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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843.

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Beruhigung deutscher Territorien.
oder auch nur Gefährdeten von allen Andern unverzügliche
Hülfe bis auf den Betrag eines doppelten Römermonats
geleistet werden sollte.

Das war jedoch nicht mehr zu befürchten. Kriegsban-
denführer konnten sich vielleicht für Frankreich erheben; da-
gegen war eine nachhaltige Verbindung eines mächtigen Für-
sten mit diesem Lande jetzt nicht mehr zu besorgen.

Nach alle dem was geschehen, und worüber man sich
vereinigt, hatte Keiner mehr weder die alten Antriebe einen
Bund dieser Art einzugehn, noch auch Aussicht dadurch et-
was zu erreichen.

Da aber der Kaiser hiezu nur wenig beigetragen, und
auch er seinerseits des Reiches nicht mehr mächtig war, so
geschah daß das Schwanken der allgemeinen Verhältnisse
Deutschland überhaupt nicht mehr so unmittelbar berührte
und ergreifen konnte wie bisher. Es blieb mehr sich selber
überlassen.

Und hiedurch waren die Dinge so weit gereift, daß man
daran denken durfte, endlich auch die große Frage, von der
die allgemeine Unruhe hauptsächlich ihren Ursprung genom-
men, die religiöse, zur Entscheidung zu bringen.


Beruhigung deutſcher Territorien.
oder auch nur Gefährdeten von allen Andern unverzügliche
Hülfe bis auf den Betrag eines doppelten Römermonats
geleiſtet werden ſollte.

Das war jedoch nicht mehr zu befürchten. Kriegsban-
denführer konnten ſich vielleicht für Frankreich erheben; da-
gegen war eine nachhaltige Verbindung eines mächtigen Für-
ſten mit dieſem Lande jetzt nicht mehr zu beſorgen.

Nach alle dem was geſchehen, und worüber man ſich
vereinigt, hatte Keiner mehr weder die alten Antriebe einen
Bund dieſer Art einzugehn, noch auch Ausſicht dadurch et-
was zu erreichen.

Da aber der Kaiſer hiezu nur wenig beigetragen, und
auch er ſeinerſeits des Reiches nicht mehr mächtig war, ſo
geſchah daß das Schwanken der allgemeinen Verhältniſſe
Deutſchland überhaupt nicht mehr ſo unmittelbar berührte
und ergreifen konnte wie bisher. Es blieb mehr ſich ſelber
überlaſſen.

Und hiedurch waren die Dinge ſo weit gereift, daß man
daran denken durfte, endlich auch die große Frage, von der
die allgemeine Unruhe hauptſächlich ihren Urſprung genom-
men, die religiöſe, zur Entſcheidung zu bringen.


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[351/0363] Beruhigung deutſcher Territorien. oder auch nur Gefährdeten von allen Andern unverzügliche Hülfe bis auf den Betrag eines doppelten Römermonats geleiſtet werden ſollte. Das war jedoch nicht mehr zu befürchten. Kriegsban- denführer konnten ſich vielleicht für Frankreich erheben; da- gegen war eine nachhaltige Verbindung eines mächtigen Für- ſten mit dieſem Lande jetzt nicht mehr zu beſorgen. Nach alle dem was geſchehen, und worüber man ſich vereinigt, hatte Keiner mehr weder die alten Antriebe einen Bund dieſer Art einzugehn, noch auch Ausſicht dadurch et- was zu erreichen. Da aber der Kaiſer hiezu nur wenig beigetragen, und auch er ſeinerſeits des Reiches nicht mehr mächtig war, ſo geſchah daß das Schwanken der allgemeinen Verhältniſſe Deutſchland überhaupt nicht mehr ſo unmittelbar berührte und ergreifen konnte wie bisher. Es blieb mehr ſich ſelber überlaſſen. Und hiedurch waren die Dinge ſo weit gereift, daß man daran denken durfte, endlich auch die große Frage, von der die allgemeine Unruhe hauptſächlich ihren Urſprung genom- men, die religiöſe, zur Entſcheidung zu bringen.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/363>, abgerufen am 25.04.2024.