachigt sind; nach
denenselben kommen die Umbellen mit
weissen Blumen: aus diesen entstehet
ein kleiner Samen, der mit dem Maßi-
lischen Seselsamen gar grosse Verwant-
nüß hat.

Von der Meisterwurtz soll man die
schönst- und frischesten Wurtzeln ausle-
sen, die sich nicht so leicht zerbrechen las-
sen; die auswendig braun, inwendig
grünlicht sehen, starck riechen, und einen
[Spaltenumbruch] aromatischen Geschmack haben. Hier-
nächst soll man die, welche auf dem Ge-
birge in Auvergne/ Monts d'or, und an-
dern Gebirgen wächst, derjenigen vor-
ziehen, die in unsern Gärten anzutreffen.

Dieser Wurtzel werden eben derglei-
chen Eigenschaften, wie der Angelica
beygeleget: daher geben etliche vor, sie
habe den Namen Imperatoria deswe-
gen bekommen, weil ihre Tugend und
Kräfte so vortrefflich, und weil sie ein
Käyser, der auf Lateinisch Imperator
heißt, erfunden.

[Ende Spaltensatz]
Das neunzehende Capitel.
Vom Entzian.
[Spaltenumbruch]

GEntiana, der Entzian/ ist ein Ge-
wächs, das nach dem König Gentius,
der seine treffliche Wirckung zu erst ent-
decket, genennet worden ist. Es wächst
in grosser Menge um Chabli in Bur-
gund,
und an andern feuchten Orten,
sowohl in nurgemeldetem Burgund, als
anderwärts in Franckreich, wie nicht
weniger auf den Pyrenäischen und Al-
pen Gebirgen.

Siehe Fig. 66.

Die Wurtzel, welche wir gantz allein,
und sonsten nichts von diesem Gewächse
verkauffen, ist bisweilen so dicke, als ein
Arm, in kleine, des kleinen Fingers oder
Daumens dicke Würtzelgen zertheilet,
welche gelb sind, und überaus bitter
schmecken. Die Blätter sehen den We-
gerichblättern einiger massen gleich, und
wachsen allezeit zwey und zwey an ie-
dem Knoten des Stengels beysammen,
seind glatt, bleichgrün, und von einem
Ende bis zum andern lauffen erhabene
Nerven oder Adern durchhin. Die
Stengel sind gerade, starck, zwey bis
drey Fuß hoch, und tragen im Junius
gelbe Blumen, welche rund um diesen
Stengel und über einander, staffelwei-
se, zwischen den Blättern hervor wach-
sen. Jede Blume bestehet aus einem
eintzigen Stück, welches iedoch in fünff
sehr schmale spitzige Theile zertheilet ist.
[Spaltenumbruch] Der pistillus oder das Stielgen in der
Mitten (also genennet, weil es mehren-
theils als ein kleiner Stämpfel oder
Pistill aussiehet) bringt eine Capsul
oder Hülse, welche in zwey Theil zer-
springt, in denen ein Hauffen ziemlich
dicke und doch gar platte Körner sticken,
die im Julius zu ihrer völligen Reiffe
gelangen.

Man soll nur die mittelmäßig dicken
Wurtzeln erwehlen, die fein frisch und
wohlgetrocknet sind, denn im treugen
geht ihnen gar viel ab; auch müssen sie
von den kleinen Wurtzeln und der Erde
bestmöglichst gereiniget seyn. Jnglei-
chen gebet Acht, daß sie nicht beym Ofen
getreuget, welches ihr stracks erkennen
könnet; denn die beym Ofen getreuget
worden, sehen inwendig schwärtzlicht,
die aber an der Luft getrocknet sind,
goldgelb.

Man hält dafür, diese Wurtzel wider-
stehe dem Gift, ja selbst der Pestilentz/
wegen ihrer alexiterischen Kraft. Sie
wird starck zum Theriac und andern
dergleichen compositionen gebraucht: ist
auch ein gutes Schweißmittel, das in
febribus intermittentibus mit gutem Nu-
tzen mag gebrauchet werden, und wird
deshalben die Europäische Quinqui-
na
genennet.

Das
Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch]

Die herrlichen Tugenden dieſes Krau-
tes, ſonderlich der Wurtzel, haben ihr
den ſo ſchoͤnen Namen zu wege gebracht.
Sie wird fuͤr ein gewiſſes Mittel wieder
[Spaltenumbruch] den Gift und die Peſt gehalten, und fruͤh
nuͤchtern, wie und auf was Weiſe es ei-
nem nur beliebet, eingenommen, auch
ſonſt gar viel zur Artzeney gebraucht.

[Ende Spaltensatz]
Das achtzehende Capitel.
Von der Meiſterwurtz.
[Spaltenumbruch] Siehe Fig. 65.

