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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889.

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von den Pontons des Herrn von Hardenberg. Eine
leider wahre, wahre, wahre Geschichte! Ich wollte, sie
stammte auch --"

Er unterbrach sich, oder er wurde vielmehr unter¬
brochen; denn in diesem Augenblick überschrillte eine
jammernde Weiberstimme den ganzen Lärm seines
ziehenden Heeres:

"Herr Prinz, Herr Herzog! Herr Herzog Ferdinand!
liebster Herr Herzog von Braunschweig, sie haben den
Junker von Münchhausen todtgeschlagen und wollen den
Herrn Magister an den Baum hängen und meinem
Heinrich die Hosen abziehen und ihn als wilden Eng¬
länder mit in's Feld nehmen. Und ich bin ja Sein
Wieschen vom Wege nach Lübbeke, und hier ist Sein
Rockknopf, lieber Herr Herzog Ferdinand, und ich will
ja in Seinem Mosthause in Braunschweig gar nichts
mehr von Ihm, wenn Er allbarmherzig uns nur jetzo
heraushilft! Helfe Er uns bloß nach Eschershausen
vor das Gericht, unsere Unschuld an diesem Kriege und
Unbilden zu erweisen, liebster, allerbarmherzigster Herr
Herzog Ferdinand!"


von den Pontons des Herrn von Hardenberg. Eine
leider wahre, wahre, wahre Geſchichte! Ich wollte, ſie
ſtammte auch —“

Er unterbrach ſich, oder er wurde vielmehr unter¬
brochen; denn in dieſem Augenblick überſchrillte eine
jammernde Weiberſtimme den ganzen Lärm ſeines
ziehenden Heeres:

„Herr Prinz, Herr Herzog! Herr Herzog Ferdinand!
liebſter Herr Herzog von Braunſchweig, ſie haben den
Junker von Münchhauſen todtgeſchlagen und wollen den
Herrn Magiſter an den Baum hängen und meinem
Heinrich die Hoſen abziehen und ihn als wilden Eng¬
länder mit in's Feld nehmen. Und ich bin ja Sein
Wieſchen vom Wege nach Lübbeke, und hier iſt Sein
Rockknopf, lieber Herr Herzog Ferdinand, und ich will
ja in Seinem Moſthauſe in Braunſchweig gar nichts
mehr von Ihm, wenn Er allbarmherzig uns nur jetzo
heraushilft! Helfe Er uns bloß nach Eſchershauſen
vor das Gericht, unſere Unſchuld an dieſem Kriege und
Unbilden zu erweiſen, liebſter, allerbarmherzigſter Herr
Herzog Ferdinand!“


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[242/0250] von den Pontons des Herrn von Hardenberg. Eine leider wahre, wahre, wahre Geſchichte! Ich wollte, ſie ſtammte auch —“ Er unterbrach ſich, oder er wurde vielmehr unter¬ brochen; denn in dieſem Augenblick überſchrillte eine jammernde Weiberſtimme den ganzen Lärm ſeines ziehenden Heeres: „Herr Prinz, Herr Herzog! Herr Herzog Ferdinand! liebſter Herr Herzog von Braunſchweig, ſie haben den Junker von Münchhauſen todtgeſchlagen und wollen den Herrn Magiſter an den Baum hängen und meinem Heinrich die Hoſen abziehen und ihn als wilden Eng¬ länder mit in's Feld nehmen. Und ich bin ja Sein Wieſchen vom Wege nach Lübbeke, und hier iſt Sein Rockknopf, lieber Herr Herzog Ferdinand, und ich will ja in Seinem Moſthauſe in Braunſchweig gar nichts mehr von Ihm, wenn Er allbarmherzig uns nur jetzo heraushilft! Helfe Er uns bloß nach Eſchershauſen vor das Gericht, unſere Unſchuld an dieſem Kriege und Unbilden zu erweiſen, liebſter, allerbarmherzigſter Herr Herzog Ferdinand!“

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/250>, abgerufen am 28.03.2024.