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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

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vom Pabst.
hen. So ist auch gewiß/ daß nach Lu-
theri
Zeit das Pabsthum gar einen an-
dern Rock angezogen/ und mit viel grös-
serm Schein einhertritt/ als vor diesem.
Es finden auch ein groß Theil der Leu-
te von hoher und mittelmässiger condi-
tion
ihr conto beym Pabsthum/ indem
sie die ihrigen in dem Geistlichen- oder
Ritter- oder Münchs Orden anbrin-
gen/ und wohl versorgen können; wel-
ches denen Familien zu grosser Erleich-
terung/ auch bißweilen zu grossem Auff-
nehmen dienet. Zum wenigsten vergnü-
gen sich die aberglaubischen Alten da-
mit/ wenn sie aus ihren Kindern so heili-
ge Leute machen können. Und wer end-
lich auf der Welt nicht kan zu rechte
kommen/ der laufft in ein Kloster/ und
damit ist er versorget. Dergleichen Be-
quemlichkeit sie nicht würden geniessen/
wenn das Pabsthum übern hauffen le-
ge/ und die geistliche Güter dem Staat
einverleibet wären. Es hat auch das
Pabstthum an denen Orten/ wo es itzo
ist/ so fest eingewurtzelt/ daß wenn gleich
ein Potentat sich unterstünde solches
abzuschaffen/ er damit nicht würde zu
rechte kommen/ weil die Pfaffen keinen
Scheu würden tragen Himmel und
Hölle wider ihn zu erregen/ und

end-
Jii jv

vom Pabſt.
hen. So iſt auch gewiß/ daß nach Lu-
theri
Zeit das Pabſthum gar einen an-
dern Rock angezogen/ und mit viel groͤſ-
ſerm Schein einhertritt/ als vor dieſem.
Es finden auch ein groß Theil der Leu-
te von hoher und mittelmaͤſſiger condi-
tion
ihr conto beym Pabſthum/ indem
ſie die ihrigen in dem Geiſtlichen- oder
Ritter- oder Muͤnchs Orden anbrin-
gen/ und wohl verſorgen koͤnnen; wel-
ches denen Familien zu groſſer Erleich-
terung/ auch bißweilen zu groſſem Auff-
nehmen dienet. Zum wenigſten vergnuͤ-
gen ſich die aberglaubiſchen Alten da-
mit/ wenn ſie aus ihren Kindern ſo heili-
ge Leute machen koͤnnen. Und wer end-
lich auf der Welt nicht kan zu rechte
kommen/ der laufft in ein Kloſter/ und
damit iſt er verſorget. Dergleichen Be-
quemlichkeit ſie nicht wuͤrden genieſſen/
wenn das Pabſthum uͤbern hauffen le-
ge/ und die geiſtliche Guͤter dem Staat
einverleibet waͤren. Es hat auch das
Pabſtthum an denen Orten/ wo es itzo
iſt/ ſo feſt eingewurtzelt/ daß wenn gleich
ein Potentat ſich unterſtuͤnde ſolches
abzuſchaffen/ er damit nicht wuͤrde zu
rechte kommen/ weil die Pfaffen keinen
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Hoͤlle wider ihn zu erregen/ und

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Jii jv
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[871/0901] vom Pabſt. hen. So iſt auch gewiß/ daß nach Lu- theri Zeit das Pabſthum gar einen an- dern Rock angezogen/ und mit viel groͤſ- ſerm Schein einhertritt/ als vor dieſem. Es finden auch ein groß Theil der Leu- te von hoher und mittelmaͤſſiger condi- tion ihr conto beym Pabſthum/ indem ſie die ihrigen in dem Geiſtlichen- oder Ritter- oder Muͤnchs Orden anbrin- gen/ und wohl verſorgen koͤnnen; wel- ches denen Familien zu groſſer Erleich- terung/ auch bißweilen zu groſſem Auff- nehmen dienet. Zum wenigſten vergnuͤ- gen ſich die aberglaubiſchen Alten da- mit/ wenn ſie aus ihren Kindern ſo heili- ge Leute machen koͤnnen. Und wer end- lich auf der Welt nicht kan zu rechte kommen/ der laufft in ein Kloſter/ und damit iſt er verſorget. Dergleichen Be- quemlichkeit ſie nicht wuͤrden genieſſen/ wenn das Pabſthum uͤbern hauffen le- ge/ und die geiſtliche Guͤter dem Staat einverleibet waͤren. Es hat auch das Pabſtthum an denen Orten/ wo es itzo iſt/ ſo feſt eingewurtzelt/ daß wenn gleich ein Potentat ſich unterſtuͤnde ſolches abzuſchaffen/ er damit nicht wuͤrde zu rechte kommen/ weil die Pfaffen keinen Scheu wuͤrden tragen Himmel und Hoͤlle wider ihn zu erregen/ und end- Jii jv

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 871. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/901>, abgerufen am 25.04.2024.