IMperatoria, die Meiſterwurtz, iſt die
Wurtzel eines Krautes, deſſen Blaͤt-
ter gruͤn, rauh und zachigt ſind; nach
denenſelben kommen die Umbellen mit
weiſſen Blumen: aus dieſen entſtehet
ein kleiner Samen, der mit dem Maßi-
liſchen Seſelſamen gar groſſe Verwant-
nuͤß hat.

Von der Meiſterwurtz ſoll man die
ſchoͤnſt- und friſcheſten Wurtzeln ausle-
ſen, die ſich nicht ſo leicht zerbrechen laſ-
ſen; die auswendig braun, inwendig
gruͤnlicht ſehen, ſtarck riechen, und einen
[Spaltenumbruch] aromatiſchen Geſchmack haben. Hier-
naͤchſt ſoll man die, welche auf dem Ge-
birge in Auvergne/ Monts d’or, und an-
dern Gebirgen waͤchſt, derjenigen vor-
ziehen, die in unſern Gaͤrten anzutreffen.

Dieſer Wurtzel werden eben derglei-
chen Eigenſchaften, wie der Angelica
beygeleget: daher geben etliche vor, ſie
habe den Namen Imperatoria deswe-
gen bekommen, weil ihre Tugend und
Kraͤfte ſo vortrefflich, und weil ſie ein
Kaͤyſer, der auf Lateiniſch Imperator
heißt, erfunden.

[Ende Spaltensatz]
Das neunzehende Capitel.
Vom Entzian.
[Spaltenumbruch]

GEntiana, der Entzian/ iſt ein Ge-
waͤchs, das nach dem Koͤnig Gentius,
der ſeine treffliche Wirckung zu erſt ent-
decket, genennet worden iſt. Es waͤchſt
in groſſer Menge um Chabli in Bur-
gund,
und an andern feuchten Orten,
ſowohl in nurgemeldetem Burgund, als
anderwaͤrts in Franckreich, wie nicht
weniger auf den Pyrenaͤiſchen und Al-
pen Gebirgen.

Siehe Fig. 66.

Die Wurtzel, welche wir gantz allein,
und ſonſten nichts von dieſem Gewaͤchſe
verkauffen, iſt bisweilen ſo dicke, als ein
Arm, in kleine, des kleinen Fingers oder
Daumens dicke Wuͤrtzelgen zertheilet,
welche gelb ſind, und uͤberaus bitter
ſchmecken. Die Blaͤtter ſehen den We-
gerichblaͤttern einiger maſſen gleich, und
wachſen allezeit zwey und zwey an ie-
dem Knoten des Stengels beyſammen,
ſeind glatt, bleichgruͤn, und von einem
Ende bis zum andern lauffen erhabene
Nerven oder Adern durchhin. Die
Stengel ſind gerade, ſtarck, zwey bis
drey Fuß hoch, und tragen im Junius
gelbe Blumen, welche rund um dieſen
Stengel und uͤber einander, ſtaffelwei-
ſe, zwiſchen den Blaͤttern hervor wach-
ſen. Jede Blume beſtehet aus einem
eintzigen Stuͤck, welches iedoch in fuͤnff
ſehr ſchmale ſpitzige Theile zertheilet iſt.
[Spaltenumbruch] Der piſtillus oder das Stielgen in der
Mitten (alſo genennet, weil es mehren-
theils als ein kleiner Staͤmpfel oder
Piſtill ausſiehet) bringt eine Capſul
oder Huͤlſe, welche in zwey Theil zer-
ſpringt, in denen ein Hauffen ziemlich
dicke und doch gar platte Koͤrner ſticken,
die im Julius zu ihrer voͤlligen Reiffe
gelangen.

Man ſoll nur die mittelmaͤßig dicken
Wurtzeln erwehlen, die fein friſch und
wohlgetrocknet ſind, denn im treugen
geht ihnen gar viel ab; auch muͤſſen ſie
von den kleinen Wurtzeln und der Erde
beſtmoͤglichſt gereiniget ſeyn. Jnglei-
chen gebet Acht, daß ſie nicht beym Ofen
getreuget, welches ihr ſtracks erkennen
koͤnnet; denn die beym Ofen getreuget
worden, ſehen inwendig ſchwaͤrtzlicht,
die aber an der Luft getrocknet ſind,
goldgelb.

Man haͤlt dafuͤr, dieſe Wurtzel wider-
ſtehe dem Gift, ja ſelbſt der Peſtilentz/
wegen ihrer alexiteriſchen Kraft. Sie
wird ſtarck zum Theriac und andern
dergleichen compoſitionen gebraucht: iſt
auch ein gutes Schweißmittel, das in
febribus intermittentibus mit gutem Nu-
tzen mag gebrauchet werden, und wird
deshalben die Europaͤiſche Quinqui-
na
genennet.

