Preuß, Hugo: Franz Lieber, ein Bürger zweier Welten. Berlin, 1886.schönsten Gaben, mit dem ein gütiges Geschick das Menschenleben zu schmücken vermag, durch Liebe und Freundschaft. Er genoß sein Leben lang seines verständnißvollen Weibes hingebende Liebe, er erfreute sich warm fühlenden Herzens der innigen Freundschaft theilnehmender Freunde. Und bei aller Gedankenarbeit seines Geistes hatte er seinem Gemüth die Empfänglichkeit bewahrt für solche Freuden. Aus dieser schönen Harmonie seiner Seele floß jene ungetrübte Heiterkeit, jene herzliche Lust an Witz und Scherz, die sein Leben bis zum letzten Athemzuge verschönte. "Er war ein Liberaler als Mensch, wie als Gelehrter." Aus der idealen Welt des Gedankens holte er jene erhabenen Begriffe von Freiheit und Recht, von Bürgertugend und von Völkerglück. Aber er begnügte sich nicht beim Anschauen dieser Ideale; er trug sie hinaus auf den Markt, in die reale Welt des wirklichen staatlichen Lebens. Am ewigen Feuer des Ideals zündete er seine Fackel an, und wie Prometheus brachte er ihr Licht hinab zu den Menschen. Und was er lehrte, das bethätigte er in seinem eigenen Leben und Handeln. Ueber dem Anschauen der Ideale hatte er den Blick für die reale Wesenheit der Dinge nicht verloren, und er sah wohl, welche Kluft beide Welten trennt. Aber dies bewog ihn nicht, in der einen aufzugehen und darüber die andere zu vergessen. Unbeirrt von Lug und Trug, von Eigennutz und Furcht kämpfte er im Leben für das, was er in der Idee als gut und recht erkannt. Das ist die Aufgabe, welche ein politisches Zeitalter jedem Manne stellt. In jener idealen Welt, die von des Tages Kampf und Lärm nicht berührt wird, erfülle er sich Herz und Sinn mit den Gedanken, welche alles moderne Staatsleben beherrschen müssen, Freiheit und Recht. Aber was er hier gewonnen, schönsten Gaben, mit dem ein gütiges Geschick das Menschenleben zu schmücken vermag, durch Liebe und Freundschaft. Er genoß sein Leben lang seines verständnißvollen Weibes hingebende Liebe, er erfreute sich warm fühlenden Herzens der innigen Freundschaft theilnehmender Freunde. Und bei aller Gedankenarbeit seines Geistes hatte er seinem Gemüth die Empfänglichkeit bewahrt für solche Freuden. Aus dieser schönen Harmonie seiner Seele floß jene ungetrübte Heiterkeit, jene herzliche Lust an Witz und Scherz, die sein Leben bis zum letzten Athemzuge verschönte. „Er war ein Liberaler als Mensch, wie als Gelehrter.“ Aus der idealen Welt des Gedankens holte er jene erhabenen Begriffe von Freiheit und Recht, von Bürgertugend und von Völkerglück. Aber er begnügte sich nicht beim Anschauen dieser Ideale; er trug sie hinaus auf den Markt, in die reale Welt des wirklichen staatlichen Lebens. Am ewigen Feuer des Ideals zündete er seine Fackel an, und wie Prometheus brachte er ihr Licht hinab zu den Menschen. Und was er lehrte, das bethätigte er in seinem eigenen Leben und Handeln. Ueber dem Anschauen der Ideale hatte er den Blick für die reale Wesenheit der Dinge nicht verloren, und er sah wohl, welche Kluft beide Welten trennt. Aber dies bewog ihn nicht, in der einen aufzugehen und darüber die andere zu vergessen. Unbeirrt von Lug und Trug, von Eigennutz und Furcht kämpfte er im Leben für das, was er in der Idee als gut und recht erkannt. Das ist die Aufgabe, welche ein politisches Zeitalter jedem Manne stellt. In jener idealen Welt, die von des Tages Kampf und Lärm nicht berührt wird, erfülle er sich Herz und Sinn mit den Gedanken, welche alles moderne Staatsleben beherrschen müssen, Freiheit und Recht. Aber was er hier gewonnen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0043" n="43"/> schönsten