Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Geschichte

Mein Sohn! sagte mein Vater ganz ernsthaft.

Es ist gut! antwortete er, und erinnerte mich
von neuen auf eine anzügliche Weise an der Be-
dingung meiner Reise. Dis war das Ende unse-
rer Unterredung.

Wollen Sie mir versprechen, mein Hertz, daß
der so verhaßte Mensch sich Jhrem Hause nicht
nähern soll? Aber wie ungereimt ist dieses? Da
man mir eben deswegen erlaubt, zu Jhnen zu rei-
sen, weil man kein auder Mittel siehet, Herrn
Lovelaces Besuch in unserm eigenen Hause zu
vermeiden. Sollte er aber ja kommen, so bitte
ich Sie recht ernstlich, daß Sie uns nie allein las-
sen wollen.

Jch zweiffele nicht, daß ich von Jhrer Frau
Mutter Erlaubniß erhalten werde, Sie zu besu-
chen. Jch will daher meine Sachen in Ordnung
bringen, und hoffe in zwey oder drey Tagen bey
Jhnen zu seyn. Jndessen verharre ich

Dero treu und ergebenste
Clarissa Harlowe.


Der siebente Brief
von
Fräulein Clarissa Harlowe an Fräulein
Howe.

(Nach ihrer Zurückkunft.)

Jch bitte Sie um Vergebung, daß ich nicht
eher geschrieben habe. Ach, mein Schatz,

es
Die Geſchichte

Mein Sohn! ſagte mein Vater ganz ernſthaft.

Es iſt gut! antwortete er, und erinnerte mich
von neuen auf eine anzuͤgliche Weiſe an der Be-
dingung meiner Reiſe. Dis war das Ende unſe-
rer Unterredung.

Wollen Sie mir verſprechen, mein Hertz, daß
der ſo verhaßte Menſch ſich Jhrem Hauſe nicht
naͤhern ſoll? Aber wie ungereimt iſt dieſes? Da
man mir eben deswegen erlaubt, zu Jhnen zu rei-
ſen, weil man kein auder Mittel ſiehet, Herrn
Lovelaces Beſuch in unſerm eigenen Hauſe zu
vermeiden. Sollte er aber ja kommen, ſo bitte
ich Sie recht ernſtlich, daß Sie uns nie allein laſ-
ſen wollen.

Jch zweiffele nicht, daß ich von Jhrer Frau
Mutter Erlaubniß erhalten werde, Sie zu beſu-
chen. Jch will daher meine Sachen in Ordnung
bringen, und hoffe in zwey oder drey Tagen bey
Jhnen zu ſeyn. Jndeſſen verharre ich

Dero treu und ergebenſte
Clariſſa Harlowe.


Der ſiebente Brief
von
Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein
Howe.

(Nach ihrer Zuruͤckkunft.)

Jch bitte Sie um Vergebung, daß ich nicht
eher geſchrieben habe. Ach, mein Schatz,

es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <pb facs="#f0080" n="60"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Die Ge&#x017F;chichte</hi> </hi> </fw><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Mein Sohn!</hi> &#x017F;agte mein Vater ganz ern&#x017F;thaft.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Es i&#x017F;t gut!</hi> antwortete er, und erinnerte mich<lb/>
von neuen auf eine anzu&#x0364;gliche Wei&#x017F;e an der Be-<lb/>
dingung meiner Rei&#x017F;e. Dis war das Ende un&#x017F;e-<lb/>
rer Unterredung.</p><lb/>
        <p>Wollen Sie mir ver&#x017F;prechen, mein Hertz, daß<lb/>
der &#x017F;o verhaßte Men&#x017F;ch &#x017F;ich Jhrem Hau&#x017F;e nicht<lb/>
na&#x0364;hern &#x017F;oll? Aber wie ungereimt i&#x017F;t die&#x017F;es? Da<lb/>
man mir eben deswegen erlaubt, zu Jhnen zu rei-<lb/>
&#x017F;en, weil man kein auder Mittel &#x017F;iehet, Herrn<lb/>
L<hi rendition="#fr">ovelaces</hi> Be&#x017F;uch in un&#x017F;erm eigenen Hau&#x017F;e zu<lb/>
vermeiden. Sollte er aber ja kommen, &#x017F;o bitte<lb/>
ich Sie recht ern&#x017F;tlich, daß Sie uns nie allein la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en wollen.</p><lb/>
        <p>Jch zweiffele nicht, daß ich von Jhrer Frau<lb/>
Mutter Erlaubniß erhalten werde, Sie zu be&#x017F;u-<lb/>
chen. Jch will daher meine Sachen in Ordnung<lb/>
bringen, und hoffe in zwey oder drey Tagen bey<lb/>
Jhnen zu &#x017F;eyn. Jnde&#x017F;&#x017F;en verharre ich</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">Dero treu und ergeben&#x017F;te<lb/>
Clari&#x017F;&#x017F;a Harlowe.</hi> </hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="2">
        <head><hi rendition="#fr">Der &#x017F;iebente Brief</hi><lb/>
von<lb/><hi rendition="#fr">Fra&#x0364;ulein Clari&#x017F;&#x017F;a Harlowe an Fra&#x0364;ulein<lb/>
Howe.</hi><lb/>
(Nach ihrer Zuru&#x0364;ckkunft.)</head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#et">Harloweburg den 20. Febr.</hi> </dateline><lb/>
        <p><hi rendition="#in">J</hi>ch bitte Sie um Vergebung, daß ich nicht<lb/>
eher ge&#x017F;chrieben habe. Ach, mein Schatz,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">es</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[60/0080] Die Geſchichte Mein Sohn! ſagte mein Vater ganz ernſthaft. Es iſt gut! antwortete er, und erinnerte mich von neuen auf eine anzuͤgliche Weiſe an der Be- dingung meiner Reiſe. Dis war das Ende unſe- rer Unterredung. Wollen Sie mir verſprechen, mein Hertz, daß der ſo verhaßte Menſch ſich Jhrem Hauſe nicht naͤhern ſoll? Aber wie ungereimt iſt dieſes? Da man mir eben deswegen erlaubt, zu Jhnen zu rei- ſen, weil man kein auder Mittel ſiehet, Herrn Lovelaces Beſuch in unſerm eigenen Hauſe zu vermeiden. Sollte er aber ja kommen, ſo bitte ich Sie recht ernſtlich, daß Sie uns nie allein laſ- ſen wollen. Jch zweiffele nicht, daß ich von Jhrer Frau Mutter Erlaubniß erhalten werde, Sie zu beſu- chen. Jch will daher meine Sachen in Ordnung bringen, und hoffe in zwey oder drey Tagen bey Jhnen zu ſeyn. Jndeſſen verharre ich Dero treu und ergebenſte Clariſſa Harlowe. Der ſiebente Brief von Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein Howe. (Nach ihrer Zuruͤckkunft.) Harloweburg den 20. Febr. Jch bitte Sie um Vergebung, daß ich nicht eher geſchrieben habe. Ach, mein Schatz, es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/80
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/80>, abgerufen am 19.04.2024.