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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

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Verbindung der Katholischen.
noch mehr seyen sie auch in Zukunft zu leisten erbötig, aber
dafür müsse man sie auch bei den hergebrachten Gerechtsamen
schützen. Sie meinten, es sey wohl am rathsamsten, einige
nicht abgefallene Fürsten, welche sie sogleich nahmhaft mach-
ten, 1 mit diesem Schutze zu beauftragen.

Dahin schienen auch die Wünsche dieser Fürsten selbst
zu gehn. Bei dem Churfürsten von Mainz, der in Halle
residirte, kamen Herzog Georg von Sachsen und Herzog
Heinrich von Braunschweig zusammen: in denselben Tagen
finden wir sie nochmals zu Leipzig, zugleich mit dem Bi-
schof von Straßburg: und auch sie beschlossen, sich an den
Kaiser zu wenden. Sie stellten ihm vor, bei dem unauf-
hörlichen Fortgange "der verdammten lutherischen Lehre"
sey nichts als eine Wiederholung des Aufruhrs, ja ein off-
ner Krieg zwischen den Fürsten und Herrn selbst zu er-
warten: auch sie suche man täglich auf die lutherische Seite
zu ziehen: da das in Güte nichts helfe, so scheine es als wolle
man sie durch ein Aufwiegeln der Unterthanen mit Gewalt
dazu nöthigen. Hiegegen riefen sie nun die Unterstützung
des Kaisers an. 2 Unmittelbar von der Versammlung be-
gab sich Herzog Heinrich von Braunschweig nach Spanien,
um das Gewicht persönlicher Anwesenheit in die Wag-
schale zu werfen.

So rüstete sich alles zu dem entscheidenden Kampfe.

1 Schreiben des Grafen Albrecht von Mansfeld, der eine Co-
pie des Bundes einsandte, an den Churfürsten von Sachsen im Weim.
A. Schreiben von Waldenfels an Vogler bei v. d. Lith p. 160.
2 Excerpt aus einem zu Leipzig verfaßten Gutachten bei Schmidt
Deutsche Geschichte VIII, 202. Doch weiß ich nicht, ob man eher
in Leipzig oder eher in Halle war.

Verbindung der Katholiſchen.
noch mehr ſeyen ſie auch in Zukunft zu leiſten erbötig, aber
dafür müſſe man ſie auch bei den hergebrachten Gerechtſamen
ſchützen. Sie meinten, es ſey wohl am rathſamſten, einige
nicht abgefallene Fürſten, welche ſie ſogleich nahmhaft mach-
ten, 1 mit dieſem Schutze zu beauftragen.

Dahin ſchienen auch die Wünſche dieſer Fürſten ſelbſt
zu gehn. Bei dem Churfürſten von Mainz, der in Halle
reſidirte, kamen Herzog Georg von Sachſen und Herzog
Heinrich von Braunſchweig zuſammen: in denſelben Tagen
finden wir ſie nochmals zu Leipzig, zugleich mit dem Bi-
ſchof von Straßburg: und auch ſie beſchloſſen, ſich an den
Kaiſer zu wenden. Sie ſtellten ihm vor, bei dem unauf-
hörlichen Fortgange „der verdammten lutheriſchen Lehre“
ſey nichts als eine Wiederholung des Aufruhrs, ja ein off-
ner Krieg zwiſchen den Fürſten und Herrn ſelbſt zu er-
warten: auch ſie ſuche man täglich auf die lutheriſche Seite
zu ziehen: da das in Güte nichts helfe, ſo ſcheine es als wolle
man ſie durch ein Aufwiegeln der Unterthanen mit Gewalt
dazu nöthigen. Hiegegen riefen ſie nun die Unterſtützung
des Kaiſers an. 2 Unmittelbar von der Verſammlung be-
gab ſich Herzog Heinrich von Braunſchweig nach Spanien,
um das Gewicht perſönlicher Anweſenheit in die Wag-
ſchale zu werfen.

So rüſtete ſich alles zu dem entſcheidenden Kampfe.

1 Schreiben des Grafen Albrecht von Mansfeld, der eine Co-
pie des Bundes einſandte, an den Churfuͤrſten von Sachſen im Weim.
A. Schreiben von Waldenfels an Vogler bei v. d. Lith p. 160.
2 Excerpt aus einem zu Leipzig verfaßten Gutachten bei Schmidt
Deutſche Geſchichte VIII, 202. Doch weiß ich nicht, ob man eher
in Leipzig oder eher in Halle war.
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[247/0257] Verbindung der Katholiſchen. noch mehr ſeyen ſie auch in Zukunft zu leiſten erbötig, aber dafür müſſe man ſie auch bei den hergebrachten Gerechtſamen ſchützen. Sie meinten, es ſey wohl am rathſamſten, einige nicht abgefallene Fürſten, welche ſie ſogleich nahmhaft mach- ten, 1 mit dieſem Schutze zu beauftragen. Dahin ſchienen auch die Wünſche dieſer Fürſten ſelbſt zu gehn. Bei dem Churfürſten von Mainz, der in Halle reſidirte, kamen Herzog Georg von Sachſen und Herzog Heinrich von Braunſchweig zuſammen: in denſelben Tagen finden wir ſie nochmals zu Leipzig, zugleich mit dem Bi- ſchof von Straßburg: und auch ſie beſchloſſen, ſich an den Kaiſer zu wenden. Sie ſtellten ihm vor, bei dem unauf- hörlichen Fortgange „der verdammten lutheriſchen Lehre“ ſey nichts als eine Wiederholung des Aufruhrs, ja ein off- ner Krieg zwiſchen den Fürſten und Herrn ſelbſt zu er- warten: auch ſie ſuche man täglich auf die lutheriſche Seite zu ziehen: da das in Güte nichts helfe, ſo ſcheine es als wolle man ſie durch ein Aufwiegeln der Unterthanen mit Gewalt dazu nöthigen. Hiegegen riefen ſie nun die Unterſtützung des Kaiſers an. 2 Unmittelbar von der Verſammlung be- gab ſich Herzog Heinrich von Braunſchweig nach Spanien, um das Gewicht perſönlicher Anweſenheit in die Wag- ſchale zu werfen. So rüſtete ſich alles zu dem entſcheidenden Kampfe. 1 Schreiben des Grafen Albrecht von Mansfeld, der eine Co- pie des Bundes einſandte, an den Churfuͤrſten von Sachſen im Weim. A. Schreiben von Waldenfels an Vogler bei v. d. Lith p. 160. 2 Excerpt aus einem zu Leipzig verfaßten Gutachten bei Schmidt Deutſche Geſchichte VIII, 202. Doch weiß ich nicht, ob man eher in Leipzig oder eher in Halle war.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/257>, abgerufen am 29.04.2024.