Gaben, mit dem ein gütiges Geschick das Menschenleben zu schmücken vermag, durch Liebe und Freundschaft. Er genoß sein Leben lang seines verständnißvollen Weibes hingebende Liebe, er erfreute sich warm fühlenden Herzens der innigen Freundschaft theilnehmender Freunde. Und bei aller Gedankenarbeit seines Geistes hatte er seinem Gemüth die Empfänglichkeit bewahrt für solche Freuden. Aus dieser schönen Harmonie seiner Seele floß jene ungetrübte Heiterkeit, jene herzliche Lust an Witz und Scherz, die sein Leben bis zum letzten Athemzuge verschönte.</p> <p>„Er war ein Liberaler als Mensch, wie als Gelehrter.“ Aus der idealen Welt des Gedankens holte er jene erhabenen Begriffe von Freiheit und Recht, von Bürgertugend und von Völkerglück. Aber er begnügte sich nicht beim Anschauen dieser Ideale; er trug sie hinaus auf den Markt, in die reale Welt des wirklichen staatlichen Lebens. Am ewigen Feuer des Ideals zündete er seine Fackel an, und wie <hi rendition="#g">Prometheus</hi> brachte er ihr Licht hinab zu den Menschen. Und was er lehrte, das bethätigte er in seinem eigenen Leben und Handeln. Ueber dem Anschauen der Ideale hatte er den Blick für die reale Wesenheit der Dinge nicht verloren, und er sah wohl, welche Kluft beide Welten trennt. Aber dies bewog ihn nicht, in der einen aufzugehen und darüber die andere zu vergessen. Unbeirrt von Lug und Trug, von Eigennutz und Furcht kämpfte er im Leben für das, was er in der Idee als gut und recht erkannt.</p> <p>Das ist die Aufgabe, welche ein politisches Zeitalter jedem Manne stellt. In jener idealen Welt, die von des Tages Kampf und Lärm nicht berührt wird, erfülle er sich Herz und Sinn mit den Gedanken, welche alles moderne Staatsleben beherrschen müssen, Freiheit und Recht. Aber was er hier gewonnen, </p> </div> </body> </text> </TEI> [43/0043]
schönsten Gaben, mit dem ein gütiges Geschick das Menschenleben zu schmücken vermag, durch Liebe und Freundschaft. Er genoß sein Leben lang seines verständnißvollen Weibes hingebende Liebe, er erfreute sich warm fühlenden Herzens der innigen Freundschaft theilnehmender Freunde. Und bei aller Gedankenarbeit seines Geistes hatte er seinem Gemüth die Empfänglichkeit bewahrt für solche Freuden. Aus dieser schönen Harmonie seiner Seele floß jene ungetrübte Heiterkeit, jene herzliche Lust an Witz und Scherz, die sein Leben bis zum letzten Athemzuge verschönte.
„Er war ein Liberaler als Mensch, wie als Gelehrter.“ Aus der idealen Welt des Gedankens holte er jene erhabenen Begriffe von Freiheit und Recht, von Bürgertugend und von Völkerglück. Aber er begnügte sich nicht beim Anschauen dieser Ideale; er trug sie hinaus auf den Markt, in die reale Welt des wirklichen staatlichen Lebens. Am ewigen Feuer des Ideals zündete er seine Fackel an, und wie Prometheus brachte er ihr Licht hinab zu den Menschen. Und was er lehrte, das bethätigte er in seinem eigenen Leben und Handeln. Ueber dem Anschauen der Ideale hatte er den Blick für die reale Wesenheit der Dinge nicht verloren, und er sah wohl, welche Kluft beide Welten trennt. Aber dies bewog ihn nicht, in der einen aufzugehen und darüber die andere zu vergessen. Unbeirrt von Lug und Trug, von Eigennutz und Furcht kämpfte er im Leben für das, was er in der Idee als gut und recht erkannt.
Das ist die Aufgabe, welche ein politisches Zeitalter jedem Manne stellt. In jener idealen Welt, die von des Tages Kampf und Lärm nicht berührt wird, erfülle er sich Herz und Sinn mit den Gedanken, welche alles moderne Staatsleben beherrschen müssen, Freiheit und Recht. Aber was er hier gewonnen,
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