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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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I. Land- und Forstwirthschaft.
landt: "Die Sojabohne" entnommen, II Dwars in Transactions Ass. Soc.
of Japan Vol. VI; III wurde nach derjenigen von Keller in Nobbe's
"Landwirthschaftlichen Versuchsstationen" Bd. XXX, 1884 umgerechnet,
IX stammt von Wolff und ist aus Ollech: "Die Rückstände der Oel-
fabrikation" hierher genommen, weil sich aus dem Vergleich mit der
Sojabohne und den übrigen stärkereicheren Leguminosen ergibt, dass
das Fett gewissermaassen die Kohlenhydrate vertritt.

c. Stärkeliefernde Knollen.

Hierher rechnen wir aus der Gruppe der sogenannten Hack-
früchte
alle Gewächse, die ihrer stärkereichen Knollen oder Wurzel-
stöcke wegen gebaut werden, desgleichen aber auch alle nicht culti-
vierten Pflanzen, welche in Japan in ähnlicher Weise ihres Stärke-
gehaltes wegen zur Nahrung dienen, demnach insbesondere alle
Kartoffelarten und ihre Surrogate, welche der Japaner mit dem
Collectivnamen Imo bezeichnet. Die Artenzahl dieser Pflanzengruppe
und die Verschiedenheit ihrer mehlreichen unterirdischen Gebilde ist
grösser, als in den meisten andern Ländern der Erde. Zu den wild
wachsenden und theilweise hochgeschätzten Species, welche ohne
Zweifel schon den ältesten Bewohnern Japans ein wichtiges Nahrungs-
mittel lieferten, sind im Laufe der Zeit eine Reihe anderer, theils aus
China, theils vom Malayischen Archipel her eingeführt worden, deren
Anbau und Verwendung entweder durch die klimatischen Verhältnisse
besonders bedingt, oder durch eine eigene Geschmacksrichtung her-
vorgerufen und gefördert wurde.

Der Japaner bevorzugt vor allem die süsslich schmeckenden
Knollen mehrerer Araceen, insbesondere des Taro, sowie der Batate,
und cultiviert sie dem entsprechend in grösserem Umfang, als alle
übrigen. Folgen wir jedoch mehr der natürlichen Ordnung, so sind
hier hervorzuheben:

1) Die Lotuspflanze, jap. Hasu und Renge genannt (Nelumbo
nucifera Gaertn., Nelumbium speciosum Wild., Nymphaea nucifera L.).
Ihre Heimath ist das indische Monsungebiet, woselbst sie erst dem
Civa, später Buddha geheiligt war. Ob Buddhistische Priester sie
dann nach den Ländern des chinesischen Culturkreises verpflanzten,
oder ob sie hier bereits früher einheimisch war, ist schwer zu ergrün-
den, doch neige ich bezüglich Japans zur ersten Annahme. Sicher
findet man sie gegenwärtig sowohl in China, als auch in Japan nirgends
wild wachsend, dagegen viel in Teichen angebaut, theils ihrer herrlichen
Blüthen wegen, theils zur Gewinnung ihrer essbaren Rhizome, in Japan
Renkon genannt, oder endlich der ölreichen Nüsse halber.

I. Land- und Forstwirthschaft.
landt: »Die Sojabohne« entnommen, II Dwars in Transactions Ass. Soc.
of Japan Vol. VI; III wurde nach derjenigen von Keller in Nobbe’s
»Landwirthschaftlichen Versuchsstationen« Bd. XXX, 1884 umgerechnet,
IX stammt von Wolff und ist aus Ollech: »Die Rückstände der Oel-
fabrikation« hierher genommen, weil sich aus dem Vergleich mit der
Sojabohne und den übrigen stärkereicheren Leguminosen ergibt, dass
das Fett gewissermaassen die Kohlenhydrate vertritt.

c. Stärkeliefernde Knollen.

Hierher rechnen wir aus der Gruppe der sogenannten Hack-
früchte
alle Gewächse, die ihrer stärkereichen Knollen oder Wurzel-
stöcke wegen gebaut werden, desgleichen aber auch alle nicht culti-
vierten Pflanzen, welche in Japan in ähnlicher Weise ihres Stärke-
gehaltes wegen zur Nahrung dienen, demnach insbesondere alle
Kartoffelarten und ihre Surrogate, welche der Japaner mit dem
Collectivnamen Imo bezeichnet. Die Artenzahl dieser Pflanzengruppe
und die Verschiedenheit ihrer mehlreichen unterirdischen Gebilde ist
grösser, als in den meisten andern Ländern der Erde. Zu den wild
wachsenden und theilweise hochgeschätzten Species, welche ohne
Zweifel schon den ältesten Bewohnern Japans ein wichtiges Nahrungs-
mittel lieferten, sind im Laufe der Zeit eine Reihe anderer, theils aus
China, theils vom Malayischen Archipel her eingeführt worden, deren
Anbau und Verwendung entweder durch die klimatischen Verhältnisse
besonders bedingt, oder durch eine eigene Geschmacksrichtung her-
vorgerufen und gefördert wurde.

