Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

XI. Carl VII. u. Franz 1740-1748.
ley Beobachtungen, die man unter der letzten bey-
nahe dreyßigjährigen Regierung hatte machen kön-
nen, konnte es an Stoff zu neuen Zusätzen und
anderen Veränderungen in der Wahlcapitula-
tion
nicht fehlen. Der Entwurf einer beständi-
gen Wahlcapitulation, worüber man sich im Jah-
re 1711. vereinbaret hatte, konnte auch nicht hin-
dern, daß nicht von Zeit zu Zeit nöthig gefunden
werden sollte, nach Veranlaßung der Zeitläufte
manche neue Stellen einzurücken. Sofern dar-
über die Churfürsten nicht nur mit dem neu zu er-
wehlenden Kaiser sich vereinigen konnten, sondern
auch mit Beyfall der übrigen Reichsstände zu Wer-
ke giengen; war überall dabey nichts zu erinnern.
Aber einige neue Zusätze in der Wahlcapitulation
Carls des VI. hatten schon Widersprüche von Sei-
ten der Fürsten und anderer Stände erfahren.


II.

Diesmal schien der Fürstenstand noch auf-
merksamer zu seyn, da, noch ehe die Wahlcapitu-
lation selbst in die Arbeit kam, ein eigner Für-
stentag,
in der Nähe bey Frankfurt, zu Offen-
bach gehalten wurde. (Die meisten churfürstli-
chen Comitialgesandten waren damals als zweyte
oder dritte Wahlbotschafter von Regensburg nach
Frankfurt abgegangen. Ob und wie der Reichs-
tag im Zwischenreiche fortgesetzt werden könne, war
ohnedem noch nicht ausgemacht. Also geriethen
die noch übrigen Gesandten zu Regensburg in
ziemliche Unthätigkeit. Um aus solcher sich her-
auszureissen mochten wohl einige der fürstlichen
Herren Gesandten ihren Höfen den Vorschlag ge-
than haben, einen Fürstentag anzustellen, um nä-
her beym Wahlconvente ein wachsames Auge dar-

auf

XI. Carl VII. u. Franz 1740-1748.
ley Beobachtungen, die man unter der letzten bey-
nahe dreyßigjaͤhrigen Regierung hatte machen koͤn-
nen, konnte es an Stoff zu neuen Zuſaͤtzen und
anderen Veraͤnderungen in der Wahlcapitula-
tion
nicht fehlen. Der Entwurf einer beſtaͤndi-
gen Wahlcapitulation, woruͤber man ſich im Jah-
re 1711. vereinbaret hatte, konnte auch nicht hin-
dern, daß nicht von Zeit zu Zeit noͤthig gefunden
werden ſollte, nach Veranlaßung der Zeitlaͤufte
manche neue Stellen einzuruͤcken. Sofern dar-
uͤber die Churfuͤrſten nicht nur mit dem neu zu er-
wehlenden Kaiſer ſich vereinigen konnten, ſondern
auch mit Beyfall der uͤbrigen Reichsſtaͤnde zu Wer-
ke giengen; war uͤberall dabey nichts zu erinnern.
Aber einige neue Zuſaͤtze in der Wahlcapitulation
Carls des VI. hatten ſchon Widerſpruͤche von Sei-
ten der Fuͤrſten und anderer Staͤnde erfahren.


II.

Diesmal ſchien der Fuͤrſtenſtand noch auf-
merkſamer zu ſeyn, da, noch ehe die Wahlcapitu-
lation ſelbſt in die Arbeit kam, ein eigner Fuͤr-
ſtentag,
in der Naͤhe bey Frankfurt, zu Offen-
bach gehalten wurde. (Die meiſten churfuͤrſtli-
chen Comitialgeſandten waren damals als zweyte
oder dritte Wahlbotſchafter von Regensburg nach
Frankfurt abgegangen. Ob und wie der Reichs-
tag im Zwiſchenreiche fortgeſetzt werden koͤnne, war
ohnedem noch nicht ausgemacht. Alſo geriethen
die noch uͤbrigen Geſandten zu Regensburg in
ziemliche Unthaͤtigkeit. Um aus ſolcher ſich her-
auszureiſſen mochten wohl einige der fuͤrſtlichen
Herren Geſandten ihren Hoͤfen den Vorſchlag ge-
than haben, einen Fuͤrſtentag anzuſtellen, um naͤ-
her beym Wahlconvente ein wachſames Auge dar-

