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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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2. Nährpflanzen.
verdoppelt worden, ohne dass Production und Consum dadurch sich
vermindert haben. Obige Menge und Steuer vertheilte sich wie folgt:

[Tabelle]

5) Ame ist ein unreiner Stärkezucker, vermischt mit Dextrin und
Wasser, welcher in zweierlei Zuständen in den Handel kommt, näm-
lich einmal unter dem Namen Midzu-ame (Wasser- oder flüssiger
Ame) mit grösserem Wassergehalte als ein sehr zäher gelber Syrup,
und sodann als Ame, eine in hohem Grade elastische, teigartige Masse,
welche in runde oder prismatische Stangen gezogen und als beliebte
Leckerei eine grosse Anziehungskraft auf die Kinder ausübt, nament-
lich dann, wenn der in den Strassen umherziehende Händler zugleich
Künstler ist und aus der weissen oder gefärbten und etwas erwärmten
plastischen Masse allerlei Figuren formt. Sobald der Ton des Glöck-
chens oder einer Triangel, welche er in der Hand hält, und der Ruf
"Amai! Amai!" d. h. "Süsses! Süsses!, oder "Amai to karai" (Süsses
und Scharfes), oder irgend ein anderer wohlbekannter ertönt, ist er
eines ansehnlichen Gefolges sicher.

Im Haushalte ersetzt Midzu-ame vielfach den Zucker und findet
mancherlei Verwendung. Auch dient er in der Färberei und zur Dar-
stellung von Mirin. Die beste Sorte ist von klarer, gelber Farbe,
wird gewöhnlich von ital. Hirse bereitet und desshalb Awa-no-midzu-
ame genannt.

Ame und Midzu-ame wird aus ital. Hirse (Awa), Kleb- oder
Kuchenreis (Machi-gome) oder gewöhnlichem Reis (Uruchi) bereitet.
Die Darstellung hat R. W. Atkinson*) in eingehender Weise mit-
getheilt, so dass ich hier darauf verweisen und mich mit dem wesent-
lichsten derselben begnügen kann.

Das Getreide wird zunächst in kaltes Wasser zum Aufquellen ein-

*) Transactions As. Soc. Japan Vol. VII pag. 313--322.

2. Nährpflanzen.
verdoppelt worden, ohne dass Production und Consum dadurch sich
vermindert haben. Obige Menge und Steuer vertheilte sich wie folgt:

[Tabelle]

5) Ame ist ein unreiner Stärkezucker, vermischt mit Dextrin und
Wasser, welcher in zweierlei Zuständen in den Handel kommt, näm-
lich einmal unter dem Namen Midzu-ame (Wasser- oder flüssiger
Ame) mit grösserem Wassergehalte als ein sehr zäher gelber Syrup,
und sodann als Ame, eine in hohem Grade elastische, teigartige Masse,
welche in runde oder prismatische Stangen gezogen und als beliebte
Leckerei eine grosse Anziehungskraft auf die Kinder ausübt, nament-
lich dann, wenn der in den Strassen umherziehende Händler zugleich
Künstler ist und aus der weissen oder gefärbten und etwas erwärmten
plastischen Masse allerlei Figuren formt. Sobald der Ton des Glöck-
chens oder einer Triangel, welche er in der Hand hält, und der Ruf
»Amai! Amai!« d. h. »Süsses! Süsses!, oder »Amai to karai« (Süsses
und Scharfes), oder irgend ein anderer wohlbekannter ertönt, ist er
eines ansehnlichen Gefolges sicher.

Im Haushalte ersetzt Midzu-ame vielfach den Zucker und findet
mancherlei Verwendung. Auch dient er in der Färberei und zur Dar-
stellung von Mirin. Die beste Sorte ist von klarer, gelber Farbe,
wird gewöhnlich von ital. Hirse bereitet und desshalb Awa-no-midzu-
ame genannt.

Ame und Midzu-ame wird aus ital. Hirse (Awa), Kleb- oder
Kuchenreis (Machi-gome) oder gewöhnlichem Reis (Uruchi) bereitet.
Die Darstellung hat R. W. Atkinson*) in eingehender Weise mit-
getheilt, so dass ich hier darauf verweisen und mich mit dem wesent-
lichsten derselben begnügen kann.

Das Getreide wird zunächst in kaltes Wasser zum Aufquellen ein-

*) Transactions As. Soc. Japan Vol. VII pag. 313—322.
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[121/0141] 2. Nährpflanzen. verdoppelt worden, ohne dass Production und Consum dadurch sich vermindert haben. Obige Menge und Steuer vertheilte sich wie folgt: 5) Ame ist ein unreiner Stärkezucker, vermischt mit Dextrin und Wasser, welcher in zweierlei Zuständen in den Handel kommt, näm- lich einmal unter dem Namen Midzu-ame (Wasser- oder flüssiger Ame) mit grösserem Wassergehalte als ein sehr zäher gelber Syrup, und sodann als Ame, eine in hohem Grade elastische, teigartige Masse, welche in runde oder prismatische Stangen gezogen und als beliebte Leckerei eine grosse Anziehungskraft auf die Kinder ausübt, nament- lich dann, wenn der in den Strassen umherziehende Händler zugleich Künstler ist und aus der weissen oder gefärbten und etwas erwärmten plastischen Masse allerlei Figuren formt. Sobald der Ton des Glöck- chens oder einer Triangel, welche er in der Hand hält, und der Ruf »Amai! Amai!« d. h. »Süsses! Süsses!, oder »Amai to karai« (Süsses und Scharfes), oder irgend ein anderer wohlbekannter ertönt, ist er eines ansehnlichen Gefolges sicher. Im Haushalte ersetzt Midzu-ame vielfach den Zucker und findet mancherlei Verwendung. Auch dient er in der Färberei und zur Dar- stellung von Mirin. Die beste Sorte ist von klarer, gelber Farbe, wird gewöhnlich von ital. Hirse bereitet und desshalb Awa-no-midzu- ame genannt. Ame und Midzu-ame wird aus ital. Hirse (Awa), Kleb- oder Kuchenreis (Machi-gome) oder gewöhnlichem Reis (Uruchi) bereitet. Die Darstellung hat R. W. Atkinson *) in eingehender Weise mit- getheilt, so dass ich hier darauf verweisen und mich mit dem wesent- lichsten derselben begnügen kann. Das Getreide wird zunächst in kaltes Wasser zum Aufquellen ein- *) Transactions As. Soc. Japan Vol. VII pag. 313—322.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/141>, abgerufen am 28.03.2024.