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Raabe, Heinrich August: Die Postgeheimnisse oder die hauptsächlichsten Regeln welche man beim Reisen und bei Versendungen mit der Post beobachten muß um Verdruß und Verlust zu vermeiden. Leipzig, 1803.

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für die ganze Menschheit. Das Postwesen ist, seit
seiner Einrichtung, ein vorzügliches Mittel gewe¬
sen, unsre jetzige Kultur befördern, Wissenschaften
und Aufklärung ausbreiten zu helfen, indem es täg¬
lich den Gelehrten diente, Entdeckungen mitzuthei¬
len und dem Genius der Humanität den Sieg
vorzubereiten. --

Dennoch wird diese Anstalt von einem großen
Theile des Publikums, selbst von solchen Leuten,
denen sie täglich Nutzen verschaft, nicht gehörig ge¬
schätzt und geachtet. Wenigstens giebt man sich
nicht überall Mühe genug, die Einrichtungen, wel¬
che im Allgemeinen und in den verschiedenen Län¬
dern besonders, bei dem Postwesen gemacht sind,
und wodurch dessen Betrieb und Bestand erhalten
wird, kennen zu lernen und zu beobachten. Dage¬
gen hört man fast täglich Klagen und Be¬
schwerden über das Postwesen
und über
Postbediente; daher entstehen so viele Verdrüßlich¬
keiten, Zänkereien und Streitigkeiten zwischen den
Postofficianten und den Reisenden und denen, wel¬
che mit der Post etwas versenden, oder empfan¬
gen. Aus Unkunde des Postmechanismus entsteht
nicht selten Verdruß und Verlust.

Ich glaube daher ein nicht unnützes Geschäft
zu übernehmen, wenn ich mich bemühe, hier einige

fuͤr die ganze Menſchheit. Das Poſtweſen iſt, ſeit
ſeiner Einrichtung, ein vorzuͤgliches Mittel gewe¬
ſen, unſre jetzige Kultur befoͤrdern, Wiſſenſchaften
und Aufklaͤrung ausbreiten zu helfen, indem es taͤg¬
lich den Gelehrten diente, Entdeckungen mitzuthei¬
len und dem Genius der Humanitaͤt den Sieg
vorzubereiten. —

Dennoch wird dieſe Anſtalt von einem großen
Theile des Publikums, ſelbſt von ſolchen Leuten,
denen ſie taͤglich Nutzen verſchaft, nicht gehoͤrig ge¬
ſchaͤtzt und geachtet. Wenigſtens giebt man ſich
nicht uͤberall Muͤhe genug, die Einrichtungen, wel¬
che im Allgemeinen und in den verſchiedenen Laͤn¬
dern beſonders, bei dem Poſtweſen gemacht ſind,
und wodurch deſſen Betrieb und Beſtand erhalten
wird, kennen zu lernen und zu beobachten. Dage¬
gen hoͤrt man faſt taͤglich Klagen und Be¬
ſchwerden uͤber das Poſtweſen
und uͤber
Poſtbediente; daher entſtehen ſo viele Verdruͤßlich¬
keiten, Zaͤnkereien und Streitigkeiten zwiſchen den
Poſtofficianten und den Reiſenden und denen, wel¬
che mit der Poſt etwas verſenden, oder empfan¬
gen. Aus Unkunde des Poſtmechanismus entſteht
nicht ſelten Verdruß und Verluſt.

Ich glaube daher ein nicht unnuͤtzes Geſchaͤft
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[4/0012] fuͤr die ganze Menſchheit. Das Poſtweſen iſt, ſeit ſeiner Einrichtung, ein vorzuͤgliches Mittel gewe¬ ſen, unſre jetzige Kultur befoͤrdern, Wiſſenſchaften und Aufklaͤrung ausbreiten zu helfen, indem es taͤg¬ lich den Gelehrten diente, Entdeckungen mitzuthei¬ len und dem Genius der Humanitaͤt den Sieg vorzubereiten. — Dennoch wird dieſe Anſtalt von einem großen Theile des Publikums, ſelbſt von ſolchen Leuten, denen ſie taͤglich Nutzen verſchaft, nicht gehoͤrig ge¬ ſchaͤtzt und geachtet. Wenigſtens giebt man ſich nicht uͤberall Muͤhe genug, die Einrichtungen, wel¬ che im Allgemeinen und in den verſchiedenen Laͤn¬ dern beſonders, bei dem Poſtweſen gemacht ſind, und wodurch deſſen Betrieb und Beſtand erhalten wird, kennen zu lernen und zu beobachten. Dage¬ gen hoͤrt man faſt taͤglich Klagen und Be¬ ſchwerden uͤber das Poſtweſen und uͤber Poſtbediente; daher entſtehen ſo viele Verdruͤßlich¬ keiten, Zaͤnkereien und Streitigkeiten zwiſchen den Poſtofficianten und den Reiſenden und denen, wel¬ che mit der Poſt etwas verſenden, oder empfan¬ gen. Aus Unkunde des Poſtmechanismus entſteht nicht ſelten Verdruß und Verluſt. Ich glaube daher ein nicht unnuͤtzes Geſchaͤft zu uͤbernehmen, wenn ich mich bemuͤhe, hier einige

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Zitationshilfe: Raabe, Heinrich August: Die Postgeheimnisse oder die hauptsächlichsten Regeln welche man beim Reisen und bei Versendungen mit der Post beobachten muß um Verdruß und Verlust zu vermeiden. Leipzig, 1803, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_postgeheimnisse_1803/12>, abgerufen am 16.04.2024.