"Ruhe unserer Familie wieder hergestellet wer- "den: welches hertzlich wünschet."
"Jhr liebreicher Onckle "Johann Harlowe.
"Sie brauchen nicht weiter zu schreiben, wenn "Sie uns nicht etwan berichten wollen, daß Sie "unser aller Wunsch zu erfüllen geneigt sind."
Soll der Solmes mehr Schrecken, als ich/ empfinden/ wenn er daran denckt/ daß er mich sprechen soll? Jst das möglich? Wenn er nur halb so viel empfände, so würde er nicht verlangen mich zu sehen. Soll dieses bey ihm aus Liebe kommen? Jch glaube es: aus Eigenliebe! Denn eine andere Liebe ken- net er nicht. Die wahre Liebe sucht mehr das Vergnügen dessen, was man liebet, als sein eige- nes. Wie sehr entheiligt er den Nahmen der Liebe, wenn ich ihn nach diesem Satz beurthei- len soll.
Jch soll keine Entschliess[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]n[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] zum vor- aus fassen! Der Rath kommt zu späte.
Von Feder und Dinte soll ich keinen ungeziemenden Gebrauch machen! Jn dem Verstande, wie es die Meinigen nehmen, haben sie mir dieses durch ihr Betragen gegen mich eben so ohnmöglich gemacht, als den vorherge- henden Rath.
An
Die Geſchichte
„Ruhe unſerer Familie wieder hergeſtellet wer- „den: welches hertzlich wuͤnſchet.„
„Jhr liebreicher Onckle „Johann Harlowe.
„Sie brauchen nicht weiter zu ſchreiben, wenn „Sie uns nicht etwan berichten wollen, daß Sie „unſer aller Wunſch zu erfuͤllen geneigt ſind.„
Soll der Solmes mehr Schrecken, als ich/ empfinden/ wenn er daran denckt/ daß er mich ſprechen ſoll? Jſt das moͤglich? Wenn er nur halb ſo viel empfaͤnde, ſo wuͤrde er nicht verlangen mich zu ſehen. Soll dieſes bey ihm aus Liebe kommen? Jch glaube es: aus Eigenliebe! Denn eine andere Liebe ken- net er nicht. Die wahre Liebe ſucht mehr das Vergnuͤgen deſſen, was man liebet, als ſein eige- nes. Wie ſehr entheiligt er den Nahmen der Liebe, wenn ich ihn nach dieſem Satz beurthei- len ſoll.
Jch ſoll keine Entſchlieſſ[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]n[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] zum vor- aus faſſen! Der Rath kommt zu ſpaͤte.
Von Feder und Dinte ſoll ich keinen ungeziemenden Gebrauch machen! Jn dem Verſtande, wie es die Meinigen nehmen, haben ſie mir dieſes durch ihr Betragen gegen mich eben ſo ohnmoͤglich gemacht, als den vorherge- henden Rath.
An
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„Johann Harlowe.
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bey ihm aus Liebe kommen? Jch glaube es:
aus Eigenliebe! Denn eine andere Liebe ken-
net er nicht. Die wahre Liebe ſucht mehr das
Vergnuͤgen deſſen, was man liebet, als ſein eige-
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Liebe, wenn ich ihn nach dieſem Satz beurthei-
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aus faſſen! Der Rath kommt zu ſpaͤte.
Von Feder und Dinte ſoll ich keinen
ungeziemenden Gebrauch machen! Jn dem
Verſtande, wie es die Meinigen nehmen, haben
ſie mir dieſes durch ihr Betragen gegen mich
eben ſo ohnmoͤglich gemacht, als den vorherge-
henden Rath.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/200>, abgerufen am 15.06.2024.
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