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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748.

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Die Geschichte
Der sechsszehente Brief
von
Fräulein Clarissa Harlowe an Fräulein
Howe.

(vor Empfang des vorigen geschrieben.)


Jch habe einen harten Tag gehabt: eine Ver-
suchung über die andere! eine Unterredung
über die andere! Welches Gesetz, welche Ceremo-
nie, kan jemanden ein Anrecht an ein solches
Hertz geben, das unter allen Geschöpfen GOttes
kein eintziges so verabscheuet, als ihn?

Jch hoffe, daß meine Mutter etwas zu meinem
Besten ausrichten wird. Jch will Jhnen alles
schreiben, wenn ich auch die gantze Nacht aufsi-
tzen solte: denn ich habe sehr viel zu schreiben, und
wollte gern in meiner Erzählung so umständlich
seyn, als möglich ist.

Jn meinem letzten Briefe erwähnte ich nur eil-
fertig und voller Schrecken, die Besorgniß in die
mich einige zwischen meiner Mutter und ihrer
Schwester gefallene Worte setzten, die meine
Hannichen gehört hatte. Jch brauche Jhnen
hievon nichts zu erzählen: denn ich werde Jhnen
jetzt ausführliche Nachricht von dem geben, was
ich selbst in wenigen Stunden mit meiner Mutter
habe reden müssen. Und in diesem ist alles ent-
halten, was mir Hannichen erzählte.

Jch
Die Geſchichte
Der ſechsszehente Brief
von
Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein
Howe.

(vor Empfang des vorigen geſchrieben.)


Jch habe einen harten Tag gehabt: eine Ver-
ſuchung uͤber die andere! eine Unterredung
uͤber die andere! Welches Geſetz, welche Ceremo-
nie, kan jemanden ein Anrecht an ein ſolches
Hertz geben, das unter allen Geſchoͤpfen GOttes
kein eintziges ſo verabſcheuet, als ihn?

Jch hoffe, daß meine Mutter etwas zu meinem
Beſten ausrichten wird. Jch will Jhnen alles
ſchreiben, wenn ich auch die gantze Nacht aufſi-
tzen ſolte: denn ich habe ſehr viel zu ſchreiben, und
wollte gern in meiner Erzaͤhlung ſo umſtaͤndlich
ſeyn, als moͤglich iſt.

Jn meinem letzten Briefe erwaͤhnte ich nur eil-
fertig und voller Schrecken, die Beſorgniß in die
mich einige zwiſchen meiner Mutter und ihrer
Schweſter gefallene Worte ſetzten, die meine
Hannichen gehoͤrt hatte. Jch brauche Jhnen
hievon nichts zu erzaͤhlen: denn ich werde Jhnen
jetzt ausfuͤhrliche Nachricht von dem geben, was
ich ſelbſt in wenigen Stunden mit meiner Mutter
habe reden muͤſſen. Und in dieſem iſt alles ent-
halten, was mir Hannichen erzaͤhlte.

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[152/0172] Die Geſchichte Der ſechsszehente Brief von Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein Howe. (vor Empfang des vorigen geſchrieben.) Freytags den 3. Maͤrtz. Jch habe einen harten Tag gehabt: eine Ver- ſuchung uͤber die andere! eine Unterredung uͤber die andere! Welches Geſetz, welche Ceremo- nie, kan jemanden ein Anrecht an ein ſolches Hertz geben, das unter allen Geſchoͤpfen GOttes kein eintziges ſo verabſcheuet, als ihn? Jch hoffe, daß meine Mutter etwas zu meinem Beſten ausrichten wird. Jch will Jhnen alles ſchreiben, wenn ich auch die gantze Nacht aufſi- tzen ſolte: denn ich habe ſehr viel zu ſchreiben, und wollte gern in meiner Erzaͤhlung ſo umſtaͤndlich ſeyn, als moͤglich iſt. Jn meinem letzten Briefe erwaͤhnte ich nur eil- fertig und voller Schrecken, die Beſorgniß in die mich einige zwiſchen meiner Mutter und ihrer Schweſter gefallene Worte ſetzten, die meine Hannichen gehoͤrt hatte. Jch brauche Jhnen hievon nichts zu erzaͤhlen: denn ich werde Jhnen jetzt ausfuͤhrliche Nachricht von dem geben, was ich ſelbſt in wenigen Stunden mit meiner Mutter habe reden muͤſſen. Und in dieſem iſt alles ent- halten, was mir Hannichen erzaͤhlte. Jch

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/172>, abgerufen am 28.03.2024.