auf
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0052" n="18"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">XI.</hi> Carl <hi rendition="#aq">VII.</hi> u. Franz 1740-1748.</fw><lb/>
ley Beobachtungen, die man unter der letzten bey-<lb/>
nahe dreyßigja&#x0364;hrigen Regierung hatte machen ko&#x0364;n-<lb/>
nen, konnte es an Stoff zu neuen Zu&#x017F;a&#x0364;tzen und<lb/>
anderen Vera&#x0364;nderungen in der <hi rendition="#fr">Wahlcapitula-<lb/>
tion</hi> nicht fehlen. Der Entwurf einer be&#x017F;ta&#x0364;ndi-<lb/>
gen Wahlcapitulation, woru&#x0364;ber man &#x017F;ich im Jah-<lb/>
re 1711. vereinbaret hatte, konnte auch nicht hin-<lb/>
dern, daß nicht von Zeit zu Zeit no&#x0364;thig gefunden<lb/>
werden &#x017F;ollte, nach Veranlaßung der Zeitla&#x0364;ufte<lb/>
manche neue Stellen einzuru&#x0364;cken. Sofern dar-<lb/>
u&#x0364;ber die Churfu&#x0364;r&#x017F;ten nicht nur mit dem neu zu er-<lb/>
wehlenden Kai&#x017F;er &#x017F;ich vereinigen konnten, &#x017F;ondern<lb/>
auch mit Beyfall der u&#x0364;brigen Reichs&#x017F;ta&#x0364;nde zu Wer-<lb/>
ke giengen; war u&#x0364;berall dabey nichts zu erinnern.<lb/>
Aber einige neue Zu&#x017F;a&#x0364;tze in der Wahlcapitulation<lb/>
Carls des <hi rendition="#aq">VI.</hi> hatten &#x017F;chon Wider&#x017F;pru&#x0364;che von Sei-<lb/>
ten der Fu&#x0364;r&#x017F;ten und anderer Sta&#x0364;nde erfahren.</p><lb/>
          <note place="left"> <hi rendition="#aq">II.</hi> </note>
          <p>Diesmal &#x017F;chien der Fu&#x0364;r&#x017F;ten&#x017F;tand noch auf-<lb/>
merk&#x017F;amer zu &#x017F;eyn, da, noch ehe die Wahlcapitu-<lb/>
lation &#x017F;elb&#x017F;t in die Arbeit kam, ein eigner <hi rendition="#fr">Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;tentag,</hi> in der Na&#x0364;he bey Frankfurt, zu Offen-<lb/>
bach gehalten wurde. (Die mei&#x017F;ten churfu&#x0364;r&#x017F;tli-<lb/>
chen Comitialge&#x017F;andten waren damals als zweyte<lb/>
oder dritte Wahlbot&#x017F;chafter von Regensburg nach<lb/>
Frankfurt abgegangen. Ob und wie der Reichs-<lb/>
tag im Zwi&#x017F;chenreiche fortge&#x017F;etzt werden ko&#x0364;nne, war<lb/>
ohnedem noch nicht ausgemacht. Al&#x017F;o geriethen<lb/>
die noch u&#x0364;brigen Ge&#x017F;andten zu Regensburg in<lb/>
ziemliche Untha&#x0364;tigkeit. Um aus &#x017F;olcher &#x017F;ich her-<lb/>
auszurei&#x017F;&#x017F;en mochten wohl einige der fu&#x0364;r&#x017F;tlichen<lb/>
Herren Ge&#x017F;andten ihren Ho&#x0364;fen den Vor&#x017F;chlag ge-<lb/>
than haben, einen Fu&#x0364;r&#x017F;tentag anzu&#x017F;tellen, um na&#x0364;-<lb/>
her beym Wahlconvente ein wach&#x017F;ames Auge dar-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auf</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[18/0052] XI. Carl VII. u. Franz 1740-1748. ley Beobachtungen, die man unter der letzten bey- nahe dreyßigjaͤhrigen Regierung hatte machen koͤn- nen, konnte es an Stoff zu neuen Zuſaͤtzen und anderen Veraͤnderungen in der Wahlcapitula- tion nicht fehlen. Der Entwurf einer beſtaͤndi- gen Wahlcapitulation, woruͤber man ſich im Jah- re 1711. vereinbaret hatte, konnte auch nicht hin- dern, daß nicht von Zeit zu Zeit noͤthig gefunden werden ſollte, nach Veranlaßung der Zeitlaͤufte manche neue Stellen einzuruͤcken. Sofern dar- uͤber die Churfuͤrſten nicht nur mit dem neu zu er- wehlenden Kaiſer ſich vereinigen konnten, ſondern auch mit Beyfall der uͤbrigen Reichsſtaͤnde zu Wer- ke giengen; war uͤberall dabey nichts zu erinnern. Aber einige neue Zuſaͤtze in der Wahlcapitulation Carls des VI. hatten ſchon Widerſpruͤche von Sei- ten der Fuͤrſten und anderer Staͤnde erfahren. Diesmal ſchien der Fuͤrſtenſtand noch auf- merkſamer zu ſeyn, da, noch ehe die Wahlcapitu- lation ſelbſt in die Arbeit kam, ein eigner Fuͤr- ſtentag, in der Naͤhe bey Frankfurt, zu Offen- bach gehalten wurde. (Die meiſten churfuͤrſtli- chen Comitialgeſandten waren damals als zweyte oder dritte Wahlbotſchafter von Regensburg nach Frankfurt abgegangen. Ob und wie der Reichs- tag im Zwiſchenreiche fortgeſetzt werden koͤnne, war ohnedem noch nicht ausgemacht. Alſo geriethen die noch uͤbrigen Geſandten zu Regensburg in ziemliche Unthaͤtigkeit. Um aus ſolcher ſich her- auszureiſſen mochten wohl einige der fuͤrſtlichen Herren Geſandten ihren Hoͤfen den Vorſchlag ge- than haben, einen Fuͤrſtentag anzuſtellen, um naͤ- her beym Wahlconvente ein wachſames Auge dar- auf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/52
Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/52>, abgerufen am 04.10.2024.