dem Rathhause ausgeübt werden: von den größern behaup- tete allein Danzig seine Pfarrkirche 1).
In diesem Augenblick eines glücklichen Fortganges aber blieb man nicht allein bei der Bekämpfung der Pro- testanten stehn, man faßte auch schon die Griechen ins Auge.
König und Papst vereinigten auch hier ihren Einfluß: besonders wirksam war, so viel ich finde, die Drohung die griechischen Bischöfe von Sitz und Stimme in dem Senat auszuschließen: genug, der Wladika von Wladimir und einige andere griechische Bischöfe entschlossen sich im Jahre 1595, sich nach Maaßgabe des florentinischen Con- ciliums mit der römischen Kirche zu vereinigen. Ihre Ge- sandten gingen nach Rom: römische und königliche Abge- ordnete erschienen in der Provinz: die Ceremonie der Ver- söhnung ward vollzogen: ein Jesuit, Beichtvater des Kö- nigs belebte sie durch eine begeisterte Predigt; den Katho- lischen wurden auch hier einige Kirchen eingeräumt.
Ein ungemeiner Aufschwung binnen wenigen Jah- ren. Vor kurzem, sagt ein päpstlicher Nuntius schon im Jahre 1598, konnte es scheinen, als würde die Ketzerei den Katholicismus in Polen vollends beseitigen: jetzt trägt der Katholicismus die Ketzerei zu Grabe.
Fragte man wodurch dieß hauptsächlich geschehen war, so war es doch vor allem die persönliche Gesinnung des Königs.
Eine Gesinnung die bei der eigenthümlichen Stellung
1) Lengnich: Nachricht von der Religionsänderung in Preu- ßen § 27.
BuchVII.Kap. 1. Fortſchritte
dem Rathhauſe ausgeuͤbt werden: von den groͤßern behaup- tete allein Danzig ſeine Pfarrkirche 1).
In dieſem Augenblick eines gluͤcklichen Fortganges aber blieb man nicht allein bei der Bekaͤmpfung der Pro- teſtanten ſtehn, man faßte auch ſchon die Griechen ins Auge.
Koͤnig und Papſt vereinigten auch hier ihren Einfluß: beſonders wirkſam war, ſo viel ich finde, die Drohung die griechiſchen Biſchoͤfe von Sitz und Stimme in dem Senat auszuſchließen: genug, der Wladika von Wladimir und einige andere griechiſche Biſchoͤfe entſchloſſen ſich im Jahre 1595, ſich nach Maaßgabe des florentiniſchen Con- ciliums mit der roͤmiſchen Kirche zu vereinigen. Ihre Ge- ſandten gingen nach Rom: roͤmiſche und koͤnigliche Abge- ordnete erſchienen in der Provinz: die Ceremonie der Ver- ſoͤhnung ward vollzogen: ein Jeſuit, Beichtvater des Koͤ- nigs belebte ſie durch eine begeiſterte Predigt; den Katho- liſchen wurden auch hier einige Kirchen eingeraͤumt.
Ein ungemeiner Aufſchwung binnen wenigen Jah- ren. Vor kurzem, ſagt ein paͤpſtlicher Nuntius ſchon im Jahre 1598, konnte es ſcheinen, als wuͤrde die Ketzerei den Katholicismus in Polen vollends beſeitigen: jetzt traͤgt der Katholicismus die Ketzerei zu Grabe.
Fragte man wodurch dieß hauptſaͤchlich geſchehen war, ſo war es doch vor allem die perſoͤnliche Geſinnung des Koͤnigs.
Eine Geſinnung die bei der eigenthuͤmlichen Stellung
1) Lengnich: Nachricht von der Religionsaͤnderung in Preu- ßen § 27.
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Buch VII. Kap. 1. Fortſchritte
dem Rathhauſe ausgeuͤbt werden: von den groͤßern behaup-
tete allein Danzig ſeine Pfarrkirche 1).
In dieſem Augenblick eines gluͤcklichen Fortganges
aber blieb man nicht allein bei der Bekaͤmpfung der Pro-
teſtanten ſtehn, man faßte auch ſchon die Griechen ins
Auge.
Koͤnig und Papſt vereinigten auch hier ihren Einfluß:
beſonders wirkſam war, ſo viel ich finde, die Drohung
die griechiſchen Biſchoͤfe von Sitz und Stimme in dem
Senat auszuſchließen: genug, der Wladika von Wladimir
und einige andere griechiſche Biſchoͤfe entſchloſſen ſich im
Jahre 1595, ſich nach Maaßgabe des florentiniſchen Con-
ciliums mit der roͤmiſchen Kirche zu vereinigen. Ihre Ge-
ſandten gingen nach Rom: roͤmiſche und koͤnigliche Abge-
ordnete erſchienen in der Provinz: die Ceremonie der Ver-
ſoͤhnung ward vollzogen: ein Jeſuit, Beichtvater des Koͤ-
nigs belebte ſie durch eine begeiſterte Predigt; den Katho-
liſchen wurden auch hier einige Kirchen eingeraͤumt.
Ein ungemeiner Aufſchwung binnen wenigen Jah-
ren. Vor kurzem, ſagt ein paͤpſtlicher Nuntius ſchon im
Jahre 1598, konnte es ſcheinen, als wuͤrde die Ketzerei
den Katholicismus in Polen vollends beſeitigen: jetzt traͤgt
der Katholicismus die Ketzerei zu Grabe.
Fragte man wodurch dieß hauptſaͤchlich geſchehen war,
ſo war es doch vor allem die perſoͤnliche Geſinnung des
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1) Lengnich: Nachricht von der Religionsaͤnderung in Preu-
ßen § 27.
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/384>, abgerufen am 20.04.2024.
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