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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831.

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alter Schotte ganz ausser sich, und von diesem Au-
genblick hatte ich sein Herz gänzlich erobert, er lud
mich dringend nach Schottland ein, bat um meine
Karte, und zugleich ihm die Ehre zu gönnen, mich
den Herzögen von Athol und von Hamilton in Lon-
don vorzustellen. Er werde mir die Honneurs von
Schottland machen und -- warten Sie einen Augen-
blick, den ... hm ... ja richtig, den 26sten werde
ich hier einen Ball geben, und Ihnen zu Ehren werde
ich die schottische Tracht anziehen, die ich mit Gold
beschlagen, nein ... ich glaube doch die mit Silber,
sie ist nicht so reich, aber eleganter *). Ich erman-
gelte nicht, die lebhafteste Theilnahme zu zeigen, be-
dauerte, daß ich zwar nicht so lange hier bleiben könn-
te, wegen dringender Geschäfte in London, aber mein
Möglichstes thun würde, diesen Tag wieder herzu-
kommen, um ein so interessantes Schauspiel nicht zu
versäumen; in dem Augenblick kam Lady .... mit
ihren Töchtern an, und da ich vor der Hand genug

*) Auch in neuerer Zeit hatten wir in Berlin das Glück, ei-
nen jungen Schotten, und sogar den Sohn Walter Scotts,
in seiner Nationaltracht zu bewundern. Er erschien auf ei-
nem Feste mit noch einem andern Landsmanne, der in ge-
wöhnlich schwarzer Kleidung, höchst mager und blaß, dem
Vampyr, Lord Ruthwen, nicht unähnlich sah. Eine mor-
dante Chanson, die am andern Morgen die Fete beschrieb,
endigte mit folgenden Worten:
. . . . . . enfin paraut
Lord Ruthwen et jeune Scott,
L'un sans cau, et l'autre sans culottes.
A. d. H.

alter Schotte ganz auſſer ſich, und von dieſem Au-
genblick hatte ich ſein Herz gänzlich erobert, er lud
mich dringend nach Schottland ein, bat um meine
Karte, und zugleich ihm die Ehre zu gönnen, mich
den Herzögen von Athol und von Hamilton in Lon-
don vorzuſtellen. Er werde mir die Honneurs von
Schottland machen und — warten Sie einen Augen-
blick, den … hm … ja richtig, den 26ſten werde
ich hier einen Ball geben, und Ihnen zu Ehren werde
ich die ſchottiſche Tracht anziehen, die ich mit Gold
beſchlagen, nein … ich glaube doch die mit Silber,
ſie iſt nicht ſo reich, aber eleganter *). Ich erman-
gelte nicht, die lebhafteſte Theilnahme zu zeigen, be-
dauerte, daß ich zwar nicht ſo lange hier bleiben könn-
te, wegen dringender Geſchäfte in London, aber mein
Möglichſtes thun würde, dieſen Tag wieder herzu-
kommen, um ein ſo intereſſantes Schauſpiel nicht zu
verſäumen; in dem Augenblick kam Lady .... mit
ihren Töchtern an, und da ich vor der Hand genug

*) Auch in neuerer Zeit hatten wir in Berlin das Gluͤck, ei-
nen jungen Schotten, und ſogar den Sohn Walter Scotts,
in ſeiner Nationaltracht zu bewundern. Er erſchien auf ei-
nem Feſte mit noch einem andern Landsmanne, der in ge-
woͤhnlich ſchwarzer Kleidung, hoͤchſt mager und blaß, dem
Vampyr, Lord Ruthwen, nicht unaͤhnlich ſah. Eine mor-
dante Chanſon, die am andern Morgen die Fete beſchrieb,
endigte mit folgenden Worten:
. . . . . . enfin parût
Lord Ruthwen et jeune Scott,
L’un sans cû, et l’autre sans culottes.
A. d. H.
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[363/0409] alter Schotte ganz auſſer ſich, und von dieſem Au- genblick hatte ich ſein Herz gänzlich erobert, er lud mich dringend nach Schottland ein, bat um meine Karte, und zugleich ihm die Ehre zu gönnen, mich den Herzögen von Athol und von Hamilton in Lon- don vorzuſtellen. Er werde mir die Honneurs von Schottland machen und — warten Sie einen Augen- blick, den … hm … ja richtig, den 26ſten werde ich hier einen Ball geben, und Ihnen zu Ehren werde ich die ſchottiſche Tracht anziehen, die ich mit Gold beſchlagen, nein … ich glaube doch die mit Silber, ſie iſt nicht ſo reich, aber eleganter *). Ich erman- gelte nicht, die lebhafteſte Theilnahme zu zeigen, be- dauerte, daß ich zwar nicht ſo lange hier bleiben könn- te, wegen dringender Geſchäfte in London, aber mein Möglichſtes thun würde, dieſen Tag wieder herzu- kommen, um ein ſo intereſſantes Schauſpiel nicht zu verſäumen; in dem Augenblick kam Lady .... mit ihren Töchtern an, und da ich vor der Hand genug *) Auch in neuerer Zeit hatten wir in Berlin das Gluͤck, ei- nen jungen Schotten, und ſogar den Sohn Walter Scotts, in ſeiner Nationaltracht zu bewundern. Er erſchien auf ei- nem Feſte mit noch einem andern Landsmanne, der in ge- woͤhnlich ſchwarzer Kleidung, hoͤchſt mager und blaß, dem Vampyr, Lord Ruthwen, nicht unaͤhnlich ſah. Eine mor- dante Chanſon, die am andern Morgen die Fete beſchrieb, endigte mit folgenden Worten: . . . . . . enfin parût Lord Ruthwen et jeune Scott, L’un sans cû, et l’autre sans culottes. A. d. H.

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 3. Stuttgart, 1831, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe03_1831/409>, abgerufen am 28.03.2024.