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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748.

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Die Geschichte

Da das vorhin erwähnte Gut eigentlich von mir
selbst erworben ist: und meine drey Söhne ausser-
ordentlich glücklich gewesen, und zu grossem Reich-
thum gelanget sind; der älteste nemlich durch die
unerwartete und reiche Ausbeute der neuen Berg-
wercke; der zweyte, durch die Erbschafften, so er
von seiner Frauen Verwandten erhalten, des so
beträchtlichen Heyraths-Guts nicht zu gedencken;
und Anton durch seinen Ost-Jndischen Handel
und glücklich ausgefallene Reisen: da ferner mein
Enckel Jacob durch seine gütige Pathe, Frau
Lovells, hinlänglich versorget werden wird, wel-
che in Ermangelung naher Anverwandten mich
versichert hat, daß sie so wohl durch eine Schen-
ckung unter dcn Lebendigen als durch ihren letzten
Willen ihm ihre Güter in Schottland und Eng-
land zuzuwenden gesinnet sey; (denn, GOtt sey
Danck, wenig Familien sind in allen ihren Zwei-
gen so glücklich gewesen, als die meinige) da al-
lem Ansehen nach mein zweyter Sohn Jacob
meinem Enckel und Enckelin Arabella dasjenige
ersetzen wird, was ihnen durch diesen meinen letz-
ten Willen entgehet, (denn ich verlange im ge-
ringsten nicht, dieser zu nahe zu treten, habe auch
keine Ursache dazu, denn sie ist stets gehorsahm
und ein Kind von guter Hoffnung gewesen) da
meine Söhne Johann und Anton nicht geneigt
scheinen, sich zu verheyrathen, und folglich mein
Sohn Jacob allein mit Leibes-Erben geseegnet
ist, und Hoffnung hat, das Geschicht fortzusetzen:
da ich alles dieses in Erwegung gezogen, und da

mei-
Die Geſchichte

Da das vorhin erwaͤhnte Gut eigentlich von mir
ſelbſt erworben iſt: und meine drey Soͤhne auſſer-
ordentlich gluͤcklich geweſen, und zu groſſem Reich-
thum gelanget ſind; der aͤlteſte nemlich durch die
unerwartete und reiche Ausbeute der neuen Berg-
wercke; der zweyte, durch die Erbſchafften, ſo er
von ſeiner Frauen Verwandten erhalten, des ſo
betraͤchtlichen Heyraths-Guts nicht zu gedencken;
und Anton durch ſeinen Oſt-Jndiſchen Handel
und gluͤcklich ausgefallene Reiſen: da ferner mein
Enckel Jacob durch ſeine guͤtige Pathe, Frau
Lovells, hinlaͤnglich verſorget werden wird, wel-
che in Ermangelung naher Anverwandten mich
verſichert hat, daß ſie ſo wohl durch eine Schen-
ckung unter dcn Lebendigen als durch ihren letzten
Willen ihm ihre Guͤter in Schottland und Eng-
land zuzuwenden geſinnet ſey; (denn, GOtt ſey
Danck, wenig Familien ſind in allen ihren Zwei-
gen ſo gluͤcklich geweſen, als die meinige) da al-
lem Anſehen nach mein zweyter Sohn Jacob
meinem Enckel und Enckelin Arabella dasjenige
erſetzen wird, was ihnen durch dieſen meinen letz-
ten Willen entgehet, (denn ich verlange im ge-
ringſten nicht, dieſer zu nahe zu treten, habe auch
keine Urſache dazu, denn ſie iſt ſtets gehorſahm
und ein Kind von guter Hoffnung geweſen) da
meine Soͤhne Johann und Anton nicht geneigt
ſcheinen, ſich zu verheyrathen, und folglich mein
Sohn Jacob allein mit Leibes-Erben geſeegnet
iſt, und Hoffnung hat, das Geſchicht fortzuſetzen:
da ich alles dieſes in Erwegung gezogen, und da

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[46/0066] Die Geſchichte Da das vorhin erwaͤhnte Gut eigentlich von mir ſelbſt erworben iſt: und meine drey Soͤhne auſſer- ordentlich gluͤcklich geweſen, und zu groſſem Reich- thum gelanget ſind; der aͤlteſte nemlich durch die unerwartete und reiche Ausbeute der neuen Berg- wercke; der zweyte, durch die Erbſchafften, ſo er von ſeiner Frauen Verwandten erhalten, des ſo betraͤchtlichen Heyraths-Guts nicht zu gedencken; und Anton durch ſeinen Oſt-Jndiſchen Handel und gluͤcklich ausgefallene Reiſen: da ferner mein Enckel Jacob durch ſeine guͤtige Pathe, Frau Lovells, hinlaͤnglich verſorget werden wird, wel- che in Ermangelung naher Anverwandten mich verſichert hat, daß ſie ſo wohl durch eine Schen- ckung unter dcn Lebendigen als durch ihren letzten Willen ihm ihre Guͤter in Schottland und Eng- land zuzuwenden geſinnet ſey; (denn, GOtt ſey Danck, wenig Familien ſind in allen ihren Zwei- gen ſo gluͤcklich geweſen, als die meinige) da al- lem Anſehen nach mein zweyter Sohn Jacob meinem Enckel und Enckelin Arabella dasjenige erſetzen wird, was ihnen durch dieſen meinen letz- ten Willen entgehet, (denn ich verlange im ge- ringſten nicht, dieſer zu nahe zu treten, habe auch keine Urſache dazu, denn ſie iſt ſtets gehorſahm und ein Kind von guter Hoffnung geweſen) da meine Soͤhne Johann und Anton nicht geneigt ſcheinen, ſich zu verheyrathen, und folglich mein Sohn Jacob allein mit Leibes-Erben geſeegnet iſt, und Hoffnung hat, das Geſchicht fortzuſetzen: da ich alles dieſes in Erwegung gezogen, und da mei-

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/66>, abgerufen am 25.04.2024.