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Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.

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Stimmung für die abendliche, ja manchmal auch
nächtliche Gesellschaft und Geselligkeit dort aus ihrem
Eheleben hätten herausschlagen können. Einer von
uns hatte auf den Brummersumm Verzicht geleistet
und blieb bei seinem Weibe aus ganz besonderem
Grunde, und sein Name, oder vielmehr sein Spitz-
name war:

Stopfkuchen.

Er wird sehr häufig auf diesen Blättern das
Wort haben; es war aber auch eine längere Zeit in
der alten Schenke die Rede von ihm gewesen, und
auf dem Heimwege unter dem glitzernden Sternen-
himmel und in der langen Pappelallee auch. Ich
aber war eine geraume Zeit hinter den Andern ge-
gangen, ohne an der Unterhaltung Theil zu nehmen
und hatte nur wiederum alte Erinnerungen lebendig
werden lassen und hatte nur gedacht:

Stopfkuchen! Und Stopfkuchen auf der rothen
Schanze! Eduard, solltest Du das Dir als den besten
Bissen vom Kuchen bis zuletzt aufgehoben haben?
Welch ein Gott hat Dir den wunderlichen Gesellen
und guten Jungen hier bis jetzt aus dem Wege ge-
schoben? Also Stopfkuchen wirklich auf der rothen
Schanze! Und wenn sich Afrika und Europa Dir
morgen in den Weg stellt: Du schiebst sie zur
Seite und bist morgen so früh als möglich auf dem
Wege nach der rothen Schanze und zu Deinem dicksten
Freunde Stopfkuchen. Also Stopfkuchen wirklich und
wahrhaftig auf der rothen Schanze!


Stimmung für die abendliche, ja manchmal auch
nächtliche Geſellſchaft und Geſelligkeit dort aus ihrem
Eheleben hätten herausſchlagen können. Einer von
uns hatte auf den Brummerſumm Verzicht geleiſtet
und blieb bei ſeinem Weibe aus ganz beſonderem
Grunde, und ſein Name, oder vielmehr ſein Spitz-
name war:

Stopfkuchen.

Er wird ſehr häufig auf dieſen Blättern das
Wort haben; es war aber auch eine längere Zeit in
der alten Schenke die Rede von ihm geweſen, und
auf dem Heimwege unter dem glitzernden Sternen-
himmel und in der langen Pappelallee auch. Ich
aber war eine geraume Zeit hinter den Andern ge-
gangen, ohne an der Unterhaltung Theil zu nehmen
und hatte nur wiederum alte Erinnerungen lebendig
werden laſſen und hatte nur gedacht:

Stopfkuchen! Und Stopfkuchen auf der rothen
Schanze! Eduard, ſollteſt Du das Dir als den beſten
Biſſen vom Kuchen bis zuletzt aufgehoben haben?
Welch ein Gott hat Dir den wunderlichen Geſellen
und guten Jungen hier bis jetzt aus dem Wege ge-
ſchoben? Alſo Stopfkuchen wirklich auf der rothen
Schanze! Und wenn ſich Afrika und Europa Dir
morgen in den Weg ſtellt: Du ſchiebſt ſie zur
Seite und biſt morgen ſo früh als möglich auf dem
Wege nach der rothen Schanze und zu Deinem dickſten
Freunde Stopfkuchen. Alſo Stopfkuchen wirklich und
wahrhaftig auf der rothen Schanze!


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[7/0017] Stimmung für die abendliche, ja manchmal auch nächtliche Geſellſchaft und Geſelligkeit dort aus ihrem Eheleben hätten herausſchlagen können. Einer von uns hatte auf den Brummerſumm Verzicht geleiſtet und blieb bei ſeinem Weibe aus ganz beſonderem Grunde, und ſein Name, oder vielmehr ſein Spitz- name war: Stopfkuchen. Er wird ſehr häufig auf dieſen Blättern das Wort haben; es war aber auch eine längere Zeit in der alten Schenke die Rede von ihm geweſen, und auf dem Heimwege unter dem glitzernden Sternen- himmel und in der langen Pappelallee auch. Ich aber war eine geraume Zeit hinter den Andern ge- gangen, ohne an der Unterhaltung Theil zu nehmen und hatte nur wiederum alte Erinnerungen lebendig werden laſſen und hatte nur gedacht: Stopfkuchen! Und Stopfkuchen auf der rothen Schanze! Eduard, ſollteſt Du das Dir als den beſten Biſſen vom Kuchen bis zuletzt aufgehoben haben? Welch ein Gott hat Dir den wunderlichen Geſellen und guten Jungen hier bis jetzt aus dem Wege ge- ſchoben? Alſo Stopfkuchen wirklich auf der rothen Schanze! Und wenn ſich Afrika und Europa Dir morgen in den Weg ſtellt: Du ſchiebſt ſie zur Seite und biſt morgen ſo früh als möglich auf dem Wege nach der rothen Schanze und zu Deinem dickſten Freunde Stopfkuchen. Alſo Stopfkuchen wirklich und wahrhaftig auf der rothen Schanze!

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_stopfkuchen_1891/17>, abgerufen am 25.04.2024.