Der Japaner bevorzugt vor allem die süsslich schmeckenden
Knollen mehrerer Araceen, insbesondere des Taro, sowie der Batate,
und cultiviert sie dem entsprechend in grösserem Umfang, als alle
übrigen. Folgen wir jedoch mehr der natürlichen Ordnung, so sind
hier hervorzuheben:

1) Die Lotuspflanze, jap. Hasu und Renge genannt (Nelumbo
nucifera Gaertn., Nelumbium speciosum Wild., Nymphaea nucifera L.).
Ihre Heimath ist das indische Monsungebiet, woselbst sie erst dem
Çiva, später Buddha geheiligt war. Ob Buddhistische Priester sie
dann nach den Ländern des chinesischen Culturkreises verpflanzten,
oder ob sie hier bereits früher einheimisch war, ist schwer zu ergrün-
den, doch neige ich bezüglich Japans zur ersten Annahme. Sicher
findet man sie gegenwärtig sowohl in China, als auch in Japan nirgends
wild wachsend, dagegen viel in Teichen angebaut, theils ihrer herrlichen
Blüthen wegen, theils zur Gewinnung ihrer essbaren Rhizome, in Japan
Renkon genannt, oder endlich der ölreichen Nüsse halber.

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[74/0094] I. Land- und Forstwirthschaft. landt: »Die Sojabohne« entnommen, II Dwars in Transactions Ass. Soc. of Japan Vol. VI; III wurde nach derjenigen von Keller in Nobbe’s »Landwirthschaftlichen Versuchsstationen« Bd. XXX, 1884 umgerechnet, IX stammt von Wolff und ist aus Ollech: »Die Rückstände der Oel- fabrikation« hierher genommen, weil sich aus dem Vergleich mit der Sojabohne und den übrigen stärkereicheren Leguminosen ergibt, dass das Fett gewissermaassen die Kohlenhydrate vertritt. c. Stärkeliefernde Knollen. Hierher rechnen wir aus der Gruppe der sogenannten Hack- früchte alle Gewächse, die ihrer stärkereichen Knollen oder Wurzel- stöcke wegen gebaut werden, desgleichen aber auch alle nicht culti- vierten Pflanzen, welche in Japan in ähnlicher Weise ihres Stärke- gehaltes wegen zur Nahrung dienen, demnach insbesondere alle Kartoffelarten und ihre Surrogate, welche der Japaner mit dem Collectivnamen Imo bezeichnet. Die Artenzahl dieser Pflanzengruppe und die Verschiedenheit ihrer mehlreichen unterirdischen Gebilde ist grösser, als in den meisten andern Ländern der Erde. Zu den wild wachsenden und theilweise hochgeschätzten Species, welche ohne Zweifel schon den ältesten Bewohnern Japans ein wichtiges Nahrungs- mittel lieferten, sind im Laufe der Zeit eine Reihe anderer, theils aus China, theils vom Malayischen Archipel her eingeführt worden, deren Anbau und Verwendung entweder durch die klimatischen Verhältnisse besonders bedingt, oder durch eine eigene Geschmacksrichtung her- vorgerufen und gefördert wurde. Der Japaner bevorzugt vor allem die süsslich schmeckenden Knollen mehrerer Araceen, insbesondere des Taro, sowie der Batate, und cultiviert sie dem entsprechend in grösserem Umfang, als alle übrigen. Folgen wir jedoch mehr der natürlichen Ordnung, so sind hier hervorzuheben: 1) Die Lotuspflanze, jap. Hasu und Renge genannt (Nelumbo nucifera Gaertn., Nelumbium speciosum Wild., Nymphaea nucifera L.). Ihre Heimath ist das indische Monsungebiet, woselbst sie erst dem Çiva, später Buddha geheiligt war. Ob Buddhistische Priester sie dann nach den Ländern des chinesischen Culturkreises verpflanzten, oder ob sie hier bereits früher einheimisch war, ist schwer zu ergrün- den, doch neige ich bezüglich Japans zur ersten Annahme. Sicher findet man sie gegenwärtig sowohl in China, als auch in Japan nirgends wild wachsend, dagegen viel in Teichen angebaut, theils ihrer herrlichen Blüthen wegen, theils zur Gewinnung ihrer essbaren Rhizome, in Japan Renkon genannt, oder endlich der ölreichen Nüsse halber.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/94>, abgerufen am 28.03.2024.