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Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Erster Theil: Naturkunde der Liebe. Leipzig, 1798.

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Daseyn und der Zustand dieses äußern Gegenstandes läßt uns unbekümmert, wenn wir nur unsern Zustand durch die Vereinigung mit ihm vermehrt und gebessert fühlen. Wir geben den Wechsel weg, sobald wir ihn vortheilhaft umsetzen können, wir vernichten ihn, sobald er getilgt ist.

Ein zweyter Charakter der Wonne des Eigennutzes liegt darin: das Bestreben nach Vereinigung mit dem äußeren Gegenstande hört mit dem Gebrauche desselben auf; und doch ist es nur dieser Gebrauch selbst, oder dessen lebhaftes Bild, die uns reitzen und befriedigen. Der Geitzige kann an seinem Wechsel keine Freude nehmen, auf dessen Besitz keinen Werth legen, wenn er nicht daran denkt wie er ihn versilbern, oder auf andre Art durch ihn gewinnen wird. Nun gebraucht er ihn: und vorüber ist seine Freude an der Verbindung mit ihm; hin der Werth den er auf seinen Besitz legt! Also ist die Wonne des Eigennutzes allemahl die einer endenden Begierde, Folge eines gestillten Verlangens nach Vereinigung mit dem äußern Gegenstande, der nun nichts darbietet was uns weiter reitzen kann!

Seht doch, wie ähnlich dem Genusse der Wollust des Appetits! Dieser Bissen reitzt uns: warum? um ihn überzunehmen, und dadurch unsern Gaumen, unbekümmert um sein ferneres unversehrtes Bestehen, zu kitzeln. Wir haben ihn, und die Wollust endigt mit der gestillten Begierde nach der Vereinigung mit ihm; wir gieren nun nach andern, oder wir sind vor der Hand gesättigt.

Wonne des Eigennutzes beachtet also nicht die Eigenthümlichkeit und den Zustand des Gegenstandes, den sie nur als ein Mittel ansieht, ihren persönlichen Zustand zu vermehren und zu verbessern. Mit der Wonne des

Daseyn und der Zustand dieses äußern Gegenstandes läßt uns unbekümmert, wenn wir nur unsern Zustand durch die Vereinigung mit ihm vermehrt und gebessert fühlen. Wir geben den Wechsel weg, sobald wir ihn vortheilhaft umsetzen können, wir vernichten ihn, sobald er getilgt ist.

Ein zweyter Charakter der Wonne des Eigennutzes liegt darin: das Bestreben nach Vereinigung mit dem äußeren Gegenstande hört mit dem Gebrauche desselben auf; und doch ist es nur dieser Gebrauch selbst, oder dessen lebhaftes Bild, die uns reitzen und befriedigen. Der Geitzige kann an seinem Wechsel keine Freude nehmen, auf dessen Besitz keinen Werth legen, wenn er nicht daran denkt wie er ihn versilbern, oder auf andre Art durch ihn gewinnen wird. Nun gebraucht er ihn: und vorüber ist seine Freude an der Verbindung mit ihm; hin der Werth den er auf seinen Besitz legt! Also ist die Wonne des Eigennutzes allemahl die einer endenden Begierde, Folge eines gestillten Verlangens nach Vereinigung mit dem äußern Gegenstande, der nun nichts darbietet was uns weiter reitzen kann!

Seht doch, wie ähnlich dem Genusse der Wollust des Appetits! Dieser Bissen reitzt uns: warum? um ihn überzunehmen, und dadurch unsern Gaumen, unbekümmert um sein ferneres unversehrtes Bestehen, zu kitzeln. Wir haben ihn, und die Wollust endigt mit der gestillten Begierde nach der Vereinigung mit ihm; wir gieren nun nach andern, oder wir sind vor der Hand gesättigt.

Wonne des Eigennutzes beachtet also nicht die Eigenthümlichkeit und den Zustand des Gegenstandes, den sie nur als ein Mittel ansieht, ihren persönlichen Zustand zu vermehren und zu verbessern. Mit der Wonne des

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Daseyn und der Zustand dieses äußern Gegenstandes läßt uns unbekümmert, wenn wir nur unsern Zustand durch die Vereinigung mit ihm vermehrt und gebessert fühlen. Wir geben den Wechsel weg, sobald wir ihn vortheilhaft umsetzen können, wir vernichten ihn, sobald er getilgt ist.</p>
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[41/0041] Daseyn und der Zustand dieses äußern Gegenstandes läßt uns unbekümmert, wenn wir nur unsern Zustand durch die Vereinigung mit ihm vermehrt und gebessert fühlen. Wir geben den Wechsel weg, sobald wir ihn vortheilhaft umsetzen können, wir vernichten ihn, sobald er getilgt ist. Ein zweyter Charakter der Wonne des Eigennutzes liegt darin: das Bestreben nach Vereinigung mit dem äußeren Gegenstande hört mit dem Gebrauche desselben auf; und doch ist es nur dieser Gebrauch selbst, oder dessen lebhaftes Bild, die uns reitzen und befriedigen. Der Geitzige kann an seinem Wechsel keine Freude nehmen, auf dessen Besitz keinen Werth legen, wenn er nicht daran denkt wie er ihn versilbern, oder auf andre Art durch ihn gewinnen wird. Nun gebraucht er ihn: und vorüber ist seine Freude an der Verbindung mit ihm; hin der Werth den er auf seinen Besitz legt! Also ist die Wonne des Eigennutzes allemahl die einer endenden Begierde, Folge eines gestillten Verlangens nach Vereinigung mit dem äußern Gegenstande, der nun nichts darbietet was uns weiter reitzen kann! Seht doch, wie ähnlich dem Genusse der Wollust des Appetits! Dieser Bissen reitzt uns: warum? um ihn überzunehmen, und dadurch unsern Gaumen, unbekümmert um sein ferneres unversehrtes Bestehen, zu kitzeln. Wir haben ihn, und die Wollust endigt mit der gestillten Begierde nach der Vereinigung mit ihm; wir gieren nun nach andern, oder wir sind vor der Hand gesättigt. Wonne des Eigennutzes beachtet also nicht die Eigenthümlichkeit und den Zustand des Gegenstandes, den sie nur als ein Mittel ansieht, ihren persönlichen Zustand zu vermehren und zu verbessern. Mit der Wonne des

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Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Erster Theil: Naturkunde der Liebe. Leipzig, 1798, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus01_1798/41>, abgerufen am 18.04.2024.