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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Zweytes Buch.
25.

Blasewind, (34) ein herumirrender Gold-
macher, ist es, welcher den rechtschaffnen Philet,
und den unartigen Argyl betrügt. Er hat sich
schon einige Zeit von ihrer Leichtgläubigkeit sehr
beqvem unterhalten. So ungeschickt und unwis-
send er auch ist; so ist er doch fein genug, sich die
Schwäche eines jeden zu Nutze zu machen. Mit
dem Philet redet er von nichts, als von guten
Werken, und mit dem Argyl von nichts, als von
den wollüstigen Tagen, die auf ihn warten. Er
hofft an dem Orte, wo er itzo ist, noch viele zu
hintergehen, weil es bey uns noch einige Philete,
und unzählige Argyle giebt. Aber Blasewind be-
trügt sich. Die Schulden, die er an andern Or-
ten gemacht, verfolgen ihn. Er hat hier zu sei-
nen Ausschweifungen nöthig gehabt, neue Schul-
den zu machen; und er flieht. Er schmeichelt sich
an einem kleinen Hofe ein, welcher gewohnt ist,
mehr Aufwand zu machen, als die Einkünfte sei-
nes Landes ertragen: Er verspricht, diesem Man-
gel abzuhelfen. Man hört ihn, man giebt ihm,
was er verlangt; aber man giebt auch sehr sorg-
fältig auf ihn Acht. Er wird über einer Betrü-
gerey ertappt, er gesteht noch mehrere, und dort
vor dem Thore auf der Höhe rechter Hand der
Straße, dort wird ein vergoldeter Galgen hinge-
baut werden, an dem dieser tückische Landstreicher
hängen soll.

26. Moran
(34) - - A - -, und wer ihn von Person will kennen lernen,
der lese die Zeitungen, wo er in Kurzem mit Steckbrie-
fen verfolgt werden wird.
Zweytes Buch.
25.

Blaſewind, (34) ein herumirrender Gold-
macher, iſt es, welcher den rechtſchaffnen Philet,
und den unartigen Argyl betruͤgt. Er hat ſich
ſchon einige Zeit von ihrer Leichtglaͤubigkeit ſehr
beqvem unterhalten. So ungeſchickt und unwiſ-
ſend er auch iſt; ſo iſt er doch fein genug, ſich die
Schwaͤche eines jeden zu Nutze zu machen. Mit
dem Philet redet er von nichts, als von guten
Werken, und mit dem Argyl von nichts, als von
den wolluͤſtigen Tagen, die auf ihn warten. Er
hofft an dem Orte, wo er itzo iſt, noch viele zu
hintergehen, weil es bey uns noch einige Philete,
und unzaͤhlige Argyle giebt. Aber Blaſewind be-
truͤgt ſich. Die Schulden, die er an andern Or-
ten gemacht, verfolgen ihn. Er hat hier zu ſei-
nen Ausſchweifungen noͤthig gehabt, neue Schul-
den zu machen; und er flieht. Er ſchmeichelt ſich
an einem kleinen Hofe ein, welcher gewohnt iſt,
mehr Aufwand zu machen, als die Einkuͤnfte ſei-
nes Landes ertragen: Er verſpricht, dieſem Man-
gel abzuhelfen. Man hoͤrt ihn, man giebt ihm,
was er verlangt; aber man giebt auch ſehr ſorg-
faͤltig auf ihn Acht. Er wird uͤber einer Betruͤ-
gerey ertappt, er geſteht noch mehrere, und dort
vor dem Thore auf der Hoͤhe rechter Hand der
Straße, dort wird ein vergoldeter Galgen hinge-
baut werden, an dem dieſer tuͤckiſche Landſtreicher
haͤngen ſoll.

26. Moran
(34) ‒ ‒ A ‒ ‒, und wer ihn von Perſon will kennen lernen,
der leſe die Zeitungen, wo er in Kurzem mit Steckbrie-
fen verfolgt werden wird.
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[527[525]/0549] Zweytes Buch. 25. Blaſewind, (34) ein herumirrender Gold- macher, iſt es, welcher den rechtſchaffnen Philet, und den unartigen Argyl betruͤgt. Er hat ſich ſchon einige Zeit von ihrer Leichtglaͤubigkeit ſehr beqvem unterhalten. So ungeſchickt und unwiſ- ſend er auch iſt; ſo iſt er doch fein genug, ſich die Schwaͤche eines jeden zu Nutze zu machen. Mit dem Philet redet er von nichts, als von guten Werken, und mit dem Argyl von nichts, als von den wolluͤſtigen Tagen, die auf ihn warten. Er hofft an dem Orte, wo er itzo iſt, noch viele zu hintergehen, weil es bey uns noch einige Philete, und unzaͤhlige Argyle giebt. Aber Blaſewind be- truͤgt ſich. Die Schulden, die er an andern Or- ten gemacht, verfolgen ihn. Er hat hier zu ſei- nen Ausſchweifungen noͤthig gehabt, neue Schul- den zu machen; und er flieht. Er ſchmeichelt ſich an einem kleinen Hofe ein, welcher gewohnt iſt, mehr Aufwand zu machen, als die Einkuͤnfte ſei- nes Landes ertragen: Er verſpricht, dieſem Man- gel abzuhelfen. Man hoͤrt ihn, man giebt ihm, was er verlangt; aber man giebt auch ſehr ſorg- faͤltig auf ihn Acht. Er wird uͤber einer Betruͤ- gerey ertappt, er geſteht noch mehrere, und dort vor dem Thore auf der Hoͤhe rechter Hand der Straße, dort wird ein vergoldeter Galgen hinge- baut werden, an dem dieſer tuͤckiſche Landſtreicher haͤngen ſoll. 26. Moran (34) ‒ ‒ A ‒ ‒, und wer ihn von Perſon will kennen lernen, der leſe die Zeitungen, wo er in Kurzem mit Steckbrie- fen verfolgt werden wird.

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 527[525]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/549>, abgerufen am 29.03.2024.