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von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920.

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tiefsten entzückt und erschüttert. Er betrachtete dies Weib als sein Opfer, sein Werk und sein Geschöpf und war schon eifersüchtig im Geist auf seine Nachfolger. Nach vierzehn Tagen, am Nachmittag, kamen sie nach Yokohama und fuhren gleich, nach Number nine. -- "Ich werde mir natürlich vorbehalten, dir in den nächsten Tagen noch etwas von der Umgebung zeigen zu dürfen, wie in Singapore," sagte er.

Indra war dies nur allzu erfreulich. Ach Reisen, Reisen, die Welt sehen, alles lernen, Revelationen in sich fühlen und Emotionen. Was kam dem gleich? Nicht einmal die Freuden des Sinnenkults. Sie nannte jetzt schon ganz unwillkürlich "Freuden", was ihr anfangs nur Abscheulichkeiten waren. -- Als beide vor "Number nine" aus ihren Rickshaws stiegen -- die Dunkelheit war gerade hereingebrochen -- konstatierte Indra eine ziemlich menschenleere Gasse mit niederen Häusern. Number nine war wirklich Number nine in dieser Straße, ein weitläufiges, nicht sehr hohes Haus, gelb angestrichen -- mit vielen Holzgalerien. Es sah ziemlich unscheinbar

tiefsten entzückt und erschüttert. Er betrachtete dies Weib als sein Opfer, sein Werk und sein Geschöpf und war schon eifersüchtig im Geist auf seine Nachfolger. Nach vierzehn Tagen, am Nachmittag, kamen sie nach Yokohama und fuhren gleich, nach Number nine. — „Ich werde mir natürlich vorbehalten, dir in den nächsten Tagen noch etwas von der Umgebung zeigen zu dürfen, wie in Singapore,“ sagte er.

Indra war dies nur allzu erfreulich. Ach Reisen, Reisen, die Welt sehen, alles lernen, Revelationen in sich fühlen und Emotionen. Was kam dem gleich? Nicht einmal die Freuden des Sinnenkults. Sie nannte jetzt schon ganz unwillkürlich „Freuden“, was ihr anfangs nur Abscheulichkeiten waren. — Als beide vor „Number nine“ aus ihren Rickshaws stiegen — die Dunkelheit war gerade hereingebrochen — konstatierte Indra eine ziemlich menschenleere Gasse mit niederen Häusern. Number nine war wirklich Number nine in dieser Straße, ein weitläufiges, nicht sehr hohes Haus, gelb angestrichen — mit vielen Holzgalerien. Es sah ziemlich unscheinbar

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[97/0096] tiefsten entzückt und erschüttert. Er betrachtete dies Weib als sein Opfer, sein Werk und sein Geschöpf und war schon eifersüchtig im Geist auf seine Nachfolger. Nach vierzehn Tagen, am Nachmittag, kamen sie nach Yokohama und fuhren gleich, nach Number nine. — „Ich werde mir natürlich vorbehalten, dir in den nächsten Tagen noch etwas von der Umgebung zeigen zu dürfen, wie in Singapore,“ sagte er. Indra war dies nur allzu erfreulich. Ach Reisen, Reisen, die Welt sehen, alles lernen, Revelationen in sich fühlen und Emotionen. Was kam dem gleich? Nicht einmal die Freuden des Sinnenkults. Sie nannte jetzt schon ganz unwillkürlich „Freuden“, was ihr anfangs nur Abscheulichkeiten waren. — Als beide vor „Number nine“ aus ihren Rickshaws stiegen — die Dunkelheit war gerade hereingebrochen — konstatierte Indra eine ziemlich menschenleere Gasse mit niederen Häusern. Number nine war wirklich Number nine in dieser Straße, ein weitläufiges, nicht sehr hohes Haus, gelb angestrichen — mit vielen Holzgalerien. Es sah ziemlich unscheinbar

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Zitationshilfe: von Preuschen, Hermione: Yoshiwara. Vom Freudenhaus des Lebens. Berlin, 1920, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/preuschen_yoshiwara_1920/96>, abgerufen am 29.03.2024.