Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.Viertes Buch. Fünftes Capitel. so leichtfertig entziehen dürfe. Die Landschaft forderte ihnauf, ihr Verderben und Unvermögen zu beherzigen und ihr einen ewigen Frieden zu verschaffen -- ihr Prediger des reinen Gotteswortes zu vergönnen, und alles abzustellen was dem- selben entgegen sey. Höchst wahrscheinlich verstand sie dar- unter auch die Gelübde des Ordens: 1 -- Albrecht war, ob- gleich er noch an sich hielt, in seinem Herzen ohne Zweifel entschlossen was er thun wollte, als er neue Unterhandlun- gen mit Polen anknüpfte. In Polen hatte der Reichstag von Petricau so eben Da kam es nun dem Markgrafen Albrecht sehr zu 1 "Sind darum aus geistlichem Suchen und Begern derselben Landschaft zw dieser Verenderung und Vertrag mit der Kron Polen kommen." (Antwort Albrechts auf das Anbringen des sächsischen Gesandten Grefendorf. W. A.) 2 Literae regiae ad sedem apostolicam: alioquin haec tra-
goedia nullum unquam finem habere potuisset, praesertim cum subditi mei omnes a me exigerent modis omnibus neque ab hoc instituto dimoveri potuerint in conventu generali regni mei no- vissimo vel cogendum tandem magistrum Prussiae ad praestan- dam obedientiam et omagium mihi et regno meo debitum vel il- lum ac ordinem ex terris illis exturbandum. Viertes Buch. Fuͤnftes Capitel. ſo leichtfertig entziehen dürfe. Die Landſchaft forderte ihnauf, ihr Verderben und Unvermögen zu beherzigen und ihr einen ewigen Frieden zu verſchaffen — ihr Prediger des reinen Gotteswortes zu vergönnen, und alles abzuſtellen was dem- ſelben entgegen ſey. Höchſt wahrſcheinlich verſtand ſie dar- unter auch die Gelübde des Ordens: 1 — Albrecht war, ob- gleich er noch an ſich hielt, in ſeinem Herzen ohne Zweifel entſchloſſen was er thun wollte, als er neue Unterhandlun- gen mit Polen anknüpfte. In Polen hatte der Reichstag von Petricau ſo eben Da kam es nun dem Markgrafen Albrecht ſehr zu 1 „Sind darum aus geiſtlichem Suchen und Begern derſelben Landſchaft zw dieſer Verenderung und Vertrag mit der Kron Polen kommen.“ (Antwort Albrechts auf das Anbringen des ſaͤchſiſchen Geſandten Grefendorf. W. A.) 2 Literae regiae ad sedem apostolicam: alioquin haec tra-
goedia nullum unquam finem habere potuisset, praesertim cum subditi mei omnes a me exigerent modis omnibus neque ab hoc instituto dimoveri potuerint in conventu generali regni mei no- vissimo vel cogendum tandem magistrum Prussiae ad praestan- dam obedientiam et omagium mihi et regno meo debitum vel il- lum ac ordinem ex terris illis exturbandum. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0482" n="472"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Viertes Buch. Fuͤnftes Capitel</hi>.</fw><lb/> ſo leichtfertig entziehen dürfe. Die Landſchaft forderte ihn<lb/> auf, ihr Verderben und Unvermögen zu beherzigen und ihr<lb/> einen ewigen Frieden zu verſchaffen — ihr Prediger des reinen<lb/> Gotteswortes zu vergönnen, und alles abzuſtellen was dem-<lb/> ſelben entgegen ſey. Höchſt wahrſcheinlich verſtand ſie dar-<lb/> unter auch die Gelübde des Ordens: <note place="foot" n="1">„Sind darum aus geiſtlichem Suchen und Begern derſelben<lb/> Landſchaft zw dieſer Verenderung und Vertrag mit der Kron Polen<lb/> kommen.