Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Geschichte
"sam ist an der ihnen und der gantzen Familie
"so viel gelegen ist. Man giebt euch den Rath,
"Fräulein, euch durch den Gottesdienst auf eu-
"rer Cammer zu erbauen: und ich wünsche, daß
"dieser einen guten Einfluß in das Gemüthe ei-
"nes so hartnäckigen und ungehorsamen Kindes
"haben möge, als ich bisher ausser euch noch nicht
"gesehen habe. Den Zweck hievon will ich euch
"nicht verhalten: es ist dieser, daß ihr mö-
"get gekräncket und eben hiedurch gezwungen
"werden, Gehorsam zu leisten. Unsere Nach-
"barn, bey denen ihr in gutem Ansehen zu ste-
"hen wünschet, wissen schon von eurem Trotz.
"Wenn ihr also wahrhaftig für euren guten
"Namen besorgt seyd, so zeiget diese Sorge
"auf die rechte Art und Weise: denn noch ist
"es in eurer Gewalt, ihn zu erhalten, oder zu
"verlieren.

Jacob Harlowe.

So hat mich mein Bruder in sein Garn be-
kommen; und es geht mir als einem tummen
Vögelchen, das die Schlinge dichter zuziehet,
je mehr es sich loszumachen suchet.

Der

Die Geſchichte
„ſam iſt an der ihnen und der gantzen Familie
„ſo viel gelegen iſt. Man giebt euch den Rath,
„Fraͤulein, euch durch den Gottesdienſt auf eu-
„rer Cammer zu erbauen: und ich wuͤnſche, daß
„dieſer einen guten Einfluß in das Gemuͤthe ei-
„nes ſo hartnaͤckigen und ungehorſamen Kindes
„haben moͤge, als ich bisher auſſer euch noch nicht
„geſehen habe. Den Zweck hievon will ich euch
„nicht verhalten: es iſt dieſer, daß ihr moͤ-
„get gekraͤncket und eben hiedurch gezwungen
„werden, Gehorſam zu leiſten. Unſere Nach-
„barn, bey denen ihr in gutem Anſehen zu ſte-
„hen wuͤnſchet, wiſſen ſchon von eurem Trotz.
„Wenn ihr alſo wahrhaftig fuͤr euren guten
„Namen beſorgt ſeyd, ſo zeiget dieſe Sorge
„auf die rechte Art und Weiſe: denn noch iſt
„es in eurer Gewalt, ihn zu erhalten, oder zu
„verlieren.

Jacob Harlowe.

So hat mich mein Bruder in ſein Garn be-
kommen; und es geht mir als einem tummen
Voͤgelchen, das die Schlinge dichter zuziehet,
je mehr es ſich loszumachen ſuchet.

Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <floatingText>
          <body>
            <p><pb facs="#f0272" n="252"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Die Ge&#x017F;chichte</hi></hi></fw><lb/>
&#x201E;&#x017F;am i&#x017F;t an der ihnen und der gantzen Familie<lb/>
&#x201E;&#x017F;o viel gelegen i&#x017F;t. Man giebt euch den Rath,<lb/>
&#x201E;Fra&#x0364;ulein, euch durch den Gottesdien&#x017F;t auf eu-<lb/>
&#x201E;rer Cammer zu erbauen: und ich wu&#x0364;n&#x017F;che, daß<lb/>
&#x201E;die&#x017F;er einen guten Einfluß in das Gemu&#x0364;the ei-<lb/>
&#x201E;nes &#x017F;o hartna&#x0364;ckigen und ungehor&#x017F;amen Kindes<lb/>
&#x201E;haben mo&#x0364;ge, als ich bisher au&#x017F;&#x017F;er euch noch nicht<lb/>
&#x201E;ge&#x017F;ehen habe. Den Zweck hievon will ich euch<lb/>
&#x201E;nicht verhalten: es i&#x017F;t die&#x017F;er, daß ihr mo&#x0364;-<lb/>
&#x201E;get gekra&#x0364;ncket und eben hiedurch gezwungen<lb/>
&#x201E;werden, Gehor&#x017F;am zu lei&#x017F;ten. Un&#x017F;ere Nach-<lb/>
&#x201E;barn, bey denen ihr in gutem An&#x017F;ehen zu &#x017F;te-<lb/>
&#x201E;hen wu&#x0364;n&#x017F;chet, wi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chon von eurem Trotz.<lb/>
&#x201E;Wenn ihr al&#x017F;o wahrhaftig fu&#x0364;r euren guten<lb/>
&#x201E;Namen be&#x017F;orgt &#x017F;eyd, &#x017F;o zeiget die&#x017F;e Sorge<lb/>
&#x201E;auf die rechte Art und Wei&#x017F;e: denn noch i&#x017F;t<lb/>
&#x201E;es in eurer Gewalt, ihn zu erhalten, oder zu<lb/>
&#x201E;verlieren.</p><lb/>
            <closer>
              <salute> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">Jacob Harlowe.</hi> </hi> </salute>
            </closer>
          </body>
        </floatingText><lb/>
        <p>So hat mich mein Bruder in &#x017F;ein Garn be-<lb/>
kommen; und es geht mir als einem tummen<lb/>
Vo&#x0364;gelchen, das die Schlinge dichter zuziehet,<lb/>
je mehr es &#x017F;ich loszumachen &#x017F;uchet.</p>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Der</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[252/0272] Die Geſchichte „ſam iſt an der ihnen und der gantzen Familie „ſo viel gelegen iſt. Man giebt euch den Rath, „Fraͤulein, euch durch den Gottesdienſt auf eu- „rer Cammer zu erbauen: und ich wuͤnſche, daß „dieſer einen guten Einfluß in das Gemuͤthe ei- „nes ſo hartnaͤckigen und ungehorſamen Kindes „haben moͤge, als ich bisher auſſer euch noch nicht „geſehen habe. Den Zweck hievon will ich euch „nicht verhalten: es iſt dieſer, daß ihr moͤ- „get gekraͤncket und eben hiedurch gezwungen „werden, Gehorſam zu leiſten. Unſere Nach- „barn, bey denen ihr in gutem Anſehen zu ſte- „hen wuͤnſchet, wiſſen ſchon von eurem Trotz. „Wenn ihr alſo wahrhaftig fuͤr euren guten „Namen beſorgt ſeyd, ſo zeiget dieſe Sorge „auf die rechte Art und Weiſe: denn noch iſt „es in eurer Gewalt, ihn zu erhalten, oder zu „verlieren. Jacob Harlowe. So hat mich mein Bruder in ſein Garn be- kommen; und es geht mir als einem tummen Voͤgelchen, das die Schlinge dichter zuziehet, je mehr es ſich loszumachen ſuchet. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/272
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/272>, abgerufen am 19.04.2024.