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Raabe, Heinrich August: Die Postgeheimnisse oder die hauptsächlichsten Regeln welche man beim Reisen und bei Versendungen mit der Post beobachten muß um Verdruß und Verlust zu vermeiden. Leipzig, 1803.

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franco abschicken muß. Das Postamt fertigt als¬
dann sogleich einen Postillon mit diesem Schreiben
ab und giebt demselben einen Paß mit, worin die
Addreße des Briefes und die Route, welche die
Staffette nehmen soll, bemerkt ist. Der auf diese
Art von Leipzig abgefertigte Postillon reitet bis zur
nächsten Poststation auf der Route nach Wien, lie¬
fert daselbst den Brief nebst dem Passe an den
Postmeister ab und kehrt darauf nach Leipzig zu¬
rück. Von dieser Station wird alsdann sogleich
wieder ein Postillon mit gedachtem Briefe und
Paße zur zweiten geschickt, und so geht es fort von
einer Station zur andern, bis der Brief ins Post¬
amt zu Wien abgeliefert wird, welches alsdann
denselben an den Empfänger besorgen läßt. -- Auf
diese Art gehen alle Staffetten. Daher ist es völ¬
lig unmöglich, mit derselben Staffette, oder mit
demselben Postillon, welcher von einem Orte mit
einer Estaffette abgeschickt wird, eine Antwort zu¬
rück zu erhalten, wie manche irrig glauben. Denn
der von Leipzig abgeschickte Postillon rettet ja nicht
ganz nach Wien und liefert den Brief nicht selbst
an dem Empfänger ab, sondern er kehrt, wie alle
übrigen, von seiner Station nach Hause. -- Soll
also auf eine Estaffette Antwort erfolgen; so muß
unser Correspondent von seinem Orte gleichfalls

franco abſchicken muß. Das Poſtamt fertigt als¬
dann ſogleich einen Poſtillon mit dieſem Schreiben
ab und giebt demſelben einen Paß mit, worin die
Addreße des Briefes und die Route, welche die
Staffette nehmen ſoll, bemerkt iſt. Der auf dieſe
Art von Leipzig abgefertigte Poſtillon reitet bis zur
naͤchſten Poſtſtation auf der Route nach Wien, lie¬
fert daſelbſt den Brief nebſt dem Paſſe an den
Poſtmeiſter ab und kehrt darauf nach Leipzig zu¬
ruͤck. Von dieſer Station wird alsdann ſogleich
wieder ein Poſtillon mit gedachtem Briefe und
Paße zur zweiten geſchickt, und ſo geht es fort von
einer Station zur andern, bis der Brief ins Poſt¬
amt zu Wien abgeliefert wird, welches alsdann
denſelben an den Empfaͤnger beſorgen laͤßt. — Auf
dieſe Art gehen alle Staffetten. Daher iſt es voͤl¬
lig unmoͤglich, mit derſelben Staffette, oder mit
demſelben Poſtillon, welcher von einem Orte mit
einer Eſtaffette abgeſchickt wird, eine Antwort zu¬
ruͤck zu erhalten, wie manche irrig glauben. Denn
der von Leipzig abgeſchickte Poſtillon rettet ja nicht
ganz nach Wien und liefert den Brief nicht ſelbſt
an dem Empfaͤnger ab, ſondern er kehrt, wie alle
uͤbrigen, von ſeiner Station nach Hauſe. — Soll
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[70/0078] franco abſchicken muß. Das Poſtamt fertigt als¬ dann ſogleich einen Poſtillon mit dieſem Schreiben ab und giebt demſelben einen Paß mit, worin die Addreße des Briefes und die Route, welche die Staffette nehmen ſoll, bemerkt iſt. Der auf dieſe Art von Leipzig abgefertigte Poſtillon reitet bis zur naͤchſten Poſtſtation auf der Route nach Wien, lie¬ fert daſelbſt den Brief nebſt dem Paſſe an den Poſtmeiſter ab und kehrt darauf nach Leipzig zu¬ ruͤck. Von dieſer Station wird alsdann ſogleich wieder ein Poſtillon mit gedachtem Briefe und Paße zur zweiten geſchickt, und ſo geht es fort von einer Station zur andern, bis der Brief ins Poſt¬ amt zu Wien abgeliefert wird, welches alsdann denſelben an den Empfaͤnger beſorgen laͤßt. — Auf dieſe Art gehen alle Staffetten. Daher iſt es voͤl¬ lig unmoͤglich, mit derſelben Staffette, oder mit demſelben Poſtillon, welcher von einem Orte mit einer Eſtaffette abgeſchickt wird, eine Antwort zu¬ ruͤck zu erhalten, wie manche irrig glauben. Denn der von Leipzig abgeſchickte Poſtillon rettet ja nicht ganz nach Wien und liefert den Brief nicht ſelbſt an dem Empfaͤnger ab, ſondern er kehrt, wie alle uͤbrigen, von ſeiner Station nach Hauſe. — Soll alſo auf eine Eſtaffette Antwort erfolgen; ſo muß unſer Correspondent von ſeinem Orte gleichfalls

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Zitationshilfe: Raabe, Heinrich August: Die Postgeheimnisse oder die hauptsächlichsten Regeln welche man beim Reisen und bei Versendungen mit der Post beobachten muß um Verdruß und Verlust zu vermeiden. Leipzig, 1803, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_postgeheimnisse_1803/78>, abgerufen am 29.03.2024.