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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Eroberung von Ferrara.

Unerschütterlich blieb Clemens bei seinem Entschlusse
Ferrara einzuziehen. So viele Päpste hatten es früher ver-
sucht: er glaubte einen ewigen Nachruhm zu erwerben
wenn er es vollbringe. Auf die Nachricht vom Tode Al-
fonsos erklärte er, es thue ihm leid, daß der Herzog kei-
nen Sohn hinterlasse: aber die Kirche müsse das Ihre wie-
derhaben. Die Gesandten Cesars wollte er nicht hören,
seine Besitzergreifung nannte er Usurpation: er bedrohte ihn
mit der Strafe des Bannes, wofern er sie innerhalb 14 Ta-
gen nicht aufgegeben habe: und um seinen Worten Nach-
druck zu geben, begann er augenblicklich sich zu rüsten.
Es ward eine neue Anleihe gemacht und ein neuer Monte
gegründet, um das Geld im Castell nicht angreifen zu müs-
sen 1): in kurzem begab sich der Neffe des Papstes, Car-
dinal Pietro Aldobrandino, von erfahrenen Kriegshaupt-
leuten umgeben, nach Ancona, um ein Heer zusammenzu-
bringen: nach allen Seiten sandte er Werber aus: die Pro-
vinzen wurden zu starken Lieferungen genöthigt.

Auch Cesar zeigte sich Anfangs muthvoll 2). Er er-
klärte, er wolle sein gutes Recht bis auf den letzten Bluts-

1) Obwohl Viele behaupten, es sey doch geschehen. Delfino
sagt dagegen: Con gran strettezza de' danari, senza metter mano
a quelli del castello per conservar la riputatione della chiesa, in
poco piu di un mese ha posto insieme un esercito di 22 m.
fanti e 3 m. cavalli.
2) Niccolo Contarini delle historie Venetiane Ms. tom. I,
lib. I. Cesare nel principio si mostro molto coraggioso in vo-
ler difender le sue ragioni, o perche non prevedeva il contrasto
o pur perche gl' inesperti come nei vicini pericoli s'atterri scono
cosi nelli lontani si manifestano intrepidi.
Uebrigens enthält die
Erzählung Contarinis sehr viel gute exacte und eindringende Noti-
zen über dieß Ereigniß.
Eroberung von Ferrara.

Unerſchuͤtterlich blieb Clemens bei ſeinem Entſchluſſe
Ferrara einzuziehen. So viele Paͤpſte hatten es fruͤher ver-
ſucht: er glaubte einen ewigen Nachruhm zu erwerben
wenn er es vollbringe. Auf die Nachricht vom Tode Al-
fonſos erklaͤrte er, es thue ihm leid, daß der Herzog kei-
nen Sohn hinterlaſſe: aber die Kirche muͤſſe das Ihre wie-
derhaben. Die Geſandten Ceſars wollte er nicht hoͤren,
ſeine Beſitzergreifung nannte er Uſurpation: er bedrohte ihn
mit der Strafe des Bannes, wofern er ſie innerhalb 14 Ta-
gen nicht aufgegeben habe: und um ſeinen Worten Nach-
druck zu geben, begann er augenblicklich ſich zu ruͤſten.
Es ward eine neue Anleihe gemacht und ein neuer Monte
gegruͤndet, um das Geld im Caſtell nicht angreifen zu muͤſ-
ſen 1): in kurzem begab ſich der Neffe des Papſtes, Car-
dinal Pietro Aldobrandino, von erfahrenen Kriegshaupt-
leuten umgeben, nach Ancona, um ein Heer zuſammenzu-
bringen: nach allen Seiten ſandte er Werber aus: die Pro-
vinzen wurden zu ſtarken Lieferungen genoͤthigt.

Auch Ceſar zeigte ſich Anfangs muthvoll 2). Er er-
klaͤrte, er wolle ſein gutes Recht bis auf den letzten Bluts-

1) Obwohl Viele behaupten, es ſey doch geſchehen. Delfino
ſagt dagegen: Con gran strettezza de’ danari, senza metter mano
a quelli del castello per conservar la riputatione della chiesa, in
poco più di un mese ha posto insieme un esercito di 22 m.
fanti e 3 m. cavalli.
2) Niccolò Contarini delle historie Venetiane Ms. tom. I,
lib. I. Cesare nel principio si mostrò molto coraggioso in vo-
ler difender le sue ragioni, o perchè non prevedeva il contrasto
o pur perchè gl’ inesperti come nei vicini pericoli s’atterri scono
così nelli lontani si manifestano intrepidi.
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Erzaͤhlung Contarinis ſehr viel gute exacte und eindringende Noti-
zen uͤber dieß Ereigniß.
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[269/0281] Eroberung von Ferrara. Unerſchuͤtterlich blieb Clemens bei ſeinem Entſchluſſe Ferrara einzuziehen. So viele Paͤpſte hatten es fruͤher ver- ſucht: er glaubte einen ewigen Nachruhm zu erwerben wenn er es vollbringe. Auf die Nachricht vom Tode Al- fonſos erklaͤrte er, es thue ihm leid, daß der Herzog kei- nen Sohn hinterlaſſe: aber die Kirche muͤſſe das Ihre wie- derhaben. Die Geſandten Ceſars wollte er nicht hoͤren, ſeine Beſitzergreifung nannte er Uſurpation: er bedrohte ihn mit der Strafe des Bannes, wofern er ſie innerhalb 14 Ta- gen nicht aufgegeben habe: und um ſeinen Worten Nach- druck zu geben, begann er augenblicklich ſich zu ruͤſten. Es ward eine neue Anleihe gemacht und ein neuer Monte gegruͤndet, um das Geld im Caſtell nicht angreifen zu muͤſ- ſen 1): in kurzem begab ſich der Neffe des Papſtes, Car- dinal Pietro Aldobrandino, von erfahrenen Kriegshaupt- leuten umgeben, nach Ancona, um ein Heer zuſammenzu- bringen: nach allen Seiten ſandte er Werber aus: die Pro- vinzen wurden zu ſtarken Lieferungen genoͤthigt. Auch Ceſar zeigte ſich Anfangs muthvoll 2). Er er- klaͤrte, er wolle ſein gutes Recht bis auf den letzten Bluts- 1) Obwohl Viele behaupten, es ſey doch geſchehen. Delfino ſagt dagegen: Con gran strettezza de’ danari, senza metter mano a quelli del castello per conservar la riputatione della chiesa, in poco più di un mese ha posto insieme un esercito di 22 m. fanti e 3 m. cavalli. 2) Niccolò Contarini delle historie Venetiane Ms. tom. I, lib. I. Cesare nel principio si mostrò molto coraggioso in vo- ler difender le sue ragioni, o perchè non prevedeva il contrasto o pur perchè gl’ inesperti come nei vicini pericoli s’atterri scono così nelli lontani si manifestano intrepidi. Uebrigens enthaͤlt die Erzaͤhlung Contarinis ſehr viel gute exacte und eindringende Noti- zen uͤber dieß Ereigniß.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/281>, abgerufen am 20.04.2024.