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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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6. Eigenschaften und Verwendung der wichtigeren Waldbäume etc.

130. Ternstroemia japonica Thunb., jap. Moku-koku (sprich
Mokkoku). Es ist ein ziemlich grosser Strauch, den man im südlichen
Japan wildwachsend, sonst aber auch vielfach in Gärten und Tempel-
hainen angebaut findet. In letzteren spielt er die gleiche Rolle, wie
die folgende Art. Mit Rücksicht hierauf und auf die Aehnlichkeit
seines hellchocoladfarbigen Holzes mit dem des Yusu (Distylium) wird
der Strauch auch Bukku-yusu, d. h. der den Hotoke oder Göttern
geweihte Yusu genannt.

131. Cleyera japonica Thunb., jap. Saka-ki. Dieser prächtige
immergrüne Strauch wächst gleich dem vorigen im wärmeren Japan
wild, findet sich aber auch häufig als beliebte Zierpflanze in Gärten
und in der Nähe der Tempel. Er spielt als heilige Pflanze im Ahnen-
cultus (Shintoismus) eine ähnliche Rolle, wie die Lotusblume und Illi-
cium religiosum S. & Z. im Buddhismus. Bei einzelnen berühmten
Tempeln, z. B. dem Kompila bei Kotohira in Sanuki bietet man Dreh-
arbeiten und Schnitzereien aus seinem Holze, so namentlich auch Ess-
stäbchen (Hashi), die Sakaki-no-hashi, feil, wie an den heiligen
Orten Palästinas Gegenstände aus Olivenholz.

132. Eurya japonica Thunb., jap. Shira-ki und Mi-sasa-gi.
Dieser im Monsungebiete Südostasiens sehr weit verbreitete Strauch
erreicht nur 3--4 m Höhe. Seine Blätter sind denen des Theestrauchs
sehr ähnlich. Oft bildet er in den Wäldern des südlichen Japan das
Unterholz, tritt aber noch häufiger unter dem Gebüsch entwaldeter
Bergabhänge auf.

133. Camellia japonica Lin., jap. Tsuba-ki (siehe auch pg. 179
und 180). Die Camellie ist im südlichen Japan überall heimisch. In
den Bergwaldungen von Kiushiu und Shikoku steigt sie als mittel-
grosser Baum zuweilen bis zur Meereshöhe von 800 m empor, in den
blattwechselnden Laubwald hinein und lässt dann fast alle andern
immergrünen Holzgewächse, mit Ausnahme der Coniferen, hinter sich.
Auf der Südostküste von Hondo begleitet sie die wintergrünen Eichen
bis zum 36. Parallel an die Yedobucht als grösserer Strauch. Endlich
finden wir die Nordgrenze ihres natürlichen Vorkommens auf Seite
des japanischen Meeres in der Hügellandschaft des nördlichen Echigo
in etwa 381/2° nördlicher Breite, wo ich sie in dem lichten Nadel-
und Buschwalde als Strauch von 1 m Höhe traf. Im südlichen Kiushiu
sind Bäume von 10 m Höhe und 1,4 m Umfang keine Seltenheit. Diese
Stärke mass ich jedoch nur bei angepflanzten Exemplaren. Auch fand
ich hier mehrmals Viscum articulatum Burm. schmarotzend auf ihren
Zweigen. Im wilden Zustande entwickelt die Camellia stets einfache
rothe Blüthen, die sich immer nur tulpenartig halb öffnen, nicht rad-

Rein, Japan. II. 20
6. Eigenschaften und Verwendung der wichtigeren Waldbäume etc.

130. Ternstroemia japonica Thunb., jap. Moku-koku (sprich
Mokkoku). Es ist ein ziemlich grosser Strauch, den man im südlichen
Japan wildwachsend, sonst aber auch vielfach in Gärten und Tempel-
hainen angebaut findet. In letzteren spielt er die gleiche Rolle, wie
die folgende Art. Mit Rücksicht hierauf und auf die Aehnlichkeit
seines hellchocoladfarbigen Holzes mit dem des Yusu (Distylium) wird
der Strauch auch Bukku-yusu, d. h. der den Hotoke oder Göttern
geweihte Yusu genannt.

131. Cleyera japonica Thunb., jap. Saka-ki. Dieser prächtige
immergrüne Strauch wächst gleich dem vorigen im wärmeren Japan
wild, findet sich aber auch häufig als beliebte Zierpflanze in Gärten
und in der Nähe der Tempel. Er spielt als heilige Pflanze im Ahnen-
cultus (Shintôismus) eine ähnliche Rolle, wie die Lotusblume und Illi-
cium religiosum S. & Z. im Buddhismus. Bei einzelnen berühmten
Tempeln, z. B. dem Kompila bei Kotohira in Sanuki bietet man Dreh-
arbeiten und Schnitzereien aus seinem Holze, so namentlich auch Ess-
stäbchen (Hashi), die Sakaki-no-hashi, feil, wie an den heiligen
Orten Palästinas Gegenstände aus Olivenholz.

