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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

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Neuntes Capitel.
Fortschritte des Protestantismus im südlichen und
westlichen Deutschland.

Unter diesen Umständen, bei der guten Verbindung der
Häupter des schmalkaldischen Bundes mit dem Kaiser, dem
innern Zerfall der alten Majorität, hatte das Prinzip der
kirchlichen Reform, das stärkste Element des geistigen Lebens,
von Jahr zu Jahr immer weiter um sich gegriffen.

Es würde hier nicht am Orte seyn, die Durchführung
der religiösen Umwandlung an jeder Stelle wo sie begonnen
war, im Einzelnen zu begleiten: die Thätigkeit des Dr Bu-
genhagen
in dem wolfenbüttelschen Fürstenthum, der auch
dort eine Kirchenordnung einführte; den unermüdeten Eifer
den die Herzogin von Calenberg bewies: -- ein recht schö-
nes Denkmal evangelisch-fürstlicher Gesinnung ist die Unter-
weisung die sie am Neujahrstag 1545 ihrem Sohne Erich
übergab; -- die Nachfolge welche diese Beispiele in benach-
barten Herrschaften und Städten fanden, z. B. in Hildes-
heim
1542, in Bentheim 1544; unsre Aufmerksamkeit ist
vielmehr auf diejenigen Puncte gerichtet wo die kirchliche
Neuerung noch energischen Widerstand fand, oder mit der
Macht ihrer alten Widersacher zusammenstieß.


Ranke D. Gesch. IV. 21
Neuntes Capitel.
Fortſchritte des Proteſtantismus im ſüdlichen und
weſtlichen Deutſchland.

Unter dieſen Umſtänden, bei der guten Verbindung der
Häupter des ſchmalkaldiſchen Bundes mit dem Kaiſer, dem
innern Zerfall der alten Majorität, hatte das Prinzip der
kirchlichen Reform, das ſtärkſte Element des geiſtigen Lebens,
von Jahr zu Jahr immer weiter um ſich gegriffen.

Es würde hier nicht am Orte ſeyn, die Durchführung
der religiöſen Umwandlung an jeder Stelle wo ſie begonnen
war, im Einzelnen zu begleiten: die Thätigkeit des Dr Bu-
genhagen
in dem wolfenbüttelſchen Fürſtenthum, der auch
dort eine Kirchenordnung einführte; den unermüdeten Eifer
den die Herzogin von Calenberg bewies: — ein recht ſchö-
nes Denkmal evangeliſch-fürſtlicher Geſinnung iſt die Unter-
weiſung die ſie am Neujahrstag 1545 ihrem Sohne Erich
übergab; — die Nachfolge welche dieſe Beiſpiele in benach-
barten Herrſchaften und Städten fanden, z. B. in Hildes-
heim
1542, in Bentheim 1544; unſre Aufmerkſamkeit iſt
vielmehr auf diejenigen Puncte gerichtet wo die kirchliche
Neuerung noch energiſchen Widerſtand fand, oder mit der
Macht ihrer alten Widerſacher zuſammenſtieß.


Ranke D. Geſch. IV. 21
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[[321]/0333] Neuntes Capitel. Fortſchritte des Proteſtantismus im ſüdlichen und weſtlichen Deutſchland. Unter dieſen Umſtänden, bei der guten Verbindung der Häupter des ſchmalkaldiſchen Bundes mit dem Kaiſer, dem innern Zerfall der alten Majorität, hatte das Prinzip der kirchlichen Reform, das ſtärkſte Element des geiſtigen Lebens, von Jahr zu Jahr immer weiter um ſich gegriffen. Es würde hier nicht am Orte ſeyn, die Durchführung der religiöſen Umwandlung an jeder Stelle wo ſie begonnen war, im Einzelnen zu begleiten: die Thätigkeit des Dr Bu- genhagen in dem wolfenbüttelſchen Fürſtenthum, der auch dort eine Kirchenordnung einführte; den unermüdeten Eifer den die Herzogin von Calenberg bewies: — ein recht ſchö- nes Denkmal evangeliſch-fürſtlicher Geſinnung iſt die Unter- weiſung die ſie am Neujahrstag 1545 ihrem Sohne Erich übergab; — die Nachfolge welche dieſe Beiſpiele in benach- barten Herrſchaften und Städten fanden, z. B. in Hildes- heim 1542, in Bentheim 1544; unſre Aufmerkſamkeit iſt vielmehr auf diejenigen Puncte gerichtet wo die kirchliche Neuerung noch energiſchen Widerſtand fand, oder mit der Macht ihrer alten Widerſacher zuſammenſtieß. Ranke D. Geſch. IV. 21

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. [321]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/333>, abgerufen am 25.04.2024.