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Reichardt, Christian: Universal-Register über die Sechs Theile des Land- und Garten-Schatzes. Erfurt, 1762.

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Vorrede.
in allen Reichen der Natur herrschet, auch
unter den Blumen und Kräutern hervorbli-
cken lassen. Wir mögen uns den Anfang
und die Veränderungen unsers Erdbodens
aus einem Gesichtspunkte vorstellen, aus
welchen wir wollen: so bleibt allemal ausge-
macht, daß diese grosse Manchfaltigkeit von
Blumen anfänglich in einer schönen Unord-
nung und ohne Unterschied gewachsen, und
daß dem Menschen der Begrif eines Gar-
tens ursprünglich unbekannt gewesen.

So sehr auch diese scheinbare Nachläßig-
keit der Natur den weisen Absichten eines un-
endlichen Wesens gemäs ist; so fiel es doch
den eingeschränkten Kräften endlicher Wesen
sehr schwer, wo nicht gar unmöglich, bey die-
ser unzähligen Menge das Brauchbare von
den Unnützen, das Schöne von dem weniger
Schönen und Schlechten abzusondern. Es

wer-

Vorrede.
in allen Reichen der Natur herrſchet, auch
unter den Blumen und Kraͤutern hervorbli-
cken laſſen. Wir moͤgen uns den Anfang
und die Veraͤnderungen unſers Erdbodens
aus einem Geſichtspunkte vorſtellen, aus
welchen wir wollen: ſo bleibt allemal ausge-
macht, daß dieſe groſſe Manchfaltigkeit von
Blumen anfaͤnglich in einer ſchoͤnen Unord-
nung und ohne Unterſchied gewachſen, und
daß dem Menſchen der Begrif eines Gar-
tens urſpruͤnglich unbekannt geweſen.

So ſehr auch dieſe ſcheinbare Nachlaͤßig-
keit der Natur den weiſen Abſichten eines un-
endlichen Weſens gemaͤs iſt; ſo fiel es doch
den eingeſchraͤnkten Kraͤften endlicher Weſen
ſehr ſchwer, wo nicht gar unmoͤglich, bey die-
ſer unzaͤhligen Menge das Brauchbare von
den Unnuͤtzen, das Schoͤne von dem weniger
Schoͤnen und Schlechten abzuſondern. Es

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[0006] Vorrede. in allen Reichen der Natur herrſchet, auch unter den Blumen und Kraͤutern hervorbli- cken laſſen. Wir moͤgen uns den Anfang und die Veraͤnderungen unſers Erdbodens aus einem Geſichtspunkte vorſtellen, aus welchen wir wollen: ſo bleibt allemal ausge- macht, daß dieſe groſſe Manchfaltigkeit von Blumen anfaͤnglich in einer ſchoͤnen Unord- nung und ohne Unterſchied gewachſen, und daß dem Menſchen der Begrif eines Gar- tens urſpruͤnglich unbekannt geweſen. So ſehr auch dieſe ſcheinbare Nachlaͤßig- keit der Natur den weiſen Abſichten eines un- endlichen Weſens gemaͤs iſt; ſo fiel es doch den eingeſchraͤnkten Kraͤften endlicher Weſen ſehr ſchwer, wo nicht gar unmoͤglich, bey die- ſer unzaͤhligen Menge das Brauchbare von den Unnuͤtzen, das Schoͤne von dem weniger Schoͤnen und Schlechten abzuſondern. Es wer-

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Universal-Register über die Sechs Theile des Land- und Garten-Schatzes. Erfurt, 1762, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz07_1762/6>, abgerufen am 16.04.2024.