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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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II. Montanindustrie.
aus dem weissen Marmor der letztgenannten Provinz -- derselbe wird
nahe der Küste im Norden der Hauptstadt Mito gebrochen -- bewei-
sen, dass er sich für Bildhauerzwecke vortrefflich eignet. Aus dem
bunten Marmor (Fusulinenkalk) von Akasaka in Mino werden man-
cherlei kleine Gegenstände geschliffen, darunter auch Tuschschalen.

Platten von älteren Schiefern, Seki-ban oder Date-ishi, wer-
den zum Belegen der Pfade in Gärten und Höfen, grössere hier und
da auch zum Ueberbrücken schmaler Bäche und Bewässerungsgräben
gebraucht. Eine ganz vortreffliche Verwendung findet ein graublauer
Schiefer, der nach Härte, Farbe und Strich an unsere Griffelschiefer
erinnert, zur Darstellung von Tuschschalen. Besonders bekannt ist
und gerühmt wird in dieser Beziehung der Amabata-ishi aus der
Provinz Kai, dessen Gewinnung und Verarbeitung zu den besten Tusch-
reibschalen, die ich kenne, in Folge des grossen Bedarfs, schon seit
lange viele Hände beschäftigt. Die Art des Schleifens ist ähnlich der-
jenigen des Bergkrystalls, jap. Suisho, Achats (Meno-seki) und
verwandter Halbedelsteine. Der berühmteste Fundort der Bergkrystalle
ist der Kimpu-zan in Kai, woselbst auch die schönen Zwillinge in
einzelnen unserer Sammlungen gefunden wurden; Achat, Carneol und
Chalcedon kommen in Echiu und Idzumo vor, werden dort auch ge-
schliffen. Zum Schleifen aller dieser harten Steine dient Granat-
sand
oder Kongo-sha, d. h. Sand vom Kongo-san, einem lang-
gestreckten Bergrücken in Kawachi zur Rechten des Yoshino-gawa.
Im übrigen gehört dieses Steinschleifen zum Kunstgewerbe und soll
desshalb im nächsten Abschnitt näher erörtert werden.


II. Montanindustrie.
aus dem weissen Marmor der letztgenannten Provinz — derselbe wird
nahe der Küste im Norden der Hauptstadt Mito gebrochen — bewei-
sen, dass er sich für Bildhauerzwecke vortrefflich eignet. Aus dem
bunten Marmor (Fusulinenkalk) von Akasaka in Mino werden man-
cherlei kleine Gegenstände geschliffen, darunter auch Tuschschalen.

Platten von älteren Schiefern, Seki-ban oder Date-ishi, wer-
den zum Belegen der Pfade in Gärten und Höfen, grössere hier und
da auch zum Ueberbrücken schmaler Bäche und Bewässerungsgräben
gebraucht. Eine ganz vortreffliche Verwendung findet ein graublauer
Schiefer, der nach Härte, Farbe und Strich an unsere Griffelschiefer
erinnert, zur Darstellung von Tuschschalen. Besonders bekannt ist
und gerühmt wird in dieser Beziehung der Amabata-ishi aus der
Provinz Kai, dessen Gewinnung und Verarbeitung zu den besten Tusch-
reibschalen, die ich kenne, in Folge des grossen Bedarfs, schon seit
lange viele Hände beschäftigt. Die Art des Schleifens ist ähnlich der-
jenigen des Bergkrystalls, jap. Suishô, Achats (Meno-seki) und
verwandter Halbedelsteine. Der berühmteste Fundort der Bergkrystalle
ist der Kimpu-zan in Kai, woselbst auch die schönen Zwillinge in
einzelnen unserer Sammlungen gefunden wurden; Achat, Carneol und
Chalcedon kommen in Echiu und Idzumo vor, werden dort auch ge-
schliffen. Zum Schleifen aller dieser harten Steine dient Granat-
sand
oder Kongô-sha, d. h. Sand vom Kongô-san, einem lang-
gestreckten Bergrücken in Kawachi zur Rechten des Yoshino-gawa.
Im übrigen gehört dieses Steinschleifen zum Kunstgewerbe und soll
desshalb im nächsten Abschnitt näher erörtert werden.


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[372/0396] II. Montanindustrie. aus dem weissen Marmor der letztgenannten Provinz — derselbe wird nahe der Küste im Norden der Hauptstadt Mito gebrochen — bewei- sen, dass er sich für Bildhauerzwecke vortrefflich eignet. Aus dem bunten Marmor (Fusulinenkalk) von Akasaka in Mino werden man- cherlei kleine Gegenstände geschliffen, darunter auch Tuschschalen. Platten von älteren Schiefern, Seki-ban oder Date-ishi, wer- den zum Belegen der Pfade in Gärten und Höfen, grössere hier und da auch zum Ueberbrücken schmaler Bäche und Bewässerungsgräben gebraucht. Eine ganz vortreffliche Verwendung findet ein graublauer Schiefer, der nach Härte, Farbe und Strich an unsere Griffelschiefer erinnert, zur Darstellung von Tuschschalen. Besonders bekannt ist und gerühmt wird in dieser Beziehung der Amabata-ishi aus der Provinz Kai, dessen Gewinnung und Verarbeitung zu den besten Tusch- reibschalen, die ich kenne, in Folge des grossen Bedarfs, schon seit lange viele Hände beschäftigt. Die Art des Schleifens ist ähnlich der- jenigen des Bergkrystalls, jap. Suishô, Achats (Meno-seki) und verwandter Halbedelsteine. Der berühmteste Fundort der Bergkrystalle ist der Kimpu-zan in Kai, woselbst auch die schönen Zwillinge in einzelnen unserer Sammlungen gefunden wurden; Achat, Carneol und Chalcedon kommen in Echiu und Idzumo vor, werden dort auch ge- schliffen. Zum Schleifen aller dieser harten Steine dient Granat- sand oder Kongô-sha, d. h. Sand vom Kongô-san, einem lang- gestreckten Bergrücken in Kawachi zur Rechten des Yoshino-gawa. Im übrigen gehört dieses Steinschleifen zum Kunstgewerbe und soll desshalb im nächsten Abschnitt näher erörtert werden.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/396>, abgerufen am 16.04.2024.