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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Bündniß gegen die Osmanen.

Unter den Gründen, die er dafür angiebt, ist auch der,
daß man erst die in Deutschland ausgebrochenen kirchlichen
Streitigkeiten zu beruhigen suchen müsse, wozu sowohl von
dem Kaiser als dem römischen König Hofnung gemacht werde. 1

In der That übernahm der Kaiser, festhaltend an den
wesentlichern Tendenzen seiner Politik, und zwar, wie er ver-
sichert, mit Einwilligung des Papstes, noch einen Versuch
zu machen, um die vom Glauben Abgewichenen in Güte
herbeizubringen, und hierin so weit zu gehn wie möglich,
so viel Mühe darauf zu wenden wie möglich. Er fügt
hinzu, auch König Franz sey in Aiguesmortes diesem Be-
schlusse beigetreten. 2

Ich glaube nicht zu irren, wenn ich annehme, daß da-
gegen vorläufige Verabredungen gegen König Heinrich VIII
getroffen worden.

Zunächst jedoch gieng die große Intention wider die
Osmanen: Franz I nahm an derselben noch nicht Theil;
aber auch schon dadurch war etwas erreicht, daß er sich ent-
schloß sie nicht zu hindern.

Als sich Suleiman im Sommer 1538 erhob um Pe-
ter Raresch
zu züchtigen, der nicht übel Lust zu haben schien
sich an die christlichen Mächte anzuschließen und Zapolya
hierüber schon für sich selbst zu fürchten anfieng, eilten deut-
sche und spanische Truppen herbei um ihn zu unterstützen. 3


1 Causae propter quas S. D. prorogat celebrationem Con-
cilii.
Bei Ribier I, 169.
2 Instruction an Lunden: "selon que avez entendu la re-
solution prinse tant a Nyce avec nre st. pere que depuis en
Aiguesmortes avec le roi tres chretien nre tres cher et bon frere,
qu'est en effect de retirer par doulceur les dits devoyez si avant
que faire se pourra et y travailler jusqu'a l'extreme du possible."
3 Hammer III. Isthuanffius, lib. XIII, p. 137.
Buͤndniß gegen die Osmanen.

Unter den Gründen, die er dafür angiebt, iſt auch der,
daß man erſt die in Deutſchland ausgebrochenen kirchlichen
Streitigkeiten zu beruhigen ſuchen müſſe, wozu ſowohl von
dem Kaiſer als dem römiſchen König Hofnung gemacht werde. 1

In der That übernahm der Kaiſer, feſthaltend an den
weſentlichern Tendenzen ſeiner Politik, und zwar, wie er ver-
ſichert, mit Einwilligung des Papſtes, noch einen Verſuch
zu machen, um die vom Glauben Abgewichenen in Güte
herbeizubringen, und hierin ſo weit zu gehn wie möglich,
ſo viel Mühe darauf zu wenden wie möglich. Er fügt
hinzu, auch König Franz ſey in Aiguesmortes dieſem Be-
ſchluſſe beigetreten. 2

Ich glaube nicht zu irren, wenn ich annehme, daß da-
gegen vorläufige Verabredungen gegen König Heinrich VIII
getroffen worden.

Zunächſt jedoch gieng die große Intention wider die
Osmanen: Franz I nahm an derſelben noch nicht Theil;
aber auch ſchon dadurch war etwas erreicht, daß er ſich ent-
ſchloß ſie nicht zu hindern.

Als ſich Suleiman im Sommer 1538 erhob um Pe-
ter Rareſch
zu züchtigen, der nicht übel Luſt zu haben ſchien
ſich an die chriſtlichen Mächte anzuſchließen und Zapolya
hierüber ſchon für ſich ſelbſt zu fürchten anfieng, eilten deut-
ſche und ſpaniſche Truppen herbei um ihn zu unterſtützen. 3


1 Causae propter quas S. D. prorogat celebrationem Con-
cilii.
Bei Ribier I, 169.
2 Inſtruction an Lunden: „selon que avez entendu la re-
solution prinse tant a Nyce avec nre st. pere que depuis en
Aiguesmortes avec le roi tres chretien nre très cher et bon frere,
qu’est en effect de retirer par doulceur les dits devoyez si avant
que faire se pourra et y travailler jusqu’à l’extreme du possible.“
3 Hammer III. Iſthuanffius, lib. XIII, p. 137.
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[121/0133] Buͤndniß gegen die Osmanen. Unter den Gründen, die er dafür angiebt, iſt auch der, daß man erſt die in Deutſchland ausgebrochenen kirchlichen Streitigkeiten zu beruhigen ſuchen müſſe, wozu ſowohl von dem Kaiſer als dem römiſchen König Hofnung gemacht werde. 1 In der That übernahm der Kaiſer, feſthaltend an den weſentlichern Tendenzen ſeiner Politik, und zwar, wie er ver- ſichert, mit Einwilligung des Papſtes, noch einen Verſuch zu machen, um die vom Glauben Abgewichenen in Güte herbeizubringen, und hierin ſo weit zu gehn wie möglich, ſo viel Mühe darauf zu wenden wie möglich. Er fügt hinzu, auch König Franz ſey in Aiguesmortes dieſem Be- ſchluſſe beigetreten. 2 Ich glaube nicht zu irren, wenn ich annehme, daß da- gegen vorläufige Verabredungen gegen König Heinrich VIII getroffen worden. Zunächſt jedoch gieng die große Intention wider die Osmanen: Franz I nahm an derſelben noch nicht Theil; aber auch ſchon dadurch war etwas erreicht, daß er ſich ent- ſchloß ſie nicht zu hindern. Als ſich Suleiman im Sommer 1538 erhob um Pe- ter Rareſch zu züchtigen, der nicht übel Luſt zu haben ſchien ſich an die chriſtlichen Mächte anzuſchließen und Zapolya hierüber ſchon für ſich ſelbſt zu fürchten anfieng, eilten deut- ſche und ſpaniſche Truppen herbei um ihn zu unterſtützen. 3 1 Causae propter quas S. D. prorogat celebrationem Con- cilii. Bei Ribier I, 169. 2 Inſtruction an Lunden: „selon que avez entendu la re- solution prinse tant a Nyce avec nre st. pere que depuis en Aiguesmortes avec le roi tres chretien nre très cher et bon frere, qu’est en effect de retirer par doulceur les dits devoyez si avant que faire se pourra et y travailler jusqu’à l’extreme du possible.“ 3 Hammer III. Iſthuanffius, lib. XIII, p. 137.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/133>, abgerufen am 24.04.2024.