Das
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[0092] Der Spezereyen und Materialien Die herrlichen Tugenden dieſes Krau- tes, ſonderlich der Wurtzel, haben ihr den ſo ſchoͤnen Namen zu wege gebracht. Sie wird fuͤr ein gewiſſes Mittel wieder den Gift und die Peſt gehalten, und fruͤh nuͤchtern, wie und auf was Weiſe es ei- nem nur beliebet, eingenommen, auch ſonſt gar viel zur Artzeney gebraucht. Das achtzehende Capitel. Von der Meiſterwurtz. IMperatoria, die Meiſterwurtz, iſt die Wurtzel eines Krautes, deſſen Blaͤt- ter gruͤn, rauh und zachigt ſind; nach denenſelben kommen die Umbellen mit weiſſen Blumen: aus dieſen entſtehet ein kleiner Samen, der mit dem Maßi- liſchen Seſelſamen gar groſſe Verwant- nuͤß hat. Von der Meiſterwurtz ſoll man die ſchoͤnſt- und friſcheſten Wurtzeln ausle- ſen, die ſich nicht ſo leicht zerbrechen laſ- ſen; die auswendig braun, inwendig gruͤnlicht ſehen, ſtarck riechen, und einen aromatiſchen Geſchmack haben. Hier- naͤchſt ſoll man die, welche auf dem Ge- birge in Auvergne/ Monts d’or, und an- dern Gebirgen waͤchſt, derjenigen vor- ziehen, die in unſern Gaͤrten anzutreffen. Dieſer Wurtzel werden eben derglei- chen Eigenſchaften, wie der Angelica beygeleget: daher geben etliche vor, ſie habe den Namen Imperatoria deswe- gen bekommen, weil ihre Tugend und Kraͤfte ſo vortrefflich, und weil ſie ein Kaͤyſer, der auf Lateiniſch Imperator heißt, erfunden. Das neunzehende Capitel. Vom Entzian. GEntiana, der Entzian/ iſt ein Ge- waͤchs, das nach dem Koͤnig Gentius, der ſeine treffliche Wirckung zu erſt ent- decket, genennet worden iſt. Es waͤchſt in groſſer Menge um Chabli in Bur- gund, und an andern feuchten Orten, ſowohl in nurgemeldetem Burgund, als anderwaͤrts in Franckreich, wie nicht weniger auf den Pyrenaͤiſchen und Al- pen Gebirgen. Die Wurtzel, welche wir gantz allein, und ſonſten nichts von dieſem Gewaͤchſe verkauffen, iſt bisweilen ſo dicke, als ein Arm, in kleine, des kleinen Fingers oder Daumens dicke Wuͤrtzelgen zertheilet, welche gelb ſind, und uͤberaus bitter ſchmecken. Die Blaͤtter ſehen den We- gerichblaͤttern einiger maſſen gleich, und wachſen allezeit zwey und zwey an ie- dem Knoten des Stengels beyſammen, ſeind glatt, bleichgruͤn, und von einem Ende bis zum andern lauffen erhabene Nerven oder Adern durchhin. Die Stengel ſind gerade, ſtarck, zwey bis drey Fuß hoch, und tragen im Junius gelbe Blumen, welche rund um dieſen Stengel und uͤber einander, ſtaffelwei- ſe, zwiſchen den Blaͤttern hervor wach- ſen. Jede Blume beſtehet aus einem eintzigen Stuͤck, welches iedoch in fuͤnff ſehr ſchmale ſpitzige Theile zertheilet iſt. Der piſtillus oder das Stielgen in der Mitten (alſo genennet, weil es mehren- theils als ein kleiner Staͤmpfel oder Piſtill ausſiehet) bringt eine Capſul oder Huͤlſe, welche in zwey Theil zer- ſpringt, in denen ein Hauffen ziemlich dicke und doch gar platte Koͤrner ſticken, die im Julius zu ihrer voͤlligen Reiffe gelangen. Man ſoll nur die mittelmaͤßig dicken Wurtzeln erwehlen, die fein friſch und wohlgetrocknet ſind, denn im treugen geht ihnen gar viel ab; auch muͤſſen ſie von den kleinen Wurtzeln und der Erde beſtmoͤglichſt gereiniget ſeyn. Jnglei- chen gebet Acht, daß ſie nicht beym Ofen getreuget, welches ihr ſtracks erkennen koͤnnet; denn die beym Ofen getreuget worden, ſehen inwendig ſchwaͤrtzlicht, die aber an der Luft getrocknet ſind, goldgelb. Man haͤlt dafuͤr, dieſe Wurtzel wider- ſtehe dem Gift, ja ſelbſt der Peſtilentz/ wegen ihrer alexiteriſchen Kraft. Sie wird ſtarck zum Theriac und andern dergleichen compoſitionen gebraucht: iſt auch ein gutes Schweißmittel, das in febribus intermittentibus mit gutem Nu- tzen mag gebrauchet werden, und wird deshalben die Europaͤiſche Quinqui- na genennet. Das

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Zitationshilfe: Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/92>, abgerufen am 28.03.2024.