132. Eurya japonica Thunb., jap. Shira-ki und Mi-sasa-gi.
Dieser im Monsungebiete Südostasiens sehr weit verbreitete Strauch
erreicht nur 3—4 m Höhe. Seine Blätter sind denen des Theestrauchs
sehr ähnlich. Oft bildet er in den Wäldern des südlichen Japan das
Unterholz, tritt aber noch häufiger unter dem Gebüsch entwaldeter
Bergabhänge auf.

133. Camellia japonica Lin., jap. Tsuba-ki (siehe auch pg. 179
und 180). Die Camellie ist im südlichen Japan überall heimisch. In
den Bergwaldungen von Kiushiu und Shikoku steigt sie als mittel-
grosser Baum zuweilen bis zur Meereshöhe von 800 m empor, in den
blattwechselnden Laubwald hinein und lässt dann fast alle andern
immergrünen Holzgewächse, mit Ausnahme der Coniferen, hinter sich.
Auf der Südostküste von Hondo begleitet sie die wintergrünen Eichen
bis zum 36. Parallel an die Yedobucht als grösserer Strauch. Endlich
finden wir die Nordgrenze ihres natürlichen Vorkommens auf Seite
des japanischen Meeres in der Hügellandschaft des nördlichen Echigo
in etwa 38½° nördlicher Breite, wo ich sie in dem lichten Nadel-
und Buschwalde als Strauch von 1 m Höhe traf. Im südlichen Kiushiu
sind Bäume von 10 m Höhe und 1,4 m Umfang keine Seltenheit. Diese
Stärke mass ich jedoch nur bei angepflanzten Exemplaren. Auch fand
ich hier mehrmals Viscum articulatum Burm. schmarotzend auf ihren
Zweigen. Im wilden Zustande entwickelt die Camellia stets einfache
rothe Blüthen, die sich immer nur tulpenartig halb öffnen, nicht rad-

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[305/0329] 6. Eigenschaften und Verwendung der wichtigeren Waldbäume etc. 130. Ternstroemia japonica Thunb., jap. Moku-koku (sprich Mokkoku). Es ist ein ziemlich grosser Strauch, den man im südlichen Japan wildwachsend, sonst aber auch vielfach in Gärten und Tempel- hainen angebaut findet. In letzteren spielt er die gleiche Rolle, wie die folgende Art. Mit Rücksicht hierauf und auf die Aehnlichkeit seines hellchocoladfarbigen Holzes mit dem des Yusu (Distylium) wird der Strauch auch Bukku-yusu, d. h. der den Hotoke oder Göttern geweihte Yusu genannt. 131. Cleyera japonica Thunb., jap. Saka-ki. Dieser prächtige immergrüne Strauch wächst gleich dem vorigen im wärmeren Japan wild, findet sich aber auch häufig als beliebte Zierpflanze in Gärten und in der Nähe der Tempel. Er spielt als heilige Pflanze im Ahnen- cultus (Shintôismus) eine ähnliche Rolle, wie die Lotusblume und Illi- cium religiosum S. & Z. im Buddhismus. Bei einzelnen berühmten Tempeln, z. B. dem Kompila bei Kotohira in Sanuki bietet man Dreh- arbeiten und Schnitzereien aus seinem Holze, so namentlich auch Ess- stäbchen (Hashi), die Sakaki-no-hashi, feil, wie an den heiligen Orten Palästinas Gegenstände aus Olivenholz. 132. Eurya japonica Thunb., jap. Shira-ki und Mi-sasa-gi. Dieser im Monsungebiete Südostasiens sehr weit verbreitete Strauch erreicht nur 3—4 m Höhe. Seine Blätter sind denen des Theestrauchs sehr ähnlich. Oft bildet er in den Wäldern des südlichen Japan das Unterholz, tritt aber noch häufiger unter dem Gebüsch entwaldeter Bergabhänge auf. 133. Camellia japonica Lin., jap. Tsuba-ki (siehe auch pg. 179 und 180). Die Camellie ist im südlichen Japan überall heimisch. In den Bergwaldungen von Kiushiu und Shikoku steigt sie als mittel- grosser Baum zuweilen bis zur Meereshöhe von 800 m empor, in den blattwechselnden Laubwald hinein und lässt dann fast alle andern immergrünen Holzgewächse, mit Ausnahme der Coniferen, hinter sich. Auf der Südostküste von Hondo begleitet sie die wintergrünen Eichen bis zum 36. Parallel an die Yedobucht als grösserer Strauch. Endlich finden wir die Nordgrenze ihres natürlichen Vorkommens auf Seite des japanischen Meeres in der Hügellandschaft des nördlichen Echigo in etwa 38½° nördlicher Breite, wo ich sie in dem lichten Nadel- und Buschwalde als Strauch von 1 m Höhe traf. Im südlichen Kiushiu sind Bäume von 10 m Höhe und 1,4 m Umfang keine Seltenheit. Diese Stärke mass ich jedoch nur bei angepflanzten Exemplaren. Auch fand ich hier mehrmals Viscum articulatum Burm. schmarotzend auf ihren Zweigen. Im wilden Zustande entwickelt die Camellia stets einfache rothe Blüthen, die sich immer nur tulpenartig halb öffnen, nicht rad- Rein, Japan. II. 20

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/329>, abgerufen am 29.03.2024.