Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920.

Bild:
<< vorherige Seite

an den Wachsfiguren gesehen. Sie stand ihr ausgezeichnet. Sie streckte sich zum Ruhen und hatte schon so viel gelernt von japanischen Sitten, daß sie den Kopf auf das Kopfpolster legte, ohne die Frisur zu ruinieren.

Acht Tage und länger mußte bei manchen Frauen solche japanische Kunstfrisur aushalten, und die Hauptsache war, wenn sie schliefen, mußte sie in Ordnung sein. Auch zum Schlafen schmückt und schminkt sich jede Japanerin, die ja selten einen Schlafraum für sich allein besitzt und immer die Pflicht hat, "schön" zu sein. Dann kam ein Boy mit vielen Lackbrettchen und stellte alles, mit dem heißen Sake, auf den Fußboden vor sie hin. In Number nine hatten sich die Mädchen selbst kochen müssen. Hier brachte man ihnen das fertige Dinner -- sie war wirklich in aufsteigender Linie. Den rohen, geschabten Fisch, der wie Kaviar schmeckte, ließ sie sich munden, und all die vielen anderen japanischen Leckerbissen. Und die starke Bouillon und die Eier. Sie konnte auch schon mit den Stäbchen umgehen und brauchte sie ziemlich geschickt.

an den Wachsfiguren gesehen. Sie stand ihr ausgezeichnet. Sie streckte sich zum Ruhen und hatte schon so viel gelernt von japanischen Sitten, daß sie den Kopf auf das Kopfpolster legte, ohne die Frisur zu ruinieren.

Acht Tage und länger mußte bei manchen Frauen solche japanische Kunstfrisur aushalten, und die Hauptsache war, wenn sie schliefen, mußte sie in Ordnung sein. Auch zum Schlafen schmückt und schminkt sich jede Japanerin, die ja selten einen Schlafraum für sich allein besitzt und immer die Pflicht hat, „schön“ zu sein. Dann kam ein Boy mit vielen Lackbrettchen und stellte alles, mit dem heißen Sake, auf den Fußboden vor sie hin. In Number nine hatten sich die Mädchen selbst kochen müssen. Hier brachte man ihnen das fertige Dinner — sie war wirklich in aufsteigender Linie. Den rohen, geschabten Fisch, der wie Kaviar schmeckte, ließ sie sich munden, und all die vielen anderen japanischen Leckerbissen. Und die starke Bouillon und die Eier. Sie konnte auch schon mit den Stäbchen umgehen und brauchte sie ziemlich geschickt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0140" n="141"/>
an den Wachsfiguren gesehen. Sie stand ihr ausgezeichnet. Sie streckte sich zum Ruhen und hatte schon so viel gelernt von japanischen Sitten, daß sie den Kopf auf das Kopfpolster legte, ohne die Frisur zu ruinieren.</p>
        <p>Acht Tage und länger mußte bei manchen Frauen solche japanische Kunstfrisur aushalten, und die Hauptsache war, wenn sie schliefen, mußte sie in Ordnung sein. Auch zum Schlafen schmückt und schminkt sich jede Japanerin, die ja selten einen Schlafraum für sich allein besitzt und immer die Pflicht hat, &#x201E;schön&#x201C; zu sein. Dann kam ein Boy mit vielen Lackbrettchen und stellte alles, mit dem heißen Sake, auf den Fußboden vor sie hin. In Number nine hatten sich die Mädchen selbst kochen müssen. Hier brachte man ihnen das fertige Dinner &#x2014; sie war wirklich in aufsteigender Linie. Den rohen, geschabten Fisch, der wie Kaviar schmeckte, ließ sie sich munden, und all die vielen anderen japanischen Leckerbissen. Und die starke Bouillon und die Eier. Sie konnte auch schon mit den Stäbchen umgehen und brauchte sie ziemlich geschickt.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[141/0140] an den Wachsfiguren gesehen. Sie stand ihr ausgezeichnet. Sie streckte sich zum Ruhen und hatte schon so viel gelernt von japanischen Sitten, daß sie den Kopf auf das Kopfpolster legte, ohne die Frisur zu ruinieren. Acht Tage und länger mußte bei manchen Frauen solche japanische Kunstfrisur aushalten, und die Hauptsache war, wenn sie schliefen, mußte sie in Ordnung sein. Auch zum Schlafen schmückt und schminkt sich jede Japanerin, die ja selten einen Schlafraum für sich allein besitzt und immer die Pflicht hat, „schön“ zu sein. Dann kam ein Boy mit vielen Lackbrettchen und stellte alles, mit dem heißen Sake, auf den Fußboden vor sie hin. In Number nine hatten sich die Mädchen selbst kochen müssen. Hier brachte man ihnen das fertige Dinner — sie war wirklich in aufsteigender Linie. Den rohen, geschabten Fisch, der wie Kaviar schmeckte, ließ sie sich munden, und all die vielen anderen japanischen Leckerbissen. Und die starke Bouillon und die Eier. Sie konnte auch schon mit den Stäbchen umgehen und brauchte sie ziemlich geschickt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/preuschen_yoshiwara_1920
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/preuschen_yoshiwara_1920/140
Zitationshilfe: von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/preuschen_yoshiwara_1920/140>, abgerufen am 25.04.2024.