Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920.

Bild:
<< vorherige Seite

Higgins wird es schon zugeben, wenn ich ihr sage, daß du mein Freund bist." -- So zog denn Boris nochmals mit ihr, den langen, endlosen Seeweg um Japan herum, durch die Formosabai, durch die Südsee, um die Halbinsel Malakka, in den Golf von Bengalen, nach Kalkutta, und dann mit der Eisenbahn nach Benares. In Yoshiwara war sie wirklich so "schwach" gewesen, ihren künftigen Aufenthalt zu verraten. Es war ja unnötig, aber sie wollte doch nicht alle Brücken, alle Möglichkeiten abschneiden.

Und nun also war sie in Benares, und ehe sie sich ins Hindukollege begab, hatte der Freund seine Pflicht zu tun, ihr die Wunder von Benares zu zeigen. Er tat es mit einer fanatischen Gier, er wußte, es war das letzte, was er ihr Liebes antun konnte vor seinem Tode, denn er wollte sterben. -- Das Leben hatte jeden Reiz für ihn verloren, seit er nicht nur an seinem Glück vorübergegangen, seit er es mutwillig selber zerstört hatte. Aber vorher hatte er noch seine Pflichten zu erfüllen; er hatte Indra in die indischen Mysterien einzuweihen. Mrs. Higgins hatte ihr für

Higgins wird es schon zugeben, wenn ich ihr sage, daß du mein Freund bist.“ — So zog denn Boris nochmals mit ihr, den langen, endlosen Seeweg um Japan herum, durch die Formosabai, durch die Südsee, um die Halbinsel Malakka, in den Golf von Bengalen, nach Kalkutta, und dann mit der Eisenbahn nach Benares. In Yoshiwara war sie wirklich so „schwach“ gewesen, ihren künftigen Aufenthalt zu verraten. Es war ja unnötig, aber sie wollte doch nicht alle Brücken, alle Möglichkeiten abschneiden.

Und nun also war sie in Benares, und ehe sie sich ins Hindukollege begab, hatte der Freund seine Pflicht zu tun, ihr die Wunder von Benares zu zeigen. Er tat es mit einer fanatischen Gier, er wußte, es war das letzte, was er ihr Liebes antun konnte vor seinem Tode, denn er wollte sterben. — Das Leben hatte jeden Reiz für ihn verloren, seit er nicht nur an seinem Glück vorübergegangen, seit er es mutwillig selber zerstört hatte. Aber vorher hatte er noch seine Pflichten zu erfüllen; er hatte Indra in die indischen Mysterien einzuweihen. Mrs. Higgins hatte ihr für

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0150" n="151"/>
Higgins wird es schon zugeben, wenn ich ihr sage, daß du mein Freund bist.&#x201C; &#x2014; So zog denn Boris nochmals mit ihr, den langen, endlosen Seeweg um Japan herum, durch die Formosabai, durch die Südsee, um die Halbinsel Malakka, in den Golf von Bengalen, nach Kalkutta, und dann mit der Eisenbahn nach Benares. In Yoshiwara war sie wirklich so &#x201E;schwach&#x201C; gewesen, ihren künftigen Aufenthalt zu verraten. Es war ja unnötig, aber sie wollte doch nicht alle Brücken, alle Möglichkeiten abschneiden.</p>
        <p>Und nun also war sie in Benares, und ehe sie sich ins Hindukollege begab, hatte der Freund seine Pflicht zu tun, ihr die Wunder von Benares zu zeigen. Er tat es mit einer fanatischen Gier, er wußte, es war das letzte, was er ihr Liebes antun konnte vor seinem Tode, denn er wollte sterben. &#x2014; Das Leben hatte jeden Reiz für ihn verloren, seit er nicht nur an seinem Glück vorübergegangen, seit er es mutwillig selber zerstört hatte. Aber vorher hatte er noch seine Pflichten zu erfüllen; er hatte Indra in die indischen Mysterien einzuweihen. Mrs. Higgins hatte ihr für
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[151/0150] Higgins wird es schon zugeben, wenn ich ihr sage, daß du mein Freund bist.“ — So zog denn Boris nochmals mit ihr, den langen, endlosen Seeweg um Japan herum, durch die Formosabai, durch die Südsee, um die Halbinsel Malakka, in den Golf von Bengalen, nach Kalkutta, und dann mit der Eisenbahn nach Benares. In Yoshiwara war sie wirklich so „schwach“ gewesen, ihren künftigen Aufenthalt zu verraten. Es war ja unnötig, aber sie wollte doch nicht alle Brücken, alle Möglichkeiten abschneiden. Und nun also war sie in Benares, und ehe sie sich ins Hindukollege begab, hatte der Freund seine Pflicht zu tun, ihr die Wunder von Benares zu zeigen. Er tat es mit einer fanatischen Gier, er wußte, es war das letzte, was er ihr Liebes antun konnte vor seinem Tode, denn er wollte sterben. — Das Leben hatte jeden Reiz für ihn verloren, seit er nicht nur an seinem Glück vorübergegangen, seit er es mutwillig selber zerstört hatte. Aber vorher hatte er noch seine Pflichten zu erfüllen; er hatte Indra in die indischen Mysterien einzuweihen. Mrs. Higgins hatte ihr für

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/preuschen_yoshiwara_1920
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/preuschen_yoshiwara_1920/150
Zitationshilfe: von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/preuschen_yoshiwara_1920/150>, abgerufen am 18.04.2024.