Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite


Der zehende Brief
von
Herr Lovelacen an Herrn Joh. Belford.

Herr Lovelace setzt zuerst die Nach-
richt fort, die er in dem sechsten Briefe
angefangen hatte zu geben. Es sind bey
nahe eben die Dinge, welche die Fräu-
lein berichtet hat: es sollen deswegen zu
Vermeydung der Weitläuftigkeit nur die
Stellen seines Briefes ausgezogen wer-
den, die besondere Umstände enthalten,
oder seine Absichten zeigen, oder in de-
nen er seiner muntern Schreib-Art den
Zügel läßt.

Das Absteigen zu S. Albans beschreibt
er also:

Den Leuten, die herbeykamen, konnte man es an
Gesicht und Augen ansehen, daß sie sich
wunderten, als sie ein ungemein artiges Frauen-
zimmer aus dem Wagen steigen sahen, dessen An-
blick etwas vornehmes hatte, und das bey einer
Reise so ordentlich angekleidet war, bey der die
Pferde rauchten und die Bedienten schwitzten.
Jhre Neugierde, und meines Schatzes Unruhe
konnte mir nicht verborgen bleiben. Sie warf
bey dem Aussteigen einen Blick auf ihre Kleidung,
die bey nahe gar keine Kleidung war: sie ließ die

Hand
H 5


Der zehende Brief
von
Herr Lovelacen an Herrn Joh. Belford.

Herr Lovelace ſetzt zuerſt die Nach-
richt fort, die er in dem ſechſten Briefe
angefangen hatte zu geben. Es ſind bey
nahe eben die Dinge, welche die Fraͤu-
lein berichtet hat: es ſollen deswegen zu
Vermeydung der Weitlaͤuftigkeit nur die
Stellen ſeines Briefes ausgezogen wer-
den, die beſondere Umſtaͤnde enthalten,
oder ſeine Abſichten zeigen, oder in de-
nen er ſeiner muntern Schreib-Art den
Zuͤgel laͤßt.

Das Abſteigen zu S. Albans beſchreibt
er alſo:

Den Leuten, die herbeykamen, konnte man es an
Geſicht und Augen anſehen, daß ſie ſich
wunderten, als ſie ein ungemein artiges Frauen-
zimmer aus dem Wagen ſteigen ſahen, deſſen An-
blick etwas vornehmes hatte, und das bey einer
Reiſe ſo ordentlich angekleidet war, bey der die
Pferde rauchten und die Bedienten ſchwitzten.
Jhre Neugierde, und meines Schatzes Unruhe
konnte mir nicht verborgen bleiben. Sie warf
bey dem Ausſteigen einen Blick auf ihre Kleidung,
die bey nahe gar keine Kleidung war: ſie ließ die

Hand
H 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0135" n="121"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#fr">Der zehende Brief</hi><lb/>
von<lb/><hi rendition="#fr">Herr Lovelacen an Herrn Joh. Belford.</hi></head><lb/>
          <p> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">Herr Lovelace &#x017F;etzt zuer&#x017F;t die Nach-<lb/>
richt fort, die er in dem &#x017F;ech&#x017F;ten Briefe<lb/>
angefangen hatte zu geben. Es &#x017F;ind bey<lb/>
nahe eben die Dinge, welche die Fra&#x0364;u-<lb/>
lein berichtet hat: es &#x017F;ollen deswegen zu<lb/>
Vermeydung der Weitla&#x0364;uftigkeit nur die<lb/>
Stellen &#x017F;eines Briefes ausgezogen wer-<lb/>
den, die be&#x017F;ondere Um&#x017F;ta&#x0364;nde enthalten,<lb/>
oder &#x017F;eine Ab&#x017F;ichten zeigen, oder in de-<lb/>
nen er &#x017F;einer muntern Schreib-Art den<lb/>
Zu&#x0364;gel la&#x0364;ßt.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p> <hi rendition="#fr">Das Ab&#x017F;teigen zu S. Albans be&#x017F;chreibt<lb/>
er al&#x017F;o:</hi> </p><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>en Leuten, die herbeykamen, konnte man es an<lb/>
Ge&#x017F;icht und Augen an&#x017F;ehen, daß &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
wunderten, als &#x017F;ie ein ungemein artiges Frauen-<lb/>
zimmer aus dem Wagen &#x017F;teigen &#x017F;ahen, de&#x017F;&#x017F;en An-<lb/>
blick etwas vornehmes hatte, und das bey einer<lb/>
Rei&#x017F;e &#x017F;o ordentlich angekleidet war, bey der die<lb/>
Pferde rauchten und die Bedienten &#x017F;chwitzten.<lb/>
Jhre Neugierde, und meines Schatzes Unruhe<lb/>
konnte mir nicht verborgen bleiben. Sie warf<lb/>
bey dem Aus&#x017F;teigen einen Blick auf ihre Kleidung,<lb/>
die bey nahe gar keine Kleidung war: &#x017F;ie ließ die<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Hand</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121/0135] Der zehende Brief von Herr Lovelacen an Herrn Joh. Belford. Herr Lovelace ſetzt zuerſt die Nach- richt fort, die er in dem ſechſten Briefe angefangen hatte zu geben. Es ſind bey nahe eben die Dinge, welche die Fraͤu- lein berichtet hat: es ſollen deswegen zu Vermeydung der Weitlaͤuftigkeit nur die Stellen ſeines Briefes ausgezogen wer- den, die beſondere Umſtaͤnde enthalten, oder ſeine Abſichten zeigen, oder in de- nen er ſeiner muntern Schreib-Art den Zuͤgel laͤßt. Das Abſteigen zu S. Albans beſchreibt er alſo: Den Leuten, die herbeykamen, konnte man es an Geſicht und Augen anſehen, daß ſie ſich wunderten, als ſie ein ungemein artiges Frauen- zimmer aus dem Wagen ſteigen ſahen, deſſen An- blick etwas vornehmes hatte, und das bey einer Reiſe ſo ordentlich angekleidet war, bey der die Pferde rauchten und die Bedienten ſchwitzten. Jhre Neugierde, und meines Schatzes Unruhe konnte mir nicht verborgen bleiben. Sie warf bey dem Ausſteigen einen Blick auf ihre Kleidung, die bey nahe gar keine Kleidung war: ſie ließ die Hand H 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/135
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/135>, abgerufen am 25.04.2024.