“ (Antwort Albrechts auf das Anbringen des ſaͤchſiſchen<lb/> Geſandten Grefendorf. W. A.)</note> — Albrecht war, ob-<lb/> gleich er noch an ſich hielt, in ſeinem Herzen ohne Zweifel<lb/> entſchloſſen was er thun wollte, als er neue Unterhandlun-<lb/> gen mit Polen anknüpfte.</p><lb/> <p>In Polen hatte der Reichstag von Petricau ſo eben<lb/> den Beſchluß gefaßt, daß der Hochmeiſter entweder huldi-<lb/> gen oder ſammt ſeinem Orden aus Preußen vertrieben wer-<lb/> den müſſe. <note place="foot" n="2"><hi rendition="#aq">Literae regiae ad sedem apostolicam: alioquin haec tra-<lb/> goedia nullum unquam finem habere potuisset, praesertim cum<lb/> subditi mei omnes a me exigerent modis omnibus neque ab hoc<lb/> instituto dimoveri potuerint in conventu generali regni mei no-<lb/> vissimo vel cogendum tandem magistrum Prussiae ad praestan-<lb/> dam obedientiam et omagium mihi et regno meo debitum vel il-<lb/> lum ac ordinem ex terris illis exturbandum.</hi></note></p><lb/> <p>Da kam es nun dem Markgrafen Albrecht ſehr zu<lb/> Statten, daß er in Schleſien, welches ſich in allen bishe-<lb/> rigen Irrungen an den König gehalten, ein paar der näch-<lb/> ſten Verwandten hatte, ſeinen Bruder Markgraf Georg,<lb/> und ſeinen Schwager Friedrich von Liegnitz, beide eben<lb/> wie er Neffen des Königs, die es übernahmen, ihn mit<lb/> demſelben wieder auszuſöhnen, und ihm günſtige Bedingun-<lb/> gen zu verſchaffen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [472/0482]
Viertes Buch. Fuͤnftes Capitel.
ſo leichtfertig entziehen dürfe. Die Landſchaft forderte ihn
auf, ihr Verderben und Unvermögen zu beherzigen und ihr
einen ewigen Frieden zu verſchaffen — ihr Prediger des reinen
Gotteswortes zu vergönnen, und alles abzuſtellen was dem-
ſelben entgegen ſey. Höchſt wahrſcheinlich verſtand ſie dar-
unter auch die Gelübde des Ordens: 1 — Albrecht war, ob-
gleich er noch an ſich hielt, in ſeinem Herzen ohne Zweifel
entſchloſſen was er thun wollte, als er neue Unterhandlun-
gen mit Polen anknüpfte.
In Polen hatte der Reichstag von Petricau ſo eben
den Beſchluß gefaßt, daß der Hochmeiſter entweder huldi-
gen oder ſammt ſeinem Orden aus Preußen vertrieben wer-
den müſſe. 2
Da kam es nun dem Markgrafen Albrecht ſehr zu
Statten, daß er in Schleſien, welches ſich in allen bishe-
rigen Irrungen an den König gehalten, ein paar der näch-
ſten Verwandten hatte, ſeinen Bruder Markgraf Georg,
und ſeinen Schwager Friedrich von Liegnitz, beide eben
wie er Neffen des Königs, die es übernahmen, ihn mit
demſelben wieder auszuſöhnen, und ihm günſtige Bedingun-
gen zu verſchaffen.
1 „Sind darum aus geiſtlichem Suchen und Begern derſelben
Landſchaft zw dieſer Verenderung und Vertrag mit der Kron Polen
kommen.“ (Antwort Albrechts auf das Anbringen des ſaͤchſiſchen
Geſandten Grefendorf. W. A.)
2 Literae regiae ad sedem apostolicam: alioquin haec tra-
goedia nullum unquam finem habere potuisset, praesertim cum
subditi mei omnes a me exigerent modis omnibus neque ab hoc
instituto dimoveri potuerint in conventu generali regni mei no-
vissimo vel cogendum tandem magistrum Prussiae ad praestan-
dam obedientiam et omagium mihi et regno meo debitum vel il-
lum ac ordinem ex terris illis exturbandum.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |